Wenn wir uns die Welt für einen Augenblick als großes Monopoly-Spiel vorstellen – und nach der morgendlichen Zeitungslektüre über „die Märkte“, ihre Macht und die gesellschaftliche und historische Bedeutung ihrer nervösen Zuckungen liegt diese Vorstellung nicht fern -, dann sind wir jetzt in einem Stadium angelangt, in dem die Sieger dieses Spiels feststehen. Okay, Mister Gates usw., Ihr habt gewonnen! Herzlichen Glückwunsch! Kinder würden jetzt ein neues Spiel anfangen. Wir Erwachsenen verharren aber in der aktuellen Vermögensverteilung: Alles Geld, alle Grundstücke, Häuser und Hotels haben die Gewinner, die Verlierer haben nur ihre Schuldscheine. Soll das nun das Ende sein? Dann macht dieses Spiel keinen Spaß mehr – und das werden die Gewinner immer stärker zu spüren bekommen. Die Menschen möchten eine neue Runde spielen oder ein anderes Spiel. Da sind sie glücklicherweise wie die Kinder. Aber wie fangen wir eine neue Runde oder ein neues Spiel an? Konrad Adenauer hatte in den 1950er Jahren eine gute Idee. Er fand, dass das Volksvermögen ungleich verteilt war. Die einen hatten im Krieg alles verloren, die anderen waren verschont geblieben. Das hatte nichts mit Leistung, sondern mit Glück im Bombenhagel zu tun. Also hat er den Reichen eine Hälfte ihres Vermögens genommen und es, verteilt über 30 Jahre, den Armen gegeben („Lastenausgleichsgesetz“). Der Mann war CDU-Politiker! Ich möchte nicht wissen, wie hoch die Vermögensabgabe bei einem SPD-Kanzler ausgefallen wäre. Ich denke, jeder der ein Vermögen über 10 Millionen Euro hat, kann mindestens die Hälfte davon abgeben. Er ist dann immer noch reich genug. Und wir können noch einmal von vorne anfangen. Jedes Kind erhält gleich viel Geld und los geht’s. Und falls die aktuellen Gewinner das doof finden, denken wir uns einfach ein ganz neues Spiel aus. Wer nicht mitspielen will, darf in die Schweiz und kann dort seine buntbedruckten Papierbündel und wertlosen Aktienpakete bewachen.
Mittwoch, 5. Oktober 2011
Neuanfang
Wenn wir uns die Welt für einen Augenblick als großes Monopoly-Spiel vorstellen – und nach der morgendlichen Zeitungslektüre über „die Märkte“, ihre Macht und die gesellschaftliche und historische Bedeutung ihrer nervösen Zuckungen liegt diese Vorstellung nicht fern -, dann sind wir jetzt in einem Stadium angelangt, in dem die Sieger dieses Spiels feststehen. Okay, Mister Gates usw., Ihr habt gewonnen! Herzlichen Glückwunsch! Kinder würden jetzt ein neues Spiel anfangen. Wir Erwachsenen verharren aber in der aktuellen Vermögensverteilung: Alles Geld, alle Grundstücke, Häuser und Hotels haben die Gewinner, die Verlierer haben nur ihre Schuldscheine. Soll das nun das Ende sein? Dann macht dieses Spiel keinen Spaß mehr – und das werden die Gewinner immer stärker zu spüren bekommen. Die Menschen möchten eine neue Runde spielen oder ein anderes Spiel. Da sind sie glücklicherweise wie die Kinder. Aber wie fangen wir eine neue Runde oder ein neues Spiel an? Konrad Adenauer hatte in den 1950er Jahren eine gute Idee. Er fand, dass das Volksvermögen ungleich verteilt war. Die einen hatten im Krieg alles verloren, die anderen waren verschont geblieben. Das hatte nichts mit Leistung, sondern mit Glück im Bombenhagel zu tun. Also hat er den Reichen eine Hälfte ihres Vermögens genommen und es, verteilt über 30 Jahre, den Armen gegeben („Lastenausgleichsgesetz“). Der Mann war CDU-Politiker! Ich möchte nicht wissen, wie hoch die Vermögensabgabe bei einem SPD-Kanzler ausgefallen wäre. Ich denke, jeder der ein Vermögen über 10 Millionen Euro hat, kann mindestens die Hälfte davon abgeben. Er ist dann immer noch reich genug. Und wir können noch einmal von vorne anfangen. Jedes Kind erhält gleich viel Geld und los geht’s. Und falls die aktuellen Gewinner das doof finden, denken wir uns einfach ein ganz neues Spiel aus. Wer nicht mitspielen will, darf in die Schweiz und kann dort seine buntbedruckten Papierbündel und wertlosen Aktienpakete bewachen.
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