Samstag, 20. August 2016

Lob und Tadel

„Manchmal stelle ich mir vor, wie der Kantinenkoch die Schnitzel in seinen Achselhöhlen paniert, damit dieser einzigartige Geschmack entsteht.“ (Horst Hutzel)
Restaurant-Tipp: Der begnadete Koch und Entertainer aus Niederbayern heißt Bauer mit Nachnamen und hat sein Restaurant konsequenterweise „LandWirt“ genannt. Kleine Karte, großartige Zutaten, selbstgebackenes Brot und selbstgemachte Butter als Gruß aus der Küche – und plötzlich wird ein schlichtes Butterbrot zur Delikatesse. Das ist Understatement und zugleich die wortlose Präsentation der kulinarischen Philosophie des Lokals: Wenn man ganz einfache Dinge hervorragend zubereitet, hebt man sie aus ihrer unverschuldeten Banalität empor. Falscher Hase und Ochsenbäckchen, Wirsingroulade und Merguez. Keine Pommes frites, keine Kroketten, keine Country Potatoes. Zum Nachtisch gibt es selbstgebackenen Kuchen. Ludwig Bauer hat früher im „Brecht’s“ für Leute wie Claus Peymann oder Helmut Schmidt gekocht, der sich nach dem Essen eine Zigarette angezündet hat. Was macht man in diesem Fall? Einen Aschenbecher bringen. Helmut Schmidt, der letzte echte Raucher, der überall in Deutschland geraucht hat - der John Wayne der Mentholzigarette. Wulff kam als Bundespräsident, drei Security-Typen checkten die Küche und die Fluchtwege, bevor Prinz Valium sich einen Teller Gnocchi bringen ließ. Mir kredenzt der „LandWirt“ Steinpilze mit Scampi auf schwarzen Linsen mit hausgemachtem Knoblauchöl. So gut habe ich in diesem Jahr noch nicht gegessen. Regensburger Straße im Norden Schönebergs, einen oder zwei Steinwürfe vom KaDeWe entfernt.
Restaurant-Warnung: Das „Ming-Dynastie“ an der Jannowitzbrücke gegenüber der chinesischen Botschaft gilt als eins der besseren China-Restaurants Berlins. Daher dachte ich, man kann mit der Filiale im Europa-Center am Breitscheidplatz nichts falsch machen, zumal ein günstiges Mittagesbuffet für 9,80 € angeboten wurde. Doch, man kann. Fehler süß-sauer! Fehler kantonesischer Art! Gong Bao-Fehler! Schlechtes Fleisch voller tückischer Knochensplitter (auf diese Weise habe ich mal in der Chinatown von San Francisco ein Stück Zahn verloren, schießt es mir nach dem ersten Bissen durch den Kopf), selbst die Nudeln sind mies und das Tofu nicht zum Aushalten. Und dann pflaumt mich dieser kaum tischhohe, steinalte REISFRESSER in seinem Lakaienkostüm noch an, ich solle die Knochen, den Atommüll und andere nahrungsferne Gegenstände, die ich im Essen finde, nicht auf eine Serviette legen, sondern mir einen Extra-Teller holen! Kann es noch schlimmer kommen? Ja, es kann. Denn in diesem Augenblick betritt eine chinesische Reisegesellschaft das Lokal. Anyone left in Shanghai? Und schon kämpfe ich Mann gegen Mann mit dem Leiter der Traktorenfabrik „Roter Oktober“ um das letzte Stück Wassermelone. Am Ende werde ich beim Wechselgeld noch um einen Euro beschissen, aber da war mir auch schon alles egal.
P.S.: Ganz ausgezeichnet war jedoch das Tagliata di manzo auf Rucola mit Parmesan, das ich im Rahmen einer privaten Grillparty in Kreuzberg genossen habe.
Nick Straker Band – A Walk In The Park. https://www.youtube.com/watch?v=NT4zZLlmiwc

2 Kommentare:

  1. Zwei Komponenten-Gerichte, wie Butterbrot, sind der korrekte Anfang. Die meisten fangen beim Lavendelblütendekor an.

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  2. Zwei Komponenten-Gerichte, wie Butterbrot, sind der korrekte Anfang. Die meisten fangen beim Lavendelblütendekor an.

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