Freitag, 25. Mai 2012

Warum wir Jedi-Ritter brauchen

In den achtziger Jahren, als junger Mensch, habe ich von meinem eigenen Todesstern geträumt. So wie in Star Wars. Gut, eine solche Raumstation ist, betrachtet man die Dinge zunächst einmal ganz nüchtern und praktisch, in der Anschaffung extrem teuer. Aber vielleicht gibt es Leasingmodelle oder einen interstellaren Gebrauchttodessternmarkt, von dem wir im Augenblick noch nichts wissen? Die Besatzung der Station könnte Honorarverträge mit Gewinnbeteiligung bekommen. Sobald der erste bewohnte Planet erfolgreich erpresst wurde, funktioniert das Geschäftsmodell und nach einer Weile sind nicht nur die Leasingraten und Personalkosten kein Problem mehr, sondern die Gewinne sprudeln. Im Film gewinnen die Rebellen, im Waren-Leben das Imperium. Heute sind ganze Länder in Geiselhaft der global operierenden Finanzwirtschaft. Im Augenblick richtet sich der Todesstrahl auf Griechenland. Es steht nicht gut um das etwas zerfleddert aussehende Land rechts unten auf der Europakarte, denn eine Mehrheit der Bevölkerung will sich nicht erpressen lassen. Gegen Darth Vader sind die Geldeintreiber von der Russenmafia echt Kindergeburtstag.

Donnerstag, 24. Mai 2012

Willy-Brandschutz-Flughafen

Heute wäre die Eröffnungsparty von Berlins neuestem Pharaonenprojekt gewesen. Zehntausende Gäste wurden erwartet, Live-Übertragungen in alle Welt waren geplant. Nun hat man die Feier kurzfristig verschoben – auf März 2013. Das hat, nimmt man die Reaktion der Medien als Maßstab, doch einige Leute erstaunt und den Verantwortlichen viel Spott eingetragen. In Berlin hat es aber eigentlich niemand richtig gewundert und auch Klaus Wowereit, der dauergelassene Gemütsmensch aus Lichtenrade, hat es recht locker genommen. Wozu auch die Aufregung? Ganz Deutschland reagiert mal wieder typisch deutsch: Termin verpasst, nicht artig gewesen, böse Hauptstadt. Dabei ist Berlin längst viel weiter als Deutschland. Wir sind eine deutsche Stadt, die mental ans Mittelmeer gebaut wurde. Und das heißt: Morgen ist auch noch ein Tag. Keine Aufregung, auch mal fünfe grade sein lassen. Das ist wahre Coolness. Im Angesicht der kleinsten Störung in Hysterie, Panik und Schnappatmung zu verfallen ist hingegen extrem uncool und leider sehr teutonisch. Dann wird der neue Flughafen eben erst nächstes oder übernächstes Jahr fertig. Na und? Wir haben mit Tegel und Schönefeld zwei funktionierende Flughäfen und mit Tempelhof noch einen in petto. Und das Argument „Was das wieder kostet“ zählt in Berlin nicht. Wir sind sowieso seit langem pleite und jeder weiß, dass Berlin seine Schulden so wenig begleichen kann wie unsere Freunde im Geiste an der Mittelmeerküste. Also was soll’s? Irgendein Bürgermeister wird irgendwann einmal durch den Feuerreifen springen müssen und die Stadt bankrott erklären. Durch dieses Purgatorium müssen wir eines schönen Tages hindurch. Bis dahin planen wir die nächste rauschende Ballnacht an unseren phantastischen Infrastrukturprojekten. Vielleicht demnächst bei der Wiedereröffnung des ICC nach der praktisch kostenlosen Renovierung, beim Richtfest des dringend benötigten Stadtschlosses, der Freigabe eines neuen innerstädtischen Autobahnabschnitts oder den Bauvorhaben am Hauptbahnhof und im Mauerpark …

Kurzgedanken

Dem Alten gegenüber empfindet der Berliner eine gewisse bäuerliche Zufriedenheit, wirklich stolz ist er nur auf das Neue.
ADHS, das Kokain des kleinen Mannes.
Wenn der Körper dein Haus ist, dann sind Essen und Trinken Tempeldienst.
A: Diese Frau führt ein Doppelleben. B: Mindestens!
Zwitschern die Vöglein am Morgen oder twittern sie schon?
„Auch die soziale Isolierung in Künstlerberufen, in denen der Kunstschaffende auf sich allein gestellt ist und kaum besondere technische Fähigkeiten braucht (Schriftsteller) zählt zu den Faktoren, die das Suizidrisiko erhöhen.“ In: Thomas Lochthowe : „Suizide und Suizidversuche bei verschiedenen Berufsgruppen“. Inaugural–Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Medizinischen Fakultät der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Dienstag, 15. Mai 2012

Der Wedding ist die Zukunft II

Identität und Identitätsbildung, ob individuell oder sozial, haben längst ihre unhinterfragte Selbstverständlichkeit verloren. „Selbstverständnis“ stellt sich nicht mehr intuitiv bzw. über Traditionen her, es muss bewusst und aktiv vom Individuum bzw. einer Gruppe geschaffen werden. Früher war Identität auf natürliche räumliche Grenzen bezogen, die über Generationen stabil blieben (der Hof, das Dorf, das Tal usw.), heute stellen sich viele Menschen die Frage: Wo sind meine Wurzeln, wie entstehen sie und wie bewahrt man sie?
Offensichtlich fühlen sich Menschen dort wohl, wo sie ihre Heimat haben. Der räumliche Bezug ist ein Teil ihrer persönlichen Identität. Menschen sind an Territorien gebunden, die Privatsphäre im Kleinen (inklusive der „Raumblase“ als mobiles Minimalterritorium des Großstadtmenschen), die Heimat im Großen (bis hin zu kollektiven Konstrukten wie dem „Vaterland“). Auch im modernen Leben finden sich überall Zeichen von identitätsbildendem Lokalpatriotismus: von Sidos Berliner Ghetto-Hymne „Mein Kiez, mein Block“ bis zur bajuwarischen Trachtentanzgruppe.
Eine entscheidende Frage für die Bürgerstiftung Wedding ist darum: Wie entsteht und wie bewahrt man diese lokale Identität, diesen Bezugsrahmen des alltäglichen Lebens in Zeiten hoher Mobilität, kultureller Differenzierung und globaler Vernetzung? Welche Chancen haben die Menschen im Wedding, um eine Identität bilden zu können, die ihnen Selbstbewusstsein und Stolz auf ihren Kiez vermittelt? Identität in diesem Sinne verstanden wird zur Basis für Respekt, für den Umgang miteinander und die Anerkennung von außen.
Im Augenblick ist dieses Selbstbewusstsein erst in Ansätzen vorhanden. Womöglich hängt es mit der sozialen Situation im Wedding zusammen. Aber warum machen wir aus unterschiedlichen materiellen Ausstattungsmerkmalen von Personen und Haushalten eigentlich soziale Unterschiede bis hin zur Ausgrenzung („Ghetto“)? Armut bedeutet letztlich, nur über knappe Ressourcen verfügen zu können. Das bedeutet wiederum, permanent Entscheidungen über Prioritäten treffen zu müssen. Erst die Knappheit der Mittel führt dazu, die Konsequenzen seiner Entscheidung rational abzuwägen. Wer alle Möglichkeiten besitzt, z.B. Geld im Überfluss, muss nicht die Konsequenzen seines Handelns fürchten. In diesem Sinne macht Armut klug. Armut, zu Ende gedacht, bedeutet auch, sich von überflüssigen Bedürfnissen zu verabschieden. Wer nur die Mittel für das Nötigste hat, der verabschiedet sich aus dem mitternächtlichen Wettkampf um das neueste Smartphone. Vielleicht verlieren auf diese Weise auch die Verlockungen der Konsumwelt sukzessive an Strahlkraft? Und vielleicht führt die Identitätsbildung im Wedding dazu, die eigene kulturelle Vielfalt als neuen Reichtum zu entdecken?

Samstag, 12. Mai 2012

Der Kalender der Tiere

Jaguar
Zebruar
Nerz
Mandrill
Hai
Huhni
Muli
Taubust
und dann kommen die vier Bären (Septembär, Oktobär, Novembär, Dezembär)