Sonntag, 28. Februar 2021

Bonetti’s Delight

 

Heiß, heiß, Baby

Heiß, heiß, Baby

 

Haltet alle das Maul und hört mir zu

Das ist Bonetti mit seiner Crew

Hier fliegen keine Löcher aus’m Käse

Denn wir sind das konzentrierte Böse

 

Jeder Reim ist eine tödliche Kugel

Findet dich schneller als motherfuckin‘ Google

No way! Kein Ende des Tanzes ist in Sicht

Wenn es dunkel wird, sind wir dein letztes Licht

 

Wir schlagen in deinem Hirn ein wie LSD

Wie eine Riesenbong und reiner Schnee

Du hattest Zweifel und warst ganz unten

Endlich sind alle Probleme verschwunden

 

Dieser Rap trifft genau dein Bull’s Eye

An diesem Rap kommt keiner vorbei

Auf dich wartet eine ganze Galaxie

Kauf diesen Song und tanz wie nie

 

Heiß, heiß, Baby

Heiß, heiß, Baby


Stinkstevel on Twitter: "Wenn ich Ihre Aufmerksamkeit kurz auf diesen jungen Herren richten dürfte: https://t.co/1SEHFjIShF" / Twitter

Samstag, 27. Februar 2021

Das Meer gibt keinen von uns zurück

 Blogstuff 565

„Einer alten Legende zufolge nehmen wir, wenn wir sterben, den Traum mit uns, der zuletzt in unserem Herzen war. Und in diesem Traum leben wir dann in alle Ewigkeit.“ (Ben Hecht: 1001 Nachmittage in New York)

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat die Demokratie den Klassengegensatz sozialstaatlich befriedet. Durch den Ausbau des Arbeitslosgengeldes, der Sozialhilfe, der Rente, der Krankenkassen, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall usw. wurde das Bewusstsein, zur Arbeiterklasse zu gehören, ausgelöscht. Jeder hatte Kündigungsschutz, bekam bezahlten Urlaub und war krankenversichert. Nach dem Ende des Kommunismus in Europa 1990 drehten sich die Vorzeichen um, die Kapitalfraktion ging in die Offensive. Wieder wurde durch die gewählten Regierungen der Klassengegensatz befriedet. Aber diesmal durch Abbau des Sozialstaats, Senkung von Spitzensteuersätzen, Privatisierung von Volkseigentum (Energieversorgung, Telekommunikation, Post, Wohnungen usw.) und die Sozialisierung von Verlusten im Krisenfall (Bankenkrise, Pandemie).

Unsere Sprache ist nicht nur schön und wohlklingend, sondern auch äußerst elegant: Planfeststellungsverfahren, Doppelhaushälfte, Übergangsjacke, Hab-Seligkeit, Warentrenner, Bäckereifachverkäuferin, Pflanzenschutzanwendungsverordnung, Umschaltspiel, Zufriedenheitsgarantie, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, Herrenausstatter. Und natürlich Personenvereinzelungsanlage für Drehkreuz.

Neue Informations- und Kommunikationstechnologien wie Internet und Smartphone, von deren sozialem Organisationspotential die erste Generation von Nutzern einst geschwärmt hat, hat sein Vereinzelungspotential gezeigt. Je häufiger und je länger man die Meinungsmoleküle auf Twitter oder die egozentrischen Bildstrecken auf Instagram konsumiert, desto einsamer wird man.

„Also, auf den Schwanthaler Rudi lass ich nix kommen. Der ist schon in Ordnung und wenn er am Samstagabend im Wirtshaus seine Gedichte vorliest, ist immer eine Mordsgaudi. So manche Grantler im Dorf nennen ihn einen pummeligen Faulpelz oder einen mopsgesichtigen Nichtsnutz, aber der Rudi ist für mich ein Pfundskerl. Oft sind seine Sachen erst eine Stunde alt. Er hat sie auf Bierdeckel oder die Rückseite eines Kassenbons geschrieben, auf Zeitungsränder oder kleine Notizzettel, die er aus seinen Jacken- und Hosentaschen zieht. Eins hab ich noch irgendwo, sagt er dann immer, und die Leute lachen, weil sie wissen, dass er immer noch ein paar Reime auf Lager hat. So ist er halt, der Schwanthaler Rudi.“

Jan Böhmermanns investigativer Journalismus hat mit einer Quote von 18,6 Prozent (19. Februar) mit der Heute-Show gleichgezogen. Das öde Magazin „aspekte“, das er von seinem Sendeplatz verdrängt hat, kam noch nicht einmal auf ein Drittel der Zuschauer von „ZDF Magazin Royale“.

Menüvorschlag der Woche: Oktopusgröstl an Kastanienrisotto in Salbeisugo.

1945 HITS ARCHIVE: Who Threw The Whiskey In The Well? - Lucky Millinder (Wynonie Harris, vocal) - YouTube

Donnerstag, 25. Februar 2021

Sieben auf einen Streich

 

Es lohnt sich, im „Superwahljahr“ 2021 mal wieder auf die Tatsache hinzuweisen, dass es in unserem politischen System namens Demokratie strukturell nicht angelegt ist, das ökonomische System namens Kapitalismus zu ändern. Im Gegenteil ist die Demokratie der Burgwall, der die gesellschaftlichen Kräfte der Kritik am Kapitalismus absorbieren und umlenken soll. Nur demokratisch gewählte Parteipolitiker haben die theoretische Möglichkeit, das System zu verändern.

Alle anderen Formen wie Demonstrationen oder Petitionen besitzen nicht die Legitimation, die das Parlament besitzt. Daher sind sie regelmäßig zum Scheitern verurteilt. Daran ändert auch eine huldvoll gewährte Audienz für die klimabewegte Jugend bei Kanzlerin Merkel nichts. Wandelt sich eine kritische soziale Bewegung in eine Partei, wird sie Teil des Verteidigungssystems, das der Konzernkapitalismus zum Schutz seiner Interessen entwickelt hat, wie die Grünen eindrucksvoll beweisen.

Es ist auch müßig, auf die Erfahrungen von Weimar hinzuweisen. Der politisch interessierte Mensch weiß, dass der Kapitalismus seinen Burgwall neu streichen kann: von bunt zu braun. In den Medien wird es bewusst ausgeblendet, erfahrene Politiker sprechen von „marktkonformer Demokratie“, um keine Zweifel aufkommen zu lassen. Faschismus und Diktatur bilden noch immer das Drohpotential der herrschenden Klasse. Insofern kann man die Pandemie und die sie begleitenden Maßnahmen auch als willkommene Möglichkeit eines groß angelegten Manövers betrachten, um die Belastbarkeit der Bevölkerung in dieser Hinsicht zu prüfen. Das Volk gehorcht und ersetzt die wegbrechenden Profite der Konzerne mit Steuergeldern.

Wer persönlich Politik gestalten will, ist gezwungen, sich einer Massenorganisation anzuschließen und die „Ochsentour“ durch die zahllosen Hierarchieebenen einer Partei auf sich zu nehmen. Wer sich mit dem Ausfüllen eines Wahlzettels begnügt, findet ein reichhaltiges Angebot vor, das sich bei näher Betrachtung als uniformes Produkt in unterschiedlichen Verpackungen darstellt. Substanzielle Kritik am Warenfetischismus, an der Zurichtung des Menschen zum geräuschlos funktionierenden Arbeitnehmer und Steuerzahler, an ökonomischer Expansion um jeden Preis und irreversibler Umweltzerstörung ist nicht vorgesehen.

Die AfD als neue Partei ist nichts anderes als der rechte Flügel der Union, der in der Flüchtlingskrise in die Defensive geraten ist, und eine neoliberale Konkurrenzorganisation der FDP, die im Gründungsjahr der AfD, 2013, gerade aus dem Bundestag geflogen war. Den letzten Kritikern des kapitalistischen Systems bleiben die Kleinparteien, die regelmäßig im Burggraben namens Fünf-Prozent-Hürde absaufen. Echte Alternativen sind nicht vorgesehen. Wer sie sucht, bekommt schnell den Eindruck, er müsse sich gegen die gesamte Zivilisation stellen.

Wir haben keine Wahl im Wortsinn. Die Entscheidung, an den Wahlen nicht teilzunehmen, ist nicht nur das Resultat politischer Apathie und Resignation. Sie kann auch Ausdruck einer persönlichen Analyse der Herrschaftsverhältnisse sein. Viel Spaß beim Ausfüllen der Zettel und bei der spannenden Show mit den Hochrechnungen. Ich habe Besseres zu tun.  

The Outfield - Your Love (Official HD Video) - YouTube

 

Mittwoch, 24. Februar 2021

Gratis-Download: Die fünf besten Anlagetipps 2021

 

Blogstuff 564

„Er ist ein Sklave seiner Einfälle. Eine unsichtbare Macht, deren Quelle in ihm oder außerhalb liegen mag, lässt ihm keine Ruhe, bis er noch den letzten Mist, der ihm gerade durchs Hirn geflattert ist, zu Papier gebracht hat.“ (Goethe über Bonetti, in: Superbusen 11/97)

Früher hat man eine Frau kennengelernt, wenn man ihr von einem Baustellengerüst hinterher gepfiffen hat. Wie macht man das heute? Wegen der Maske fallen ja auch viele non-verbale Signale weg, mit Ausnahme des Mittelfingers.

Haben Sie schon mal in völliger Finsternis in Ihrer Badewanne gelegen? Und dann hören Sie drei harte Faustschläge an Ihrer Wohnungstür? Willkommen bei den Short-Plots von Bonetti Media.

Wenn man als dicker Mensch vor dem Fernseher sitzt, kann man die vielen Speckterrassen zur Ablage der Fernbedienung und der Snacks nutzen.

FDR wurde 33 Tage nach Hitlers Vereidigung zum Reichskanzler US-Präsident und starb 18 Tage vor ihm am 12. April 1945.

Bonetti Media, der Stützstrumpf der Demokratie.

TAZ-Schlagzeile: „Schwarzfußindianer wegen Rassismus angezeigt.“

Ich sitze auf der Parkbank und schreie die vorbeilaufenden Jogger an: „Vor wem läufst du eigentlich weg?“

Die Mitarbeiter von Bonetti Media bekommen jeden Morgen das Personal Briefing von der Geschäftsleitung: Arbeite hart, arbeite schnell, arbeite länger. Das macht die DNA des Konzerns aus. Deswegen ist Bonetti Deutschlands Blogger Nr. 1. Wir brauchen keine Gewerkschaft, wir verteilen Aktienoptionen.  

Wenn ich besser Fußball spielen könnte, wäre ich systemrelevant.

Leute, die glauben, mit der Corona-Impfung von Bill Gates gechippt zu werden, vertrauen auch auf Alexa und haben in jedem Zimmer einen Rauchmelder von der NSA.

Wir folgen Reizen wie die Tiere. Nahrung? Wir öffnen als Kind automatisch den Mund. Geld? Wir öffnen als Erwachsene automatisch die Hand. Lob? Erfolg? Wir schwimmen hinterher wie der dämlichste Goldfisch im Aquarium. Dann dürfen wir uns aber auch nicht darüber wundern, dass Politiker uns wie Kinder behandeln.

Wenn Covid-19 vorbei ist, muss Keith Richards Gitarrenunterricht nehmen.

Ich freue mich jede Nacht aufs Einschlafen. Meine Träume sind wesentlich interessanter als mein Leben.

1941 HITS ARCHIVE: The Booglie Wooglie Piggy - Glenn Miller (Tex Beneke & The Modernaires, vocal) - YouTube

 

Dienstag, 23. Februar 2021

Das Essen ist ausgezeichnet

 

Gisela und Hartmut Mörbel sitzen im Chez Pierre, einem Restaurant, das sich seinen Stern im Guide Michelin redlich verdient hat. Das Ehepaar Mörbel hat sich das Abendessen auch redlich verdient. Frau Mörbel hat den ganzen Tag in ihrer Anwaltskanzlei verbracht, Herr Mörbel ist Vorstandsvorsitzender der Mörbel Kieswerke AG.

Als Aperitif wählen sie ein Glas Champagner. Veuve Cliquot. Das ist Frau Mörbels Lieblingsmarke. Der Oberkellner stellt Ihnen das heutige Menü vor. Es klingt ausgezeichnet.

Als Vorspeise gibt es Gänseleberparfait mit karamellisierten Macadamia-Nüssen und getrockneten Aprikosen. Dazu trinken sie einen 2018 Scharzhofberger Riesling Kabinett, perfekt gekühlt und eine vorzügliche Begleitung zu den verschiedenen Aromen, die sich gerade an ihrem Gaumen entfalten.

Ihr Kellner heißt Gojko Zukanovic, aber sie beachten ihn gar nicht. Er ist seit über zehn Jahren in Deutschland und seit zwei Jahren im Chez Pierre. Im Bürgerkrieg in den neunziger Jahren hat er seine Eltern verloren, ein Bruder ist im Kampf gefallen, seine Schwester lebt in London. Nach dem Brexit fürchtet sie, ausgewiesen zu werden.

Als zweiten Gang gibt es Bressehuhn mit gedünsteter Artischocke und schwarzem Trüffel. Dazu ein Glas 2015 Grand Cru “Clos du Vougeot”. In der Küche garniert Hussam al-Sayed aus Syrien gerade einen Nachtisch mit Mandelsplittern. Er ist vor fünf Jahren über die Türkei und Griechenland nach Deutschland geflüchtet. Seine Frau und seine kleine Tochter leben immer noch in einem Flüchtlingslager auf Lesbos. Sie können nur telefonieren.

Die Krönung des Abends ist der Atlantik Hummer mit Imperial Kaviar, Baby Oktopus und Meerkräuter-Salat. Als Getränk serviert ihnen Gojko einen 2008 Jaspis Spätburgunder Alte Reben trocken. Im Nebenraum der Küche macht M’Bamakan Konaté gerade den Abwasch. Er kam vor einem Jahr mit einem Schlauchboot über das Mittelmeer. Seine Frau ist bei der Überfahrt verdurstet. Er schickt jeden Monat Geld an seine Familie in Mali.

Zum Nachtisch gibt es frische Waldbeeren mit Valrhona Schokolade auf Crepes, dazu noch einen 2016 Chevalier-Montrachet Grand Cru. Der libanesische Küchenjunge, dessen Namen wir uns nicht merken müssen, hat die Beeren heute Morgen vom Großmarkt geholt. Die Mörbels sind zufrieden. Das Essen ist ausgezeichnet.

P.S.: Morgen früh kommt die weißrussische Ex-Journalistin Alina Swerewa zum Putzen. Auch sie hätte uns eine Geschichte zu erzählen, wenn wir ihr zuhören würden.

Richard Wagner -Rienzi- Overture - YouTube

Montag, 22. Februar 2021

Zahlen runter, Zahlen rauf – Seuche & Business

 

Blogstuff 563

„Denn die Zukunft ist immer ein Snob gegenüber der Vergangenheit, und schon immer hatte sie ihren Spaß auf Kosten der Naivität von gestern.“ (Ben Hecht: 1001 Nachmittage in New York)

Im Jahr 2071 werden die Menschen verwundert auf die Bilder unserer Gegenwart schauen. Vielleicht werden die älteren unter ihnen sogar so etwas wie sentimentale Rührung empfinden, wenn sie uns betrachten. Unsere altmodische Kleidung, unsere merkwürdigen Frisuren. Die klobigen Automobile, die wir noch von Hand bedienen mussten. Die albernen Reklametafeln. Die Modegeschäfte, wo man doch längst in vollautomatischen Bekleidungszentren, die ein 3-D-Modell unseres Körpers haben, maßgeschneiderte Klamotten bestellen kann, deren Muster und Stoff wir zuhause im Internet ausgesucht haben. Das verkeimte Bargeld, das von Hand zu Hand gewandert ist. Die grotesken Berufe, die man damals hatte. Vielleicht ist nur die Politik gleich geblieben.

Ein Sonntag im Februar. Es sind zwanzig Grad im Schatten und in der Sonne ist es fast schon zu warm, obwohl ich nur ein T-Shirt und Shorts trage. Die Bienen brummen von Blüte zu Blüte und im Garten des Nachbarn spielen die Kinder mit dem Hund. Das muss diese neue Normalität sein, von der alle sprechen.

Ich bin so alt, ich kenne nicht nur Raider, sondern auch den alten Milky Way-Riegel. Erinnerungsflimmern an den Rändern Ihres Monitors. Damals war das einfach ein Mars-Riegel ohne Karamellcreme. 1990 wurde die Rezeptur geändert (Todsünde!) und der Inhalt sah nun weißlich aus. Ich habe ihn probiert. Der Geschmack war einfach nur mies. Kein Vergleich. Damit war ich natürlich draußen.

Es sind immer die Migranten, die sich nicht assimilieren wollen, die den Hass der Rechten auf sich ziehen. Menschen, die ihrer Kultur und ihrer nicht-christlichen Religion treu bleiben möchten. Ferner sind es Menschen, die sich nicht assimilieren können, weil sie keine weiße Haut haben. Polen und Italiener sind darum nie Ziel des rechten Hasses, aber Muslime und Afrikaner. Juden leben seit 1700 Jahren in Mitteleuropa. Sie haben sich nie assimiliert, sind ihrer Religion treu geblieben, öffnen sie auch nicht für Konvertiten, heiraten meist untereinander und wagen es, sich für Gottes auserwähltes Volk zu halten. Sie hat der Hass schon immer in besonderem Maße getroffen. Diese Weigerung, sich unterzuordnen, erträgt der deutsche Herrenmensch nicht.

In den finsteren Winkeln der Psyche, in jenem Morast, den wir euphemistisch als Charakter bezeichnen, wächst der Hass, lange gedüngt durch Enttäuschungen und Demütigungen. Dann bricht er plötzlich hervor, gerne durch ein Erweckungserlebnis in der Gruppe, wo er sich explosionsartig vermehren kann wie ein Virus. Es gibt viele Beispiele in der Geschichte, QAnon und Querdenker sind aktuelle Erscheinungen dieses Phänomens.

The Beta Band - Dry The Rain ( High Audio Quality ) - YouTube

Samstag, 20. Februar 2021

Leck mich am Arsch, Bonetti wird gendersensibel


Blogstuff 562

„Die Einkünfte aus meinen Büchern reichen inzwischen für Kaviar und Champagner. Eines Tages werde ich so weit sein, davon auch meine Wohnung bezahlen zu können.“ (Oscar Wilde)

Es heißt jetzt nicht mehr Aktionär, sondern Person mit Aktienbesitz. Aus den Alkoholikern werden nicht etwa Alkoholiker*innen, sondern Alkoholsüchtige. Aus den Amateuren werden Beginnende. Aus dem Anbieter wird die angebotsmachende Person. Anhänger sind Unterstützende. Der Astronaut ist eine ins Weltall reisende Person. Marxisten müssen jetzt ganz tapfer sein. Die Arbeiterklasse wurde abgeschafft. Es gibt nur noch die arbeitende Klasse. Nächste Woche: das B.

Geschickt gendern – Das Genderwörterbuch

Der aggressive Nihilismus saturierter Senioren, die man für nichts mehr begeistern kann, weil sie alles zu kennen glauben. Für manche Menschen ist der Tod eine Erlösung vom Sein.

Wenn die Natur zu Besuch in der Stadt ist, im Winter beispielsweise in Form von Schnee, wird der Stadtmensch misstrauisch und der Zeitungsmensch noch viel misstrauischer. Droht das Verkehrschaos oder eine Wetterkatastrophe? Wir könnten uns auch einfach über die unschuldige Schönheit, über die in der Sonne leuchtende weiße Pracht freuen. Das kleine Schauspiel vollzieht sich selten genug und ist auch nicht von Dauer. Aber die meisten Menschen ziehen es vor, argwöhnisch aus dem Fenster zu schauen, bevor sie sich wieder ihren Computer-Monitoren, Handy-Displays und Fernsehbildschirmen zuwenden.

Der Trümmerhaufen des Wolkenkratzers war pyramidenförmig und besaß ein kleines Plateau auf der Spitze. Hier saß ein aztekischer Priester und vollführte sein Ritual. Vor der Pyramide stand ein Ägypter und fragte sich, wer hier wohl begraben lag.

Wenn ich auf dem Weg von einem bayrischen Gasthaus nach Hause den Kellner parodiere („Wuist no a Hoibe?“), ist es nicht ausländerfeindlich. Schließlich sind die Bayern ja keine Ausländer. Wenn ich es auf dem Rückweg von einem österreichischen Lokal mache („Mecht der gnädige Herr no an Verlängerten, bittscheen?“), ist es auch nicht weiter schlimm, obwohl der Österreicher ja ein Ausländer ist. Wenn ich es aber auf dem Rückweg von einer Pizzeria mache („Darf ich Ihne bringe no eine Espresso auffe die ’ause?“), bin ich ein Rassist. Und jetzt stellen Sie sich mal vor, ich käme aus einem koscheren Restaurant.

Ich hau jetzt mal eine knallharte Prognose raus, an die sich 2024 niemand mehr erinnern wird, wenn es soweit ist: Die Republikanische Partei wird Ivanka Trump als Präsidentschaftskandidatin aufstellen.

Querdenker und Corona-Leugner leiden unter dem Märtyrersyndrom. Sie erwarten ihre Internierung in Lager, Zwangsimpfung inklusive Ortungschip und eine menschenfeindliche Diktatur, während das gewöhnliche Leben einfach weitergeht und man ihnen nur mit Gleichgültigkeit, schlimmstenfalls mit Spott begegnet.   

Beloved - YouTube

Freitag, 19. Februar 2021

CDU - It's magic

Man muss halt nur die CDU machen lassen. Jedenfalls ist das Problem mit dem Rechtsextremismus gelöst. Früher hat ein Schamane ein Wort auf einen Zettel geschrieben und es in einem magischen Ritual verbrannt. So schafft man die Dinge aus der Welt, folks! 

connect on Twitter: "Rechtsextremismus ist für die Tonne. Heute, ein Jahr nach dem rassistischen Anschlag in #Hanau, wollen wir gemeinsam zeigen, dass der Kampf gegen Rechtsextremismus oberste Priorität hat. Dafür braucht es alle. Auch Dich! Mach mit & zeige Haltung. https://t.co/u3kRX1Evxm" / Twitter

Sie sind gefeuert!


„Ihre wildesten Drohungen und Untergangsprophezeiungen und ihr endloser Redeschwulst haben die Tendenz, von Tag zu Tag mehr zu verblassen und auf der Totenbahre der Zeit zu landen. Hierin liegt eine uralte Lektion für alle Schreiber: dass der Sturm unbeständiger ist als das Meer und dass all die Ängste, die uns verstören, (…) auf Dauer gesehen von geringem Interesse sind (…).“ (Ben Hecht: 1001 Nachmittage in New York)

Ingo Waschewski hatte Theaterwissenschaften und Medientheorie studiert, danach hatte er eine Zusatzausbildung zum Psychodramatiker gemacht. Er hatte gerade ein Praktikum beim Charlottenburger Tageblatt angefangen und stand vor dem Schreibtisch des Chefredakteurs.

„Sie sind also der Neue?“

„Ja, Herr Sternburg.“

„Wir werden Ihnen den Job von der Pike auf beibringen. Gehen Sie raus auf die Straße und bringen Sie mir ein paar Geschichten. Verstanden?“

Waschewski schlenderte durch die Straßen und hielt die Augen offen. Aber es passierte nichts. Also setzte er sich in ein Café und studierte auf seinem Handy den aktuellen Polizeibericht. Vielleicht gab es eine gute Story. Aber der ganze Mist – Drogenhandel, Schlägereien, Autounfälle – interessierte ihn nicht. Die Kellnerin brachte ihm seinen Milchkaffee.

„Haben Sie nicht eine gute Geschichte für mich?“ fragte er sie.

Da gerade wenig zu tun war, erzählte ihm die Kellnerin von ihrem kleinen Sohn. Er hatte einen Gehirntumor und sie war völlig verzweifelt. Es war allerdings ein gutartiger Tumor und die Operation war gut verlaufen. Nach vier Wochen in einer Reha-Klinik in Brandenburg war er wieder zuhause und würde in diesem Sommer in die Schule kommen. Er spielte schon wieder mit seinen Freunden aus dem Kindergarten.

Was für eine schöne Geschichte. Waschewski machte sich Notizen. Da setzte sich ein älterer Herr an den Nachbartisch.

„Sie sind wohl Schriftsteller“, sagte der Mann.

„Nein, ich mache gerade ein Praktikum bei einer Zeitung und soll Geschichten sammeln.“

„Dann passen Sie mal auf.“ Bei einem Bier und einem Obstler erzählte der Alte von seiner Zeit im Theater. Er hatte an den Boulevardbühnen auf dem Ku’damm gearbeitet. Mit Harald Juhnke, Hildegard Knef und Günter Pfitzmann hatte er auf einer Bühne gestanden. Er hatte ein paar schöne Anekdoten, wie sie nach der Vorstellung noch in den Kneipen versackt waren.

Waschewski schrieb eifrig mit.

„Ich habe die Telefonnummer von einem Freund, der auf Borneo tolle Abenteuer erlebt hat. Wollen Sie ihn mal anrufen?“

Waschewski rief an. Der Mann am Telefon erzählte, er hätte als Tierschützer gearbeitet und etliche Orang-Utans gerettet. Vom Kampf gegen Brandrodung und Umweltzerstörung.

Als Waschewski in die Redaktion zurückkam, klopfte er gleich beim Chefredakteur an.

„Das ging ja schnell“, sagte Sternburg erfreut.

„Ich habe drei großartige Stories“, begann der Praktikant und erzählte.

„Was soll ich mit dem Scheiß?“ fragte Sternburg. „Ich brauche Mord, Totschlag oder einen Bandenkrieg. Das wollen die Leute lesen.“

„Aber ich würde gerne positive Meldungen bringen“, widersprach Waschewski.

„Sie sind ja völlig übergeschnappt“, brüllte der Chefredakteur. „Sie sind gefeuert! Verschwinden Sie!“  

RSS Disco - White Bird - YouTube

 

Donnerstag, 18. Februar 2021

Gaukler und Possenreißer

 

Blogstuff 561

„Jedenfalls ist es besser, ein eckiges Etwas zu sein als ein rundes Nichts.“ (Friedrich Hebbel)

Wenn der Weg das Ziel ist, kann ich doch stehenbleiben. Dann bin ich schon da, oder? Versteh ich nicht.

Warum sind Smoothies so ein Erfolg? Weil sie uns das lästige Kauen von Obst sparen.

Es ist das absolute Highlight der Woche: Ich dusche endlich mal wieder, rasiere mich, putze mir gründlich die Zähne, klatsche mir das teure Aftershave auf die Backen, ziehe mir meinen Sonntagsanzug an, stecke eine Blume ins Knopfloch – und dann fahre ich zu Rewe einkaufen.

Ist Übergewicht eine schwere Krankheit?

Wer Parlamentsgebäude stürmt, kennt den konkreten Ablauf der Demokratie nicht.

Werden wir in Berlin jemals wieder in Teenagerkotze ausrutschen? #lockdownverlaengerung

Ausraststätte

Der größte Kritiker des Schweins / War früher selber eins

Wenn man früher einen kaputten Schuh hatte, ging man zum Schuster. Ich kann mich noch an seine Werkstatt in der Ingelheimer Bahnhofsstraße erinnern. Es duftete herrlich nach Leder, sehr intensiv. Der Mann war kein einfacher Dienstleister, sondern ein Handwerkermeister, dem man sich mit Ehrfurcht und Respekt näherte, so als wäre er ein Schuhdoktor.

Vergesst niemals den Namen von Chuck Wörlpulinger. Mit seinem Bachelor in Numismatik steht ihm eine große Zukunft bevor.

Wenn man die Hierarchie eines Unternehmens verstehen möchte, setzt man sich einfach in die Kantine und beobachtet die Leute. Am schönsten Tisch, direkt am Fenster, sitzt der Chef mit seinem Hofstaat. Am Tisch daneben sind die Arrivierten und Karrieristen. In den dunklen Ecken sitzt das Fußvolk. Dann gibt es noch den Frauentisch. Und der Typ, der allein am Tisch vor den Toiletten sitzt, ist der Neue. Höchststrafe: Du wirst an den Cheftisch gerufen und bekommst coram publico einen Anschiss, der sich gewaschen hat.

Kommentatoren sind ausgeprägte Kulturfolger, die sich erfolgreich in von Bonetti Media geschaffenen Lebensräumen etablieren konnten. Sie haben eine ambivalente Rolle in vielen Kulturen weltweit: Einerseits werden ihnen Klugheit und Humor unterstellt, andererseits werden sie als Unheilsbringer und Schädlinge bekämpft.

Irgendwo auf der Welt (Somewhere in the World) - Comedian Harmonists - YouTube

 

Mittwoch, 17. Februar 2021

Wichtelbach kommt nicht zur Ruhe

 

Manchmal ist in einer Stunde hier im Dorf mehr los als in Berlin. Erst landet eine Armada von Wildgänsen auf einer Wiese am Dorfrand. Sie veranstalten einen Heidenlärm, offenbar sind sie gerade aus dem Süden zurück und ganz aufgeregt. Der Frühling ist da. Ich kippe das Fenster vor meinem Schreibtisch, um es besser hören zu können. Kurz danach die Sirene am Feuerwehrhaus. Es ist etwas passiert! Der Übungsalarm ist immer dienstags um 18 Uhr. Dann höre ich Fahrzeuge mit Sirenen durch das Dorf rasen. Wenige Minuten später landet ein Rettungshubschrauber mit großem Getöse auf der Wiese vor der Schlossgartenhalle. Was für eine Aufregung. Hier in Wichtelbach kommst du nicht zum Arbeiten. Völlig unmöglich. Hektik des Landlebens.

Bonetti fährt Skateboard


Blogstuff 560

„Es gibt Tage, wo das Leben übertrieben flau ist. Zu Bett gehen; weiter hilft nichts mehr.“ (Heinrich Mann)

Ich stand nur ein einziges Mal auf einem Skateboard, das war in den siebziger Jahren. Ich stellte erst meinen rechten Fuß auf das Ding und wollte dann den linken Fuß nachholen. Alles woran ich mich erinnern kann, ist ein bunter Wirbel von Bildern. Ich landete auf der Straße und hatte am Knie ein Loch in meiner nagelneuen Hose. Meine Mutter war begeistert und nähte zur Strafe knallrote Lederherzen auf beide Hosenbeine. So musste ich in die Schule gehen. Ich sah aus wie ein Kindergartenkind. Mit fünfzehn. Ich habe in dieser Hose meinen Führerschein gemacht und hatte mein erstes Date. Ich bin über das erste Date nie rausgekommen. Was passiert beim zweiten Date? Bietet man sich das Du an?

Nicht vergessen: Wenn Corona hinter uns liegt, haben wir immer noch Armin Laschet.

Dreimal machte Deutschland im 20. Jahrhundert die Erfahrung eines Wandels zur Demokratie und jedes Mal war diese Zeit mit Not und Elend verbunden. 1918 befreiten sich die Deutschen von Monarchie und autoritärem Militärstaat, es folgten Hunger, Massenarbeitslosigkeit, Inflation und eine Seuche („Spanische Grippe“). Mit dem politischen Aufbruch verband sich das Gefühl der Niederlage und der Ausgrenzung (Versailler Vertrag, Völkerbund ohne Deutschland). Die Siegermächte achteten darauf, dass Deutschland einen bürgerlichen Parlamentarismus bekam und nicht in Richtung Bolschewismus abdriftete. 1945 wurden die Deutschen vom Nazi-Staat befreit und bekamen von den Alliierten quasi eine Demokratie auf Rezept. Es war die Zeit des Zusammenbruchs, des Elends in den zerstörten Städten, der Kriegsverbrecherprozesse, der endlosen Züge der Vertriebenen aus dem Osten. 1990 machten die Ostdeutschen eine ähnliche Erfahrung. Sie bekamen mit der Demokratie zugleich Massenarbeitslosigkeit, eine zusammengebrochene Wirtschaft und die Demütigung durch die Sieger aus dem Westen. Den Satz „Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein“ hört man darum regelmäßig. Den Satz „Ich bin stolz, ein Demokrat zu sein“ hört man nie.

Traum: Es klingelt und ich öffne dem Pizza-Boten die Haustür. Er drückt mir einen Kassenbon von einem halben Meter Länge in die Hand und geht an mir vorbei. Ich laufe ihm nach. Er geht durch das Wohnzimmer und das Esszimmer in die Küche. Dort steht ein zweiter Mann vom Pizzadienst und hat einen Fragebogen in der Hand. Er stellt mir Fragen zu meinen Freunden und meiner Familie. Auf dem Kopf trägt er eine Mütze, auf der steht: Jogi Löw Rücktritt. Erst jetzt merke ich, dass sie mir einen Streich spielen. Durch die offene Haustür kommt ein dritter Mann in die Küche. Er sieht genauso aus wie ich und trägt auch die gleichen Klamotten. Er sagt: „Einer von uns beiden muss gehen.“ Ich wache auf und wundere mich, dass ich im Elternschlafzimmer bin. Ich höre ein Rauschen aus dem Bad und gehe hin. Die Toilette ist kaputt, das Wasser läuft aus der Wand. Überall sind Schalter und Wasserhähne, aber egal, was ich drücke oder zudrehe, das Wasser läuft weiter. Dann merke ich, dass das Bad weiß gekachelt ist, mein Bad ist aber grün. Ich träume, stelle ich erleichtert fest und wache auf.

Judas Priest - Breaking The Law (Official Music Video) - YouTube

Dienstag, 16. Februar 2021

Bonetti Media Home Entertainment präsentiert: Götterdämmerung


Es war Winter und die Revolutionäre hatten den Zarenpalast gestürmt. Es war gerade niemand zuhause und die Terrassentür war nicht abgeschlossen. Die rote Garde konnte ihr Glück kaum fassen. Andächtig schweigend streiften sie durch das prachtvolle Anwesen und staunten über die zahlreichen Gemälde und goldenen Kerzenhalter.

Im Tanzsaal bildeten sie einen Stuhlkreis und setzten sich, um das weitere Vorgehen zu besprechen.

„Hallo erstmal, ich bin der Holgi und soll das Treffen leiten.“

„Hallo, Holgi“, riefen alle im Chor.

„Habt ihr denn Vorschläge, was wir jetzt machen sollen?“ fragte er.

Anke meldete sich. „Also, ich finde, das mit dem Klima ist total wichtig. Wir müssen unbedingt was für den Klimaschutz machen.“

„Wir könnten die Heizung und den Strom abstellen. Jetzt gleich“, sagte Uwe.

„Ich denke, wir sammeln erstmal Ideen und überstürzen nichts“, sagte Holgi, der nur eine Jeansjacke anhatte.

„Ich habe jede Menge Hefe. Wir können zusammen Brot backen“, rief Thorben.

„Wir müssen das Geld abschaffen. Das ist unser Unglück. Ohne Geld kein Kapitalismus“, wusste Jutta.

Alle applaudierten spontan.

„Die Produktionsmittel müssen vergesellschaftet werden. Keine Herren, keine Knechte. Solidarische Produktion und nur das Lebensnotwendigste“, dozierte Stefan.

„Vegane Ernährung. Wir werden kein Fleisch mehr essen, keinen Käse und keine Eier“, sagte Tanja.

„Das sind echt viele gute Vorschläge. Danke, Genossinnen und Genossen. Ich habe alles aufgeschrieben. Mein Vorschlag wäre: Wir legen unser letztes Geld zusammen, bevor wir das Kapital endgültig abschaffen, und gehen noch mal richtig einkaufen. Und wir gehen nachher mal runter in den Weinkeller und gucken, was da so los ist.“

Und so lebten sie glücklich und zufrieden bis ans Ende ihrer revolutionären Tage. Und das kam zwei Monate später, als Bonetti aus seinem Winterurlaub auf den Malediven zurückkam. Er stürmte in den Saal, schoss mit seiner Jagdflinte dreimal in die Decke, dass der Putz nur so hagelte, und jagte den ganzen blutleeren Haufen von Schwätzern und Taugenichtsen auseinander.  

Brainticket - Places of Light - YouTube

Montag, 15. Februar 2021

Bonetti – Überleben ist seine Rache

 

Blogstuff 559

“People will remember you better if you always wear the same outfit. Scientists have invented a love drug, but it only works on bugs. The Space People will contact us when they can make money by doing so.” (Talking Heads)

Wer schreibt, verändert nichts. Wer verändert, schreibt nicht.

„Das ist kein Bierbauch. In diesem Bereich habe ich die wertvollen Omega-3-Fettsäuren gespeichert.“

+++breaking news+++Bekanntlich will Bill Gates alle Menschen chippen, um die Weltherrschaft zu erlangen. Es sind Nano-Bots in Supermärkten aufgetaucht. Essen Sie kein Obst und Gemüse! Wenn Sie nicht zu einem seelenlosen Roboter werden wollen, dürfen Sie nur Hamburger und Pizza essen+++breaking news+++

Der neue Trend: Einfach keine Meinung haben.

Ich will keine Milliarden, mir genügen Millionen.

Wie praktisch: Karfreitag fällt immer auf einen Freitag und Ostermontag immer auf einen Montag.

Es ist schick geworden, niemandem mehr zu vertrauen. Nihilismus in Reinkultur. Die Politik lügt, die Wissenschaft lügt, die Medien lügen, die Unternehmen lügen, der Nachbar lügt, der Kollege lügt. Alle sind sie fremdbestimmt und von fernen Mächten gesteuert, die wir nicht kennen können. Auf was können wir uns verlassen? Ist die Erde eine Kugel? Bin ich der Vater meines Kindes? Gibt es noch Recht und Gesetz? Ist alle Welt Lüge? Wir können uns mit dieser Denkmode bis in den kollektiven Irrsinn bringen. Das ist kein Problem.

Wird es bei der Fußball-WM 2022 in Katar Stadionwurst und Bier geben?

Was fehlt: Kardinal Woelki, der Ajatollah Khomeini von Köln. Die Firma mit dem Kreuz-Logo.

Wenn Sie mit Ihrer Erzähling eine Kulturikone schaffen wollen, muss Ihre Hauptfigur einen unvergesslichen Satz sagen. Zum Beispiel „Asta la vista, baby“, „Yippie-Ya-Ye, Schweinebacke“ oder „Möge die Macht mit dir sein“. In der berühmten Westernserie Ricky Laredo von Bonetti Media ist es der Spruch „Ich will den ganzen Käse“.

Aufgrund meines phantastischen Body-Mass-Index bin ich jetzt in Impfgruppe 2, die ab Anfang April dran ist. Tipp: Man kann sich bis dahin auch eine Leberzirrhose ansaufen und rückt ebenfalls in Gruppe 2. Die einen haben sich hochgearbeitet, die anderen haben sich hochgeschlafen – ich habe mich hochgefressen. Sie können sich hochsaufen. Wir leben in einem wunderbaren Land.

P.S.: Kai Diekmann und Karl-Theodor zu Guttenberg haben jetzt Beraterverträge bei Bonetti Media. Gute Leute!

Draggin the Line - Tommy James - YouTube

Sonntag, 14. Februar 2021

Die Kunst und das Leben

 

Neulich habe ich einen autobiographischen Roman über Michelangelo gelesen. Kunst lernte man damals in der Werkstatt eines Meisters. Kunst war ein Geschäft wie jedes andere auch. Man hatte Kunden, Aufträge und Arbeit – wenn man gefragt war. Heute ist das Berufsbild des Künstlers, vor allem des Schriftstellers, wesentlich mehr von Romantik geprägt. Kunst und der schnöde Mammon? Das gehört nicht zusammen. Der Künstler ist arm, er ist ein verkanntes Genie und er hat im Laufe seines Lebens viele Verletzungen erlitten, die ihn für einen gewöhnlichen Brotberuf wie Metzger oder Maurer unfähig machen.

Während in der Renaissance der Beruf des Schriftstellers noch relativ unbekannt war, der Buchdruck war ja gerade erst erfunden worden, gibt es heute vergleichsweise viele Menschen, die versuchen, vom Schreiben zu leben. Aber die erfolgreichen Autoren haben sich, bis auf wenige Ausnahmen, nicht der Kunst gewidmet, sondern recht unverblümt dem Kommerz. Berühmte Autoren wie Stephen King oder Michael Crichton schreiben Horrorromane, Thriller und Krimis. Wer auf dem begehrten Stapel an der Kasse der Buchhandlung landen will, sollte sich von Begriffen wie Literatur und Poesie verabschieden und seinen Weg mit Monstern und Leichen pflastern. 

Der Literat hat ein Außenseiter zu sein, ein Bohémien, der sich über materielle Dinge keine Sorgen machen muss, weil seine Kunst weit über der Sphäre des gewöhnlichen Broterwerbs steht. Er soll nicht über Mietrückstände und sein leeres Konto sprechen. Wir wollen von ihm keine Klagen hören. Er hat sich der mönchischen Lebensweise, der kargen Einfachheit des Lebens in einer spärlich ausgestatteten Eremitage hingegeben und nur in dieser Reinheit der minimalistischen Existenz möchten wir ihn sehen. Wir erlauben ihm Alkohol und Drogen, Rausch und Wahnsinn, weil sie Teil dieses Lebens am Rande der Gesellschaft sind. Aber wir wollen kein Gejammer hören, gerade in Zeiten der Pandemie nicht, denn er ist letztlich nicht systemrelevant.

Ace - How Long HD - YouTube

Samstag, 13. Februar 2021

Impfplan und Impfstau

 

Blogstuff 558

„Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein.“ (Stephen Hawking)

Erst, wenn sich auch die stellvertretende Vorsitzende der DGB-Ortsgruppe Erpelschwang-Seckelburg zu einem Thema geäußert hat, ist die Diskussion abgeschlossen.

Hätten Sie’s gewusst? Andy Bonetti hat in "Episode II – Angriff der Klonkrieger" mitgespielt. Er war der Cousin von Anakin Skywalker, doch seine Szene wurde aus der finalen Filmfassung herausgeschnitten. Die Sequenz ist lediglich als Bonusmaterial auf DVD zu finden.

Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wurden tausende Schwarze in den USA gelyncht, vor allem in den Südstaaten. In den 1950er Jahren verfolgte das FBI Gruppen, die sich gegen das Lynchen engagierten, stärker als die Straftäter, weil man annahm, diese Gruppen seien kommunistisch unterwandert.

Ab Herbst 2021 werden die klimareligiösen Funktionseliten aus dem Prenzlauer Berg mitregieren. Jetzt Fahrradaktien kaufen!

Ich höre bei einer Fußballübertragung schon Impfverteidiger statt Innenverteidiger.

Es gibt nur drei Orte auf der Welt, die schlimmer als Bayern sind: Österreich, Sachsen und Uganda.

Ich bin fit wie ein Turnschuh, aber wie ein sehr alter und sehr schwerer Turnschuh.

Als wir mit 14 anfingen zu rauchen, hat der dicke Schröder nicht inhaliert. Er bekam den Spitznamen Piffpaff. Heute ist er ein geachteter Mann im Dorf. Er ist Tischlermeister und Chef der freiwilligen Feuerwehr.

Wenn Sie diesen Text mit geschlossenen Augen lesen können, melden Sie sich bitte beim Stargate Project der U.S. Army. Stargate Project - Wikipedia

Warum sind Männer nicht einfach mal ganz ehrlich und sagen: „Ich habe einen Fehler gemacht, als ich eine Familie gegründet habe, Frau und Kinder sind einfach das Allerletzte. Ich möchte endlich auch so leben wie der Kiezschreiber und den ganzen Tag in Unterhosen durch die Wohnung schlurfen. Zum Mittagessen gibt’s das erste Bier oder meinetwegen das zweite.“

Sind Mücken neidisch auf Vögel? Sind Vögel neidisch auf Flugzeuge?

Pro & Contra Feuer: Hält Säbelzahntiger fern, lockt aber Motten an.

Propoetiden heißen die Nutten in der griechischen Mythologie. Sammeln Sie Pluspunkte bei Partygesprächen 2022.

Alice In Chains - Man in the Box (Official Video) - YouTube

Freitag, 12. Februar 2021

Wer sich nicht lebt, fährt verkehrt


Die Wichtelbacher Subkultur in den achtziger Jahren ist leider ein bisher unerforschtes Gebiet. Kaum eine Zeitspanne der westdeutschen Nachkriegsgeschichte scheint so einschneidend gewesen zu sein wie die Umbrüche im Denken, Fühlen und Handeln, die wir mit der Jahreszahl und Chiffre „1982“ verbinden. Kaum einer heranwachsenden Generation ist es im Zuge ihrer Historisierung gelungen, so epochal aufzutreten. 

Im Vordergrund stand die politische Agitation in Form von Sit-ins und Demonstrationen, die seit 1982 von Mitgliedern der Trinksportgruppe Getränke-Hoffmann ausgingen. Sie wurden von Hausbesetzungen (etwa den Umkleidekabinen am Sportplatz), von der Beteiligung an Streiks (u.a. gegen die Bierpreiserhöhung im Gasthaus zur Pfalz) oder von pädagogischen Alternativprojekten wie der ersten „Kinderwerkstatt Teppichknüpfen e.V.“ und des Vereins für depressive Erziehung flankiert.

Diese gesellschaftspolitischen Entwicklungen in vielen Teilen der Welt gingen auch an der Musik nicht spurlos vorbei. Polka und Volksmusik wurden politisiert, zum lautstarken Element einer von Alkoholikern dominierten Revolte. Im Genre „Protestsong“ lässt sich für Wichtelbach in diesem Zusammenhang die Compilation „Kirschwasser-Blues“ aufführen. Der 1982 produzierte Sampler mit „Liedern gegen alles“ vereint verschiedene Hobbymusiker*innen zu unterschiedlichen Themen wie der Autobahnraststätte in Biblis, der Diskriminierung von Mongos oder dem politischen Handeln der lokalen Eliten (v.a. Bürgermeister Zipfelmoser).

Wenn auch nicht explizit politisch, so doch im linksalternativen Kulturmilieu ist die Ausnahme-Band Lobotomie 21 zu verorten. Die 1981 in San Francisco von Andy Bonetti gegründete Gruppe zog wenige Monate später nach Wichtelbach, um dort ein Kommunarden-Leben zu führen. Sie gelten neben Yes und Pink Floyd als Erfinder des Psychedelic Rock mit entsprechendem internationalem Bekanntheitsgrad. Ihre zahlreichen Live-Konzerte in der Region waren für die hiesige Szene auch wegen der innovativen Licht- und Dia-Shows außerordentlich auf- und anregend. 

Die 1980er-Jahre wurden von einem nicht unerheblichen Drogenkonsum junger Menschen begleitet. Wichtelbach war damals über die Landesgrenzen hinaus berühmt für seinen breit aufgestellten Schwarzmarkt an Betäubungsmitteln. Das Jugendhaus „Jochen“ in der Kiesstraße galt als „Hasch-Mekka“ – und im studentischen Schlosskeller wurde wenig verborgen konsumiert und gedealt. Letzterer schloss im August 1982 wegen Drogenexzessen und Gewaltdelikten, wurde im November 1982 aber wieder eröffnet und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit.

Das Underground in der Nähe der Viehtränke zählt ebenfalls zu den sagenumwobenen Orten jener Zeit, an denen sich Hippies, Krautrocker und Bluesliebhaber*innen zugedröhnt begegneten.  Auch Uschi Obermaier und Rainer Langhans („Kommune I“) sollen dort gerne gefeiert haben, wenn es sie mal gezielt nach Wichtelbach verschlug. Leider erinnern sich heute nur noch wenige Leute an diese wilde Zeit im Hunsrück.

Gnadenlos abgezockte Primärqualle: Die 70er: „Wer sich nicht wehrt, der lebt, der lebt so verkehrt!“ - P Stadtkultur DarmstadtP Stadtkultur Darmstadt (p-stadtkultur.de)

R.I.P. Chick Corea

Return to Forever - The Romantic Warrior HQ - YouTube

Mittwoch, 10. Februar 2021

Was Nawalny mit Katalonien zu tun hat

Es röhren die Hirsche im deutschen Medienforst: Nawalny ist ein politischer Gefangener, die Opposition wird ins Gefängnis geworfen, Russland ist eine Diktatur. 

In Katalonien sitzen gerade neun Politiker im Gefängnis, die mit friedlichen Mitteln für ihre Ziele gekämpft haben. Sie sind alle zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, weil sie ein demokratisches Referendum abgehalten haben.

P.S.: Kann sich noch jemand an den politischen Gefangenen Julian Assange erinnern? 

Damit wir es nicht vergessen: Europa hat immer noch politische Gefangene (pressenza.com)

Der Kiezschreiber träumt

 

Ich stehe auf einer Wiese am Waldrand. Es ist Krieg, ich sehe unsere Soldaten einen Feldweg entlang rennen. Feindliche Flugzeuge im Tiefflug, ein Hubschrauber landet. Ich verstecke mich, aber es steigen nur ein paar reiche Leute aus. Sie sind ganz in Weiß gekleidet und steigen in eine prunkvolle Kutsche, die von vier Pferden gezogen wird.

Ich renne weg und komme in ein Einkaufszentrum. Ich sage den Menschen, dass die feindlichen Truppen im Anmarsch wären, aber es scheint niemanden zu interessieren. Ich gehe in ein Geschäft, nehme mir eine Schachtel mit Pralinen und beginne zu essen. Es ist niemand im Laden, ich bezahle nicht. Die Pralinen haben die Form und die Größe von Hühnereiern. Man muss aufpassen, denn einige von ihnen sind aus Stein.

Ich gehe weiter und treffe eine alte Schulfreundin. Ich biete ihr die Schachtel mit den gestohlenen Pralinen an, aber sie rennt vor mir weg. Ich folge ihr durch Gänge und über Treppen. Schließlich betritt sie ein Geschäft und geht in ein Hinterzimmer. Dort sitzt das Personal und sie setzt sich zu einem Verkäufer an den Tisch. Ich setze mich an den Nachbartisch, werde aber gebeten zu gehen. Ich gehe aber nicht zurück in den Laden, sondern durch eine Tür auf der anderen Seite des Raums.

Jetzt bin ich in den Gängen hinter den Geschäften. Ich komme zu einem Aufzug und öffne die Tür. Auf einem Knopf steht Systemsteuerung. Ich drücke ihn und fahre los. Im letzten Moment ist eine ältere Chinesin in den Aufzug gesprungen. Sie sagt mir, die Fahrt kostet 10.000 Credits und lächelt mich spöttisch an. Natürlich habe ich das Geld nicht, ich habe überhaupt kein Geld. Als ich aussteigen will, versucht sie, mich zu hindern, aber ich schiebe sie einfach zur Seite.

Ich hatte eine Zentrale voller Schaltpulte und Monitore erwartet, aber es sind lauter Luxusgeschäfte. Ich gehe an kostbaren Porzellantassen und teuren Uhren vorbei, die offen auf Verkaufstresen angeboten werden. Hier gibt es keine Schaufensterscheiben und Türen mehr wie im Einkaufszentrum zuvor. Es sind nur wenige Menschen hier, die mit aufmerksamen Verkäufern in vertrautem Gespräch sind. Sie scheinen sich zu kennen. Ich schlendere in aller Ruhe durch die Gänge. Dann wache ich auf.

Tomaso Albinoni - Adagio in G Minor - YouTube

 

Montag, 8. Februar 2021

Geben Sie Ihrem Tag Struktur

 

„Ich wäre sehr gern Schriftsteller geworden, aber was sollte ich schreiben? Sollte ich einen Roman daraus machen, wie ich jeden Tag in die Wirtschaft gehe und mich besaufe?“ (Wolfgang Welt: Doris hilft)

Im Lockdown ist es wichtig, dem Tag eine klare Gliederung, einen regelmäßigen Ablauf zu geben. Bonetti zeigt Ihnen, wie es geht.

8 Uhr: Meine natürliche Weckfunktion setzt ein. Ich muss aufs Klo.

8 Uhr 10: Ich lege mich wieder ins Bett.

9 Uhr: Frühstück (Mineralwasser, Obst).

9 Uhr 15: Morgenmeditation auf dem Sofa.

10 Uhr: Ich wache auf.

10 Uhr 30: Lektüre im Internet (New Yorker, Le Monde, Kiezschreiber-Blog).

12 Uhr: Mittagessen (Vollkornpizza mit Tofu, Tomaten und veganem Käse).

12 Uhr 15: Mittagsschlaf.

14 Uhr: Lektüre im Bett (Klassiker der Moderne, Vorsokratiker).

16 Uhr: Arbeit am Opus Magnum (=> Literaturnobelpreis).

16 Uhr 30: Ich sortiere und studiere die Flyer der Lieferdienste. Montag hat nur das Kebabhaus offen, Dienstag ist in der „Post“ Schnitzeltag (Jägerschnitzel mit Pommes und Salat für 7,90 €!), Mittwoch ist Dönertag im Kebabhaus, Donnerstag ist beim Italiener Pizzatag. Außerdem habe ich noch Gutscheine für McDonalds (bis 14. Februar gültig) und KFC (bis 28. Februar gültig). Ich muss eine Entscheidung treffen, bis die Dienste um 17 Uhr im Einsatz sind.

17 Uhr: Bestelle eine Dönerpizza im Kebabhaus.

17 Uhr 3: Nachmittagsmeditation auf dem Sofa.

18 Uhr: Abendessen.

18 Uhr 15: Lektüre im Internet (FAZ, SZ, SPON).

19 Uhr 30: Fernsehabend beginnt (SWR aktuell, Tagesschau, Spielfilm, Comedy Central), ich öffne eine Flasche Wein.

0 Uhr 30: Ich gehe zu Bett. Beim Einschlafen fällt mir ein, dass ich auch heute wieder nicht das Haus verlassen habe. Das ist gut, denn draußen sind das Virus und die unstrukturierte Welt.

Rossini: William Tell Overture: Final - YouTube

Samstag, 6. Februar 2021

Ihr seid nur das Volk


In Thomas Manns Roman „Doktor Faustus“ berichtet der Ich-Erzähler von einem Verhältnis zu einem „Mädchen aus dem Volke“, das er als Student kennengelernt hatte, und alsbald wieder beendet, „da der Bildungstiefstand des Dinges mich ennuyierte“.  

Wie unvermittelt und geradezu naiv die Klassengesellschaft des Kaiserreichs geschildert wird. „Das Volk“, das sind offenbar die anderen, die man auch als „einfache Leute“ oder als „gemeines Volk“ bezeichnet. Davon grenzten sich zunächst Adel und Klerus ab, später das Besitzbürgertum und noch ein wenig später das Bildungsbürgertum wie in diesem Fall (der Ich-Erzähler ist der Sohn eines Apothekers).

Man zählt sich selbst zu gewissen „Kreisen“, zu denen Menschen „aus dem Volk“ keinen Zutritt haben. Der Fabrikbesitzer mag eine Affäre mit der Fabrikarbeiterin haben, der Arzt mit dem Dienstmädchen – aber man heiratet diese Frau nicht. Es war eine Ehe „unter ihrem Stand“. Diesen Frauen fehlt es an Bildung, Umgangsformen und Beziehungen. Falls es doch zu einer Heirat kommt, die nicht standesgemäß ist, wird die betreffende Frau ihr Leben lang argwöhnisch und misstrauisch beäugt.

George Bernhard Shaw thematisiert diese Klassenunterschiede in seinem Theaterstück „Pygmalion“, das 1913 uraufgeführt wurde und das Thomas Mann sicher gekannt hat, als er Jahrzehnte später den „Doktor Faustus“ schrieb. In diesem Stück wettet ein Sprachwissenschaftler, Professor Higgins, mit einem Freund, er könne ein Mädchen „aus einfachen Verhältnissen“ in die feine Londoner Gesellschaft einführen, wenn er ihr ausreichend Sprachunterricht gibt. Das Blumenmädchen Eliza Doolittle wird ausgewählt und in den folgenden Wochen wie ein Affe dressiert. Sie verliebt sich in den Professor, der jedoch aufgrund seiner sozialen Stellung unerreichbar für sie bleibt. Bei der Generalprobe, einer Party, blamiert sie ihn zwar mit einem kurzen Rückfall in ihre Vulgärsprache und ihren Akzent, insgesamt ist der Versuch jedoch geglückt und die Upper Class akzeptiert Eliza.

„Das Volk“ verrichtet seinen Dienst, aber es gehört nicht zur Gesellschaft. Die moderne Sprache verdeckt diese Klassenverhältnisse, sie verschleiert das Herrschaftsgefüge. Wir haben vergessen, wie es wirklich ist und wie es immer war.

P.S.: Mit der Formulierung „die jüdischen Verlegersfrauen und Bankiersdamen blickten mit der tiefgefühlten Bewunderung ihrer Rasse für deutsches Herrenblut und lange Beine zu ihm auf“ würde Thomas Mann heutzutage auf Twitter einen Shitstorm auslösen.

P.P.S.: Sehr sympathisch finde ich in diesem Alterswerk Manns seinen Hang zu albernen Namen, dem ich ja auch seit vielen Jahren fröne und dem ich hemmungslos nachgehen kann, seit mich kein Lektorat mehr stört. Vor zehn Jahren wurde ich noch gezwungen, eine Hauptperson von Maritima Eternity Wurstwasser in Julia Sommer umzubenennen. Bei Mann gibt es eine Familie Schweigestill, der beste Freund der Hauptfigur heißt Schildknapp und mein Liebling – ein Seitenhieb auf den unsäglichen Katholizismus – ist Monsignore Hinterpförtner.

Gioachino Rossini : The Barber Of Seville - Overture - YouTube

Freitag, 5. Februar 2021

Neulich in der Villa Spahn

 

Es ist schon dunkel, als der Bundesgesundheitsminister sein Anwesen erreicht. Er ist allein, sein Ehemann hat noch ein Meeting in der Innenstadt. Jens Spahn betritt den Salon und geht ans Buffet. Er schenkt sich ein Glas Holunder-Bionade ein, überlegt einen Augenblick und gießt dann noch etwas Gin dazu. Er setzt sich in einen Ledersessel, trinkt einen Schluck und schließt die Augen.

Als er wieder die Augen öffnet, sieht er eine Gestalt im Schatten. Sie hat einen schwarzen Umhang an, ihr Gesicht ist nicht zu erkennen.

„Wer sind Sie?“ ruft Spahn erschrocken.

„Das weißt du doch“, antwortet die Gestalt mit leiser, dunkler Stimme. „Du hast mich schon oft gerufen. Ich habe viele Namen. Heute bin ich gekommen.“

Der Minister hat das Glas abgestellt und sitzt nun kerzengerade in seinem Sessel. „Ich kann mich nicht erinnern.“ Dann überlegt er einen Moment. „Was wollen Sie von mir?“

„Ich habe dir ein Angebot zu machen.“

„Um was geht es?“

„Was wünscht du dir am meisten?“

„Impfstoff“, ruft der Minister etwas zu laut. „Ich brauche Impfstoff. Es geht um meine Karriere!“

„Ich kann dir unbegrenzt Impfstoff verschaffen, Jens. Noch heute!“

„Zweihundert Millionen Dosen Impfstoff. Er muss gegen alle Mutationen wirksam sein. Zu einem vernünftigen Preis.“

Die Gestalt lacht heiser. „Du bekommst den Impfstoff umsonst. Was willst du noch?“

Spahn ist aufgesprungen und streckt der Gestalt die Arme entgegen. „Ich will das Kanzleramt! Ich will die Macht!“

„Sollst du bekommen, das ist kein Problem.“

„Was wollen Sie dafür haben?“ fragt der Minister.

„Deine Seele.“

„Abgemacht.“

„Aber ich will noch mehr“, sagt die Gestalt.

„Was immer Sie wünschen, Meister.“

„Senkung der Unternehmenssteuern.“

„Abgemacht.“

„Kürzung der Renten und Sozialleistungen.“

„Abgemacht.“

„Ich will, dass du die Bundeswehr aufrüstest und einen Krieg beginnst, damit mir viele Seelen zufliegen.“

Spahn zögert kurz. „Abgemacht.“

Aus dem Schatten ragt eine Knochenhand hervor, die ein Pergament hält. Mephisto legt es, zusammen mit einem Federkiel, auf den Tisch. Spahn unterschreibt hastig.

Der Pakt ist besiegelt. Wir werden alle zur Hölle fahren.

Pete Townshend - Give Blood (featuring David Gilmour) - YouTube