Dienstag, 3. Juli 2012

Bernd

Sein Schnarchen schwillt an und ab wie eine pervers gewordene Meeresbrandung. Es begleitet uns den ganzen Abend, während wir vor dem Fernseher sitzen. Aber am schlimmsten ist es, wenn sein Schnarchen für ein paar Augenblicke aussetzt. Wir schauen uns an und wenn es länger dauert, beginnen wir, uns Sorgen zu machen. Wir haben schon lange nichts mehr gehört. Soll jemand ins Nachbarzimmer gehen und nachschauen? Den Notarzt rufen? Oder gleich den Abdecker?! Aber dann werden wir Ohrenzeuge eines gewaltigen Röchelns, eines Grindwals würdig, der aus dem Ozean steigt, ein Schnorchellaut, der dem Kreidezeitalter zur Ehre gereicht hätte, Assoziationen von Flusspferden und Panzernashörnern wabern durchs ständig vor sich hindenkende Bewusstsein, und alsbald ist er nach einhelliger Meinung wieder unter den Lebenden. Und so versinken wir mit dem ewigen Rauschen eines besinnungslosen Trinkers wieder in den Anblick des elektronischen Lagerfeuers.

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