Dienstag, 13. September 2011

Wahlergebnis


Die Medien werden fünf Tage vor der Berliner Wahl auf ein interessantes Phänomen aufmerksam: Focus und Stern berichten von der neuen Kraft, in einer Umfrage der Berliner Mottenpost (Springer!) werden sie mit 27 Prozent stärkste Partei. Wem die Künast-Grünen zu spießig und wem die Linken zu ostig sind, wer seine Stimme nicht ungültig machen oder einer Splitterpartei wie der FDP geben will (wo sie laut Westerwelle im Gulli landet – der Spruch ist allerdings von 2009), der hat als nichtbürgerlicher Demokrat plötzlich eine Alternative: Die Piraten. Kostenloser Nahverkehr, bedingungsloses Grundeinkommen, freie Wahl der Rauschmittel – da opfere ich als Autor auch gerne mein Urheberrecht, denn auf dieser Basis kann ich in meinem Kiez überleben. Da hilft auch nicht das Totschlagargument des Establishments, alle politischen Themen seien doch schon besetzt. Klar! Na und? Das waren sie sicher auch schon vor 200 Jahren, da hätte man die olle Tante SPD erst gar nicht gründen brauchen.

In den Achtzigern und Neunzigern habe ich die Grünen gewählt, in den Nuller Jahren die Linken – genutzt hat es nüscht. Bekommen habe ich Hartz IV und deutsche Kriegsverbrechen, das Ende des sozialen Wohnungsbaus und die massive Verdrängung der Innenstadtbevölkerung durch eine Handvoll renditegeiler Kapitalisten. Über dem Hauptquartier des Kiezschreibers weht jetzt die schwarze Flagge mit dem bleichen Schädel eines Immobilienhais und den gekreuzten Knochen eines Rechtsanwalts und eines Baustadtrats. Ich habe Briefwahl gemacht und die Unterlagen bereits in den Briefkasten geworfen – jetzt warte ich auf den Sonntag. Mögen die neuen Abgeordneten der Piratenpartei eine Reißzwecke im Arsch des gelangweilten Mandarins Wowereit sein!  

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