Sonntag, 31. Januar 2021
Offener Brief an Lars Reichow
Sie
haben in einem Video ein Leberwurstbrot mit Marmelade beschmiert und
anschließend verzehrt. Sie mögen als Komiker, d.h. auf äußerst zweifelhafte
Art, Ihr Geld verdienen, aber das war nicht komisch. Als Mitglied des Vereins
„Freunde der pfälzischen Leberwurst e.V.“ bin ich der Lebensfreude und dem
Humor durchaus zugeneigt, aber dieser Vorgang ist unerhört. Wie ich bereits in
einem bahnbrechenden Essay für „Leberwurst heute“, Ausgabe 5/2007, schrieb,
sind Leberwurst und Marmelade eine Contradictio in adiecto.
Ich
will kein Spielverderber sein, aber ich muss an dieser Stelle auf die Haager
Landleberwurstordnung von 1899 hinweisen, die ausdrücklich die Kombination von
Leberwurst und gesüßten Brotaufstrichen unter Strafe stellt, in diesem Falle
nicht unter vier Wochen Leberwurstentzug. Mit großem Bedauern muss ich zur
Kenntnis nehmen, dass es Ihnen ganz offensichtlich an der sittlichen Reife und
dem notwendigen Ernst in Leberwurstfragen gebricht. Dieses Verhalten ist eines Rheinland-Pfälzers
unwürdig, daher belegt Sie unser Verein „Freunde der pfälzischen Leberwurst
e.V.“ bis zur Löschung des inkriminierten Videos mit einem Eintrittsverbot für
das Leberwurstmuseum in Kaiserslautern.
Ich
bitte Sie inständig: Gegen Sie noch einmal in sich. Noch ist es nicht zu spät,
Ihre Seele dem Teufel zu entreißen.
Mit
mahnendem Gruß aus Wichtelbach,
Andy
Bonetti
Samstag, 30. Januar 2021
Bonetti und die Fuge
Blogstuff 553
„Alle Leute haben Corona. Nur nicht Andy, der hat
Andykörper.“ (Internet)
Gibt
es von den Kritikern der Schutzmaßnahmen und der Impfstoffe eigentlich auch
konkrete Vorschläge, wie man die Seuche beenden kann? Sie wollen keine Maske
tragen, keinen Abstand halten, dicht gedrängt in Kneipen und Fußballstadien
sitzen und sie wollen nicht geimpft werden. Aber wie wollen sie Menschenleben
retten? Der Spruch „Es ist nur eine Grippe“ dürfte wohl kaum genügen. Kommt da
noch irgendwas von den Querschwurblern, Neufundlandrabauken, Hildmann, Wodarg,
Jebsen, Schiffmann oder aus dem Wutbürgerstübchen eines Berliner Oberlehrers?
Ein einziger konkreter Vorschlag würde mir genügen. Aber vielleicht haben die Streithansel,
Nörgler und Besserwisser überall in Deutschland, deren Arroganz mit ihrem mangelnden
Fachwissen korreliert, auch kein Interesse an konstruktiven Beiträgen zur
Problemlösung? Vermutlich fragen sich diese Leute gerade, warum Bill Gates als
erstes die Juden in Israel chippen lässt.
Der
erste Vertrag über Erdgaslieferungen zwischen der Bundesrepublik und der UdSSR
wurde 1970 unterzeichnet. Ein Meilenstein der Entspannungspolitik von Willy
Brandt. Schon zu Adenauers Zeiten war über dieses Geschäftsfeld verhandelt
worden, allerdings scheiterten die Gespräche am Veto der USA. Seit 2011 ergänzt
Nord Stream 1 die Lieferungen über die Pipeline auf dem Festland. Gerd Schröder
hatte den Deal eingefädelt, Angela Merkel hat die günstige Verbindung durch die
Ostsee, für die keine Transitgebühren an Belarus, Ukraine, Polen und Tschechien
anfallen, eröffnet. Nord Stream 2 ist also nichts Neues unter der Sonne. Damals
waren es die bösen Kommunisten, vor denen uns die geschäftstüchtigen Amerikaner
warnten, jetzt ist es der Kreml-Blofeld.
Ich
bin kein Putin-Versteher. Aber die verlogene Doppelmoral, gegen Russland
Sanktionen zu fordern, während wir gleichzeitig mit den Chinesen, die in
Hongkong die Demokratie zerschlagen und zahllose Uiguren in Zwangsarbeitslagern
versklavt haben, und den Arabern, die Frauen und Andersdenkende wie den letzten
Dreck behandeln, glänzende Geschäfte machen, kotzt mich einfach nur an.
Ironie
der Geschichte: Ein junger Engländer namens Charles Darwin kommt im
Medizinstudium nicht recht voran und beschließt, Theologe zu werden. Mit 22 hat
er seinen Bachelor in der Tasche, interessiert sich aber auch für Käfer und
Botanik. Kurze Zeit später hat er die Möglichkeit, auf einem 10-Kanonen-Schiff
der britischen Kriegsmarine eine Reise zu unternehmen. Die HMS Beagle sollte zu
einer Vermessungsfahrt in den Pazifik aufbrechen. Damals war es durchaus üblich,
einen Forscher mit auf Reisen zu nehmen. Es kam, wie es kommen musste: Ein
Theologe widerlegte auf einer Kreuzfahrt die Schöpfungsgeschichte, einen
Grundpfeiler der christlichen Kirche.
Mylo
vs. Miami Sound Machine - Doctor Pressure (Dirty Radio Edit) - YouTube
Freitag, 29. Januar 2021
Endlich können wir genderneutral Skat spielen
Sind Sie auch so erleichtert wie ich? Die Spielkarten eines
herkömmlichen Kartenspiels waren ja an Rückständigkeit und Peinlichkeit nicht
mehr zu überbieten. Seit dreißig Jahren spiele ich daher aus Protest kein Kartenspiel
mehr. Weder mit Freunden noch online. Das Kartenspiel ist nicht nur
undemokratisch, sondern auch frauenfeindlich. Wie kann es einen König geben,
wenn wir doch seit Jahrzehnten in einer Demokratie leben? Warum steht der Mann
über der Frau und beide über dem Kind? König – Dame – Bube. Eine längst überholte
Hierarchie, die für mich einen klaren Bruch des Grundgesetzes darstellt.
Aber eine mutige junge Frau hat nun ein genderneutrales
Kartenspiel entwickelt. Gold – Silber – Bronze, die Karten sind mit Metallen
gekennzeichnet. Damit ist der Geschlechterfrage Genüge getan, aber es ist doch
sehr materialistisch, um nicht zu sagen: kapitalistisch gedacht. Wo bleibt das
hierarchie- und damit herrschaftsfreie Kartenspiel? Warum steht die 9 höher als
die 7? Sind nicht auch Zahlen vor dem Gesetz gleich? Was soll das ominöse Ass
über dem König bzw. dem Gold? Symbolisiert es Gott? Dann wäre das Kartenspiel
weltanschaulich nicht mehr neutral. Was ist mit dem proletarischen
Grundgedanken des Skatspiels, dass den Buben über den König stellt? Fragen Sie
Indy Mellink.
Im faden Dunst der Ungewissheit
Blogstuff 552
„Nüchtern betrachtet ist es auch echt peinlich für
einen Planeten, wenn er sich innerhalb von ein paar hundert Jahren von einer
Affenart zerstören lässt, die täglich 6-8 Stunden bewusstlos sein muss, um zu
funktionieren.“ (ELHOTZO @ twitter)
„Apokalypse
Now“ beruht bekanntlich auf Joseph Conrads Roman „Herz der Finsternis.“ Ein
Mann kommt nach Afrika, fährt mit einem Schiff einen Fluss hinauf durch den
Urwald und muss feststellen, dass die westliche Zivilisation mit jedem
Kilometer dünner wird. Er findet aber nicht den romantisch verbrämten „edlen
Wilden“, sondern puren Horror. Er trifft nicht die besseren Menschen im Vergleich
zum dekadenten Europa, stattdessen betritt er die Welt des Todes und des
Verfalls. Ein Menschenleben gilt hier nichts. Coppola überträgt die Story auf
Vietnam und den Mekong, auf dem die Bootsbesatzung durch Szenen des Untergangs
bis zum Ende fährt, wo sie – ein wunderbarer Sarkasmus – einen weißen
US-Offizier als König der menschlichen Apokalypse trifft. Wir ahnen, trotz des
offenen Endes, dass mit seiner Ermordung nichts anders wird. Eine Reise ins
freudlose Abwärts. Diese Vorstellung fasziniert uns bis heute.
Ich
schreibe gerade an einem Drehbuch über einen Typen, der nur 48 Stunden hat, um
seine Unschuld zu beweisen. Der Schlüssel ist seine alte Grundschullehrerin. Er
braucht 47 Stunden, um zu ihr zu fahren. Eine Million Abenteuer und Todesängste.
Gangster, Aliens, Reifenpanne. Die Lehrerin fragt ihn bei seiner Ankunft, warum
er nicht einfach angerufen hat.
Bei
uns im Dorf werden die Küken noch mit der Milchflasche großgezogen.
Der
Lockdown ist für Menschen mit einer schizoiden Persönlichkeitsstörung kein
Problem. Sie neigen zur Einsamkeit, ziehen sich vor anderen zurück und haben
wenig Kontakte zu anderen Menschen und zu ihrer Umwelt im Allgemeinen. Sie sind
passiv und neigen zu exzessiven Tagträumen. „Außenstehenden erscheint es
manchmal, als würden schizoide Menschen eher richtungslos vor sich hin leben
und sich bezüglich ihrer Ziele 'treiben lassen'. Die betreffenden Personen
können auch selbstversunken und losgelöst von ihrer Umgebung wirken.“ (Wikipedia:
Schizoide Persönlichkeitsstörung)
Max
Verstappen bezeichnete einen Konkurrenten während eines Formel-1-Rennens im
vergangenen Jahr über Funk an seine Box als „Mongo“. Jetzt fordern die
Organisation Mongol Identity und Lundeg Purevsuren, der Botschafter der
Mongolei bei den Vereinten Nationen, eine Entschuldigung. Kannste dir nicht
ausdenken.
“Europa
im Griff der Mutanten“ titelt faz.net. Von solchen Schlagzeilen habe ich als
Kind immer geträumt, wenn ich gerade einen SF-Roman gelesen habe.
Fun
Fact For Fans: Sämtliche Covid-19-Viren auf der ganzen Welt wiegen weniger als
Andy Bonetti. Das ist wieder einer dieser Momente, in denen zaghafte
Ergebenheit in andächtige Bewunderung umschlägt. Dieser
alte Haudegen!
Dream
Baby (How Long Must I Dream) - YouTube
Während wir zuhause sitzen und nicht reisen dürfen, macht Lauterbach mit Gates und Soros eine Riesenparty auf Malle. Menno!
Donnerstag, 28. Januar 2021
Schließ meine Brustwarzen an die Autobatterie an und gib mir Tiernamen
Blogstuff 551
„Lockdown macht mir nichts aus. Manchmal weine ich
zwar im Supermarkt, wenn ich Freilandhaltung lese, aber sonst ist alles schön.“
(Wani @ twitter)
An
meinem 14. Geburtstag war „Funkytown“ von Lipps Inc. auf Platz 1 der deutschen
Charts. Ich mag das Lied heute noch.
Das
„Handelsblatt“ hat ausgerechnet, dass durch Schulausfall und fehlende
Weiterbildung das deutsche Humankapital um 3,3 Billionen Euro geschmälert wird.
Was ist dieses obskure Völkchen in Mitteleuropa denn insgesamt wert?
Seit
letzter Woche gibt es die Panini-Sammelkarten BloggerWorld. Bonetti ist
Supertrumpf in Sachen Blogpostfrequenz, Körpergewicht und Kalauerdichte.
Bonetti
Media hat den Atomwaffenverbotsvertrag nicht unterzeichnet.
Erst
jetzt, 2021, erzählt mir mein Vater, sie hätten auf dem Bauernhof seines
Großvaters, dem Ort seiner Kindheit, einen französischen Zwangsarbeiter
beschäftigt. Er konnte im März 1945, als die Amerikaner einmarschiert waren,
nach Hause. Zeitgleich musste sein Vater, mein Großvater, als Mitglied des
Volkssturms für zwei Jahre in französische Kriegsgefangenschaft.
Urban
Priol verschiebt seinen geplanten Auftritt in Bingen vom 6.3.2021 auf den
19.3.2022. Er hat wohl keine große Hoffnung in die Impfkampagne.
Rätsel
Unterhosenbestellung im Internet. Sie sind nicht nur zu klein (wahrscheinlich
ist XL in China S in Deutschland), sondern gehen beim ersten Waschen (ich rede
nicht von Kochwäsche, sondern von Temperaturen wie in Marrakesch) dermaßen ein,
dass ich sie beim Anziehen nicht weiter als bis zur Mitte der Oberschenkel
kriege.
Die
banalen Seiten des Künstlerlebens. Wozu jeden Monat hundert Euro in eine
Lebensversicherung einzahlen, wenn man mit 67 nur neunzig Euro mehr Rente
bekommt? Also habe ich bei der Zurich Insurance Group zum Jahresende gekündigt.
Jetzt wurde das Geld überwiesen. Was soll ich sagen? Auf meinem Girokonto waren
noch 11,73 €, als die Kohle eingetrudelt ist. Die nächsten Jahre sind
gesichert.
Die
Deutschen haben im Jahr 2020 nur noch 95 Liter Bier pro Kopf getrunken. In
meinen besten Zeiten habe ich das im Monat getrunken. Im Monat! Heute gebe ich
alles für das Wohl der deutschen Winzer.
Am 23.
Januar hat mein Vater die erste Impfung gegen Covid-19 bekommen. Ab jetzt kann
ich live über die Fortschritte berichten. Den Termin bekam er allerdings nur
mit Vitamin B, es gibt natürlich auch bei uns zu wenig Impfstoff.
Das Corona-Management
der Bundesregierung macht den Eindruck, als wäre es von Schalke 04 organisiert.
Ian Dury and The Blockheads - What A Waste
(Official HD Video) - YouTube
Mittwoch, 27. Januar 2021
Neulich am Telefon
A: Was
machst du gerade?
B: Ich
schneide Käse in Scheiben.
A: Kann
man Käse nicht in Scheiben kaufen?
B: Du
kennst meine Meinung zu Scheibenkäse.
A: Es
ist wie mit den Miniatursportarten, oder?
B:
Genau. Tischtennis und Minigolf sind kein Sport.
A:
Kommst du wenigstens morgen Abend zur Party?
B:
Morgen ist der Tag der Horen. Da huldige ich den Göttinnen, die mein Schicksal
weben.
A:
Hast du deswegen immer die Kapuze deines schwarzen Hoodies so tief in die Stirn
gezogen?
B:
Kann schon sein.
A:
Okay. Dann viel Spaß noch.
B:
Danke. Werde ich haben.
Neulich bei der Partnervermittlung
Chef:
Harald, schreiben Sie mir ein paar Anzeigen für das Lokalblättchen, Abteilung „Sie
sucht Ihn“.
Harald:
Was sind die wichtigsten Punkte?
Chef:
Damit die Männer bei uns anbeißen, müssen die Frauen gut kochen und putzen können,
Autos mögen und große Brüste haben. Ganz wichtig: Sie müssen anspruchslos sein.
Harry
fängt an:
Alexandra,
62 J., hübsche Witwe aus der Region, ich bin eine einfache liebevolle Hausfrau,
(…) bin nicht anspruchsvoll (…) fahre gern Auto (…).
Brigitte,
74 Jahre jung, (…) bin schlank, etwas vollbusig und liebevoll, gute Hausfrau
und Köchin mit zwei fleißigen Händen (…).
Nadja,
attraktive Witwe, 68 J., Rentnerin, bin eine prima Köchin, (…) fahre gern Auto.
(…) Ich habe keine großen Ansprüche (…).
Irmgard,
78 J., verwitwet, bin eine ruhige liebevolle Hausfrau, habe ein großes Herz,
eine weibl. Figur mit schöner Oberweite, ich koche gern u. gut, bin fleißig in
Haus u. Garten u. habe ein Auto (…).
Ilona,
65 J., (…) mit flotter Figur (…), sparsam u. bescheiden, hervorrag. Köchin
tip-top im Haushalt (…).
Alle Anzeigen aus dem VRM-Wochenblatt vom 23.1.2021.
Dienstag, 26. Januar 2021
Tortillas im Nebel
Blogstuff 550
„Soweit wir das aus rein wissenschaftlicher Sicht
beurteilen können, hat das Leben nicht den geringsten Sinn. Wir sind nicht mehr
als das Produkt eines evolutionären Prozesses, der ohne Zweck oder Ziel
agiert.“ (Yuval Noah Harari: Eine kurze Geschichte der Menschheit)
Warum
heißt es nicht Ümlöitä statt Umlaute?
Wie
schnell eine Stunde vergeht, wenn man kurz die Augen schließt, während man auf
dem Sofa liegt.
Wichtelbach
(dpa). Das Fundbüro ist verschwunden.
Hat
Michelangelo auch Schneemänner gebaut?
Hätten
Sie’s gewusst? Beim „Anschluss“ Österreichs 1938 wurde der gesamte
Straßenverkehr des Landes von Linksverkehr auf Rechtsverkehr umgestellt.
Gleiches gilt für die Tschechoslowakei (1939) und Ungarn (1941). Dieser
Führerbefehl gilt bis heute.
In der
Antike herrschte in ganz Europa Linksverkehr. Napoleon führte den Rechtsverkehr
auf dem Kontinent ein, nur die britischen Inseln (UK, Irland) haben heute in
Europa noch Linksverkehr. Insgesamt leben 2,3 Milliarden Menschen in Ländern
mit Linksverkehr, über fünf Milliarden in Ländern mit Rechtsverkehr.
Einen
Vorteil hat der Kapitalismus. Der Konkurrenzkampf der Nationen wird nicht mehr
mit militärischen, sondern mit ökonomischen Mitteln ausgetragen. Es geht nur
noch ums Geld, nicht mehr um Territorien. Im 20. Jahrhundert hatten wir nach
zwanzig Jahren schon einen Weltkrieg mit 17 Millionen Toten hinter uns, im 19.
Jahrhundert Napoleons Feldzug quer durch Europa. In diesem Jahrhundert gab es bisher
keine hundert Kriegstoten in Deutschland, der Afghanistan-Einsatz der
Bundeswehr kostete 53 Soldaten das Leben. Der einzige große internationale
Krieg war der Angriffskrieg der USA gegen den Irak mit einigen hunderttausend
Toten (Schätzungen stark schwankend). Im 20. Jahrhundert starben zwischen 100
und 185 Millionen Menschen in Kriegen. Kennen Sie junge Leute, die gerade Abi
gemacht haben? Stellen Sie sich diese Jungs und Mädels an der Front vor. Ohne
Playstation, Lieferservice und Netflix.
Gab es
damals überhaupt eine Dusche in unserer Mannschaftskabine? Es ist Januar. Wir
haben 0:8 verloren und ich gehe durch den kalten Nieselregen nach Hause. In
meinem Trikot und den Fußballschuhen. Damals hatte niemand eine schicke Sporttasche.
Du gehst durch das ganze Dorf, du bist ein Verlierer, du kommst kalt und
dreckig zu Hause an. Dein Vater fragt nach dem Ergebnis. Das Trikot fliegt in
den Wäschekorb und du stellst dich unter die Dusche. Das ist Melancholie in
Reinform.
Sobald
es Döner Hawaii gibt, verlasse ich dieses Land.
P.S.:
Ich hätte es nicht googeln sollen.
Montag, 25. Januar 2021
Schuldfrage geklärt
Kein Impfstoff. Neue Mutanten. Politik im Hühnerhaufen-Modus. Aber unser Problem Nr. 1 ist ein Linker. War ja klar.
Welches Level hat der Regierungschef des Bratwurstlands erreicht? Können sich die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten nicht bei World of Warcraft treffen? Welchen Charakter würde Söder wählen?
Wissen rettet Leben
Die größte Stärke der Wissenschaft ist ihre Offenheit. Ihre
Fähigkeit, neue Erkenntnisse aufzunehmen und alte Erkenntnisse zu verwerfen. Ein
Wissenschaftler wird von seiner Unwissenheit angetrieben. Er hat Fragen, er hat
Zweifel und er begibt sich auf die Suche nach Antworten. Er muss in der Lage
sein, im Licht neuer Erkenntnisse seine Meinung zu einer Forschungsfrage zu
ändern. Flexibilität und Diskursfähigkeit sind, neben Intelligenz und
Ausbildung, für ihn elementar.
Religionen und Ideologien sind im Gegensatz zur
Wissenschaft geschlossene Systeme. Ihre Anhänger glauben, sie befänden sich exklusiv
im Besitz der Wahrheit. Sie haben keine Fragen, weil sie alle Antworten in
ihren heiligen Schriften besitzen. Sie haben auch keine Zweifel. Wer zweifelt,
ist für religiöse und ideologische Organisationen untauglich. Ein gläubiger
Christ oder Muslim, ein Marxist oder ein Faschist werden ihre Meinung niemals
ändern. Sie haben die Bibel und den Koran, Das Kapital und Mein Kampf.
Der Laie hält die Offenheit und Wandlungsfähigkeit der
Wissenschaft für eine Schwäche. „Erst war die Erde eine Scheibe, jetzt ist sie
plötzlich eine Kugel. Entscheidet euch endlich mal!“ Das Wissen ist für ihn in
Stein gemeißelt. Es kann für ihn in der Wissenschaft keine unterschiedlichen
Meinungen geben. Er begreift nicht, dass es ohne offenen Diskurs keinen
Fortschritt gibt. Was der Laie als Fehler betrachtet, ist in Wirklichkeit einer
der größten Revolutionen der Menschheit. Es gibt keine absolute Wahrheit. Jeder
kann sich irren. Wir können unser Wissen weiterentwickeln.
Wer hat die rettenden Impfstoffe gegen Covid-19 entwickelt?
Waren es Priester oder Politiker, Demonstranten oder Volksverhetzer? Es waren
Wissenschaftler aus aller Welt. Ihnen sind wir zu Dank verpflichtet und nicht
den Schwätzern, die glauben, sie wären im Besitz der absoluten Wahrheit. Sie
haben zur Lösung des Problems nichts beigetragen. Forschungserfolge sind der
einzige Weg aus der Krise.
P.S.: Vor vielen Jahren, als ich noch in einem
Forschungsinstitut gearbeitet habe, war ich einmal mit einer Frau zum
Abendessen verabredet, die bei RTL gearbeitet hat. Als sie mir in
vorwurfsvollem Ton erklärte, die Wissenschaftler wüssten auch nicht alles,
musste ich sehr lachen. Dann habe ich ihr den Grund meiner ausgelassenen
Heiterkeit genannt: Niemand kennt die eigene Unwissenheit und Unzulänglichkeit
besser als ein Wissenschaftler. Die größten Vollidioten erkennen Sie zuverlässig
daran, dass sie ihre persönliche Meinung für ein unwiderlegbares Naturgesetz
halten.
Brand
New - The Quiet Things That No One Ever Knows (Official Video) - YouTube
Sonntag, 24. Januar 2021
Ein Gedankenspiel
Im Rückblick erscheinen uns historische Entwicklungen als
zwangsläufige Folge bestimmter Ursachen. Aber die Geschichte der Menschheit
hätte an jedem Punkt auch anders verlaufen können. Es gibt Augenblicke, die wie
der Flügelschlag eines Schmetterlings in der Chaostheorie ungeahnte Wirkungen
entfalten können. Ein Beispiel:
Reichspräsident Hindenburg ernennt Adolf Hitler 1933 zum
Reichskanzler. Wie wir im Nachhinein wissen, war das – gelinde gesagt – ein
Fehler. Nehmen wir also für einen Augenblick an, er hätte die Nazis ignoriert
und eine bürgerlich-konservative Regierung gebildet. Angesichts der schweren
Wirtschaftskrise hätte er an alle Parteien bis auf die linksextreme KPD und die
rechtsextreme NSDAP appelliert, eine gemeinsame Politik zu entwickeln. Wichtige
Gesetze hätte er notfalls mit seinen präsidialen Notverordnungen durchgesetzt.
Was wäre passiert? Deutschland wäre eine Demokratie
geblieben. Ab 1933 setzte mit Roosevelts New Deal eine wirtschaftliche Erholung
ein, die bald auch Europa und damit Deutschland erfasst hätte. Deutschland wäre
eine führende Industriemacht geblieben und hätte seine Produkte in alle Welt
verkauft. Exportweltmeister wären wir also schon 1940 gewesen. Die zunehmende
ökonomische Vernetzung hätte eine politische Vernetzung nach sich gezogen, da
der internationale Handel ohne Vertragssicherheit nicht funktioniert. Nach der
Interdependenztheorie sorgt die wachsende Vernetzung, die wir heute als
Globalisierung bezeichnen, für Frieden zwischen den Nationen, da ein Krieg für
alle Beteiligten zu ökonomischen Verlusten führt. Wir sehen diesen Effekt heute
in der EU, wo ehemalige Erzfeinde friedlich zusammenarbeiten.
Wäre Hitler nicht an die Macht gekommen, hätte es also den
Zweiten Weltkrieg nicht gegeben. Die Sowjetunion hätte diesen Krieg nicht
gewonnen und damit auch nicht Osteuropa besetzen und zwangsweise mit dem
Kommunismus beglücken können. Es hätte auch keinen Kalten Krieg und ein
jahrzehntelanges Wettrüsten zwischen den USA und der UdSSR gegeben, weil beide
nicht global in einen Konkurrenzkampf geraten wären. Die Russen hätten sicher
die kommunistischen Parteien in anderen Ländern und die Befreiungsbewegungen in
der Dritten Welt unterstützt, aber sie wären keine Weltmacht geworden. Die USA
wären eine international bedeutende Handelsmacht geworden, aber sie hätten
nicht rund um den Globus Militärbasen errichtet und auf anderen Kontinenten
Kriege angezettelt.
Ein interessanter Aspekt dieses Gedankenspiels ist die
technische Entwicklung. Der Zweite Weltkrieg hat drei bedeutende Technologien
hervorgebracht: die Atombombe, die Raketentechnik und die
Entschlüsselungstechnik. Ohne den Krieg hätten die Amerikaner nicht das
Manhattan Project durchgeführt. Wir hätten vermutlich bis heute keine
Atomwaffen und keine Atomkraftwerke. Ohne den Krieg hätten die Deutschen keine
Raketen entwickelt. Es gäbe die Raumfahrt im heutigen Sinne noch gar nicht oder
sie hätte sich erst später entwickelt. Ohne den Kalten Krieg und die Raketentechnik
hätte es in den 1960er Jahren auch nicht den Wettlauf zum Mond gegeben. Ohne das
Geheimnis der Enigma zu enthüllen, mit denen die Funksprüche der deutschen
Wehrmacht im Krieg verschlüsselt wurden, hätte Turing nicht die Grundlagen der
Informations- und Computertechnologie entwickelt. Wir hätten heutzutage vielleicht
keinen PC zuhause oder wir wären in der Entwicklung und Verbreitung dieser
Technologie viel weiter zurück.
Dann gäbe es am Ende womöglich noch gar kein Internet? Sie
könnten diesen Text nicht lesen. Und ich hätte ihn nie geschrieben. Aber
Hindenburg hat sich bekanntlich anders entschieden.
P.S.: Einige Fragen für muntere Diskussionsabende:
Gäbe es ohne den Kalten Krieg und das Wettrüsten noch die
Sowjetunion und den Kommunismus?
Ohne Drittes Reich und Weltkrieg wäre die Bundesrepublik
nie gegründet worden. Säßen 2021 die KPD und die NSDAP noch im Reichstag?
Würde Königsberg in der Reichsliga spielen?
Wäre Berlin heute so groß wie London oder New York?
Samstag, 23. Januar 2021
Er hat es schon wieder getan!
Bonetti kann es einfach nicht lassen. Unter seinem
Pseudonym „Matthias Eberling“ hat er ein Buch veröffentlicht. Es ist Nr. 19. Hört
das denn niemals auf?
„Die Dunkelheit am Ende des Tunnels“ ist depressiv und
dystopisch, es ist ein Buch voller Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Mit
anderen Worten: Wenn Sie sich gerade in einer Pandemie und im Lockdown
befinden, müssen Sie es unbedingt kaufen. Besser wird’s nicht.
Es ist, wie die letzten Bücher auch, im Kindle Store des
liebenswerten Herrn Bezos aus Amerika zu haben. Für unglaubliche 4,13 €. Dafür
bekommen Sie 267 Prosa, Lyrik, Aphorismen und Analysen.
Warum dieser Preis? Warum 4 und 13? Der vierte und der
dreizehnte Buchstabe des Alphabets: DM. Ich war immer ein Gegner der
europäischen Einheit und ihrer Teufelswährung. In D-Mark ist das 8,08. HH.
Hansestadt Hamburg.
Die
Dunkelheit am Ende des Tunnels eBook: Eberling, Matthias: Amazon.de:
Kindle-Shop
Die Leiden eines Hypochonders in Zeiten der Pandemie
Blogstuff 549
„Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes
Wie.“ (Friedrich Nietzsche)
Der
Mensch besteht aus Zellen. Wie ein Gefängnis.
Am
Ende passt dein Leben in eine Holzkiste.
Die
Bonetti Labs entwickeln gerade ein Dreirad, dass mit einem
Deuterium-Tritium-Reaktor angetrieben werden soll.
Verschärfter
Lockdown? Ich habe eine hohe Isolationstoleranz und weiterhin über vierzig
Rollen Klopapier.
Ich
hatte mal eine Phase, in der ich als Punkrapper gearbeitet habe. MC Rotten.
Heute spiele ich die Congas bei Wichtelbach Sound Machine.
Wäre
ich jetzt in Berlin, könnte ich über Lieferando zwischen 405 Restaurants
wählen. Aber die Pizzeria in Waldalgesheim ist auch nicht schlecht.
Lenin
und Stalin, Mao und Pol Pot haben die Ideen von Marx nur für ihre
Machtinteressen missbraucht, so wie die christlichen Kirchen die Ideen von
Jesus.
Ich
weiß auch nicht, warum ich erst 2021 auf die Idee gekommen bin. Es muss die
Langeweile im Lockdown gewesen sein. Aber ich habe mal nachgeschaut, ob
irgendwas von meinen Machwerken in der Berliner Staatsbibliothek gelandet ist.
Acht Bücher haben sie da, auf denen mein Name steht. Von Andy Bonetti gibt es
gar nichts. Dieser Stümper!
Es ist
Abend und es könnte so wunderbar still auf der Terrasse sein, wenn deine Frau
nicht dieses bescheuerte Windspiel gekauft hätte, das permanent klimpert.
Warum
werden nicht die Reichen zuerst geimpft? Das ist doch schon wieder verdächtig.
#Verschwörung
Im
Alter sehe ich nur noch Teile meines Körpers. Ich erreiche auch etliche
Gegenden nicht mehr mit meinen Händen. Wo ist der Kolumbus, der meinen Arsch
entdeckt?
Viele
wollten mich ändern, gelungen ist es keinem. Ich bin wie ein Stein. Der Nachteil:
Ich bin liegengeblieben.
Traum:
Auf dem Bürgersteig kommt mir ein Mann in einem dunklen Anzug entgegen. Aus
seinem Hemdkragen wächst ein Kaktus.
Im
Home Schooling merken die Eltern, wie dämlich ihre angeblich hochbegabten
Kinder in Wirklichkeit sind.
Im Zweiten
Weltkrieg kamen 405.399 US-Amerikaner ums Leben. Covid-19 hat bis zum 21.
Januar 2021 innerhalb eines Jahres ebenso viele Leben in den Vereinigten
Staaten gefordert.
The Beautiful South - You Keep It All Inn
(Original Video) - YouTube
Freitag, 22. Januar 2021
Die nächste Enttäuschung
„This is a great
nation. We are good people.” (Joe Biden, 20.1.2021)
Das Kabinett Biden ist in Sachen
Diversity eine perfekte Regierung. Unter der Führung des ältesten und weißesten
Mannes aller Zeiten gibt es mehr Frauen und POC in allen Varianten als je zuvor, sogar einen
bekennenden Homosexuellen und eine Ureinwohnerin Amerikas sind am Start. Der
neue Präsident ist erst der zweite Katholik nach Kennedy, 44 seiner
Amtsvorgänger waren Protestanten. Die Vize-Präsidentin hat Eltern aus Sri Lanka
und Jamaika und ist mit einem Juden verheiratet, der nun als erster Second
Gentleman in die Geschichte eingeht. Vergessen ist das Horror-Regime des
cholerischen Polit-Amateurs, dessen Name bei der Vereidigungszeremonie am 20.
Januar nicht mehr genannt wurde.
Schauen wir uns das Kabinett
einmal genauer an. Es besteht aus 27 Mitgliedern inklusive der
Vize-Präsidentin. Noch nie hatte eine Frau ein so hohes Staatsamt wie Kamala
Harris. Sie ist nur eine Pistolenkugel oder einen Herzinfarkt vom Oval Office
entfernt. 15 Männer und 12 Frauen. So weiblich war kein Kabinett zuvor. 18
Weiße, darunter einige Latinos, und neun POC afrikanischer, indischer,
chinesischer und indigener Abstammung. So vielfältig hat ein US-Kabinett noch
nie ausgesehen. Manche erfüllen sogar eine Doppelquote wie Katherine Chi Tai, deren
Eltern aus Taiwan stammen. Mit der Professorin Rachel Levine wird zudem eine
Transgender-Frau Staatssekretärin im US-Gesundheitsministerium.
Werfen wir als nächstes einen
Blick hinter die äußerlichen Merkmale wie Geschlecht, Hautfarbe und sexuelle
Orientierung. Die Eltern von Kamala Harris stammen zwar aus Ländern der Dritten
Welt, aber ihre Mutter ist Krebsforscherin und ihr Vater Wirtschaftsprofessor. Sie
selbst ist Juristin. Der Schwarze Lloyd Austin, der designierte
Verteidigungsminister, war General der U.S. Army und Kommandeur der Koalitionsstreitkräfte
im Irak. Außerdem war er in Afghanistan und Syrien im Einsatz. Er sitzt im
Vorstand des Stahlherstellers Nucor und der Tenet Healthcare Corporation. Die
Jüdin Janet Yellen, die erste Frau, die für die Finanzen zuständig sein soll,
leitete vier Jahre die mächtige FED. Das Halbblut Deb Haaland ist, wie Biden
und Harris, ebenfalls Juristin.
So könnte ich noch eine Weile
weiter machen. Die Juristen im Kabinett habe ich erst gar nicht gezählt. Dazu
kommt: Zwei Blackrock-Größen werden Chefökonom des Präsidenten und
stellvertretender Finanzminister, auch die Vize-Präsidentin baut auf die
Expertise eines Blackrock-Mannes. Wir sind in Deutschland ja gerade knapp an
einem Blackrock-Bundeskanzler namens Merz vorbeigeschrammt. Biden selbst war
jahrzehntelang Senator des Bundesstaates Delaware, der bedeutendsten Steueroase
der USA. Dem Kabinett Nähe zur Finanzwelt zu unterstellen, wäre die
Untertreibung des Jahrhunderts.
Fazit: Das politische Establishment
gibt sich multikulturell, vielfältig und tolerant. Wir sehen „linke“
Identitätspolitik in Reinkultur: bunte Fassade und derselbe Inhalt wie immer.
Die farbenfrohe Bonzenwelt unserer Zeit. Wir werden von Biden genauso
enttäuscht werden wie zuvor von Obama und Clinton. Aber er beherrscht die
glatte Doppelzüngigkeit der Diplomatie sicher besser als der Tölpel Trump.
Macron und Merkel werden begeistert sein.
P.S.: Der letzte Katholik im
Weißen Haus wurde erschossen. Zwinkersmiley.
Donnerstag, 21. Januar 2021
Die Rückkehr der Spesenritter
Blogstuff 548
„Ich sehe mich selbst als intelligenten, sensiblen
Menschen mit der Seele eines Clowns, der mich dazu zwingt, es gerade in den
wichtigsten Momenten zu vergeigen.“ (Jim Morrison)
Am
Anfang werden die Rentner geimpft. Sie sind die ersten, die auch wieder in
Restaurants, Geschäfte und Kinos dürfen. Das wird lustig. Die Tschibo-Stehcafés
werden voll sein, im Kino laufen Filme mit Peter Alexander und Caterina Valente,
die Umsätze mit Schwarzwälder Kirschtorte gehen durch die Decke, Romika-Schuhe
und Wärmflaschen sind die Renner in der Fußgängerzone. Florian Silbereisen und
die Amigos füllen die Fußballstadien im ganzen Land.
Was
diese Woche im Blogstuff fehlt: 150 Jahre Reichsgründung. Die Wiedervereinigung war
1871 ein Fehler, ebenso wie 1990.
Spaghetti
mit Tomatensoße ist das italienische Nationalgericht? Die Nudeln stammen aus
China, die Tomaten aus Amerika. Das ist kulturelle Aneignung!
Im
März fährt Laschet zum Frühstück mit Söder nach Nürnberg.
Hätten
Sie’s gewusst? Norilsk in Sibirien ist mit 175.000 Einwohnern die nördlichste
Großstadt der Erde. Sie wurde von Stalin gegründet und bestand anfangs
hauptsächlich aus einem Zwangsarbeitslager. Das dortige Nickelwerk ist das
größte der Welt und produziert ein Prozent der globalen
Schwefeloxid-Emissionen.
Mich
hat die aktuelle Rassismus-Debatte nachdenklich gemacht. Der geplante Blogpost
"Liebling, ich habe die Inder geschrumpft" entfällt daher ersatzlos.
Es
stimmt: Die Menschheit hat viele Tierarten ausgerottet. Aber die Zahl der Tiere
ist gleichgeblieben und wir haben dem Tierreich unsere eigenen Züchtungen
hinzugefügt. Allerdings haben wir nur Monstren erschaffen. Wie hässlich und
verblödet sind die meisten Hunde im Vergleich zum Wolf? Eine Milchkuh würde in
Freiheit nach zwei Tagen unter qualvollen Schmerzen sterben, weil ihr Euter geplatzt
wäre. Milliarden Hühner können nicht fliegen. Die fetten Schweine, die in ihrem
Leben noch nie rennen durften, würden im Urwald nicht lange überleben. Die
industrielle Tierhaltung gehört zu den größten Verbrechen der
Menschheitsgeschichte. Im 22. Jahrhundert wird man mit Abscheu auf dieses
Zeitalter der Barbarei zurückschauen.
Ich
habe jetzt nicht nur ein Virenschutz-, sondern auch ein Frostschutzprogramm für
mein Notebook.
Stand
20. Januar waren oder sind weltweit 96,4 Millionen mit Covid-19 infiziert. Über
zwei Millionen sind verstorben, das sind 2,1 Prozent. Ich frage mich immer,
warum die Covidioten mit Zahlen im niedrigen Promille-Bereich um sich schmeißen.
Vielleicht wird es in Sachen Corona Zeit, sich an den Paten zu wenden.
Mittwoch, 20. Januar 2021
Super-Wastl hat Geburtstag
Am 20. Januar 1488 wurde Sebastian Münster, der Erfinder des Hundert-Mark-Scheins, in Nieder-Ingelheim geboren. Vier Jahre später entdeckte er Amerika und machte einen Podcast zum Thema Indianer.
Was ist sonst heute los. Ein guter Freund aus Wackernheim feiert heute seinen 55. Geburtstag. Leider muss die Party am Samstag ausfallen. Außerdem hat die größte Arschkrampe seit Richard Nixon das Weiße Haus verlassen. Angeblich hat er nicht nur die Handtücher mitgenommen, sondern auch die Glühbirnen.
Regierungskritik und Kritik der Regierungskritik
Angesichts
neuer Corona-Maßnahmen wird immer wieder gefordert, die Parlamente müssen
mitbestimmen dürfen. Hinter den Ministerpräsidenten stehen die
Mehrheitsfraktionen im Landtag, die die Landesregierungen gewählt haben. Glaubt
irgendjemand im Ernst, dass diese Abgeordneten sich gegen ihre Chefs
entscheiden? Dasselbe gilt für Bundesregierung und Bundestag. Man nennt es
Fraktionsdisziplin. Kein Abgeordneter setzt seinen gutbezahlten Job aufs Spiel.
Legislative und Exekutive sind eng miteinander verzahnt. Die Nummer kann man
sich also sparen. Abgesehen davon hat der Bundestag schon dreimal alle
Maßnahmen abgesegnet.
Es
wird auch immer wieder kritisiert, dass die Runde der Bundeskanzlerin mit den
Ministerpräsidenten vom Grundgesetz nicht vorgesehen ist. Wie wir alle wissen,
ist Infektionsschutz eigentlich Ländersache. Da die Seuche aber bundesweit
ausgebrochen ist, werden die Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung in Form von
Konferenzen koordiniert, in denen Bund und Länder zusammenarbeiten. Das ist im
Katastrophenfall oder in Ausnahmesituationen durchaus üblich. Die runden Tische
zwischen SED und Opposition standen auch in keiner Verfassung. Wenn im Falle
einer Flutkatastrophe ein Krisenstab gebildet wird, in dem sich Landräte,
betroffene Bürgermeister, das THW und die Feuerwehr absprechen, womöglich noch
mit einem Vertreter der Landesregierung oder der Bundesregierung, ist das weder illegal noch undemokratisch. Als Hamburg von einer verheerenden
Sturmflut getroffen wurde oder die RAF die Bundesregierung erpresst hat, hatte
niemand Zeit für lange Debatten im Parlament. Es ging um Menschenleben.
Die Diskussion
um die Einschränkung von Grundrechten führen wir jeden Tag in der
Öffentlichkeit. Zeitungen, Online-Portale und soziale Medien sind voll von
Fakten und Meinungen zum Thema. Die öffentliche Diskussion halte ich für
wichtiger als parlamentarische Redeschlachten, die sich ohnehin niemand im
Fernsehen ansieht. Es gibt gute Gründe, die aktuelle Corona-Politik zu
kritisieren. Die Zahl der Impfungen muss drastisch erhöht werden. An diesem
Punkt kann man z.B. von Israel lernen. Warum darf ich meine Schwester und
meinen Neffen besuchen, aber sie können keinen Gegenbesuch in meinem Haus
machen? Die Gastronomie hat die Hygienekonzepte in vielen Fällen besser
umgesetzt als die Betriebe anderer Branchen. Wofür werden sie bestraft?
Außerdem bin ich der Meinung, dass Geimpfte sich nicht mehr den Maßnahmen unterwerfen
müssen. Das wäre gut für Restaurants, Kinos, den Einzelhandel usw. und es würde
die Menschen motivieren, sich auch impfen zu lassen. Wir alle diskutieren darüber,
nicht nur die Politiker. Und wir können bei sieben Wahlen in diesem Jahr die
Corona-Politik der Parteien bewerten.
P.S.:
Weitere Informationen zum Thema gibt es in einem Kiezschreiber-Extra nach der
Tagesschau um 20:15 Uhr.
The Pixies - Gouge Away [Lyrics] - YouTube
Dienstag, 19. Januar 2021
Mein Freund Harvey
Es muss irgendwann während des zweiten Lockdowns gewesen
sein. Ich saß gerade am Schreibtisch und schmökerte ein wenig in den
Online-News, als ich seine Stimme hörte.
„Wäre Zeit für das erste Bier. Was meinst du?“
Ich drehte mich um. Auf dem Sofa saß ein etwa zwei Meter
großer Hase in Unterhosen und löchrigem T-Shirt. Ungepflegtes Fell und lange
Ohren.
„Was ist? Holst du jetzt ein Bier oder was?“
„Es ist gerade mal zwei Uhr mittags“, gab ich zu bedenken.
Das war mein Fehler. Ich hätte mich nicht auf meinen
imaginären Freund einlassen sollen. Schließlich war ich erwachsen.
Am nächsten Tag saß er mir schon beim Frühstück gegenüber
und ich fragte mich, ob es allen alleinlebenden Menschen im Lockdown so erging
wie mir. Immerhin war Harvey kein Kontroll-Freak. Er sagte nie, dass ich mehr
Obst essen sollte. Ganz im Gegenteil. Es war sein Vorschlag, einen ganzen
Karton Eis am Stiel zu kaufen. Er sagte nicht nur ja zu Chips, sondern auch ja
zum Käse-Dip. Harvey überredete mich sogar zu einem Mikrowellen-Hamburger, der
allerdings scheußlich schmeckte.
Was das Fernsehprogramm anging, hatten wir einen ähnlichen
Geschmack. Wir mochten beide keine Western und keine Piratenfilme. Allerdings
war er ein Fan von Fantasy-Filmen wir Harry Potter oder Herr der Ringe. Aber
das war nicht meine Welt. Ich sah mir lieber Action-Filme und Thriller an. Wir
mochten beide Fußball, aber Harvey war leider Bayern-Fan. Er konnte sich furchtbar
aufregen, wenn ein Abseits-Tor gegeben wurde.
Harvey beschränkte seine Auftritte nicht nur auf meine
Wohnung. Peinlich war er vor allem bei meinen seltenen Ausflügen in den
Supermarkt. Er wollte die verrücktesten Dinge. Wie schmeckte Thunfisch mit
Avocado? Ich wollte es gar nicht wissen. „Wir kaufen dieses Zeug nicht“, nuschelte
ich in meine Maske und hoffte, niemand würde uns hören.
Eines Abends hatte ich einen Freund zu Gast. Wir wollten
uns einen netten DVD-Abend machen. Ich musste einfach einen anderen Menschen
sehen, weil ich sonst noch verrückt werden würde. Als erstes sahen wir
„Shining“.
Als sich mein alter Kumpel Finn ein Bier aus der Küche
holte, sagte er mir: „Wusstest du, dass auf dem Flur ein riesiger Hase steht?“
Montag, 18. Januar 2021
Wie ist Veränderung möglich?
Es
gibt Millionen Menschen in diesem Land, die mit den politischen, sozialen und
ökonomischen Verhältnissen unzufrieden sind. Ihre Gründe und ihre
Lösungsvorschläge mögen unterschiedlich sein, aber sie haben alle das gleiche
Problem: Wie organisiere ich die Veränderung? Wie bilde ich eine Gemeinschaft,
die stark genug ist, die Veränderungen durchzusetzen?
Problem
Nr. 1: Die Größe der Gemeinschaft. Um öffentlich wahrgenommen zu werden, muss
man eine bestimmte Zahl von Menschen zusammenbringen.
Problem
Nr. 2: Die Organisation der Gemeinschaft. Es geht nicht ohne Strukturen, ohne eine
bundesweite Organisation und Formen der Willensbildung wie Versammlungen und
Diskussionen.
Problem
Nr. 3: Die Stabilität der Gemeinschaft. Das politische Engagement muss
verstetigt werden, damit es über viele Jahre stabil bleibt. Aufstieg und Fall
von Fridays For Future 2019 und den Querdenkern 2020 sind Beispiele aus der
jüngsten Zeit, aus denen man lernen kann, wie schnell eine Gemeinschaft wieder
zerfällt. Ich denke auch an Attac, Occupy und Blockupy.
Problem
Nr. 4: Die Strategie der Gemeinschaft. Wie trage ich die Veränderungen ins
politische System? 1980 bildeten Friedens-, Umwelt-, Anti-AKW- und
Frauenbewegung eine starke Gemeinschaft, in dem sie eine Partei gründeten. Das
Ergebnis ist bekannt. 1998 kamen die Grünen in die Regierung, beteiligten sich
an Kriegen (Kosovo, Afghanistan) und stürzten mit der Agenda 2010 zahllose
Menschen ins Elend. Wer sich ins System begibt, kommt darin um.
Staat
und Markt haben kein Interesse an starken Gemeinschaften. Ihr Interesse liegt
in der Vereinzelung, um die Gesellschaft als Ganzes besser beherrschen zu
können. Teilhabe wird auf reine Symbolpolitik reduziert. Bei sogenannten Wahlen
haben wir keine Wahl. Unser Interesse wird auf den Konsum gelenkt, das
angebliche Schlaraffenland der bunten Warenwelt. Es existieren belanglose
Gemeinschaften zwischen Fußballfans, Whiskyliebhabern und Anbetern von Götzen
der Popkultur. Als Surrogat für große und stabile Gemeinschaften bietet man uns
die Nation und die Religion an.
Mir
fehlen die Phantasie und der Glaube an eine neue Gemeinschaft, die noch die
Kraft zur Veränderung hätte. Keine Pointe.
Ain't No Mountain High Enough (extra HQ) -
Marvin Gaye & Tammi Terrell - YouTube
Sonntag, 17. Januar 2021
Die Falle
Ich habe keine Ahnung, wie lange ich so gelebt habe, aber
es war schön. Es gab keine Uhr, keinen Kalender, kein Handy und kein Fernsehen
in meinem Leben. Ich machte einfach den ganzen Tag, worauf ich gerade Lust
hatte. Es gab auch keinen Ort, an dem ich länger blieb. Ich fuhr einfach durch
die Gegend, immer der Nase nach. Meistens auf Nebenstraßen, manchmal sogar auf Feldwegen.
Zu essen gab es überall genug. In der warmen Jahreshälfte Äpfel,
Birnen, Nüsse und Beeren. In der kalten Jahreszeit nahm ich mir aus den
Containern hinter den Supermärkten, was ich brauchte. Es ist unfassbar, wieviel
kostenloses Essen es in diesem Land gibt. Tütenweise Brötchen, Joghurts, Käse
und Schinken. Es tat mir leid, dass ich gar nicht so viel essen konnte und
massenweise leckere Sachen liegen lassen musste.
Ich schlief im Auto und, wenn es warm genug war, unter
freiem Himmel. Ich wusch mich an Bächen oder ging in einem See schwimmen. Eine
Tasche voll Klamotten genügte mir. Gelegentlich ging ich in einen Waschsalon.
Während sich meine Jeans und meine Shirts in der Maschine drehten, schaute ich
mir die Menschen an, die auf dem Bürgersteig vorüberkamen. Leere Gesichter, den
Blick nach unten gerichtet. Ein trauriger Anblick.
So fuhr ich durchs ganze Land. Wenn ich Geld für Benzin
brauchte, fragte ich in einem Restaurant, ob sie einen Tellerwäscher brauchen. Wenn
man ein paar Lokale abgeklappert hatte, fand man schon was. Acht Stunden für
achtzig Euro. Das reichte wieder für fünfhundert Kilometer. Der Job war ganz
einfach. Man kratzte die Essenreste vom Teller in den Schweineeimer. Dann
stellte man die Teller in die Spülmaschine und räumte sie später in den
Schrank. Oft war noch ein halbes Schnitzel oder ein halbes Steak auf dem Teller.
Das ließ ich mir natürlich nicht entgehen.
Ab und zu ging ich abends auch mal in eine Kneipe. Einmal
hatte ich eine Frau am Edersee in Hessen kennengelernt. Wir gingen zu ihr nach
Hause. Wir hatten wild gevögelt und am nächsten Morgen gleich nochmal. Ich blieb
dann einfach liegen, als sie zur Arbeit ging. Als sie am Abend wiederkam, sagte
sie nichts. Ich blieb zwei Wochen bei ihr. Es war schön, aber eines Tages
musste ich einfach weiter. Der Ruf der Straße, das alte Lied. Klingt blöd, ich
weiß. Aber wenn man los muss, hilft alles nichts.
Irgendwo in Niedersachsen, auf einer schmalen Landstraße,
sah ich irgendwann dieses Schild: „Wir brauchen Sie. Firma Niemeyer stellt
ein.“ Ich dachte mir nichts dabei. Dann wieder das gleiche Schild einen
Kilometer weiter. Und nochmal. Ich kam in eine Kleinstadt und plötzlich sah ich
das Werkstor mit der Inschrift „Niemeyer & Co KG“. Es war November und ich
dachte mir: Geh vier Wochen arbeiten und du hast genug Kohle, um den Winter auf
Sizilien zu verbringen. Ich hielt an und ging ins Personalbüro. Was soll ich
sagen? Ich bekam einen Job.
Seither packte ich jeden Tag Schuhe und Klamotten in
Kartons und machte einen Versandaufkleber auf die Vorderseite. Es machte keinen
Spaß, aber ich dachte an das Geld. Am Monatsende bekam ich mein erstes Gehalt
auf ein Konto, dass ich auf der Stadtsparkasse einrichten musste. Davon gingen
fünfhundert Euro an meinen Vermieter. Ich war jede Woche einkaufen gegangen, jeden
Samstagabend in die Kneipe und jeden Sonntagmittag in Restaurant. Alles vom
Vorschuss, den mir die Firma gegeben und jetzt vom Gehalt abgezogen hatte. Ich
war fast pleite! Außerdem hatte mir niemand was von den ganzen Sozialabgaben
gesagt. Krankenversicherung, Rentenversicherung und die ganze Scheiße. Wer
brauchte sowas? Also blieb ich noch einen zweiten Monat.
Diesmal ging ich sparsamer mit meinem Geld um. Aber das
Leben war so unfassbar öde, dass ich es nur mit Alkohol ertrug. In einem
Augenblick der Schwäche überlegte ich sogar, mir einen Fernseher zu kaufen.
Aber das wäre ja wieder ins Geld gegangen. Ich ernährte mich von billigem
Aldi-Fraß und wurde immer dicker. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich
Rückenschmerzen. Jetzt wurde mir klar, warum die Leute eine Krankenversicherung
haben. So gingen die Monate ins Land. Heute ist der 25. Juli und ich bin immer
noch Packer bei der Firma Niemeyer.
Ich warne alle Menschen, die diesen Text lesen. Die
Sesshaftwerdung des Menschen ist der größte Fehler der Weltgeschichte.