Samstag, 17. Juni 2017

Was von uns bleibt

Er war wie die Ameise unter dem Kühlschrank: Er diente einer höheren Sache, auch wenn es nicht immer danach aussah.” (Johnny Malta: Nächstes Jahr wird alles besser)
Eine einfache Gedächtnisübung: An welche Ereignisse aus dem Jahr 2012 können Sie sich noch erinnern? Mir fällt spontan ein Urlaub in der Schweiz ein und „Berliner Asche“, ein Roman, den ich in diesem Jahr geschrieben habe. Gerade an die einwöchige Reise habe ich noch gute Erinnerungen. Mit dem Flugzeug nach Zürich, ein Spaziergang durch die sündhaft teure Bankenmetropole. Selbst die Bratwurst am Bahnhof war unglaublich teuer, bevor es mit dem Zug nach St. Moritz weiterging. Im „Weißen Kreuz“ in Bergün stehe ich am Fenster meines Zimmers und sehe, wie in einer Stunde der Ort komplett eingeschneit wird. Am nächsten Tag wandere ich mit meinem Reisegenossen durch das Tal zu einem kleinen Dorf, wo wir die einzigen Gäste in einem Lokal sind. Die alte Witwe, die das Lokal betreibt, setzt sich zu uns und wir plaudern eine Weile. Bei einem anderen Spaziergang, den ich alleine unternehme, komme ich an einem Bauernhaus vorbei, vor dem in einer Art Laufstall aus bunten Plastikteilen zwei neugeborene Kälber stehen. Bei meinem Anblick sind sie so erfreut, dass sie kaum zu halten sind. Ich gehe auf das Grundstück und streichle sie ausgiebig und spreche mit ihnen, obwohl es mir peinlich ist. Aber ich kann nicht anders. Zum Glück hat mich niemand gesehen.
Ansonsten erstmal nichts. Und bei Ihnen? Eine zweite Gedächtnisübung: An welche Mahlzeiten des vergangenen Jahres erinnern Sie sich? Vermutlich nur an zwei oder drei. Richtig tolle Abende mit Freunden, wo es etwas Außergewöhnliches zu essen gab. Wir speichern einen großen Teil unserer Vergangenheit nicht ab, die ganze Routine, die Stunden im Büro oder bei der Hausarbeit, im Auto oder im Supermarkt. Noch nicht einmal uns selbst ist es wichtig genug. Unser Bewusstsein löscht es, so wie nach einer Weile unsere Mails automatisch gelöscht werden. Nur das Ungewöhnliche, die Ausnahme, der besondere Augenblick bleiben uns im Gedächtnis. 99 Prozent unseres Lebens sind schon zu unseren Lebzeiten Asche. Vielleicht ist unsere Existenz bedeutungsloser als wir denken?
Animotion – Obsession. https://www.youtube.com/watch?v=ACPXOufElKU

5 Kommentare:

  1. Ich erinnere mich vor allem noch an eine Mahlzeit im letzten Jahr. Es gab mexikanisches Essen. Naja, einen Teil habevich wieder vergessen.

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    1. (Tatsächlich erinnere ich mich an relativ viele Mahlzeiten 2016. Und für 2012 müsste ich zur Gedächtnisstütze mal im Blog nachsehen....)

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    2. Habe ich jetzt gewonnen? Johnny Malta meinte, es gäbe einen Bierkrug.

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    3. Ich kann mich an einen TexMex-Abend erinnern, der in einem Ouzo-Inferno endete. Den Krug kannst du dir gerne in der Redaktion abholen ;o)))

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  2. Seltsam ist es,
    daß wir in schlimmen Tagen uns die vergangenen glücklichen sehr lebhaft vergegenwärtigen können;
    hingegen in guten Tagen die schlimmen nur sehr unvollkommen und kalt.

    Arthur Schopenhauer
    (1788 - 1860)


    ... und GEWINNEN will ICH - hier - endlich auch mal WAS !!! *zwinkerndUNDaugenrollenddaufeinPreisrätselgibbel...aberzackiiischJETZT*

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