Ein warmer Frühlingstag, ich
sitze bei einem Glas Muskateller vor dem Gasthaus und erörtere mit dem Wirt die
aktuelle Lage in der Bundesliga, als die Vorhut eintrifft. Es ist die besorgte
Mutter, die vom Bürgersteig aus nach glutenfreien Gerichten für ihre
allergische Tochter fragt. Erleichtert über den positiven Bescheid des Wirts
zieht sie sich zurück, um fünfzehn Minuten später mit der Tochter und der Oma
die Außengastronomie zu betreten.
Die Tochter ist in der
Spätpubertät. Ihr hellbraunes Haar hat sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie
trägt einen grauen Kaschmirpullover, einen knöchellangen Rock mit
schwarz-grauem Karomuster und flache, schwarzglänzende Lackschuhe mit einer
breiten Silberschnalle. Die Mutter fragt die Tochter, an welchem Tisch sie
sitzen möchte. Sie schaut sich eine Weile um und entscheidet sich schließlich
für den Tisch, vor dem sie gerade stehen. Nun darf sie sich als Erste den Platz
aussuchen. Sie setzt sich auf den ersten Stuhl, schaut sich nach links und
rechts um, überlegt einen Augenblick und steht wieder auf. So geht es reihum,
während Mutter und Großmutter geduldig stehen bleiben und zuschauen. Zu viel
Sonne, fehlender Ausblick, zu nah an der Mauer. Der ganze Tisch geht überhaupt
nicht.
Die Prinzessin wählt den
nächsten Tisch aus, der halb im Schatten steht. Es ist ein kleiner runder
Tisch, perfekt für drei Personen. Das Spiel beginnt von vorne. Alle drei Plätze
werden mit hoher Konzentration geprüft, ein Blick nach links, ein Blick nach
rechts, während alle warten, inzwischen sogar ich. Dann kommt dem Wirt die
rettende Idee. Er fährt die Markise aus, sodass der ganze Tisch im Schatten
ist. Der Schwan lässt sich gnädig nieder und endlich kann sich auch der Rest
der Familie setzen.
Der Wirt bringt die Speisekarte.
Zum Glück bietet er mittags nur fünf Gerichte an. Madame entscheidet sich nach
einer längeren Erörterung der Optionen für den Lachs und beschäftigt sich ab
diesem Augenblick mit ihrem Handy. Kommunikative Anbahnungsversuche werden
mürrisch und ohne aufzublicken mit knappen Antworten beschieden. Während ich
mich den Ochsenbäckchen mit Semmelknödel widme, erfahre ich aus ihrem Gespräch,
dass die Familie auf den Umzugswagen wartet. Die Tochter wird in den
wunderschönen Altbau auf der anderen Straßenseite einziehen. Leider, so klagt
sie, nur in eine Wohnung im Hinterhaus. Warum hat man diesem bedauernswerten
Kind eine so armselige Unterkunft gekauft?
Im Ruhrpott spricht man von "Bratzen".
AntwortenLöschenHabe genug Erfahrung mit dieser Generation.
Vor allem im Berufsleben, wenn die dann noch Ingenieurinnen geworden sind.
Sagenhaft.
Sofort Chef. Die absolute Impertinenz.
Und die Vorgesetzten wixen sich einen wenn die dann sofort den Kleinkrieg beginnen. Weil dann reiben sich die Mitarbeiter schön gegenseitig auf.
Divide et impera.
Arschlöcher, die ganze Bande.
Das arme Mädchen. Da muss man doch etwas tun!
AntwortenLöschenMan sollte ein Spendenkonto für sie einrichten.
LöschenJa genau. Mit meiner Kontonummer.
AntwortenLöscheneigentlich ist sie wirklich arm, sie konnte dank ihrer familie kein sozialverhalten lernen. so wird sie ohne nachschulung immer eine last für alle sein. warum sagt ihr nicht mal eine/ einer bescheid? mutter und tochter brauchen eine klare ansage falls sie andere belästigen oder behindern. vielleicht ginge es mit konsequenter freundlichkeit und freundlicher konsequenz? ironie?
AntwortenLöschenVon aussen geht da gar nichts. Allein das Leben, die alte Machete, ist zum Eingreifen legitimiert.
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