Outdoor-Malotzke war meine
Rettung. Vor drei Monaten hatte ich meine Wohnung verloren. Für eine neue
Wohnung hatte ich kein Geld. Die Mieten sind nicht nur unverschämt, sie sind
menschenfeindlich. Als ich mir bei Outdoor-Malotzke ein Zelt für mein
zukünftiges Leben als Obdachloser kaufen wollte, kam mir die Idee. Warum ein
Zelt kaufen und aufbauen, wenn doch in den Verkaufsräumen das perfekte Zelt
steht?
Kurz vor Geschäftsschluss ging
ich in das riesige Outdoor-Kaufhaus, wo Bürolurche Sachen kaufen, die sie in
Wirklichkeit nie brauchen werden, weil sie das Leben in der freien Natur nicht
lange ertragen können. Man sieht in den kleinsten Parkanlagen Menschen mit
Nordic-Walking-Stöcken, Multifunktionsbekleidung und Hochgebirgsrucksäcken, auf
die Reinhold Messner neidisch gewesen wäre.
Als ich allein bin, krieche ich
in das schönste Zelt und ziehe den Reißverschluss zu. Das Personal verlässt das
Geschäft, die Lichter gehen aus. Ich kann die ganze Nacht die Toilette
benutzen, Wasser trinken und mich waschen. Im Kühlschrank der Kaffeeküche finde
ich Snacks und Süßigkeiten. Sollen sich die Angestellten doch am nächsten Tag
streiten, wer wem was weggefressen hat.
Um neun Uhr öffnet das Geschäft.
Ich warte eine Viertelstunde auf der Kundentoilette, dann mische ich mich
unauffällig unter die ersten Käufer. Ich verlasse das Geschäft und gehe ins
Büro. Meine Wäsche bringe ich in die Wäscherei. Mittags esse ich mich in den
Dönerbuden und Restaurants mit Mittagstisch satt. Ich muss nur vor zwanzig Uhr
wieder in meiner Unterkunft sein.
Dann lerne ich Erika kennen und
das Unglück nimmt seinen Lauf. Die ganze Sache mit den Frauen liegt mir ja
anundfürsich gar nicht. Aber schließlich erwischt es einen eben doch. Man unterhält
sich, man geht spazieren, man geht zusammen essen - und dann ist man in einer
Art Abwärtsspirale gefangen. Zuerst gehen wir zu ihr. Aber irgendwann will sie
wissen, wo ich wohne. Kein Freund will mir für eine Nacht seine Wohnung
überlassen. Also nehme ich sie zu Outdoor-Malotzke mit.
Zunächst weigert sie sich, ins
Zelt zu kriechen. Dann macht sie es doch. Beim obligatorischen Sex schreit sie
den ganzen Laden so zusammen, dass die Alarmanlage losgeht. Jetzt kann ich
wieder von vorne anfangen.
Gibbet schon als Film:
AntwortenLöschenhttps://de.wikipedia.org/wiki/Eine_Insel_namens_Udo
Die haben meine Geschichte verfilmt? Die Typen verklage ich auf alles, was sie haben!
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