Freitag, 5. Juni 2009

Ein Esskünstler


Zum Frühstück gab es heute drei Spiegeleier mit Speck, dazu eine große Portion geräucherten schottischen Lachs mit Sahnemeerrettich und zum Abschluß ein Zitronensahnetörtchen. Ich darf es nicht übertreiben, dann am Nachmittag trete ich wieder auf dem Jahrmarkt auf. Von Beruf bin ich Esskünstler, ich esse große Mengen vor Publikum. Die Menschen betrachten am liebsten das Essen von Fleisch in jeder Form: riesige Steaks, Boulettenberge, ganze Gänse und Würste aller Art. Sie lachen und schütteln den Kopf, die Kleinen zeigen mit dem Finger auf mich. Ich esse nicht schnell, ich nehme daher auch nie an den beliebten Wettessen teil, die vorzugsweise in Amerika veranstaltet werden. Aber ich esse gleichmäßig und ausdauernd, über eine Stunde lang schiebe ich Bissen um Bissen in den Mund. Dann bleibe ich noch eine Weile sitzen, so daß die Leute nicht denken, ich würde nur essen, aber nicht verdauen. Schließlich bin ich kein x-beliebiger Bulimist. Ich schaffe meist etwa zwei Kilogramm gebratenes Fleisch oder zwanzig Bouletten oder drei Dutzend Würstchen, die ich mit einigen Litern Bier hinunter spüle. Die Leute bleiben gerne stehen und schauen mir eine Weile staunend zu. Sie begreifen nicht, wie ein so kleiner dünner Mann soviel essen kann. Auch am Abend und in der Nacht, wenn ich längst wieder alleine bin, muss ich essen. Und trotzdem werde ich von Tag zu Tag dünner. Ich esse unaufhörlich und trotzdem verhungere ich. Kuchen, Suppen, Nudeln, Pizza, Schokolade, Nüsse und Pralinen. Ich werde sterben, egal was ich noch alles in mich hinein fressen werde, soviel ist gewiß.

1 Kommentar:

  1. Hey Ebi,
    coole Kolumne, El Flocho und ich sind sehr beeindruckt - Floch fordert Dich zum Burgerwettessen auf, kneifen gilt nicht!
    So long Dr. Stringsucker

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