„There’’s more room in a broken heart.“ (Carly Simon: Coming Around Again)
Er lag auf dem Bett wie jemand, der gar nicht vorhatte zu schlafen. Die Hände hinter dem Kopf verschränkt und mit offenen Augen. Seine Tage waren leer wie ein japanischer Zen-Garten, aber voller Ruhe und Gelassenheit. Er bewohnte den ersten Stock eines alten Backsteinhauses. Im Erdgeschoss lag die Kneipe, die er bis vor einigen Jahren betrieben hatte. „Lobotomie 21“. Jetzt war der Rollladen der Eingangstür für immer geschlossen.
Der Hinterhof war von einer verwitterten Mauer umgeben. Am hinteren Ende war eine Werkstatt, der er schon seit Jahren nicht mehr betreten hatte. Neben dem Hoftor war ein Schuppen voller rostigem Trödel. Auf dem Hof stand ein alter Opel Diplomat, der seit zehn Jahren abgemeldet war. Im Hoftor, das aus Holzbrettern bestand, von dem die lindgrüne Farbe abblätterte, war eine kleine Tür eingelassen, durch die er gelegentlich die Straße betrat, wenn er einkaufen ging.
Das Haus lag an den stillgelegten Schienen zwischen einer Großstadt und der Provinz. Unmittelbar an sein Grundstück grenzte ein Gewerbegebiet mit gigantischen fensterlosen Würfeln von Versandhändlern und Logistikzentren. Er sah auf der Straße nur die vielen Lkws, aber keine Menschen, wenn er von seinem Wohnzimmerfenster hinabblickte. Schlafzimmer, Bad und Küche lagen auf der Rückseite des Hauses, vor den Fenstern lagen der Hinterhof und die Gleise.
Eines Tages eröffnete am Ende der Straße eine Imbissbude. Auf dem Weg zum Supermarkt an der Landstraße legte er eine Pause ein, aß eine Currywurst und trank einen Kaffee. Er hörte sich das Fernfahrergequatsche an und plauderte gelegentlich ein paar Takte mit der Würstchenverkäuferin. Sie hieß Emilija und kam aus Lettland. Irgendwann kam er jeden Tag und blieb immer länger. Nachmittags war wenig los und es tat ihm gut, mit einem Menschen zu reden.
Es war im Frühling, als ein Stammgast sich den Spaß erlaubte und zu ihnen sagte: „Ihr würdet ein tolles Paar abgeben.“
Emilija lachte. „Ich brauche keinen Mann.“ Dann warf sie zwei Hände voll Pommes in die Fritteuse.
„Ich interessiere mich nicht für Frauen“, sagte er leise.
Dann sah er Emilija in die Augen.
Am nächsten Tag zog sie bei ihm ein. Es war der Beginn einer wunderbaren Zeit. Sie eröffneten die alte Kneipe wieder. „Trucker’s Delight“ war der neue Name. Das Autowrack verschwand vom Hof und der Schuppen wurde entrümpelt. Morgens duftete es herrlich nach Kaffee, mittags nach Bratwurst. Die Fahrer kamen gerne in das gemütliche Lokal und im Winter hatten sie es warm. Das ist schon die ganze Geschichte. Nichts Besonderes, aber Emilija und ihm gefiel es.
Saint Germain - Sure Thing (feat.John Lee Hooker). https://www.youtube.com/watch?v=y7soACtNgJo
Ah ! Frischgestrichen !
AntwortenLöschenDas las ich mal vor 40 ? (oder so) Jahren in einem Kneipenklo.
Damals gab es noch Klosprüche.
Zum Teil richtig gute.
Kommt mir jetzt auch wieder so vor.
Den Diplo verschrottet? Ja, war'n die denn des Wahnsinns?!
AntwortenLöschenAch was soll`s...
AntwortenLöschenHab früher auch mächtig an alten Kisten geschraubt, auch Opel.
Inzwischen denke ich, was soll diese Materialismus, sein Herz an so einen Blech und Rosthaufen hängen und Jahre seines Lebens an so einen Götzen verschwenden.
Den Ausdruck Götze hab ich übrigens von einem KFZ-Mech. Der kennt viele solche Leute.
Alfa Fahrer, Porsche, ( scheiß Nazi ), Daimler, die in Argentinien Gewerkschaftler um die Ecke brachten. Und so weiter. Automobiles Kulturgut ! Ha !