Freitag, 26. Mai 2017

Definition: Linker Intellektueller

Der linke Intellektuelle hat im Regelfall studiert und einen soliden Brotberuf in der Hinterhand. Er ist ein verständnisvoller Agnostiker, ahmt in seinem Duktus und Habitus – Erbauungspredigt und schwarze Kleidung – jedoch gerne seine Vorfahren aus dem Klerus nach. Sein Wertekanon ist republikanisch und lässt sich mit dem Dreiklang „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ umschreiben, wobei letzteres gerne geschlechtsneutral durch den Begriff „Solidarität“ ersetzt und auch auf Tiere und Pflanzen ausgedehnt wird. Er verbreitet seine Ansichten vorzugsweise in Kabarettprogrammen und Aufsätzen, die sich großer Beliebtheit und kleiner Wirkung bei seinem Publikum erfreuen. Der Bestand ist, entgegen der landläufigen Wahrnehmung, nicht gefährdet, wächst jedoch auch nicht mehr.
London Grammar - Truth Is a Beautiful Thing. https://www.youtube.com/watch?v=UPcPtd3k-Qg

2 Kommentare:

  1. Mir ist Deine Definition einfach zu zielungenau.
    Die holen sich einen runter auf ihre F-G-B, und du attestierst denen auch noch ein L zuviel in ihrer Wirkungsbreite.

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    1. Ja, das L ist sehr schmeichelhaft und eigentlich nicht zu rechtfertigen. Deswegen geben es Leute wie Pispers oder Schramm ja auch irgendwann auf. "Die Anstalt" wird sicher auch in ein paar Jahren Geschichte sein.

      Die bekanntesten Vortragskünstler sind zugleich auch die hartnäckigsten, die das Ziel einer Veränderung der Gesellschaft erst relativ spät aufgeben. Alle anderen sind ja meistens schon mit dreißig enttäuscht und hängen ihren Idealismus an den Nagel.

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