In der vergangenen Woche war
Andy Bonetti in der Sendung „Literatur aktuell“ bei Arte zu Gast. Falls Sie die
Sendung verpasst haben, können Sie nun das Interview nachlesen.
Moderatorin: Guten Abend, Herr
Bonetti. Herzlich willkommen bei uns im Studio. Schön, dass Sie für uns Zeit
gefunden haben.
Bonetti: Guten Abend, Frau
Amselmann-Heyerfeld.
Moderatorin:
Amselfeld-Heyermann.
Bonetti: … äh …
Hampelstamm-Eierfeld …
Moderatorin: Herr Bonetti, Ihr
neuer Roman „Jenseits von Fulda“ spielt während des Dreißigjährigen Krieges.
Sie haben aus Wallenstein einen Transsexuellen in Strumpfhosen gemacht, der
eigentlich lieber Ukulele spielen möchte, aber aufgrund der permanenten
Kriegshandlungen nicht dazu kommt. Was möchten Sie uns damit sagen?
Bonetti: Ich habe hier ein ganz
aktuelles Thema bewusst in einen historischen Kontext gesetzt, um dem Leser zu
zeigen, dass die Frage der Geschlechtsidentität im Grund so alt wie die
Menschheit ist. „Wer bin ich?“ ist eine der großen Fragen, mit der sich die
Philosophie seit Anbeginn befasst. Genauso wie mit der Frage „Wo komme ich
her?“
Moderatorin: Damit geben Sie mir
schon das nächste Stichwort. Sie kommen aus Bad Nauheim. Welchen Einfluss hat
die Stadt auf Ihre Arbeit als Schriftsteller?
Bonetti: Bad Nauheim ist mir ein
steter Quell der Inspiration, denn hier kreuzen sich die Schicksalslinien
menschlicher Kultur seit über tausend Jahren. Wallenstein war in Bad Nauheim.
Goethe war in Bad Nauheim. Elvis Presley war in Bad Nauheim. Das ist kein
Zufall, Frau … äh …
Moderatorin: Gerade zu
tagesaktuellen Themen äußern Sie sich ja nur sehr selten. In Ihren Tagebüchern
findet sich am Tag nach dem Mauerfall in Berlin nur der rätselhafte Eintrag:
„Wette gewonnen. Der Kasten Radeberger ist mir!“ Und nach den Anschlägen auf
New York und Washington haben Sie im September 2001 geschrieben: „Al Qaida hat
Amerika den Krieg erklärt. - Nachmittag Schwimmschule.“ Zu beiden Ereignissen
finden wir keine weitere Zeile von Ihnen.
Bonetti: Es gehört nicht zu
meiner Aufgabe als Künstler, zu aktuellen Ereignissen Stellung zu beziehen, wie
ich bereits in meinem Aufsatz „Die paradoxe Zärtlichkeit der Brüllorgie“
geschrieben habe. Gerade um in diesen aufgewühlten Zeiten nach den Terroranschlägen
in den USA einen Kontrapunkt zu setzen, habe ich damals den Roman „Gespräche
über das Wetter“ veröffentlicht, der ausschließlich in einem Regionalzug
zwischen Lüneburg und Buxtehude spielt.
Moderatorin: Der bekannte
Literaturkritiker Holger Ochsenstirn hat dieses Werk als bedeutungslos und als
bedauernswerte Verschwendung von Papier bezeichnet.
Bonetti: Ach, dieser
Ochsenstirn! Wissen Sie, ich kannte Ochsenstirn schon, als er noch ein
Praktikant im Verlag Rote Tuba gewesen ist. Damals ist er schon durch
Zwischenrufe und hämisches Gelächter bei meiner Lesung in Bad Schwalbach
unangenehm aufgefallen. Seine Schmähungen verfolgen mich seit vielen Jahren.
Aber Heribert Nesselwang vom „Bad Nauheimer Morgen“ …
Moderatorin: Kommen wir zu einem
anderen Thema. Die Frankfurter Buchmesse widmet sich in diesem Jahr dem
Gastland Nepal. Was können Sie uns über die nepalesische Literatur sagen?
Bonetti: Ja … äh … die
nepalesische Literatur hat eine uralte Tradition. Sie geht … äh … zurück bis
auf die alten indischen Schriften aus der Zeit der … äh … und auch die junge
Generation, also der Nachwuchs in Nepal lässt auf Großes … äh … hoffen.
Moderatorin: Herr Bonetti, Sie
werden in Frankfurt auch Ihr neuestes Werk vorstellen. Können Sie unseren
Zuschauern noch kurz etwas dazu sagen?
Bonetti: Sehr gerne! In meinem
neuen Roman „Fragen Sie Moretti“ geht es um einen altersweisen Schriftsteller,
dem junge Menschen wichtige Fragen stellen und darauf richtig gute Antworten
bekommen, die sie im Leben weiterbringen werden. Zum Beispiel die Frage: „Ich
habe einen Eiswürfel verschluckt, der bisher noch nicht wieder rausgekommen
ist. Was soll ich tun?“
Moderatorin: Was haben Sie als
nächstes vor?
Bonetti: Ich werde in den
nächsten drei Monaten auf einer Lesereise durch alle großen Buchhandlungen des
Saarlandes unterwegs sein. Dort lese ich aus meinem neuen Roman.
Moderatorin: Vielen Dank für
dieses Gespräch, Herr Bonetti. Wir schalten jetzt zu unserem Mitarbeiter Holger
Ochsenstirn, der live von den diesjährigen „Klagenfurter Monologen“ berichtet.
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