Dienstag, 16. September 2025

Wir brauchen mehr Einwanderer


Das Beispiel USA zeigt, wie schnell eine multikulturelle und multiethnische Gesellschaft kippen kann, wenn rechtsradikale Ideologen an die Macht kommen und ihre rassistische Ideologie in die Tat umsetzen können. Trump lässt Menschen jagen, ohne richterlichen Beschluss in Lager stecken oder deportieren. Das Ergebnis: Spaltung der Gesellschaft und ökonomischer Schaden.

In Deutschland will die AfD dieselben Methoden anwenden und nennt es „Remigration“. Knapp ein Viertel der Bevölkerung dieses Landes hat einen Migrationshintergrund, manchmal ist es ein Elternteil, manchmal beide Eltern, andere wiederum sind gerade erst in dieses Land gekommen. Würde man ihnen allen mit Abschiebung drohen, würde man jeden einzelnen von ihnen ausgrenzen, wären Jahrzehnte der Integration mit einem Schlag zerstört. Die Gesellschaft wäre nicht nur entlang kultureller und ethnischer Unterschiede gespalten, auch die autochthone Bevölkerung würde sich in Befürworter und Gegner dieser Politik spalten.

Gerade die Zuwanderer sind im Vergleich zur alteingesessenen Bevölkerung im Durchschnitt jünger und leistungsfähiger. Sie suchen sich Arbeit, für die sich kaum noch Deutsche finden lassen: Gastronomie, Hotellerie, Handel, Landwirtschaft, Baugewerbe, Pflege oder Industrie. Man stelle sich vor, wir würden auf einen Schlag ein Viertel unserer Arbeitskräfte verlieren. Das BIP und die Steuereinnahmen gingen nicht nur um ein Viertel zurück, die gesamte Wirtschaft würde sich nicht mehr von diesem Verlust an Arbeitskräften und Konsumenten erholen.

Aber es gibt auch juristische Hindernisse, von denen der rechtsextremistische Stammtisch nichts weiß. Viele Migranten sind längst deutsche Staatsbürger, außerdem gibt es innerhalb der EU Niederlassungsfreiheit und Arbeitnehmerfreizügigkeit. Man kann nicht einfach Franzosen oder Griechen zurück in ihre Herkunftsländer schicken. Viele gehen sowieso schon jetzt. Zum ersten Mal seit über dreißig Jahren ist beispielsweise das Wanderungssaldo zwischen Deutschland und Polen negativ. 82.000 Polen kamen 2024, 90.000 gingen. Grund: Rezession in Deutschland, wachsender Lebensstandard und bessere Jobchancen in Polen.    

Von der kulturellen Bereicherung durch andere Menschen brauchen wir erst gar nicht zu reden. Man stelle sich nur vor, es gäbe in Deutschland nur deutsches Essen und deutsche Musik. Dort, wo die AfD die Mehrheitsmeinung vertritt und man Migranten als unerwünschte Fremde betrachtet, sinken die Einwohnerzahl und die Wirtschaftsleistung. Wer sich jetzt über einen Rückgang der Asylanträge freut und von Dobrindts „Erfolg“ spricht, hat noch nicht begriffen, dass Deutschland längst im globalen Konkurrenzkampf um Fachkräfte steht. Wenn die geburtenstarken Boomer-Jahrgänge in Rente gehen, fallen bis 2039 knapp ein Drittel der jetzigen Arbeitskräfte weg. Es werden die Kinder der Aldi-Kassiererin und des Paketzustellers sein, die wir hier zu Fachkräften ausbilden und die diese Lücke schließen.

PS: Gerade wurden von Auswanderern die freundlichsten Städte der Welt gewählt. Letzter Platz: München, vorletzter Platz: Hamburg, drittletzter Platz: Berlin, viertletzter Platz: Frankfurt. Noch Fragen?

 

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