Montag, 8. September 2025

Postmodernistische Belastungsstörung

 

Blogstuff 1188

Traum: Ich bin ein paar Tage bei einem Freund zu Besuch, der auf dem Land lebt. Als ich durch das Dorf spaziere, habe ich eine Idee für einen Text, aber ich habe kein Notizbuch dabei. Auf einer Gartenmauer finde ich ein Stück Kreide, das Kinder zurückgelassen haben, nachdem sie die Straße mit einem bunten Bild bemalt hatten. Ich notiere auf dem Bürgersteig Stichworte für die Geschichte, die Dialoge usw. Ich gehe weiter, schreibe wieder und so hinterlasse ich vor vielen Häusern meine Spuren. Am nächsten Tag komme ich mit meinem Notizbuch zurück, schreibe die Stichworte auf und mache ganze Sätze daraus. Vor manchen Häusern hat man meine Schrift mit Wasser abgewaschen. Ein Polizist in Zivil spricht mich an. Ein Hausbesitzer, der mich beobachtet hatte, habe ihn angerufen. Er habe sich Sorgen gemacht, ich würde Häuser für Einbrüche markieren und meine Worte seien sogenannte Gaunerzinken. Ich erkläre ihm den Hintergrund und er lacht. Er habe sich den ganzen Tag Gedanken gemacht und sogar einen Bericht geschrieben. Ich bitte ihn, mir diesen Bericht zu zeigen. Er wolle ihn mir per Mail schicken, sagt er. Dann wache ich auf.

Neulich bin ich in einem Artikel mal wieder über den Begriff Spätmoderne gestolpert. Ich wollte mich ja nicht mehr aufregen … Epochenbegriffe lassen sich zeitlich nicht auf das Jahr genau einordnen. Allgemein hat sich die Einschätzung durchgesetzt, die Moderne beginne um 1800, als die Industrialisierung (Stichwort: industrielle Revolution) die Gesellschaft verändert. Die Zeit zwischen Mittelalter und Moderne wird Frühneuzeit oder Frühmoderne genannt (Stichworte: Buchdruck, Reformation, Entdeckung Amerikas). Wir leben also seit über zweihundert Jahren in der Moderne und ich sehe keinen Grund, neue Epochen auszurufen. Die technologische Entwicklung geht auch zu meinen Lebzeiten immer weiter (Stichworte: Mondlandung, Internet, Playstation, KI). Der Begriff Spätmoderne impliziert, die Moderne ginge gerade zu Ende. Woher soll man das wissen? Keiner kennt die Zukunft. Noch idiotischer ist nur der Begriff Postmoderne, der davon ausgeht, wir hätten die Moderne schon hinter uns. Haben wir nicht.

Das T-Shirt „20 Jahre Merchandising-Stand auf der Wichtelbacher Kerb“ verkauft sich unglaublich gut (7 Stück).

Ich bin so alt, ich mache noch Witze wie Marlon Brandy oder Clark Gabel, die Leute unter fünfzig gar nicht mehr verstehen.

„Fuck the Facts“ fällt mir ein. Google. Natürlich gibt es schon eine kanadische Grindcore-Band gleichen Namens.

In vielen Städten gibt es Döner zu Kampfpreisen von 3,50 bis 4,50 €. Döner-Experte Eberhard Seidel sieht in fallenden Dönerpreisen ein Zeichen der Wirtschaftskrise, da gerade arme Menschen häufiger Döner essen. Sinkt damit nicht zugleich auch die Profitrate und wir können von einer Krise des Kapitalismus sprechen? Bei solchen Preisen zahlen die Dönerbuden jedenfalls drauf, sagen die Besitzer.

Die Döner-Dialektik: Preiskampf an der Imbissbude | taz.de

2 Kommentare:

  1. "Stichworte: Buchdruck, Reformation ..."
    Spaltungsmoderne? Ein kleiner Teil der Bevölkerung arbeitet am Fortschritt jedweder Form, Der große Rest verblödet dank Technologie via Smartphone zusehends.

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    1. Früher ist der große Rest eben auf dem Acker verblödet. Der Buchdruck war zunächst auch nur für eine kleine Minderheit, die lesen konnte, ein Fortschritt. Gleiches gilt für den im 15. Jahrhundert beginnenden Seehandel mit Amerika, Afrika und Asien. Pfeffer hatten lange Zeit nur die Pfeffersäcke.

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