Sonntag, 31. März 2024

Neulich im LKA Saarbrücken

 

A: Ich glaube, ich bin der Richtige als Undercover-Agent beim peruanischen Drogenring, Captain Ramazotti. Ich habe mir schon einen safrangelben Hoodie, eine Adidas-Jogginghose und goldene Sneaker besorgt. Seit über einer Woche lasse ich mir einen Drei-Tage-Bart wachsen. Im Einsatz werde ich mich Tito „El Locco“ Escobar nennen.

B: Denken Sie an Ihren letzten Undercover-Einsatz im Model-Milieu, Spumanski.

A: Ich hatte eine blonde Perücke und habe vorher ein Brazilian Waxing machen lassen.

B: Sie haben einen BMI, der höher ist als der IQ von Heidi Klum.

A: Aber ich habe sehr verständnisvoll mit den anderen Models gesprochen.

B: Sie haben mit Edding die Stellen markiert, die Ihnen an Ihren Kollegen nicht gefallen haben. Und beim ersten Shooting haben Sie Ihre Dienstwaffe gezogen.

A: Immerhin habe ich einen Verkäufer von Abmagerungspillen hochgehen lassen.

B: Das war eine Apotheke, Spumanski. Es gab drei Tote. Und denken Sie an Ihren Undercover-Einsatz gegen die serbische Mafia in Kleinbittersdorf.

A: Niemand hat es bemerkt.

B: Sie haben Sliwowitz als Getränk für Homosexuelle bezeichnet und den Mafiaboss mit Cevapcici beworfen.

A: Ich mag Roter Stern Belgrad einfach nicht. Sie wissen, dass ich Gladbach-Fan bin.

B: Das Burning Man Festival in Völklingen?

A: Ich habe gesagt, ich wäre Rex Gildo. Dazu habe ich „Hossa“ gerufen und vorher Bräunungscreme aufgetragen. Das war einzige Weg, um in den Backstage-Bereich zu kommen.

B: Rex Gildo ist tot.

A: Bitte, Captain. Diesmal werde ich es nicht vermasseln.

B: Sagen Sie mal was auf Spanisch.

A: Dove non ci sono capelli mal si pettina.

B: Sie machen Witze über meine Glatze? Wie wäre es mit einem Undercover-Einsatz im Archiv?

Samstag, 30. März 2024

Bonetti enthüllt: Mario Bohlen ist der Mann meiner Cousine

 

Blogstuff 936

Ostern in Jerusalem verbringen? Das war schon bei Jesus keine gute Idee.

Lange bevor Multifunktionsjacken unseren Alltag erobert haben und Firmen wie Jack Wolfskin steinreich wurden, gab es Anfang der Achtziger stylische Lederjacken mit vielen Reißverschlüssen, die alle ins Nichts geführt haben. Trendsetter waren Michael Jackson im Beat-It-Video und ich. Leider war der Hunsrück damals noch nicht so weit. Mir lag keine einzige Frau zu Füßen. Aber Michael hat mir nicht nur die Idee mit der Jacke, sondern auch die ganzen Moves (Moonwalk!) und die Choreo geklaut. Aber da stehe ich drüber. Ich muss nicht darüber reden.

Ich vermisse die Zeit, als ich ein ganzes Kinopublikum mit meinen endlosen Kommentaren zu Logiklöchern und Anschlussfehlern zur Weißglut getrieben habe. Wenn mir nichts mehr einfiel, kam Stufe 2: Ich habe einfach mit meiner Chipstüte geknistert. Und dann die Kaugeräusche!

Bevor Stephen King „Es“ geschrieben hat, hatte niemand Angst vor Clowns. Der Mann hat einen ganzen Berufsstand vernichtet. Hätte er nicht einen Zahnarzt zum Bösewicht machen können? Vor diesen Leuten hatten wir alle schon immer Angst.

Der Humor hat sich unglaublich weiterentwickelt. In den siebziger Jahren, in der Zeit von Peter Frankenfeld und Rudi Carell, wäre mein Mördergag „Kennen Sie den entflohenen Häftling?“ – „Flüchtig.“ eingeschlagen wie eine Bombe. Heute sitze ich in der Redaktion der Heute-Show und schaue in versteinerte Mienen. Nur Oliver Welke lacht, weil er auch so alt ist wie ich. Über Frauen darf man auch keine Witze machen. Sie: „Schatz, passe ich in diese Parklücke?“ Er: „Meinst du das Auto oder dich?“ Keiner lacht. Die einzigen Minderheitenwitze kann man über Saarländer erzählen. „Warum findet man ein saarländisches Kind nicht beim Versteckspiel?“ – „Weil es niemand sucht.“ BÄM. Mike-Drop. Aber eines Tages kommen die alten Gags zurück, im Rahmen der sogenannten Postmoderne. Postmoderne heißt: Wir machen dasselbe wie früher, aber jetzt ist es ironisch reflektiert. Die Metaebene lässt grüßen.

Die Osterfeiertage sind traditionell das Fest der Schrottfilme. Bud Spencer, Winnetou, Eddy Murphy – und natürlich die James-Bond-Reihe. In „Octopussy“ wird kein Indien-Klischee ausgelassen. In diesem Land schläft man auf Nagelbrettern und reitet auf einem Elefanten zur Arbeit, meistens als Schlangenbeschwörer auf dem Marktplatz. Ein Zwölfjähriger könnte diese Drehbücher schreiben. In den alten Bond-Filmen geht es fast immer um Atombomben, die Frauen sind entweder willig oder böswillig und am Ende gibt es ein gigantisches Gemetzel mit vielen Explosionen. Und sobald die drittklassige Bumsmusik einsetzt, die nicht mal in einem Porno laufen würde, wissen wir genau, dass der Agent Ihrer Majestät nach einem kaum einminütigen Dialog den außerehelichen Geschlechtsverkehr vollziehen wird. Da könnte ich auch gleich „Karlsson vom Dach“ gucken, dieser Idiot mit einem Propeller auf dem Rücken. Das fand ich schon als Kind völlig unrealistisch.

Demnächst in Ihrem Kino: „Bibel 2 – Die Abrechnung.“

Donnerstag, 28. März 2024

Kafka

 

„Man darf ihn nicht wie einen Schriftsteller sprechen lassen, der pausenlos literarische Sätze von sich gibt.“ (Reiner Stach)

Zum hundertsten Todestag von Franz Kafka in diesem Jahr, genauer gesagt am 3. Juni, hat die ARD eine opulente sechsteilige Reihe gedreht. Nichts von der Stange, wie bei vielen Fernsehproduktionen in Deutschland üblich, auch nicht einfach chronologisch, sondern mit thematischen Schwerpunkten und vielen Sprüngen zwischen den Zeitebenen und Perspektiven. Auch die ambivalente Rolle von Max Brod, der das Werk im Alleingang der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat, anstatt die Manuskripte Fachwissenschaftlern und Verlegern zu übergeben, wird angesprochen.

Dennoch bleibt die Figur des berühmten Prager Schriftstellers sehr künstlich, manieriert und befremdlich. Er spricht die ganze Zeit nur in druckreifen Zitaten und nicht wie ein Mensch, der in seinem Alltag, wie wir alle übrigens, eine Menge belanglose Oberflächlichkeiten von sich gibt. Da hat mir die dreibändige Biographie von Reiner Stach, die ich jedem nur ans Herz legen kann, auch wenn sie etwa zweitausend Seiten umfasst, sehr viel besser gefallen.

Ich habe Anfang der achtziger Jahre angefangen, mich mit Kafka zu beschäftigen. Alle Romane mehrfach gelesen, alles andere inklusive der Tagebücher und Briefe. Mein Abiturarbeit 1985 im Deutsch-Leistungskurs habe ich über Kafka geschrieben. Daher kann ich nicht beurteilen, wie die Serie auf Zuschauer wirkt, die nie etwas von ihm oder über ihn gelesen haben. Ich stelle es mir schwierig vor, in diese rätselhafte Welt der Prager Bohème einzutauchen.   

Ich muss in diesem Zusammenhang an einen Schulfreund denken, der ebenso begeistert war wie ich. 1986/87 waren wir dreimal in Prag, haben noch den morbiden Verfall dieser Stadt gesehen, der so gut zu Kafkas Werk passt. Gerade habe ich von einer Freundin, mit der ich 1994 in Prag war, eine Ansichtskarte bekommen. Sie schreibt die Stadt habe sich doch sehr verändert. Ich war zum achten und letzten Mal 2010 dort, da war die Stadt schon so bunt und amerikanisch wie Disneyland.

Besagter Freund wurde vor knapp zwanzig Jahren von Suhrkamp beauftragt, eine Kafka-Biographie zu schreiben. Zur selben Zeit schrieb ich meine Gandhi-Biographie für die gleiche Reihe. Der Verlag hat sich geweigert, sein Manuskript zu veröffentlichen. Über die Gründe wollte er nie sprechen. Er hat danach nie wieder versucht, ein Buch zu schreiben. Eine Tragödie von kafkaesken Dimensionen.

Zum „Kafkafranzl“ (Eckard Henscheid) hat jeder, der sich für Literatur interessiert, eine klare Meinung. Entweder ist man fasziniert oder entsetzt. Seine Schriften bieten ein weites Feld für Interpretationen. Für die einen überwiegt der psychologische und autobiographische Aspekt, für die anderen die Gesellschaftskritik (das isolierte Subjekt, das von einer anonymen Bürokratiemaschine zermalmt wird), man kann es satirisch lesen und als blanken Horror verstehen (v.a. Verwandlung, Strafkolonie).

Sein Leben ist voller rätselhafter und verstörender Elemente: der Vater ist ein cholerischer Despot, trotz abgeschlossenem Studium und Festanstellung lebt er in seinem Kinderzimmer, dem „Hauptquartier des Lärms“, so dass er nur nachts zum Schreiben kommt, als Jude und Vegetarier ein ewiger Außenseiter, seine Unfähigkeit zur Selbstvermarktung (im Internetzeitalter wäre er untergegangen), er überhäuft eine Frau, die er nur einmal getroffen hat, mit hunderten von Briefen (ein literarischer Stalker), hat aber erst am Ende, als er schon todkrank ist, eine Freundin. Vielleicht ist es das alles, neben der unbestrittenen Qualität seiner Werke, was ihn zu einem Schriftsteller macht, der bis heute unvergessen ist.  

Für mich ist Kafka wie LSD. Seine Texte verstärken die Gefühle und Gedanken. Ängstliche Menschen bekommen Angst, lustige Menschen fangen an zu lachen, nachdenkliche Menschen werden zu neuen Überlegungen angeregt, Philosophen beginnen zu philosophieren. Es lässt mich nicht los, aus diesen unruhigen Träumen erwacht man nicht mehr. Auch wenn inzwischen Jahre vergehen, bis ich wieder zu seinen Büchern greife.  

Mittwoch, 27. März 2024

Andy Bonetti: zu sexy für Instagram?

 

Blogstuff 935

Warum gibt es Flitzer nur im Fußballstadion, aber nicht in der Oper?

Kann sich noch jemand an diesen Theo-Lingen-Schlager erinnern? „Im Grunewald, im Grunewald / Da mache ich die Weiber kalt“.

Die „RKI Files“. Und schon hast du wieder die Corona-Deppen an der Hacke. Wann sterben denn endlich alle Geimpften?

Natürlich leben wir seit 2020 in einer Diktatur. Und seit dem Beginn des Ukrainekriegs hat Deutschland auf Kriegswirtschaft umgestellt.

Was ich in den USA gerne den Einheimischen erzähle: „In Italy we have white wine for breakfast“ oder „In Norway we say ‚Aioli‘ if something went wrong“. 

Man muss bei der AfD schon differenzieren: Da gibt es die Hellbraunen, die Mittelbraunen und die Dunkelbraunen.

Lagerfeld sagte einmal, wer Jogginghosen trage, habe die Kontrolle über sein Leben verloren. Ich bin längst einen Schritt weiter. Ich laufe den ganzen Tag in Unterhosen durchs Haus und gehe selbst bei schönem Wetter nicht vor die Tür.

In Wirklichkeit bringt mir mein Kammerdiener jeden Morgen eine gebügelte und vorgewärmte Jogginghose aus meiner eigenen Kollektion (nur echt mit der Goldborte) in meinen Ankleidesaal. Dazu trage ich Slipper aus Antilopenleder von Manolo Blahnik.

Ich werde nie vergessen, wo ich gewesen bin, als ich die Auswärtstrikots des DFB zum ersten Mal gesehen habe. Am Computer.

Auf dem Höhepunkt der Euphorie habe ich mir damals eine Harry-Potter-Brille ins Gesicht tätowieren lassen.

Ich glaube nicht an den Mond.

Die Müllmänner im Hunsrück sind wirklich Korinthenkacker. Sie haben zwar die gelbe Tonne geleert, aber die Bananenschale in die Einfahrt meiner Garage geworfen. Mach dich mal locker, Bro!

Fünfzig Gramm Eigenbedarf nach dem neuen Cannabisgesetz sind total lächerlich. Wenn ich mein Alphorn stopfe, brauche ich mindestens hundert Gramm für eine Füllung.

Die GDL bekommt endlich die 35-Stunden-Woche – in vier Jahren. Und auch nur auf persönlichen Antrag des Beschäftigten. Das lief damals bei der IG Metall ein bisschen fluffiger.

Vergessen Sie an Ostern nicht: Jesus wurde rechtskräftig verurteilt.

 

Montag, 25. März 2024

Hier kommt Bärbel

 

Blogstuff 934

Aufregung um die deutsche Fußballnationalmannschaft. Erst die Auswärtstrikots der Marke „Pretty in pink“ (wer sich darüber 2024 noch aufregt, muss Boomer oder AfD-Wähler sein – alles besser als die One-Love-Armbinde!), dann überbietet Nike beim Ausrüstervertrag auch noch Adidas. Selbst Politiker sind sich nicht zu blöd, um sich einzumischen (ausgerechnet Habeck – was für ein Abstieg). Aber nach dem Tor von Wirtz nach acht Sekunden gegen Frankreich ist die Kinderwelt der deutschen Fußballfans wieder in Ordnung.

Fun Fact: Götze hat das Siegtor im WM-Finale 2014 mit Nike-Schlappen geschossen.

Jetzt gibt es noch einen IS-Ableger aus der Provinz Kormoran. Wenn das so weiter geht, gründe ich meine eigene Terrororganisation und zünde die Bushaltestelle in Wichtelbach an. Vielleicht komme ich dann auch mal auf die Liste der Verdächtigen wie Selenskyj, Biden oder der Mossad. Warum traut man uns Deutschen eigentlich keinen Terroranschlag zu? Zu blöd? Zu harmlos? Zu unsportlich?

Imaginiertes Gespräch in einer Veganer-WG: „Ich bin Frutarier. Ich esse nur, was freiwillig von Bäumen und Büschen fällt. Ihr esst Industrieprodukte. Wann bist du zum letzten Mal geflogen? Wann hast du zum letzten Mal in einem Auto gesessen? Ich fahre noch nicht mal Fahrrad, weil auch Fahrräder Industrieprodukte sind. Ich gehe zu Fuß. Ohne Schuhe. Ihr macht mich krank! Und jetzt fahre ich mit meinem Porsche ins Steakhaus. Aus Protest gegen eure verlogene Generation!!!“

„Bärbel – Der Film“. Von Bonetti Media. Bärbel wohnt in Bärbelland, wo alle Frauen Bärbel heißen und mit ihren Kevins in Plastik-Cabrios zum Shoppen fahren. Das ist ihr eines Tages, sie ist inzwischen in den Wechseljahren (nicht zu verwechseln mit dem Jahreswechsel), zu blöd und sie fährt in die Realität. Natürlich nach Berlin. Barbie ist von den echten Menschen irritiert. Es gibt Arbeitnehmer, Fahrradfahrer, Bettler und Drogenhändler – also lauter gescheiterte Existenzen. Kevin entdeckt in Wilmersdorf das Patriarchat und fährt zurück ins Bärbelland, wo er allen Bärbels eine Mindestrente und die Vereinbarkeit und Beruf und Familie verspricht. Die Bärbels verstehen ihn nicht, denn sie haben weder Kinder noch Jobs. Dennoch fügen sie sich in ihr Schicksal und putzen fortan Bäder und Autos. Währenddessen lernt Bärbel in der realen Welt Greta Thunberg kennen und klebt sich spontan auf die nächstbeste Autobahn. Sie wird von der Spielzeugpolizei verhaftet, die schlimme Auswirkungen auf die Kinder fürchtet, die mit ihren Bärbelpuppen nicht den Klimawandel nachspielen sollen. Heinz Pralinski, der Erfinder von Bärbel, befreit sie aus den Fängen der Polizei und flieht mit ihr ins Bärbelland, wo Kevin inzwischen eine Schreckensherrschaft errichtet hat und mit dem Einmarsch ins Auenland droht. Aber dank der Cannabis-Legalisierung rauchen sie alle eine fette Bong und es gibt ein Happyend (in einer Nebenrolle: Karl Lauterbach, der das Inhalationsverfahren erklärt).

Samstag, 23. März 2024

Neulich in einem Wiener Beisl

 

A: Was war deine schlimmste Arbeit?

B: Leichenwäscher.

A: Das geht doch noch.

B: Wieso?

A: Ich war Lokalreporter.

B: Das ist doch ein schöner Beruf.

A: Hast du eine Ahnung. Um zwei Schilling die Zeile habe ich eine solchen Mist herauswürgen müssen.

B: Was für einen Mist?

A: Da sitzt du einen Vormittag in einem Altersheim, in dem ein Chor singt, dessen Mitglieder genauso alt wie die Insassen sind, und hinterher schreibst du was von einem „bunten Herbststrauß an Melodien“.

B: Ja, und?

A: Verstehst du nicht? Mein Leben lang wollte ich schreiben und dann muss ich diesen Rotz in die Maschine tippen. Und hinterher zur Redaktion bringen.

B: Leichenwaschen ist auch nicht schön.

A: Aber doch wenigstens gut bezahlt.

B: Naja, das schon.

A: Dieses namenlose Elend, wenn man schlechtgelaunt von einem drittklassigen Faschingsumzug berichten muss.

B: Aber …

A: Jetzt hör mir auf mit deinen Leichen. So wollte ich nicht leben.

B: Du brauchst jetzt einen Enzian. Herr Ober!

A: Man muss dieses Leben irgendwie hinter sich bringen.

B: Da hast du recht.

 

Freitag, 22. März 2024

Onkel Toms Hüte

 

Blogstuff 933

Die Siebziger waren besser als ihr Ruf. Es gab Melodie-Hupen im Auto. Ich kannte einen, der auf seiner Stoßstange Lautsprecher montiert hatte und über Mikro Sprüche wie „Hier spricht die Polizei. Fahren Sie bitte rechts ran!“ bringen konnte. Mein Vater hatte wie Kojak ein Blaulicht, dass man aufs Autodach stellen konnte. Leider ist inzwischen alles verboten.

18:30 Uhr. Er stand seit einer Stunde in einer Querstraße, nicht weit von seinem Haus entfernt. Dort warteten seine Frau, die drei Kinder, der Hund, die quietschende Tür, die Steuererklärung und das Altglas, das er noch wegbringen sollte, auf ihn. Im Radio lief „Mad World“ von Gary Jules.

Ich habe ein tausendteiliges Puzzle der japanischen Flagge gekauft. Das entspannt total.

Tina Turner hat mich in meiner Jugend schwer enttäuscht. „I’m your private banker, a banker for money.” Damals war die Frau schon zu kommerziell.

Liste der Länder nach Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien – Wikipedia

Zum ersten Mal wurde eine Schweineniere in einen Menschen transplantiert. Meine Nieren sind aus dem 3D-Drucker. Darüber spricht niemand.

In Frankreich geht in diesem Jahr ein Atomkraftwerk ans Netz, an dem über zehn Jahre gebaut wurde und das 13 Milliarden Euro gekostet hat. Doppelt so viel wie der Berliner Flughafen. Würden wir in Deutschland komplett auf die Stromversorgung mit Atomkraft setzen, bräuchten wir hundert Kraftwerke. Macht 1300 Milliarden. Wer hat das Geld, wenn man als Staat keine Schulden machen darf? Und die Privatwirtschaft, der von Helmut Kohl in den Neunzigern die Energieversorgung übertragen wurde, winkt ab. Zu teuer, nicht zu versichern.

Warum heißt es „Freie Wähler“ und nicht „Freie Wähler*innen“?

Griechen und Römer hatten schon Sandalen, aber keine weißen Socken. Diese Kombination haben die Deutschen erfunden.

Du warst früher zur Einschulung bereit, wenn du allein den Strohhalm in die Capri-Sonne stecken konntest.

Meine Mutter war Putzfrau. Sie hat um halb sechs das Haus verlassen. Wir Kinder haben uns das Frühstück gemacht und sind dann zur Schule gelaufen. Auto hatten wir sowieso nicht. Ich habe mit einem Jahr gelernt, mir selbst die Windeln zu wechseln. Okay, nur Spaß. Wir sind steinreich. Unsere Cornflakes waren von Gucci. Mit Diamantstaub überzogen.

Warum gibt es in Supermärkten zwanzig Sorten Wasser? Zu unterschiedlichen Preisen?

Mittwoch, 20. März 2024

Die perfekte Anmache


Sie wissen es längst: Bonetti weiß alles, Bonetti kann alles. Die Antwort auf alle Fragen liegt in Wichtelbach. Aber eine wunderschöne Frau anmachen, die Ihnen unerreichbar erscheint? Nicht verzweifeln. Lesen und lernen. In vier einfachen Schritten kommen Sie zum Erfolg. Vertrauen Sie dem Meister.

1.     Der coole Spruch

„Fährst du auch mit diesem Bus?“

Wichtig ist: Stelle eine Frage, die die Frau immer mit Ja beantwortet. Das nennt man Psychologie.

2.     Sex sells

„Ich habe ein Gehänge wie ein Shetland-Pony“.

 „Man nennt mich auch die Wilmersdorfer Fleischpeitsche.“

Es hilft, wenn man in dieser Phase eine 500gr-Salami (ungeschnitten) in der Hose hat.

3.     Bildung

„Meinen Bachelor in ozeanischer Botanik und Nuklearhomöopathie habe ich in Saarbrücken gemacht.“

Frauen mögen gebildete Männer. Tragen Sie eine Sonnenbrille, da Brillenträger immer distinguiert wirken.

4.     Reichtum

Mit diesem Thema machen Sie den Sack zu.

„Ich habe das Sammelgebiet West-Berlin von 1949 bis 1990 komplett in meiner Briefmarkensammlung.“

Frauen wissen grundsätzlich gar nichts, weil sie sich nur für Handtaschen und Nagellack interessieren. Daher realisieren sie auch nicht, dass dieses Sammelgebiet ohne die sündhaft teuren Jahrgänge 1947 und 1948 praktisch wertlos ist.  

 

Dienstag, 19. März 2024

Bonetti‘s Bestsellerliste 2024

 

Dennis Flechthut: Gold gab ich für Eisen

2036. Olympische Spiele in Cardiff. Darts und Snooker sind endlich olympische Disziplinen. In Berlin enthüllt Bundesinnenminister Höcke zu Ehren des hundertjährigen Jubiläums der Spiele in Berlin ein Hitler-Denkmal und schiebt zur Feier des Tages weitere zehntausend Grünen-Wähler nach Ghana ab. Während dieser Säuberungen in Deutschland präpariert ein BND-Agent die Goldmedaillen in Wales mit einem Kontaktgift, weil sowieso kein deutscher Athlet Chancen aufs Treppchen hat. Aber dann kommt ein Wirbelsturm, der direkt auf Cardiff zurast. Jane muss sich entscheiden. „Das Geheimnis des Autors: Er schreibt, ohne vorher darüber nachzudenken.“ (Frau im Spiegel)

Annegret Sumpfkiesel-Haubentaucher: Trockenschwimmerin

Ein Baumarktleiter erschießt seine Frau, legt sie in die Badewanne und wirft einen Föhn hinein. Die non-binäre sudanesische Kommissarin wird misstrauisch, weil kein Wasser in der Wanne ist. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Putin besetzt die Färöer-Inseln, Elon Musk steigt in die Lebensmittelindustrie ein. Twix heißt wieder Raider, Kinderschokolade heißt jetzt X Æ A-12-Schokolade und Ende 2025 wird der erste Mars-Riegel auf den roten Planeten geschickt. Die Suche nach der Wahrheit führt ihn nach Oslo, in ein Geschäft für Anglerbedarf. Im Kern geht es in diesem Kriminalroman um das Streben nach Glück, die Suche nach dem Sinn und wie man sich selbst an einer Bushaltestelle findet. Bewegend, poetisch und schon jetzt ein Jahrhundertwerk. „Ein unvergesslicher Sommer in Cornwall. Ein romantisches Cottage am Meer, tagsüber Sonnenmilch und Gin Tonic, nachts die Sterne zählen und von einem Bausparvertrag träumen.“ (Ontario Times)  

Jean Baptiste Krautwurst: Roulette – Für das Beste im Mann

In Melanies Leben ist alles perfekt. Ihre luxuriöse Wohnung, die elegante Frisur, die teuren Hosenanzüge und sogar Beziehungsperson Erwin. Aber dann beginnt sie, Porzellanenten in verschiedenen Nanu-Nana-Läden zu stehlen, um die innere Leere zu füllen. Als sie von einem Rentner auf frischer Tat ertappt wird, flieht sie aus der Stadt und beginnt in Bottrop ein neues Leben. Aber bald darauf stiehlt sie die nächste Ente. Warum gibt es überall Nanu-Nana-Läden? Sie macht eine Therapie und lernt, kleine Tiere aus Luftballons zu machen. Warmherzig, klug und anrührend erzählt der Autor vom Wert der Kleptomanie, der Magie des Sammelns und der verbindenden Kraft von Porzellanenten. „Bewegend. So bewegend, dass einem schlecht davon wird.“ (Gütersloh Examiner)

Heinz Pralinski: Hut ohne doppelten Boden

Eine einzige Enttäuschung. Nach fünfzig Ablehnungen im Eigenverlag erschienen. Fotokopiert und mit dem Schnellhefter gebunden. Nach siebenhundert Seiten weiß man noch nicht mal, um was es überhaupt geht. Ständig wechseln die Hauptpersonen. Das Buch macht den Eindruck, als hätte dieser Dilettant wahllos und im betrunkenen Zustand Schnipsel aus dem Internet zusammengefügt. „Pralinski hat versucht, den großen Bonetti nachzuahmen. Offensichtlich ist er unter dem Druck zerbrochen.“ (Barbara Schöneberger)

Montag, 18. März 2024

James Bonetti – Der Mann mit der goldenen Cola

 

Blogstuff 932

Nach den "Wahlen": Putin beginnt mit der Zwangskollektivierung der Bloggerszene.

Man liest ja immer, dass sich der Arbeitsmarkt gedreht hat. Saßen seit fünfzig Jahren die Arbeitgeber am längeren Hebel, so sind es inzwischen die Arbeitnehmer. Jetzt ist diese Entwicklung auch in meinem Freundeskreis angekommen. Er, 59 Jahre alt, hat eine neue Stelle bei einer Unternehmensberatung. Sie, 58, hat eine neue Stelle in einer Anwaltskanzlei. Beide mit Festanstellung. Gut bezahlt. Kein Haken dran. Das wäre früher nicht möglich gewesen. Ich habe mit zwei Kollegen von 1998 bis 2000 in einem Projekt über den Arbeitsmarkt und „Die Zukunft der Arbeit in der Stadt“ (so der Titel der Buchveröffentlichung) geforscht, viele Experteninterviews geführt und tonnenweise Daten gesichtet. Damals hieß es noch, du bekommst keinen neuen Job, wenn du über vierzig bist. Die Unternehmen bekamen auf jedes Stellenangebot so viele Bewerbungen wie der Vermieter einer Berliner Altbauwohnung in diesen Tagen. Sollte ich mich auch nochmal bewerben? Schließlich habe ich eine Inselbegabung: Ich bin faul bis zur Bewegungsunfähigkeit, ich kann überall dösen und herumliegen.

Tagsüber bietet er Finanzprodukte an wie eine abgetakelte Hafennutte, abends sitzt er in seiner 40qm-Mietwohnung im Prenzlauer Berg und schwankt abwechselnd zwischen Selbstgerechtigkeit und Selbstmitleid. Er ist fast fünfzig und immer noch Single. Aber einmal im Jahr ist Wacken.

Gab es in Russland in diesem Jahrhundert einen einzigen Streik? In China? In Nordkorea? Dort sind die Arbeiter einfach glücklich und zufrieden.

Toskana 1997. Urlaubsflashback. Wir biegen in einen Waldweg ein, um zu pinkeln. Dort steht ein italienischer Kleinwagen, dessen Scheiben von innen mit Zeitungspapier abgeklebt sind. Sex kann so traurig sein.

Wer hat sich den gruseligen Christenhimmel ausgedacht? Bis in alle Ewigkeit im Nachthemd auf einer Wolke sitzen, Harfe spielen und Manna trinken.

Es gibt 350.000 Käferarten auf der Welt. Brauchen wir die wirklich alle?

Macron entpuppt sich immer mehr als Schaumschläger und Windbeutel. Er will Truppen in die Ukraine schicken? Er ist Präsident eines souveränen Staates. Warum macht er es nicht? Weil er gar nicht vorhat, die Ukraine ernsthaft zu unterstützen. Wenn man die Top Ten anschaut, was finanzielle Hilfe und Waffenlieferungen angeht, kommt Frankreich gar nicht vor. Auf Platz 1 ist die EU mit 85 Milliarden Euro (bis 15.1.2024), dann kommen die USA mit 67,7 Milliarden und dann Deutschland mit 22 Milliarden (plus den Anteil an den EU-Mitteln). Noch Fragen, Emmanuel?

Ist das Wortspiel Putinschnitzel noch frei?

Falls die Ukraine den Krieg verliert, ist der Arbeitskräftemangel in Deutschland behoben. Millionen werden nach Westen flüchten. Und gegen blütenweiße Christen werden auch die AfD-Faschos nichts sagen können.

Sonntag, 17. März 2024

Opel Corsa – Tokyo Drift

 

Blogstuff 931

"In Berlin kommen auf jede Wohnung 13 Personen - drei, die drin wohnen und zehn, die draußen warten, dass sie frei wird." (Kurt Tucholsky)

Reisetipps für die Osterferien: Die National Bowling Hall of Fame in Branston/Missouri und das Manihari-Fest in Varanasi/Indien, bei dem sich einmal im Jahr der Gott des Vollrauschs in einem Bürger der Stadt inkarniert und alle Teilnehmer segnet.

Bei einer Partie Risiko habe ich die Karte „Du musst Island erobern“ gezogen. Das habe ich geschafft und dann sieben Stunden lang meine Armeen dort angehäuft. Ich mag Brettspiele nicht.

Chuck Norris jagt in Pamplona die Stiere durch die Altstadt.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er spielt einen unbeaufsichtigten Rucksack im neuen Wichtelbach-Tatort.

Vegane Jagdwurst? Warum nicht gleich Erntewurst?

Neulich auf Pro7: Pro und Contra Dönerpreisbremse.

Bei den Wahlen in Russland stehen vier Möglichkeiten zur Auswahl: Putin, Nowitschok, Fenster und Front.

Trump hat laut einer Zeugenaussage seines ehemaligen Verteidigungsministers gefordert, dass das US-Militär auf Demonstranten schießen soll, die gegen ihn auf die Straße gegangen sind.

„Mann wird nach Schlag auf den Kopf zum Mathe-Genie“ (BILD-Online 4.3.2024). Wäre mir das doch in der achten Klasse passiert.

Die letzten Kriege, die China geführt hat, waren lächerliche Konflikte wie der Grenzkrieg mit Indien 1962, in dem es um Aksai Chin ging, einer menschenleeren Einöde westlich von Tibet, die größtenteils aus einem Salzsee besteht. In der Folge verbündete sich China mit Indiens Erzfeind Pakistan (Stichwort: Kaschmir) und Indien mit Maos Erzfeind UdSSR. 2013 und 2020 flammte der Konflikt wieder auf.

1969 griff China die Sowjetunion auf deren Territorium an. Es ging um eine Insel im Grenzfluss Ussuri (74 ha, unbewohnt). Es war der erste Angriff auf die Sowjetunion seit Hitler 1941. Die chinesischen Verluste gingen in die Hunderte, dennoch siegte Mao. 1991 verzichteten die Russen endgültig auf das Gebiet. Das Scharmützel war der Höhepunkt des Zerwürfnisses im kommunistischen Lager, das 1972 mit Chinas Annäherung an die USA und Nixons China-Besuch endgültig besiegelt war. Heute haben die drei Atommächte Indien, China und Russland ein entspanntes Verhältnis und gute Geschäftsbeziehungen. Das Geld bringt am Ende doch alle zusammen.    

Siehe dazu auch den Konflikt zwischen Hessen und Baden-Württemberg um die Stadt Bad Wimpfen (bisher ohne Tote).

Samstag, 16. März 2024

Der neue Dienst

 

Er trägt eine Sonnenbrille, eine schiefsitzende Perücke und einen aufgeklebten Schnurrbart. Wie eine Katze schleicht er lautlos in den dritten Stock und klingelt. Nach dem zweiten Klingeln öffnet ein alter Mann die Tür. Aber nur einen Spalt. Misstrauisch lugt er durch die schmale Lücke.   

„Der Götterwolf Rongar hat Feuer gefressen und die Sonne ausgeschissen,“ sagt der Mann vor der Tür.

„Ist Ihnen jemand gefolgt?“

„Nein.“

Der Alte öffnet die Tür ganz.

„Kommen Sie rein.“

Sie setzen sich ins Wohnzimmer.

„Haben Sie es dabei?“

„Ja.“

Der maskierte Mann zieht ein Päckchen aus der Innentasche seines Mantels.

Der Alte prüft den Inhalt.

„In Ordnung.“

„‘Unsichtbar‘ von Paul Auster. Wie bestellt.“

„Danke. Es versteht sich von selbst, dass dieses Geschäft unter uns bleibt. Ich gebe Ihnen das Geld in bar.“

Der maskierte Mann lächelt.

„Dieses Gespräch hat nie stattgefunden.“

„Welches Gespräch?“

Jetzt lächelt der Alte auch.

Sie trinken beide ihren Scotch aus. Der maskierte Mann steht auf und geht.

Bonetti Online Service Solutions. B.O.S.S. Nur im Darknet. Wir bieten die gewissen Extras.

Freitag, 15. März 2024

Es war einmal


Zur politischen Nostalgie unserer Tage gehört auch der melancholische Rückblick auf die Zeit des Kalten Krieges, als das „Gleichgewicht des Schreckens“ den Atomkrieg verhindert hat. In der bipolaren Welt der beiden Supermächte war alles klar geordnet, die Einflusssphären waren abgesteckt.

Betrachtet man die Geschichte seit 1945 etwas näher, erweist sich die Metapher vom Kalten Krieg als Lebenslüge ganzer Generationen. In Wirklichkeit war die Zeit bis zum Ende der Sowjetunion 1991 alles andere als friedlich.

Es begann mit der vergleichsweise harmlosen Berlin-Blockade 1948, als die Allianz der vier Siegermächte endgültig zerbrach. Es folgten die Stellvertreterkriege in Korea (50er Jahre), Vietnam (60er / 70er Jahre) und Afghanistan (80er Jahre). Dazu kamen noch viele andere blutige Konflikte wie der algerische Unabhängigkeitskrieg, die Kriege der Araber gegen Israel, der irakisch-iranische Krieg usw.

Auch in den jeweiligen Machtsphären gab es zahlreiche Tote. In Osteuropa wurden die Aufstände in der DDR, in Ungarn, in der CSSR und schließlich in Polen niedergeschlagen, dazu kamen die Toten an der innerdeutschen Grenze. Die USA sicherten sich ihren „Hinterhof“ Lateinamerika mit zahlreichen Militäreinsätzen, weitere Stichworte sind Schweinebucht, Contras und Allende.

In diesen Jahrzehnten sind viele Millionen Menschen ums Leben gekommen. Man kann die Opferzahlen zwar nicht mit dem Zweiten Weltkrieg vergleichen, sicher aber mit dem Ersten Weltkrieg. Ist die Welt nach dem Ende des Kalten Krieges ein friedlicherer Ort geworden? Nein.

Die Amerikaner haben zwei Steilvorlagen, Iraks Einmarsch in Kuwait 1990 und die Terroranschläge von 2001, genutzt, um ihren langgehegten Traum von der militärischen Besetzung der arabischen Ölfelder zu verwirklichen. Die Araber machen weiterhin glänzende Geschäfte, die Amerikaner haben ihre Militärstützpunkte. Außerdem sind ihnen die Länder Osteuropas wie eine reife Frucht in den Schoß gefallen, ohne einen einzigen Schuss abgeben zu müssen.

Die Russen führen aktuell Krieg in der Ukraine, haben im syrischen Bürgerkrieg auf Seiten Assads mitgemischt, ihre Söldnertruppen waren an zahlreichen Kriegen in Afrika beteiligt und sie machen, wie die Amerikaner, glänzende Geschäfte mit ihren Waffen. Es ist nichts besser geworden und es wird auch nichts mehr besser. Immerhin gibt es noch das Gleichgewicht des Schreckens, so dass der große, der letzte Krieg vermutlich nicht stattfinden wird.   

Mittwoch, 13. März 2024

Die Frage ist die Antwort


Blogstuff 930

Erst haben ARD und ZDF abgesagt, jetzt auch noch RTL und Pro7. Dabei habe ich ein geniales Drehbuch geschrieben. „Indianer-Jonas und der Tempel der Todesschlange“. Der Hauptdarsteller hat einen Tirolerhut und eine rote Fliegenklatsche, die dieses typische Peitschgeräusch macht. Erste Szene: Peru. Ich meine Peru in der Oberpfalz. Indianer-Jonas muss in einer Metzgerei ein Stück Fleischkäse von der Waage holen und blitzschnell durch einen Tofuklumpen ersetzen. Damit setzt er eine Kette tödlicher Bedrohungen in Gang und am Ende rollt der Metzgermeister wie eine gigantische Killerkugel hinter ihm her. Sie wollen jetzt mehr wissen, oder?

Ein Gutes hat das Heizungsgesetz gehabt: 2023 hatten die Heizungsbauer und die Handwerker eine fette Sonderkonjunktur.

Bonetti war vom ersten Tag an hochbegabt. Angeblich hat er sich selbst entbunden. Mit acht Jahren hat er das Internet erfunden. Nur mit seinem Legobaukasten.

„Herzblut“ ist der Titel eines Liebesromans und „Blutherz“ der Name eines Horrorromans. So läuft eben das Geschäft.

Wer hat das erste Mammut getötet? Männer. Warum? Weil sie dumm und stark sind. Frauen hätten erstmal endlos diskutiert und dann hätte der „Arbeitskreis Mammut“ mit Mehrheit beschlossen, es gar nicht erst zu versuchen. Als es noch das Patriarchat gab, z.B. im Mittelalter, wurde nicht geredet, es wurde gehandelt. Oft falsch, aber immerhin ist was passiert. Seit Frauen mitreden dürfen, entwickelt sich unsere Gesellschaft nicht mehr. Mammutfleisch? Beyond Meat! Danke.

„Notruf Haferkante“ – die neue Krimireihe aus der Eifel.

Sie hatte faustgroße Tränensäcke und das Hängekinn eines Dromedars. Wem wollte die dicke alte Frau etwas vormachen, als sie den Salat bestellte? Sie bewegte beim Kauen den Unterkiefer wie ein Nilpferd.

„Im Fernsehen heißt es immer, ein Polizist oder ein anderer Beamter würde zur Strafe ins Archiv versetzt werden. Man sieht diese Leute dann nie wieder. Ich bin ins Archiv versetzt worden und Sie machen sich keine Vorstellung, wie öde und deprimierend die Arbeit ist. Höchstens zweimal am Tag kommt jemand vorbei und fordert eine Akte an, die ich ihm raussuche. Ansonsten bin ich völlig allein. In absoluter Stille. Der Computer ist aus Sicherheitsgründen nur mit dem Intranet, aber nicht mit dem Internet verbunden. Außerdem herrscht striktes Handyverbot. Radio habe ich auch keins. Also lese ich die Zeitung, Bücher, mache Ketten aus Büroklammern oder versuche, ein Nickerchen zu machen. Eines Tages fing ich an, in alten Akten zu stöbern.“ (Beginn einer ultralangweiligen Kurzgeschichte)

 

Dienstag, 12. März 2024

Ein prämortales Lächeln

 

Blogstuff 929

Seit über fünfzehn Jahren bin ich Single. Ich überlege ernsthaft, die Pole-Dance-Stange in meinem Schlafzimmer abzubauen.

1856: Johnny Osram erfindet die Innenbeleuchtung für Geschirrspülmaschinen.

Frauen sind nur eins von vielen Geschlechtern. Warum haben sie einen eigenen Feiertag?

Bonetti hat auch den Jakobsweg absolviert – in seinem Privatflugzeug.

Ab nächste Woche im Kino: L.A.W. Filmhandlung: Die Liga der anonymen Weltstars, kurz: L.A.W., übt Selbstjustiz und richtet nacheinander Superschurken wie Al Capone, Fantomas oder den Joker.

Gibt es eine Tierart, die so merkwürdig lebt wie der Mensch? Wir sind doch die Bekloppten des Planeten. Wenn Nacktmulle lachen könnten …

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er übersetzt gerade Goethes Faust ins Rätoromanische.

Das Klima muss nicht geschützt werden. Dem Klima ist das Klima egal. Wird es wärmer, wird es kälter? Juckt das Klima nicht. Und die Natur? Tierarten und Vegetation kommen und gehen seit Milliarden Jahren. Der Mensch? Hilft sich mit Heizung und Klima (sic!) -Anlage. Alles gut.

Reality-Formate, in denen Bonetti aufgetreten ist: „Supermarkt“, „Bäckerei“, „Bumerang-Fachgeschäft“, Beate-Uhse-Shop“.

Wer glaubt, die Welt sei früher „in Ordnung“ gewesen, hat nur ein schlechtes Gedächtnis.

Früher haben wir nicht nur unsere Schuhe und Klamotten selbst gemacht, sondern auch den Terrorismus: RAF, ETA, IRA. Heute müssen wir alles importieren.   

Die Hamas hat zwei große Fehler gemacht. Erstens hat sie eine Armee angegriffen, die sie niemals besiegen kann. Selbst die Bundeswehr hätte gegen die kampferprobte israelische Armee nicht den Hauch einer Chance. Zweitens hat sie nicht kapituliert. Es ist sinnlos, weiterkämpfen zu wollen. Die Nazis haben es bis zu Hitlers Tod auch nicht kapiert. Wenn es nichts mehr zu gewinnen gibt, höre ich auf. Ähnlich ist es mit Putin. Es war ein Fehler, die Ukraine anzugreifen. Jetzt besitzt er nicht die Kraft, den Krieg zu beenden. Wenn man von den russisch besetzten Gebieten die bereits vorher abtrünnigen Separatistengebiete im Osten und die Krim im Süden abzieht, ist der Zuwachs an Territorium geradezu lachhaft im Vergleich zu den eingesetzten Mitteln. Putin ist ein Lowperformer – genau wie die Hamas-Führer. Ich frage mich immer noch, wie sich im Westen Menschen ernsthaft auf die Seite von Terrororganisationen stellen können, die in Europa und Amerika tausende Zivilisten feige ermordet haben, oder auf die Seite eines europafeindlichen Diktators.

Montag, 11. März 2024

Welches Zitat ist echt?

 

„Die Vorfreude auf den Karls Freizeitpark in Döbeln steigt! Im Frühjahr 2024 eröffnet endlich der erste Karls Freizeitpark in Sachsen mit einem völlig neuen Karls Highlight – einem einzigartigen Bockwurstland. (…) Ein frech, fröhliches Karussell, in dem die Besucher in lustigen Bockwürsten sitzen, wird die kleinen und großen Gäste mit einer einzigartigen Fahrt begeistern. Im Restaurant, natürlich auch passend zum Thema, werden herzhafte Bockwurst-Spezialitäten serviert. (…) Bockwurst verbindet – und das nicht nur in Döbeln! Das Bockwurstland setzt auf die universelle Liebe der Deutschen zur Bockwurst.“ (blog.karls.de) 

„Kinder, nee, es war keine leichte Zeit. Rock’n Roll war in den Achtzigern ein hartes Geschäft. Vor jedem Auftritt eine Flasche Bourbon auf Ex, dann auf der Bühne mindestens sieben Gitarren zertrümmern – und das bei fünf Auftritten am Tag. Mörderische Partys und Skat-Exzesse im Tourbus. Zwischen den Welttourneen ging es ins Studio. Für einen Song brauchte man damals mindestens einen Monat. Sechszehn Stunden am Tag vor dem Mikro, vier Stunden Abmischen, vier Stunden Video drehen, die ganzen Interviews. Und dann kommst du todmüde in dein Hotelzimmer und es ist so voller notgeiler Schlampen, dass du noch nicht mal an dein Bett kommst. In dieser Zeit wurde ich von Hanuta abhängig und brauchte vier bis fünf Stück am Tag, weil mir sonst die Hände und der Arsch zitterten, bis mir die Ukulele aus der offenen Hose fiel. Ich erkrankte an Philatokratie, d.h., ich frankierte meine Briefe falsch. Heute lebe ich in der Chuck-Berry-Seniorenresidenz in Memphis.“ (Heinz Pralinski: Rock’n Roll war mein Leben)  

 

Sonntag, 10. März 2024

Ein kurzer Blick auf den Rest der zwanziger Jahre

 

Am Stammtisch gehen die Weltuntergangspropheten ja gerne all-in. Bereuet, das Ende ist nahe. Jetzt raunen sie genüsslich vom Angriff Russlands auf den Westen, auf die verhasste Demokratie, den leidigen Wohlstand und den grässlichen Rechtsstaat. EU und NATO gehen endlich unter. Leider muss dazu erst einmal die Ukraine besiegt werden und in den letzten zwei Jahren gab es keine nennenswerten Geländegewinne durch Putins Truppen. Wir sehen jeden Tag die gleiche Landkarte.

Außerdem stellt sich natürlich die Frage, wer die Verbündeten Russlands sein sollen. Der lächerliche Vasallenstaat Belarus, Kim Jong-Uns Armee der hungernden Sklaven? Der Stammtisch hofft auf China, aber Xi wird gegen Europa und Amerika keinen Krieg führen. Warum sollte er auf seine besten Kunden schießen? Schließlich soll der Westen noch stärker als Absatzmarkt für Chinas Exportwirtschaft dienen.

China hat in Europa keine territorialen Interessen und hat auch keine gemeinsamen Grenzen mit dem Westen, an denen man aufmarschieren könnte. Xis Imperium ist eine globale Wirtschaftsmacht, die andere Möglichkeiten hat, Amerika und Europa zu schwächen und eine stärkere Rolle in der Weltpolitik einzunehmen. Zwischen China und Russland gibt es auch kein Militärbündnis oder Beistandspakt im Kriegsfall.

Diese ökonomischen Wellen kennen wir schon aus der Vergangenheit: In den siebziger Jahren kamen die Japaner mit ihren Autos und Hightech-Produkten, danach die „Tigerstaaten“ Hongkong, Südkorea, Taiwan und Singapur, jetzt die Chinesen. Man muss kein Prophet sein, um den Abstieg des „Exportweltmeisters“ Deutschland auf dem Weltmarkt zu erkennen.

Zur Konkurrenz kommt der demographische Wandel. Die Zahl der Rentner steigt, der medizinische Fortschritt lässt sie länger leben. Die Kosten der Sozialversicherungen steigen, der Bedarf an Pflegekräften nimmt auch zu. Die Zahl der Arbeitnehmer wird abnehmen, ihre Sozialabgaben werden steigen, was zu abnehmender Kaufkraft führt – bei gleichzeitig wachsendem Fachkräftemangel. Auch ohne Krieg werden die Zeiten nicht leichter.

Zurück zur Ausgangsfrage: Wird Putin den Dritten Weltkrieg wagen? Dazu muss man sich in den Diktator hineinversetzen. Die russische Erzählung, die wir von ihm und seinen Claqueuren im In- und Ausland seit vielen Jahren zu hören bekommen, handelt von der großen Kränkung. Nach dem Kalten Krieg wollte man freundschaftliche Verbindungen mit dem Westen, wurde aber nicht als gleichberechtigte Nation behandelt, sondern wie ein geschwächter Feind. Russland wurde schmählich betrogen, z.B. mit der EU- und NATO-Erweiterung nach Osten. Dieser Strategiewechsel begann mit Putins inszeniertem Wutausbruch bei der Münchner Sicherheitskonferenz 2007.

Putin war KGB-Offizier. Er sieht die Welt durch die Brille des Geheimdienstes. Überall lauern die Feinde, überall sieht er Gefahren und Verschwörungen. Die Welt teilt sich für ihn auf in wenige Puppenspieler und viele Marionetten. DDR 1953, Ungarn 1956, CSSR 1968, Polen 1980, der Untergang des sozialistischen Imperiums 1989/90 und natürlich auch die prowestlichen Proteste auf dem Maidan 2013/14 – alles vom Ausland gesteuert. Das Volk ist grundsätzlich willenlos, es gewinnt der bessere Manipulator. „Spez-Operazija“, Spezialeinsatz bzw. Spezialoperation, ist übrigens ein Begriff aus der Welt des KGB.

Mit Prognosen ist es natürlich immer schwierig. Denn plötzliche Einschläge wie 9/11, Lehman Brothers, Griechenland, Corona und den Ukrainekrieg hat niemand auf dem Zettel. Vielleicht landen morgen russische Fallschirmjäger in Wichtelbach und besetzen das Feuerwehrhaus? Unterstützt von Huthi-Rebellen und syrischer Infanterie?

Samstag, 9. März 2024

Der Golem von Offenbach

 

Blogstuff 928

Voodoo-Puppen gab es früher auch in Deutschland. Sie hießen „Atzmänner“. Der Schadzauber durch Stiche mit Nadeln war ab dem 17. Jahrhundert in Bayern und Österreich sogar eine Straftat. Wo sonst?

Die Ampel spielt im Bundestag in Überzahl. Ich finde das aus fußballerischer Sicht unfair.  

Hätten Sie’s gewusst? Bis 1945 gab es einen Nationalsozialistischen Reichsbund der Laktoseintoleranten (NSRL).

Was ist das wahre Jägerschnitzel? Die West- oder die Ostvariante? Was ist das wahre Frankfurt? Frankfurt/M. oder Frankfurt/O.?

Ich bin laktoseintolerant und am Nachbartisch trinkt jemand einen Milchkaffee. Wie lange müssen Menschen wie ich den Passivkonsum von Milchprodukten noch ertragen?

Bekommt Bonetti Diät-Spritzen? Was hinter den Palastmauern genuschelt wird, jetzt exklusiv bei Kiezschreiber+.

Philosophie heute: Würde Kant zum jetzigen Zeitpunkt Tuchel entlassen?

Frühstückstipp: Frosties nicht mit Milch, sondern mit Krombacher Radler mischen.

Ich habe Heroin immer nur gegen Quittung verkauft, mit Firmenstempel. Meine Ehrlichkeit wurde mir schließlich zum Verhängnis.

Dick? Nein. Bonetti hat einfach den aktuell angesagten Oversized-Look.

„Hey, schau mir in die Augen. Ich bin mehr als ein sexy Knackarsch.“ Wie lange habe ich das schon nicht mehr gesagt?

Nicht vergessen: Am 10. März ist nicht nur der Beginn des Ramadans, sondern auch das Jahrestreffen von ACAB (Altmodische Chauvinisten am Biertresen e.V.) in Gustl’s Bierstüberl.

Früher sagte man: „Passt in jede Westentasche“. Wissen die jungen Leute heutzutage noch, was eine Weste ist?

Zumindest zu meinen Lebzeiten gab es noch nie eine Präsidentenwahl, in der beide Kandidaten eine zweite Amtszeit wollen.

Jeder hat in seinem Personalausweis den Geburtsort stehen. In meinem Ausweis steht: A 61. Ich bin in einem Taxi zur Welt gekommen. Jedes Mal muss ich das der Polizei erklären, wenn ich überprüft werde.

Ich kann mit der neuen Alkoholgesetzgebung nichts anfangen. Nur zwei Kästen Bier im Monat? Jeder nur drei Hopfenstauden auf dem Balkon? Im Umkreis von hundert Metern um Schulen und Kitas darf nicht gesoffen werden? Was soll das, Karl Lauterbach?

Freitag, 8. März 2024

Aus dem Leben eines Toten

 

Ich bin seit zehn Jahren tot. Das ist der beste Weg, um nicht gesucht zu werden. Alles begann mit einer Geldübergabe. Ich sollte das Kokain in einem Hotelzimmer in Rostock abholen. Den Koffer mit einer Million Euro in bar hatte ich auf dem Beifahrersitz.

Aber ich fuhr damals nicht ins Hotel, sondern ließ den Wagen in einer Tiefgarage stehen. Dann rief ich mir ein Taxi und fuhr zum Hafen. Ich nahm die Fähre nach Trelleborg und legte beim Kauf des Tickets brav meinen Ausweis vor. Am Morgen hatte ich Abschiedsbriefe an meine Eltern und zwei gute Freunde verschickt. Ich kündigte meinen Selbstmord an. Ich wollte mitten auf der Ostsee von der Fähre springen.

Niemand findet eine Leiche auf hoher See. Vor allem, wenn es gar keine Leiche gibt. In Trelleborg nahm ich den Bus nach Malmö und den Zug nach Kopenhagen. Dort verstaute ich den Geldkoffer in einem Schließfach am Hauptbahnhof und verbrachte die Nacht auf einer Bank im nahegelegenen Botanisk Have. Am nächsten Morgen fuhr ich mit dem Zug nach Hamburg, von dort nach Köln und dann weiter nach Nürnberg. Wichtig: Immer bar am Fahrkartenautomaten zahlen, kein Kontakt zu Leuten, die einen später identifizieren können.  

Ohnehin darf man keine Datenspur hinterlassen. Kein Handy, kein eigener PC, keine Mail-Accounts, keine Bankkonten, keine Kreditkarten. Meine bürokratische und digitale Identität habe ich in einem Mülleimer am Hamburg-Wellingsbüttel entsorgt, wo es keine Überwachungskameras gibt. Bargeld besaß ich genug.

Um unterzutauchen, braucht man eine Stadt, die nicht zu groß, aber auch nicht zu klein sein darf. Kein touristischer Hotspot, keine Kameras, die für die Gesichtserkennung genutzt werden können. Ich entschied mich für Forchheim. Viele Biergärten und Wirtshäuser, gutes Essen und gutes Bier. Ich sage nur: Kellerwald.

Ich suchte mir eine kleine Pension, die keinen Ausweis verlangt. Man trägt sich einfach mit einem Phantasienamen, in meinem Fall Gerhard Dobler, auf dem Meldezettel ein und zahlt jede Woche pünktlich in bar. Die Wirtsleute freut Bargeld immer, denn der Geldfluss ist nicht zurückzuverfolgen. Win-win.

Natürlich darf man keinen Kontakt mehr zu Freunden und Verwandten haben. Ich habe mir einen Bart wachsen lassen, die Haare sind getönt. Man erfindet einfach eine neue Identität, falls die Leute fragen. Ich schreibe Kriminalromane, erzähle ich immer. Ich brauche ein halbes Jahr Ruhe. Dann ziehe ich wieder weiter. Bisher hat mich niemand gefunden.

Donnerstag, 7. März 2024

A Country for Old Men


Jeder, der in der Innenstadt von Berlin lebt, fürchtet sich vor diesem Moment. Es kann dir jeden Tag passieren. Du kannst einige Vorsichtsmaßnahmen treffen, aber du kannst es nie völlig verhindern. Was du machen kannst: Bereite dich auf diesen Augenblick vor.

Es ist etwa zwei Uhr nachts, als ich die Bar verlasse. Es sind nur wenige Straßen bis zu meiner Wohnung, aber diese Straßen sind einsam und nicht alle Laternen funktionieren.

Eine Gestalt löst sich aus dem Schatten eines Hauseingangs. Ein junger Mann, vielleicht noch ein Teenager. Fast einen Kopf kleiner als ich, die Kapuze seines Hoodies tief ins Gesicht gezogen. Zarter Bartflaum am Kinn, ein paar Pickel.

Er zieht eine Pistole und richtet sie auf meinen Bauch. „Brieftasche und Handy“, sagt er nur, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt, jemanden auszurauben.

„Ich habe nichts dabei. Nur ein kleiner Spaziergang.“ Ich grinse. „Ich kann nicht einschlafen.“

Er kommt näher. Sehr gut.

„Ich kann dich auch abknallen. Dann durchsuche ich deine Leiche nach Geld.“

Ich schüttele - scheinbar resigniert - den Kopf, ziehe die Brieftasche aus der linken Innentasche meiner Jacke und gebe sie ihm.

Er öffnet mit einer Hand die Brieftasche.

„Da ist ja gar nichts drin.“ Er lässt die Brieftasche fallen.

„Oh, dann habe ich dir die Falsche gegeben.“

Ich ziehe eine weitere Brieftasche aus meiner rechten Innentasche. Er nimmt sie und überprüft sie.

„Willst du mich verarschen, Mann?“

Er wirkt unsicher. Kein Profi, soviel steht fest. Vielleicht sogar sein erster Überfall.

Ich gebe ihm eine weitere Brieftasche aus meiner rechten Außentasche. Währenddessen gleitet meine linke Hand in der linken Außentasche geschmeidig in einen Schlagring.

Er sieht mich fassungslos an. Wieder eine leere Brieftasche. Ich schaue ihm über die Schulter und rufe: „Hi, Ronny.“

Er dreht den Kopf und ich schlage zu. Ich treffe ihn mit einer linken Geraden über dem Ohr. Er fällt nach hinten und knallt mit dem Kopf auf den Bürgersteig. Seine Pistole fällt ihm aus der Hand. Ich hebe sie auf. Viel zu leicht. Plastik. Aber woher sollte der Bengel auch das Geld für eine echte Waffe haben?

Ich stecke die Pistole und meine Brieftaschen ein. Dann beuge ich mich über ihn. Er ist noch völlig benommen.

Ich zeige ihm meine rechte Faust. „Krankenhaus.“

Dann zeige ich ihm meine linke Faust. „Friedhof.“

Ich hole zum Schlag aus. Ich sehe, dass er sich einpinkelt. Ein paar Augenblicke später rieche ich, dass er sich auch eingeschissen hat. Die kleine schäbige Arschnutte hat ihre Lektion gelernt.

Ich gehe nach Hause, werfe die Spielzeugpistole in die gelbe Tonne (Ordnung muss sein!) und mache mir vor dem Fernseher ein Bier auf.   

    

Mittwoch, 6. März 2024

Verdammter Klimawandel!

 

Blogstuff 927

„Immer is irgendwas. Entweder die Fiaß schlafen mir ein. Oder sie jucken. Dann krieg i wieder ka Luft, wenn i schneller geh. Oder i hab an Schweißausbruch. Dann friert mich wieder. Das Essen schmeckt mir nimmer, der Sex ist fad, die Hosen sind z’eng. Was is das bitte? – Des muss alles dieser Klimawandel sein, oder?“ (Josef Hader)

Würden Sie bei Ihrer Bank einen Kredit aufnehmen, um Aktien zu kaufen? Jeder Mensch, der sich mit Finanzen auskennt, würde Ihnen davon abraten. Der Staat macht Schulden, um an der Börse zu spekulieren. Die Gewinne sollen die Rentenkasse entlasten. Wie nimmt ein Staat einen Kredit auf? Indem er Staatsanleihen begibt. Dafür zahlt er Zinsen. Für die Aktien bekommt er einmal im Jahr eine Dividende. Das gleicht sich im Großen und Ganzen wieder aus. Wenn die Aktien steigen, kann man den Gewinn nur realisieren, indem man sie verkauft. Man greift also sein Stammkapital an, um Geld für die Rentner locken machen zu können. Es sind etwa 400 Milliarden Euro, die im Jahr an Rente ausgezahlt werden. In den entsprechenden Rentenfonds sollen in diesem Jahr 20 Milliarden neuer Schulden eingezahlt werden. Der reale Ertrag dürfte im Vergleich bestenfalls im Promillebereich liegen. Aber Hauptsache, die FDP hat mal wieder ihren Dickschädel durchgesetzt.  

Ich habe mal in den Semesterferien als Echo in einer Bergschlucht gearbeitet. Unglaublich, was die Leute da alles reinrufen.

Ich mache schon lange keine Pläne für die Zukunft. Ich hoffe einfach, dass die Gegenwart so lange wie möglich anhält: Lesen & Schreiben, gutes Essen & guter Wein, Freunde & Freizeit. Vor zwölf Jahren war ich zuletzt auf einer Auslandsreise. Mich zieht es nirgendwo mehr hin, ich bin zufrieden.

Gibt es Tokyo Hotel noch? Ich habe immer noch ihren großen Hit im Ohr: „Ich muss durch den Konsum, hinter die Welt …“.

Nächster Sturm im Wasserglas: Transnistrien. Das Gebiet hat so viele Einwohner wie Berlin-Neukölln.

Als ich etwa zwanzig Jahre alt war, bin ich mit einem Mädchen essen gegangen. Mein Vater hatte mir zu diesem Zweck fünfzig Mark spendiert (damals viel Geld) und wir gingen zu einem guten Italiener. Wir hatten Carpaccio als Vorspeise, danach bestellten wir Pasta. Sie aß nur zwei oder drei kleine Bissen vom Hauptgang, rief den Kellner herbei und ließ sich den „Rest“ einpacken. Offenbar waren die Nudeln als Mahlzeit für den nächsten Tag gedacht. Nachdem ich bezahlt hatte, stand sie auf, nahm ihr Doggy Bag und verließ das Lokal. Kann es sein, dämmert es mir inzwischen, dass sie mich ausgenutzt und verarscht hat? Wäre „Ausgenutzt und verarscht“ nicht auch ein guter Titel für eine Autobiographie?

Haben wir Jens Spahn an die Borg verloren?