Samstag, 8. April 2017

Siebzehn Gramm Finsternis

„Als Gott die Welt erschuf, überließ er dem Teufel ein kleines Fleckchen Erde, das er selbst gestalten durfte. So entstand Bad Gotham.“ (Lupo Laminetti)
https://www.youtube.com/watch?v=wKp2t7kW70E
(unofficial video)
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Der Schraubenzieher-Man alias Andy Bonetti, in vollem Bewusstsein seiner Schönheit und Intelligenz, geduscht, geföhnt, rasiert und parfümiert, betritt den Saal. Applaus brandet auf und schallt durch die Bad Gotham City Hall. Die Menschen erheben sich von den Sitzen, rufen „Bravo“ und werfen ihre Hüte in die Luft.
Dann hält Commissioner Schmuhlke eine lange und ergreifende Rede. Ruhm und Ehre dem Schraubenzieher-Man. Die Menge ist ergriffen, hie und da hört man ein Schluchzen. Bonettis angeborene Bescheidenheit wird durch die nicht enden wollenden Lobeshymnen des Commissioners einer harten Prüfung unterzogen. Oben rechts leuchtet jetzt auf Ihrem Bildschirm das Ironie-Lämpchen auf.
Nach Verleihung des höchsten Verdienstordens begibt sich unser Held auf den Weg zum Flughafen, um drei Wochen Urlaub auf Teneriffa zu machen. Ganz alleine entspannt er sich am Strand der Ferieninsel und steckt Marshmellows oder Würstchen auf seinen Schraubenzieher, den er über die Flammen eines Lagerfeuers hält.
Und jetzt das: Kaum ist der Schraubenzieher-Man weg, regiert das Verbrechen wieder die Stadt. Ein unbekannter Schuft hat sich in die Datenbank des hessischen Geheimdienstes gehackt und kompromittierendes Material über die Prominenz von Bad Gotham gestohlen. Er erpresst Politiker und Schauspielerinnen, wer sich weigert, wird auf der Homepage „Zum güldenen Pranger“ bloßgestellt. Fürwahr: Ein schauderhaftes Verbrechen, gewürzt mit den Tränen der Entehrten. Sapperlot!
Diese Homepage wird von diversen Internetcafés in Bad Gotham und Umgebung mit Material gefüttert. Die Polizei ist völlig hilflos, weil sie einfach nicht schlau genug ist, den perfiden Erpresser dingfest zu machen. Es ist uns allen klar: Nur der Schraubenzieher-Man kann jetzt noch helfen.
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Rodriguez „The Pain“ Calimero war der härteste Mitarbeiter von Crazy Monk. Crazy Monk war der König der Abzocker. Seine erste Million hatte er mit einer Klage gegen McDonald’s gemacht, weil er in der Filiale am Bahnhof auf seiner eigenen Kotze ausgerutscht war.
Sie hatten sich bei einer nächtlichen Verkehrskontrolle kennengelernt. Crazy Monk saß in Handschellen gefesselt auf der Rückbank eines Polizeiwagens, weil er ohne Papiere in einem gestohlenen BMW unterwegs gewesen war. The Pain war gerade auf dem Weg zu einem Überfall und hatte eine Uzi im Heck. Als er den Kofferraum öffnen musste, schnappte er sich die Maschinenpistole und erschoss die beiden Polizisten. Dann sah er, wie ihn Crazy Monk durch die Windschutzscheibe angrinste. Er ging zu ihm hinüber und öffnete die Tür.
„Was grinst du so, du Arschloch?“
„Wenn du zwei Bullen umlegst, muss es mindestens um eine Million gehen oder du bist ein Vollidiot.“
The Pain stutzte. Es ging bei den Crack-Dealern höchstens um 50.000. Aber sie würden auch nicht die Polizei rufen.
Crazy Monk bemerkte sein Zögern und sagte: „Also bist du ein Vollidiot. Sie werden Bad Gotham nach dir absuchen. Ich wette, die Stadt ist deine Home Base. Hier kennst du dich aus. Und hier kannst du dich mindestens einen Monat nicht mehr auf der Straße blicken lassen.“ Er konnte in seinem ruhigen, charmanten Tonfall die größten Unverschämtheiten sagen.
„Ich kann noch einen zweiten Mann gebrauchen.“ The Pain holte sich in aller Seelenruhe die Schlüssel von den Toten und öffnete die Handschellen von Crazy Monk.
An Crazy Monk war alles breit: sein Grinsen, seine Backen, seine Hüften. Er packte mit seinem neuen Partner die toten Polizisten in den Kofferraum des Streifenwagens und sie fuhren mit beiden Autos zu einem Waldsee, wo sie den Wagen mit den Leichen versenkten. Er schlug zehn Meter unter dem Felsvorsprung auf dem Wasser auf und verschwand gurgelnd.
In dieser Nacht wurden sie zu einem Team. Crazy Monk war der Kopf, The Pain die Hände einer Gang, die schnell auf zehn Männer anwuchs.
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Der Schraubenzieher-Man entdeckt Crazy Monk und The Pain da, wo man alle Gangster erwischt, die gerade die fette Kohle eingesackt haben: im Puff von Mary Jane. Hier gibt es die schönsten Frauen der Stadt und keine Nacht kostet weniger als tausend Euro. Das volle Programm mit drei Bitches, Whirlpool, Champagner und Koks ist nicht unter zehntausend zu haben.
Die zügellosen Schwerverbrecher sitzen gerade im Whirlpool, trinken Schampus und lassen sich an den Genitalien herumspielen. Es läuft irgendein Gangster-Rap, als der Schraubenzieher-Man durch das Fenster ins Schlafzimmer steigt. In einem Koffer aus Schlangenleder ist das Notebook von Crazy Monk. Der Schraubenzieher-Man gibt sein Passwort ein, das heißt: er steckt seinen Schraubenzieher tief ins Getriebe der Maschine und bricht das Gerät auf. Dann übergießt er die Festplatte mit einer Spezialsäure.
Aber es muss noch ein Back-Up von den Daten geben, mit denen Crazy Monk die Menschen erpresst. Der Schraubenzieher-Man durchwühlt die Klamotten des Unterweltkönigs, die auf dem Bett liegen, und findet einen USB-Stick in der Hose. Natürlich hat Crazy Monk die Daten nicht in der Cloud gespeichert, da die Cloud vom hessischen Geheimdienst überwacht wird. Dann klicken im Whirlpool die Handschellen, die Weiber kreischen - und fertig ist die Laube.
P.S.: Was macht eigentlich der Kreuzschlitz-Boy? Er arbeitet an einem Spin-Off unter dem Titel „Die Mutter aller Schrauben“.
Pink Turns Blue - I Coldly Stare Out. https://www.youtube.com/watch?v=yqCy29-DDm8

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