Die
Sonne geht gerade über den Ginkobäumen auf. Blasius von Frankenberg atmet ein.
Er atmet aus. Er konzentriert sich. Diese Stunde gehört ihm. Sein persönlicher
Zen-Meister sitzt schweigend im Lotossitz vor ihm. Es ist nicht einfach, den
Geist freizumachen. Wie kann man in seiner Position einen leeren Kopf haben?
Bei
der Teezeremonie auf den Bastmatten in seinem Gartenpavillon ist er ganz bei
sich. Der Tee ist der Tee ist der Tee. Er ist ruhig. Er hat gelernt
loszulassen. Er spürt, wie der Tee durch seinen Körper strömt. Der Tee gibt ihm
Kraft. Zuversicht. Es wird ein guter Tag. Alles wird gut. Er ist auf dem
richtigen Weg.
Zum
Frühstück isst er Scrambled Tofu mit mediterranem Gemüse. Dazu eine mehlfreie
Spinatwaffel. In seine Bowl kommen Mango, Tahina, Sojajoghurt, Amaranth,
Chiasamen und Beeren. Seine Frau schenkt ihm Hafermilch ein. Sie hat alles
vorbereitet. Sie ist für ihn da. Die Kinder werden später in die Schule gebracht.
Sie engagieren sich bei Fridays for Future. Seit Jahren spendet die Familie für
Greenpeace und WWF.
Er setzt
sich auf sein Lastenfahrrad und fährt ins Büro. Sein Anzug ist aus Bio-Leinen.
Die Naturfasern stammen von einem Demeter-Bauernhof. Bei ihrer Herstellung und
Weiterverarbeitung wurde auf Pestizide und Chemikalien verzichtet. Die
Arbeitnehmer des Betriebs und des Händlers werden unter Einhaltung strenger
Sozialstandards fair bezahlt.
Er betritt
sein Arbeitszimmer in der Innenstadt. Die Reinigungskraft hat gerade den
Mülleimer geleert. Er grüßt sie freundlich und erkundigt sich nach dem Befinden
ihrer Familie. Sie lächelt, als sie den Raum verlässt.
Eine
schwierige Endscheidung steht an. Eine Abteilung muss geschlossen werden. Er
telefoniert mit seinem Manager vor Ort. Rein betriebswirtschaftlich betrachtet
gibt es keine Alternative.
„Wir
müssen die fünfhundert Mitarbeiter freisetzen“, sagt er seinem Geschäftsführer
in Korea. „Es ist leider nicht zu ändern.“