Jemenitisches Restaurant,
Huttenstraße 7, Moabit. Das Lokal hat den Charme der Dritten Welt: einfache
Möblierung, keine Musik, keine Bilder, bestellt und direkt bezahlt wird an der
Kasse. Aber lassen Sie sich nicht täuschen, ich habe selten so eine natürliche
Gastfreundschaft genossen, die ohne leere Floskeln und falsches Lächeln
auskommt. Als erstes kommt ein Fladenbrot, etwa dreißig Zentimeter Durchmesser,
dass man zunächst gar nicht anfassen kann, weil es gerade frisch gebacken
wurde. Dann kommt mein Essen. Kennen Sie das Tandoori-Prasseln beim Inder? Hier
brodelt es vulkanartig in einer Eisenschüssel. Jetzt verstehe ich den Sinn des
zusätzlichen Tellers. Er ist eine Art Abklingbecken, denn in der Schüssel
blubbern auch nach zehn Minuten noch kochend heiße Blasen an die Oberfläche.
Ich habe Fasha bestellt, zartgekochtes Rindfleisch in einer gut gewürzten, aber
nicht scharfen Soße. Ich habe noch nie jemenitisch gegessen – und auch nichts,
das geschmacklich in diese Richtung geht. Die Portion hätte locker für zwei
Leute gereicht und alles war sehr lecker. Preis: 10,90 € + ein Becher
jemenitischen Tee für 1,50 = 12,40 €.
Katyusha, Neue Bahnhofsstraße
23, Friedrichshain. Zum ersten Mal im Leben betrete ich ein sibirisches
Restaurant. Es ist winzig, aber sympathisch und mit Liebe zum Detail
eingerichtet. Als Vorspeise bestelle ich eine sibirische Boulette, sehr lecker,
mit heißem Krautsalat, der geschmacklich an das mährische Kraut der
tschechischen Küche erinnert. Als Hauptgericht nehme ich sibirische Klöße, die
mit Pilzen und Zwiebeln gefüllt sind, dazu gibt es Schmand und Gemüse. Als
Getränk empfehle ich ein eiskaltes Kwas.
Portofino, Kantstraße 63,
Charlottenburg. Ich hatte hier in Corona-Zeiten schon Pizza bestellt.
Sensationell. Krosser Boden, beste Zutaten. Meine Numero Uno ist die Inferno
mit Spanferkelbraten, Auberginenscheiben, Peperoncini und heftigem
Knoblauchpesto. Zum ersten Mal betrete ich das Restaurant. Seit 1964 bekommt
man hier das komplette Programm, das Portofino ist der älteste Italiener in
Berlin. Mein Scaloppa ai Porcini in Sahnesoße ist ein Gedicht. Vorab eine
kleine Aufmerksamkeit, die man in Deutschland selten serviert bekommt:
Weißbrot, Olivenöl und Pfeffer, dazu ein kleiner Teller. Wir wissen, was zu tun
ist.
Angkor Borey, Großbeerenstraße
26, Kreuzberg. Ich war schon oft in thailändischen und vietnamesischen
Restaurants, aber ich habe noch nie kambodschanisch gegessen. Das Lokal ist
eine One-Woman-Show und total winzig. Vier Tische mit je vier
Sitzgelegenheiten, dahinter die offene Küche, so dass man sehen kann, wie die
Wirtin alles frisch zubereitet. Ich habe schon lange nicht mehr so gut
asiatisch gegessen, das Essen ist schön scharf und nicht an deutsche
Empfindlichkeiten angepasst. Alle Hauptgerichte kosten unter zehn Euro. Witzig:
Eine Gästin fragte nach der Toilette und bekam einen Schlüssel in die Hand
gedrückt. Das Klo ist um die Ecke, vermutlich im Hinterhof. Fazit: extrem
empfehlenswert (das Essen).
La tia Rica, Knesebeckstraße 92,
Charlottenburg. Chilenische Küche, ein weiteres Novum für mich. Sehr erfreulich
der Gruß aus der Küche. Eine herrlich aggressive Chilipaste und ein kleiner
Tomaten-Zwiebel-Salat mit warmem Mais- und Weißbrot. Mein Taschenkrebsauflauf
war ausgezeichnet, überhaupt gibt es eine umfangreiche Fisch- und
Meeresfrüchtekarte. Die Tageskarte ist voller Überraschungen. Reservierung
empfohlen.
Ristorante Luardi, Meinekestraße
24, in unmittelbarer Nähe des Kranzlerecks am Ku’damm. Der ultimative Tipp für
den Berlin-Novizen, der die Highlights der Hauptstadt abklappern möchte. Sehr
guter „echter“ Italiener mit günstigem Mittagsmenü: jede Pizza/Pasta mit einem
Softdrink und einem Kaffee für 11,50 €. Und die Kellner sind sooo italienisch,
hier bedient sie kein Student aus Bielefeld. Auf dem Bürgersteig steht ein
Koberer, der die Passanten anspricht. „Zwei Plätze für die Damen?“ – „Nee,
Lidl.“
Die beste Currywurst gibt es immer noch bei
der Currybaude, Bahnhof Gesundbrunnen. Currywurst 2 €, Pommes 1,60 € und
Schultheiß 1,50 €. So schlimm kann die Inflation gar nicht werden.
Den janzen Tag durch Berlin wabern und Kambodscha auslöffeln, wa? Find ick ooch jut. Abba ick bin ja woanders, wie?
AntwortenLöschenWenn das 9€-Ticket verlängert wird, kommt demnächst "Essen in Solingen".
LöschenDas wäre dann von einer Trinkhalle in die andere.
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