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Worte. Der längste Leserbrief, den ich je bekommen habe. Der Verfasser ist ein
ehemaliger Mitschüler von mir. Wir frequentierten in den späten Achtzigern in
Ingelheim die gleichen Kneipen und in einer schwachen Stunde hat er mich damals
als seinen besten Freund bezeichnet. Als ich 1991 nach Berlin gezogen bin, hat
er mich dort allerdings nie besucht und auch nicht mehr angerufen. Der Kontakt
brach ab. Jetzt meldet er sich plötzlich wieder.
Hannes Blech (Name von der Redaktion geändert), inzwischen VWL-Dozent an der Volkshochschule
Pforzheim (ich ringe minutenlang mit dem Wortspielteufel), sein schrägstes
Machwerk heißt „Der Liebesökonom“ (2005 im FAZ-Verlag erschienen, „Rein unter
volkswirtschaftlichen Aspekten betrachtet er das Wesen von Beziehungen“), ist
zum ersten Mal über meine publizistische Tätigkeit verärgert. Wie im
akademischen Milieu üblich, ist der Text klar gegliedert und umfasst vier
Hauptpunkte der Kritik. Ich zitiere nur in Auszügen.
1.
„Ein Schriftsteller darf erfinden, erdichten und dramatisieren. Du aber
schreibst über reale Personen, verfälschst oder ignorierst aber den Kontext und
erfindest Dinge – kurz gefasst: Du lügst. Aber bei Deinen Lesern erweckst den
Eindruck, dass alles wahr ist. Vieles von dem, was Du in Deinem Blog über
Bekannte und Erlebnisse geschrieben hast, ist falsch oder gelogen, aber Du
erweckst den Anschein der Wahrheit. Das ist unredlich. Und das ist nicht
Schriftstellerei. Als Journalist hättest Du mit dieser Arbeitsweise in keinem
Medium die Probezeit überlebt.“ Sehr geehrter Herr Blech! Vermutlich ist es
Ihnen entgangen, aber ich bin Schriftsteller und kein Journalist. Daher muss
ich mich zum einen nicht vor einer imaginären Probezeit fürchten, zum anderen darf
ich, wie in der Belletristik üblich, nach Belieben Fakten und Fiktion
kombinieren. Fragen Sie Benjamin von Stuckrad-Barre oder Maxim Biller, die für
ihre nur mühsam kaschierten Porträts von Freunden und Bekannten berühmt sind.
Stellen Sie sich vor, Ihre Schwester wäre eine kleine Provinztippse, die jeden
mit ihrer hochnäsigen Besserwisserei nervt und Ihnen bei sämtlichen Familientreffen
eine Boulette in Sachen Homöopathie ans Ohr quatscht. In einem Roman stellen
Sie eine solche Frau dar, aber sie verändern diverse Merkmale, z.B. ist sie weder
eine Sekretärin noch die Schwester des Protagonisten. Das ist keine Lüge, das
ist Kreativität. Schriftsteller benutzen die Realität, ihre Erinnerungen und Erfahrungen
als Rohstoff. Ich empfehle Ihnen hierzu das gleichnamige Buch von Jörg Fauser,
in dem dieses Grundprinzip sehr anschaulich erklärt wird. In einem Roman wird
nie der Anschein der Wahrheit erweckt, es ist ja keine Reportage. Ein
Schriftsteller ist nicht der Wahrheit verpflichtet, wenn man darunter nur die
oberflächliche Welt der Tatsachen versteht, sondern bestenfalls einer höheren
Wahrheit. Lesen Sie bitte Terry Pratchetts berühmte Scheibenwelt-Romane, Harry
Potter oder Science-Fiction. Vielleicht begreifen Sie es dann.
2.
„Du bist frei, über Deine Mitmenschen zu denken, was Du willst. Aber
gibt Dir das das Recht, Dich über andere zu erheben, sie öffentlich lächerlich
zu machen, zu beleidigen (…)?“ Ja, siehe oben. Ich bin tatsächlich frei. Sie
haben als Volkswirt natürlich noch nie einen Blick ins Grundgesetz geworfen,
aber unsere wunderbare Verfassung gibt mir sogar ausdrücklich das Recht auf
eine eigene Meinung. Wenn ich mich beispielsweise über Ihren legendären Geiz
und Ihre absurde Geldgier lustig machen würde, erhebe ich mich nicht über Sie,
ich halte Ihnen nur den satirischen Spiegel vor. Hierzu möchte ich Ihnen als
Lektüre „Gullivers Reisen“ von Jonathan Swift ans Herz legen.
3.
„Mit diesen Beleidigungen und Denunziationen einher geht ein
bemerkenswerter Mangel an Respekt: Du machst Dich lustig über andere Leute, die
nicht Deine Ansichten und Deinen Lebensstil haben. Dieser Mangel an Toleranz
für andere Lebensentwürfe und Ansichten sei Dir zugestanden.“ Wenn Sie mir
mangelnde Toleranz zugestehen (vielen Dank übrigens, das ist sehr großzügig von
Ihnen), warum ist es dann ein Kritikpunkt? Bitte redigieren Sie Ihre Leserbriefe
in Zukunft noch einmal, bevor Sie in Ihrem infantilen Zorn eine solch endlose
Suada auf die Reise schicken.
4.
„Was Deinem Blog gänzlich fehlt sind Demut, Selbstzweifel und die
Bereitschaft, anderen Meinungen Gehör zu schenken. Was immer Du schreibst, Du
lässt keinen Zweifel daran, dass Du im Besitz der einzigen Wahrheit bist.
Andere Meinungen werden abgewertet, verhöhnt und lächerlich gemacht.“ Wer Don Blech kennt, weiß: Er ist ein selbstverliebter Egozentriker mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Auf gut deutsch: Er wichst vor seinem eigenen Spiegelbild. Woher hat dieser Giftzwerg Begriffe wie "Demut" oder "Selbstzweifel"? Schließlich hat er sie bisher noch nie benutzt. Ich
vertrete selbstverständlich meine persönliche Meinung. Was sollte ich denn sonst
tun? Ich begründe meine Positionen mit Argumenten und illustriere sie an
Beispielen. Manchmal mache ich mich über die AfD, die CSU, den real
existierenden Scholzialismus, Putin, Bayern München und am allerliebsten über
mich selbst lustig. Schade, dass Ihnen der Humor meiner Beiträge bis heute
nicht aufgefallen ist. Hier kriegt jeder sein Fett weg. Falls es für Ihre
zartbesaitete Finanzmarktseele unerträglich ist, empfehle ich Ihnen, die
Lektüre zu wechseln, anstatt darauf zu hoffen, dass ein Autor seinen Stil und
seine Themen ändert.
Vielleicht konzentrieren Sie sich in Zukunft wieder auf Ihre eigentliche Tätigkeit in der Erwachsenenbildung, anstatt anderen Menschen in oberlehrerhaftem Tonfall Ratschläge zu erteilen, in deren Tätigkeitsbereich Ihnen ganz offensichtlich die fachliche Kompetenz fehlt. Ansonsten kann ich Ihnen auch gerne mal Ihren neoliberalen Propagandamüll erklären. Leben Sie wohl!
Ups, das klingt als ob Influencer Bonetti einen wirklichen Beef mit einem anderen Streamer hat! Mit den geeigneten Werbeplacements lässt sich das gut fahren ;)
AntwortenLöschenWie damals beim Kiezneurotiker :o)
LöschenDiese arroganten Wirtschaftsfuzzies und FDP-Fanboys glauben, sie wüssten alles besser. Wahrscheinlich hat der Typ zuhause ein Kubicki-Poster als Wichsvorlage.
AntwortenLöschenDen kenn ich. Der hat ne super Frau und behandelt die echt mies. Aber die Weiber sind halt blöd. Keine Ahnung was die alle an dem finden.
AntwortenLöschenEr hatte schon Dutzende Freundinnen. Keine hat es lange bei ihm ausgehalten, keine wollte mit ihm zusammenziehen. Zu Schulzeiten hatte er ca. alle acht Wochen eine neue :o)))
Löschen"Demut" und "Selbstzweifel"? Schreibt ausgerechnet dieser selbstverliebte Egozentriker, der nur seine eigene Meinung kennt? Beck ist Dreck.
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