Dienstag, 25. April 2023

Giovanni Zarrella zu Gast in der Andy Bonetti Show


Blogstuff 792

„Alle hatten Angst vor Lücken in ihrem Lebenslauf. Aber niemand schien Angst davor zu haben, seine Träume zu verraten.“ (Benedict Wels: Spinner)

Ich finde es lustig, dass die Letzte Generation Berlin lahmlegen will. Das macht die Stadtverwaltung doch schon seit zwanzig Jahren.

Supermarkt und Impulskontrolle – mein großes Problem. Vor allem, wenn ich hungrig und ohne Einkaufszettel unterwegs bin. Zum ersten Mal seit zwanzig Jahren habe ich Knoppers zu Hause und warte jetzt jeden Tag auf halb zehn.

Außerdem habe ich mir eine Flasche Cinzano gekauft. Wann habe ich zuletzt Cinzano getrunken? Ich erinnere mich nur an einen völlig verregneten Vormittag im Mai 1991 auf einem Campingplatz in Südfrankreich, als ich mit zwei Freunden in meinem Golf saß. Jeder hatte eine Flasche Cinzano in Arbeit, dazu hörten wir dröhnend laut Musik und zogen uns damit den Hass der anderen Camper zu, feine Pinkel mit fetten Wohnmobilen und Surfbrettern. Am Sonntag dann der Senna-Sieg beim Grand Prix in Monte Carlo.

1887: Der Berliner Ingenieur Max Sielaff lässt sich den ersten Selbsttätigen Verkaufsapparat patentieren. Bald darauf stehen 10.000 Automaten in ganz Deutschland, an den man z.B. Süßigkeiten kaufen kann. 1902 bereist der Amerikaner Joseph Horn Europa und entdeckt in Berlin das erste Automatenrestaurant. Begeistert von der Idee, ein Restaurant ohne Kellner betreiben zu können, eröffnet er mit seinem Partner Frank Hardart ein Automatenrestaurant in Philadelphia mit Sielaff-Automaten. 1941 gab es bereits 157 Horn & Hardart-Restaurants in den Vereinigten Staaten; allein über fünfzig in New York, die täglich von 350.000 Kunden besucht wurden. Ein Tasse Kaffee kostete fünf Cent. Mit dem Aufstieg der Fast-Food-Ketten begann der Niedergang des Unternehmens, 1991 wurde das letzte Restaurant geschlossen.

Früher hieß es immer, man solle beim Schreiben als Ort der Handlung eine Stadt nehmen, die man persönlich kennt. Ein Kölner lässt seine Erzählung in Köln spielen und nicht in Honolulu, wo er vermutlich noch nie gewesen ist. Heute ist das anders. Warum sollte ich mir nicht Sandusky, Ohio, aussuchen? Die Basis-Infos bekomme ich mit einem Mausclick bei Wikipedia, bei Google Maps sehe ich mir Bilder der Stadt an und kann mir das Interieur und die Speisekarten diverser Restaurants anschauen, in denen vielleicht eine Szene spielt. Aktuelle News gibt’s auch im Internet. Ich gratuliere Teresa und Tom Sloma zu ihrem sechzigsten Hochzeitstag, sie haben drei Kinder und acht Enkel. Für größere Städte gibt es Streetview, so dass man jedes Gebäude beschreiben könnte. Das gilt auch für Straßen. Ich bin mal zehn Minuten einer Landstraße in Island gefolgt, weil ich wissen wollte, wie es dort überhaupt aussieht (öde). Die Menschen in Sandusky leben im Grunde genommen nicht anders als die Menschen in Gütersloh. Sie gehen morgens zur Arbeit oder in die Schule, sie fahren mit dem Auto, sie glotzen auf ihr Handy, sie schauen sich Filme und Serien an. Liebe und Hass, Reichtum und Armut, gute und schlechte Menschen, Streit und Versöhnung – das alles gibt es dort. Warum sollte mein nächster Roman nicht in Ohio spielen? 

 

2 Kommentare:

  1. Cinzano. Die Wermuteule vom Bahnhof Zoo. Das waren noch Zeiten...

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  2. Btw.: den Zarella kannste dir auch nicht mit Cinzano schön saufen.

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