Mittwoch, 12. Februar 2025

Orch-Ideen

 

Blogstuff 1057

„Christian Lindner. So‘ne narzisstische Luftpumpe in der Adoleszenzkrise.“ (Hagen Reter)

Orch-Ideen. So heißt mein Retreat-Center in der Lüneburger Heide. Machen Sie eine Achtsamkeits-Meditation allein in Ihrem Zimmer (sechs Quadratmeter, kein TV, kein WLAN, kein Handy) mit Außentoilette im nahegelegenen Wald. Nehmen Sie sich eine Auszeit für Körper, Geist und Seele, während Sie sich in unseren Übungen in Gartenarbeit und handwerklichen Tätigkeiten (Upcycling durch Reparatur von alten Elektrogeräten) mit anderen Teilnehmern austauschen. Gong-Sound-Healing um fünf Uhr morgens. Mindfulness-Based-Stress-Reduction – ein ganzer Tag auf deiner Pritsche, Kamillentee und trockenes Brot all inclusive. Marie Kondo Seminar für Ihr Bankkonto: Trennen Sie sich von überflüssigen Dingen.

Der gezähmte Widerspenstige: Früher flogen auf Demos noch Molotow-Cocktails und Steine, heute sind Demos friedliche Spaziergänge, die die Staatsmacht nicht fürchten muss. Letztlich sind sie kein Protest gegen die bestehenden Verhältnisse, sondern ein Plädoyer für ein Weiter-so. Soziale Ungleichheit und Klimaschutz kommen weder auf den Demos noch im Wahlkampf vor. Ganz im Gegenteil: Der zukünftige Kanzler Merz fordert einen Abbau von Sozialleistungen und ein Ende des ökologischen Umbaus der Wirtschaft.

Ich habe meine Briefwahlunterlagen erhalten. Das heißt für Sie, liebe Lesende: Sie haben eine letzte Chance, meinen Wählerwillen zu beeinflussen.   

Sonntag, 17 Uhr 30. Tanztee im Wichtelbacher Gemeindehaus. DJ Holgi tritt ans Mischpult und setzt die Turntables in Bewegung. Die Tanzfläche verwandelt sich augenblicklich in einen brodelnden Hexenkessel. Männer öffnen ihre Hemden, Brillen werden in Etuis verstaut, Sektkorken knallen, Rollatoren fliegen in die Ecke und ein geheimnisvoller Fremder verteilt Ginseng-Kapseln. An der Getränkeausgabe bildet sich eine Schlange. Eine verwegene Frau klettert auf einen Tisch und tanzt, bis der Absatz bricht. Hossa! Hossa! Hossa!

Die Verwahrlosung der sozialen Medien, die Aggression, die billige Polemik, die permanente Empörung sollten uns nicht überraschen. Vernunft war immer langweilig, Argumente und Fakten setzen Offenheit, Geduld und Intelligenz voraus. Als ich noch als Wissenschaftler gearbeitet habe, wurde mir schnell bewusst, dass sich eigentlich niemand für unsere Forschungsergebnisse interessiert. Es ist im Wortsinn ein Lesekreis, in dem sich die Kollegen gegenseitig ihre neuesten Papiere geben. Für jeden Leser, den ich hatte, wurden vermutlich tausend tibetanische Klangschalen und zehn Tonnen Globuli verkauft. TikTok, X, Facebook, Insta – alles reine Zeitverschwendung.

Berlin, Februar 2025. An den Laternenmasten baumeln Politiker, Krähen sitzen in den Bäumen an der Richtstätte. Manchmal habe ich Angst vor meiner eigenen Phantasie.

Dienstag, 11. Februar 2025

Fünf Geschichten, auf die Sie sich im März freuen können


1. Holgi arbeitet in der Lastradwerkstatt seines Onkels, als er ein altes Notebook findet. Auf ihr sind die Nachricht einer Prinzessin und der Bauplan eines Todesblogs gespeichert. Er beschließt, Kontakt mit dem Berliner Untergrund aufzunehmen, und kauft sich im Darknet ein Lichtschwert. Auf dem Weg zum Hauptquartier des Imperiums, dem Konrad-Adenauer-Haus, wird er gefangengenommen und an die ultrafette Qualle Jabba the Bonetti verkauft, der ihn in Kryptonit schweißt und auf dem Flohmarkt im Mauerpark verkauft.

2. Der amtierende und seit langem ungeschlagene Schwergewichts-Blogger Andy Bonetti sucht einen Gegner für den nächsten Kampf. Da sein Herausforderer verletzt ist, fällt die Wahl auf den unbekannten Heinz Pralinski aus Neukölln, der bisher nur bei Poetry Slams vor zwanzig Zuschauern aufgetreten ist. Pralinski erkennt seine Chance und trainiert wie ein Besessener mit Reimlexika und Schweinehälften. Bei der Battle im ausverkauften Olympiastadion schickt er den Champion mit einer Links-Rechts-Kombination zur politischen Lage sogar kurzzeitig zu Boden, der Kampf wird von der Jury allerdings für Bonetti gewertet.

3. Der Raumfrachter Gisela fängt ein Notsignal von einem Planeten auf, der abseits seiner Route liegt. Die KI ändert den Kurs und weckt die Crew aus dem Schnapskoma. Auf dem Planeten finden sie ein extraterrestrisches Raumschiff und ein paar Überraschungseier. Aus einem Ei schlüpft ein ekliges Vieh und saugt sich an Holgi fest, aus dessen Bauch wenig später bei einem nächtlichen Besäufnis ein Monster schlüpft. Es versteckt sich fortan in dem wirklich mies beleuchteten Frachter und vertilgt nach und nach die Crew bis auf Mandy Bonetti, die sich mit einer Rettungskapsel absetzen kann, in der sich dummerweise das Monster versteckt und so in den zweiten Teil transportiert wird.

4. Der arbeitslose Alt-Hippie, der sich nur der Dude nennt, wird in seiner Wohnung von zwei Schlägertypen überfallen, die ihn offenbar verwechseln. Sie stecken seinen Kopf ins Klo und pinkeln auf seinen Teppich. Am nächsten Tag geht er zu seinem Namensvetter, der in einer Villa wohnt und ihm erzählt, seine Frau wäre entführt worden. Der Kiezschreiber soll die Geldübergabe durchziehen, geht aber erst mal mit seinen Freunden bowlen. „Welt des Schmerzes“, ruft Heinz Pralinski und bedroht einen anderen Bowlingspieler mit der Waffe. Sein anderer Freund stirbt beim Kampf mit den Entführern und dann streuen sie seine Asche gegen den Wind.

5. Acht Praktikanten, die sich nicht kennen, sitzen in der Kantine von Bonetti Media. Schnitt. Zwei von ihnen, Mr. Bayern und Mr. Dortmund, sitzen im Auto. Mr. Dortmund liegt auf dem Rücksitz und blutet aus einer Schusswunde. Sie fahren zu einem Treffpunkt, einem leeren Lagerhaus, wo Mr. Leverkusen wartet, und ihnen erklärt, ihr Raubüberfall sei an die Polizei verraten worden. Es gäbe einen Maulwurf. Schnitt. Der psychopathische Mr. Frankfurt kommt dazu, Schüsse fallen, es wird unübersichtlich. Schnitt. Andere Praktikanten kommen, danach die Polizei und dann ist die Geschichte endlich vorbei.

 

Montag, 10. Februar 2025

Besser schlau gelegen als dumm gelaufen


Blogstuff 1056

„Dass man lebt, ist Zufall; dass man stirbt, ist gewiss.“ (Erich Kästner)

Warum gibt es in dem „tierfreundlichen Restaurant“ um die Ecke Steaks und Schnitzel?

Mein Wahl-O-Mat-Ergebnis: Auf Platz 1 sind punktgleich die Piraten und die Partei des Fortschritts; auf Platz 2 sind punktgleich die Linken, die Tierschutzpartei und die Sozialistische Gleichheitspartei, Vierte Internationale. Auf Piraten, Tierschützer und PdF habe ich keinen Bock, bleiben noch zwei Optionen zur Auswahl: Gysi oder Trotzki. Auf den letzten Plätzen sind FDP, AfD und WerteUnion.

In meiner Kindheit war „Je t’aime“ von Serge Gainsbourg und Jane Birkin noch pure Erotik. Da hast du beim Zuhören rote Ohren bekommen. Meine Eltern durften gar nicht wissen, dass ich das Lied auf Kassette hatte. Heute gibt es Internet-Pornos und das Lied ist vergessen.

Ich finde, diese japanischen Udo-Nudeln sind viel zu dick.

Es waren doch die Flüchtlinge, die unsere Straßen und Brücken kaputtgemacht haben. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!

Next year I fire my sixties birthday.

Der Medienindustrielle Bonetti ist so vornehm, dass sein Kammerdiener mit einem vorgewärmten Handtuch neben ihm steht, wenn er sich die Hände wäscht. Sodann setzt er sich an den Tisch im Speisesaal und isst Schokolade und Kartoffelchips mit Messer und Gabel.

Politisch nicht mehr korrekt: Minigolf mit einem Liliputaner spielen.

Mal wieder BILD-KI: „In den nächsten fünf Jahren wirst du auf eine aufregende Reise gehen, die dich nicht nur als Schriftsteller, sondern auch als Mensch wachsen lässt. Deine Ambition, ein eigenes Buch zu schreiben und zu veröffentlichen, wird der erste Schritt auf deinem Weg zum Bestseller-Autor sein. Du wirst deine kreative Stimme finden und deine Ideen in Worte fassen, die Leser fesseln und inspirieren.“ Ein eigenes Buch! Wahnsinn. Leider gibt es von mir schon zwanzig Stück und keins war ein Bestseller.

Und nochmal BILD-KI. Meine Lieblingsstädte: 1. Tokyo, 2. Amsterdam, 3. San Francisco. Kenne ich alle. Geilomat.

Die AfD fordert die Abschaffung der Grundsteuer. Scheiß auf den Wahl-O-Mat. Ihr habt meine Stimme. 

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Aus Sorge wegen eines Handelskriegs mit den USA bunkert er Twinkies und Beef Jerky.

Ab 1. April gibt es das Kiezschreiber-Blog endlich auch per Fax.



Beim Wahlkompass lande ich bei der ÖDP. Sonst nix in meiner Nähe?

Sonntag, 9. Februar 2025

Auf achtzig Stufen um die Welt


+++breaking news+++ Der Fahrstuhl in unserem Haus geht wieder. Seit Juli ’24 haben die Handwerker daran rumgebastelt. Die erste Fahrt war richtig aufregend. Die neue Holzkabine ist schick, läuft sehr leise und hat einen Spiegel.

Daher gibt es Freibier für alle Leser! Gehen Sie in die Kneipe Ihrer Wahl und bestellen Sie ein großes Bier. Rechnung an: Bonetti Media, Allee der Kosmonauten 1, 66666 Wichtelbach.

In meiner Euphorie habe ich direkt einen (lyrisch korrekten, inhaltlich recht holprigen) Limerick geschrieben:

In Wilmersdorf da lebt ein Mann

Der Treppen echt nicht laufen kann

Ein Jahr im Garten

Voll Qual und Warten

Bis der Fahrstuhl kam irgendwann

Was ich auf meinen Reisen gelernt habe

 

Von Brasilianern habe ich Gelassenheit und Improvisationskunst gelernt. „Jeito“ ist das Zauberwort, um etwas auf vielleicht ungewöhnlichen Wegen wieder in Gang zu bringen.

Von Amerikanern habe ich gelernt, dass man keine Scheu haben sollte, mit Fremden ins Gespräch zu kommen. In San Francisco sprachen uns ein paar Hobos an. Sie wollten kein Geld, sondern wir sollten ihnen Wein aus dem Supermarkt mitbringen. Das Geld gaben sie uns im Voraus. Am Ende saßen wir die ganze Nacht mit ihnen am Lagerfeuer und schliefen in einem ihrer Zelte im Park. Ein Kellner nahm uns mit zu sich nach Hause und entpuppte sich als Künstler, der in seinem eigentlichen Leben Musikvideos („Surfpunk“) produzierte.

Von Kenianern habe ich gelernt, dass Zeit bedeutungslos ist. Ich werde nie den Busfahrer vergessen, den ich in Nairobi nach der exakten Abfahrtszeit gefragt habe. Er sah auf seinen nackten Unterarm, lächelte und zeigte mit den Fingern die Zahl vier. Da war es schon elf Uhr vormittags.

Von Japanern habe ich gelernt, höflich zu sein und sich selbst nicht so wichtig zu nehmen. Nur so funktioniert ein Vierzig-Millionen-Moloch wie Tokio.

Von Spaniern habe ich gelernt, Dinge guten Gewissens zu verschieben („mañana“).

Von Tschechen habe ich gelernt, auf die Obrigkeit zu pfeifen und dass es nie zu früh oder zu spät für ein Bier ist.

Von Engländern habe ich gelernt, dass Gastfreundschaft und Toleranz nicht weh tun.

Von Deutschen kann man gar nichts lernen. Selbstmitleid und Besserwisserei braucht kein Mensch.

Samstag, 8. Februar 2025

Drei Engel für Aldi


Blogstuff 1055

Ich bin immer wieder erstaunt, mit welcher Selbstsicherheit die „Experten“ im Internet und an den Theken dieses Landes die Zukunft voraussagen. Versetzen wir uns zurück an den Jahresbeginn 2020. Wer hätte die Ereignisse der nächsten fünf Jahre, die Pandemie, den Ukrainekrieg, die Energiekrise, die Inflation, die Ampel und ihr Scheitern voraussagen können? Selbst von einer Million selbsternannter Experten hätte es keiner geschafft. Es ist so wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto. Je größer der Prognosezeitraum, desto größer die Anzahl der möglichen Zukünfte. In der Wissenschaft haben wir deswegen immer mit verschiedenen Szenarien gearbeitet, wenn es in Fachpublikationen um den Punkt „Wo führt das alles hin?“ ging. Noch ein Gedankenspiel. Versetzen Sie sich hundert Jahre zurück ins Jahr 1925. Hätten Sie gewusst, was in den nächsten fünfundzwanzig Jahren bis 1950 passiert? Die Hyperinflation lag hinter Ihnen und Hitler wurde gerade aus dem Gefängnis entlassen. Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg, Holocaust. Hatte irgendjemand all das auf dem Radar? Wir fahren auf Sicht, ob es uns passt oder nicht. Keiner mag diese Unsicherheit, aber wir müssen mit ihr leben.

Ich suche nach einer neuen Jeans bei Amazon. Herkunftsländer: Bangladesch, Pakistan, China. Warum gibt es nichts aus Deutschland? Mir fällt Trigema ein – aber da arbeiten ja auch keine Deutschen in der Fabrik, sondern nur Schimpansen.

Das ist die Gretchenfrage der CDU: Holen wir mehr Stimmen von AfD-Wählern, wenn wir konservativer agieren, oder verlieren wir auf diesem Weg mehr Stimmen der klassischen Merkel-Wähler? Im Augenblick sieht man an den Umfragen, dass es ein Nullsummenspiel ist. Im letzten Vierteljahr hat die Partei sogar leicht verloren. Das Ampel-Aus hätte ein Plus bewirken müssen. Hat es aber nicht.

Ich habe mal die Umfragewerte der Union bei den wichtigsten Demoskopen durchgerechnet. In dieser Woche gab es sechs neue Umfragen von sechs verschiedenen Instituten. Durchschnitt: 29,6 Prozent. Letzte Woche („Asyl-Battle“) auch sechs neue Umfragen: 29,6. Erste Umfragen Anfang Januar: 30,8. Still ruht der See. Seit dem Ampel-Aus hat nur die AfD profitiert: von 17 auf 21 Prozent. Das sind zwar nur vier Prozentpunkte, aber fast 25 Prozent.

Aljoscha Krumbiegel, der Sicherheitsbeauftragte von Bonetti Media, hat folgende sieben Toptipps zum Treppensteigen:

1.    Links oder rechts von der Treppe befindet sich ein Geländer. Legen Sie die Hand darauf und halten Sie sich fest.

2.    Beginnen Sie mit Ihrem „starken“ Fuß. Rechtshänder mit dem rechten Fuß, Linkshänder mit dem linken usw.

3.    Treten Sie immer mit dem ganzen Fuß auf die Stufe.

4.    Erst, wenn Sie sicher stehen, nehmen Sie die nächste Stufe.

5.    Gehen Sie langsam.

6.    Benutzen Sie kein Handy und hören Sie keine Musik beim Treppensteigen.

7.    Bleiben Sie konzentriert, bis der gesamte Vorgang vollständig abgeschlossen ist.

 

Freitag, 7. Februar 2025

S. geht vorbei

 

Blogstuff 1054

„Du übertreibst dich selbst gerade.“ (Irgendjemand im Dschungelcamp)

Bonetti hat nur einmal im Leben Blut gespendet. Ein trockener Alkoholiker bekam es und wurde wieder rückfällig.

Zum fünfzigjährigen Jubiläum des Films: „Rocky Horror Picture Show“ 2025 habe ich eine aktuelle Variante entwickelt: Ein Paar bleibt nachts mit seinem Wagen liegen. Die Bordelektronik meldet den Schaden an einen Pannendienst, der direkt einen Mitarbeiter losschickt. Über ihre Handys können die beiden Havaristen genau feststellen, wo sie sind. Das finstere Schloss in der Nähe hat nur schlechte Bewertungen: „Alles voller Monster, englische Küche (ein Gericht namens ‚Eddie‘). Ein Stern ist eigentlich noch zu viel“ oder „Gästezimmer grottig bis gothic, Hausherr trägt Strapse und hochhackige Schuhe. Nie wieder!“ Den Rest der Wartezeit verbringen sie im Auto mit Musik und WhatsApp.

Natürlich gibt es guten Wein in Rheinhessen. Aber der Hype um das Weingut Keller, v.a. um den Riesling G-Max, ist unglaublich. Im Netz werden 1500 € pro Flasche aufgerufen und die „Sammlerbox“ mit zwölf Flaschen, darunter nur eine Flasche G-Max, wird für 6500 € angeboten. Das ist brutal. Mehr als eine Flasche pro Tag kann ich mir leider nicht leisten.

„In dem wir Abstraktion in Kunst und Literatur zulassen, öffnen wir uns für neue Wahrnehmungen und Gestaltungsräume“, schreibe ich in ein kleines Notizbuch mit schwarzem Einband. Der letzte Eintrag ist von 2011. Ich habe mich gerade mit einer Malerin in New York unterhalten, die ich zufällig vor einem Fahrstuhl traf. Ich erzählte ihr von einem Buch zum Thema, das ich gerade gelesen hatte, und wir führten ein angeregtes Gespräch über das frühe 20. Jahrhundert, Kafka, Dada usw. So einen intellektuellen Traum hatte ich schon lange nicht mehr.

Fragen der BILD-KI zur „Analyse deines Lebenssoundtracks“. „Hier ist das Ergebnis: Basierend auf deinen Antworten bist du jemand, der es liebt, in Geschichten und Kulturen einzutauchen, den Moment zu genießen und gleichzeitig Wert auf tiefe, vertrauensvolle Beziehungen legt. Du bist bedacht und überlegt, wenn es um Entscheidungen geht, und hast eine Vorliebe für die Klassiker der Musikgeschichte. Dein Song: ‚Bohemian Rhapsody‘ von Queen”. Gar nicht so schlecht, ich mag das Lied. Gehört sicher in meine Top Ten. – Das Lied wird in diesem Jahr übrigens fünfzig Jahre alt.

Wer kauft E-Autos? Wer kauft Tesla-Modelle? Linke, Grüne, Ökos und Veganer. Wen unterstützt Tesla-Boss Elton Murks? Die AfD und Trump. Das nennt man geschäftsschädigendes Verhalten.

Was man mit Nadeln alles machen kann: Häkeln, Stricken, Akupunktur, Tattoos stechen und Heroin spritzen.

Smoothie-Trinker werden von der Straßenbahn überfahren.

Donnerstag, 6. Februar 2025

Der Kiosk


Als ich vor zwanzig Jahren in diese Gegend der Stadt gezogen bin, gab es an der Hauptstraße noch einen kleinen Kiosk, den ich regelmäßig aufsuchte. Aber irgendwann hatte ich mir das Rauchen und das Zeitunglesen abgewöhnt. Dann wurde auf dem Weg zum Kiosk ein riesiges Einkaufszentrum gebaut, so dass ich gar nicht mehr an ihm vorbeikam.

Daher staunte ich nicht schlecht, als ich bei einem Spaziergang den neuen Kiosk sah. Dort, wo früher ein Supermarkt gewesen war, der den ungleichen Zweikampf mit dem Einkaufszentrum verloren hatte und untergegangen war, las ich „Kiez-Oase“ über der Eingangstür. Ich ging hinein und sah tatsächlich Pablo, den alten Kioskbesitzer hinter dem Tresen.

An einer Wand waren fünf Daddelautomaten und praktischerweise direkt daneben ein Geldautomat. Hinter dem Tresen standen vier Leute. Einer nahm Pakete entgegen und gab gegen Ausweis Pakete heraus, einer verkaufte E-Zigaretten, Softdrinks und Süßigkeiten, einer nahm Formulare für das Einwohnermeldeamt und das Job-Center entgegen und Pablo hatte gerade sein Handy am Ohr. „Taxi Almeda. Wir fahren, Sie sparen.“ Er hörte kurz zu und rief etwas nach hinten. Dort saßen sechs Männer, die ich durch die Glaswand sehen konnte, an einem Tisch und spielten Karten. Einer stand auf und übernahm die Fuhre.

Wartende Kunden saßen auf Massagesesseln, die gegen Einwurf von einem Euro fünf Minuten vibrierten. In einem kleinen Zelt in der Ecke sah ich eine steinalte Frau mit Kopftuch und Stoffpapagei auf der Schulter, die einer Frau aus der Hand las. Ein Reklameschild wies darauf hin, dass hier auch Tarotkarten und eine Kristallkugel zum Einsatz kamen. In einem Regal stapelten sich Zwei-Euro-Shirts und Schulranzen. Aus einem Automaten konnte man sich Hamburger und Hotdogs holen, die man in einer Mikrowelle heiß machen konnte. Daneben war ein Kaffeeautomat. Drei Männer standen an Stehtischen und mampften.

Ich überlegte kurz, was ich hier eigentlich wollte. Doch mal wieder eine Zeitung oder eine Zeitschrift kaufen? Gab es hier nicht. Ein Bierchen trinken? Diese Art Publikum wollte Pablo augenscheinlich nicht mehr. Noch nicht mal die kleinen Fläschchen Jägermeister oder Kümmerling, die ich früher so gerne gekauft habe, gab es noch. Aus einer Ecke im hinteren Teil des Ladens hörte ich ein leises Sirren. Ich ging hinüber und sah einen Tätowierer bei der Arbeit. Warum nicht? Vielleicht Goofy oder das chinesische Schriftzeichen für Kiosk?

 

Mittwoch, 5. Februar 2025

Blood, Mett & Trier


Blogstuff 1053

„Fakten sind für Trump wie Mobbing.“ (Till Reiners)

Im Januar 2000 sollte mein Unternehmen Cyberdynamics & Biotechmedia an den Neuen Markt gehen – aber dann ging die Börse den Bach runter und die versprochenen 300 Millionen sind nie auf meinem Konto gelandet.  

Endlich! Papst spricht Leser wegen Bonetti-Erscheinung selig.

Slogan des Jahres: „Küchen aktuell – Ihr sympathischer Küchengigant.“ Hulk traurig.

Mein Bäcker bietet jetzt auch ein "Dubai-like"-Hastenichgesehen an. Ich bleibe skeptisch. Traue keinem Trend, den du nicht selbst gesetzt hat.

Altkanzler Schröder kann leider nicht vor dem Untersuchungsausschuss zu Nord Stream aussagen. Laut seinem Arzt hat er ein „typisches Burn-out-Syndrom mit dem Zeichen einer tiefgreifenden Erschöpfung“. Sein Anwalt sagte, er sei „weder aktuell noch in absehbarer Zeit den körperlichen und psychischen Belastungen durch eine längere – insbesondere öffentliche – Befragung in einem Untersuchungsausschuss gewachsen.“ Man muss halt die richtigen Leute kennen. Der Mann ist natürlich völlig überarbeitet. Vor einigen Wochen präsentierte er sich auf Insta noch als Golfspieler.  

Rosenmontag: Bonetti unterzeichnet das Gute-Laune-Verbreitungsgesetz.

Hätten Sie’s gewusst? Bauernfrühstück heißt in Italien Omelette Agricola.

Es war sicher die dümmste Idee meines Lebens, als ich mir eine Sattelrobbe als Haustier zugelegt habe. Ich dachte, sie bleibt einfach in der Badewanne. Aber sie liegt den ganzen Tag entweder in meinem Bett oder auf dem Sofa. Ich gebe ein Vermögen für Fisch aus. Das blöde Vieh frisst nur beste Ware aus dem KaDeWe oder von Rogacki.

Die Ungenauigkeit der deutschen Sprache nervt mich immer wieder. „Strom fließt“. Ist er eine Flüssigkeit? „Flughafen“. Liegt er am Wasser? Warum nicht „Flugplatz Berlin Brandenburg“?

Von den Medien totgeschwiegen: Andy Bonetti schreitet mit König Charles eine Ehrenformation der Praktikanten ab.

Samstag, den 25. Januar: Wahlkampfstände der CDU u.a. vor dem Supermarkt. Samstag, den 1. Februar, nach dem Desaster im Bundestag: Kein Wahlkampfstand – alle ziehen den Kopf ein.

2. Februar: Zwischen 160.000 (Polizei) bzw. 250.000 (Veranstalter) Menschen kommen zu einer antifaschistischen Demo in Berlin zusammen. Alles arbeitslose Linksradikale und langhaarige Bombenleger. Ich wünsche dem rechten Parteienspektrum viel Spaß bei der gemeinsamen Koalition. Wann fliegt der Laden auseinander? Nach einem Jahr? Nach zwei Jahren?

„Make Gaza Beautiful Again“ (Marco Rubio). Trump schlägt eine ethnische Säuberung des Gaza-Streifens vor und will anschließend eine neue Riviera an den Strand knallen – vermutlich mit Trump-Tower und Golfplatz. Kannste dir nicht ausdenken.

 

Dienstag, 4. Februar 2025

Der Schatten

 

Winter in Berlin. Es ist dunkel und doch sieht man keine Schatten.

Dann kommt der Frühling. Die Sonne scheint. Aber mein Schatten ist verschwunden.

Ich finde ihn Wochen später in Rom wieder. Er sitzt auf der Terrasse eines Kaffeehauses an der Piazza Dell‘Inferno. Unter der lichterloh brennenden Sonne zeichnen sich seine Ränder scharf ab.

„Was machst du hier?“ frage ich ihn.

„Ich trinke schwarzen Kaffee“, antwortet er. „Wenn ich ins Café hineingehe, werde ich unsichtbar.“

„Von was lebst du?“

„Licht. Licht und schwarzer Kaffee.“

„Und wie bezahlst du ihn?“

„Meine Braut hat einen reichen Vater.“

„Wie hast du denn eine Frau kennengelernt?“

„Ich habe sie auf der Piazza gesehen und mich nachts in ihr Haus geschlichen. Während sie schlief, habe ich ihr eingeflüstert, dass sie einen dunklen Mann kennenlernen wird.“

„Und das hat funktioniert?“

„Ja. Ich habe hier auf sie gewartet. Sie hat sich sofort in mich verliebt.“

„Und wie bist du nach Rom gekommen?“

„Mit dem Nachtzug. Es hat mich keinen Cent gekostet.“

„Willst du nicht wieder zu mir zurückkehren?“

„Nein. Aber ich mache dir ein Angebot.“

„Ein Angebot?“

„Ja. du darfst mein Schatten sein. Du wirst mich begleiten und dich vor mir auf den Boden legen.“

„Du bist verrückt.“

„Glaubst du?“

„Das kann doch alles nicht wahr sein.“

„Morgen ist meine Hochzeit. Entweder du kommst als mein Schatten mit mir in die Kirche oder die Männer meines Schwiegervaters werden dich töten. Er ist sehr mächtig.“

Ich blieb in Rom. Als Schatten meiner selbst.

 

Der Dank für die Inspiration geht an Hans Christian Andersen.

 

Montag, 3. Februar 2025

Die Wahl der Qual

 

Seit 1998, dem Ende der Ära Kohl, ist die SPD, mit Ausnahme 2009-2013, in der Regierung. Was waren ihre Leistungen? Hartz-Gesetzgebung, Senkung des Spitzensteuersatzes von 53 auf 42 Prozent, Rentenalter auf 67 erhöht, Bankenrettung, Griechenlandrettung, Masseneinwanderung, Wärmepumpe, Staatsverschuldung. Einen Teil mit den Grünen, einen Teil mit der CDU/CSU. Was soll man wählen? AfD, FDP, BSW und Linke kommen auch nicht in Frage, die Dönerpartei wurde nicht zugelassen und die Bierpartei gibt es nur in Österreich. Ich wohne hundert Meter vom Wahllokal entfernt und weiß noch nicht, ob ich mir diesen schweren Gang überhaupt antun soll.

Aber jetzt naht die Rettung: Die Dr. Ansay Partei. „Große Probleme einfach lösen! Der revolutionäre Tech-Unternehmer & Bürgerrechtler Dr. jur Can Ansay setzt seine Vision als Volksheld und Top-Unternehmer nun auch als Partei für´s Volk um: Die Dr. Ansay Partei ist radikal, aber nicht links oder rechts, sondern geradeaus zu mehr Wohlstand für alle nach der Dr. Ansay Formel, also dem besten Aufwand-/Nutzen-Verhältnis“. Volksheld, radikal, Wohlstand für alle – das ist doch meine Welt.

Eine kurze Recherche zu Dr. Ansay ergibt folgendes Bild: Über seine Mutter, Ärztin von Beruf, konnte man sich für 14 Euro online eine Krankschreibung ohne Untersuchung besorgen. Während Corona wurden auf diesem Wege auch Bescheinigungen über negative Testergebnisse verschickt. Seiner Mutter wurde daraufhin die Approbation entzogen. Jetzt „verschreibt“ er Cannabis online (White Widow: 3,36/gr – Nimm das, Görli!). Die Nummer mit der AU-Bescheinigung scheint immer noch zu laufen: „Trifft eines der folgenden Kriterien auf Dich zu? (…) Du hast seit dem 1. Januar für diese Art der Erkrankung über unsere Webseite bereit 4-mal einen AU-Schein erhalten.“ Eine Krankmeldung pro Woche. Das geht? Danke, Dr. Ansay!

Auch nicht schlecht: „Die Sonstigen“. Aus dem Programm: „Was wollen wir?
Wir wollen eine echte Bedrohung für die mächtigen Verbindungen zwischen Militär und Wirtschaft, zwischen Kapital und Staat sein.“ That’s the shit I’m talking about. „Wir wollen nicht ins Zentrum der Macht. Stattdessen wollen wir die bestehende Ordnung von den Rändern her verändern – aus der Perspektive der Schwachen und Ausgegrenzten. Wir wollen die deutsche Normalität durch Vielfalt ersetzen.“ Wie jetzt? Alle Macht den Machtlosen? Machtlos zur Ohnmacht? Deutsche Normalität? Hier ist schon längst nichts mehr normal. Aber eins steht fest: Schwächlinge werden ausgegrenzt. 

Was haben wir noch auf der Liste? „Die LIEBE“. Wer könnte gegen diese Partei sein? Natürlich ist das Hauptquartier in Paris, der Stadt der Liebe. Vorsitzender ist ein ehemaliger russischer Bürgermeister. Wollt ihr mich verarschen?

„Cannabis Social Club“. Ihr kommt für mich zwölf Jahre zu spät. Die Umschulung von Kiffer auf Trinker war hart genug.

Warum fordert eigentlich niemand die Zwanzig-Stunden-Woche und ein Renteneintrittsalter von fünfzig Jahren?

 

Sonntag, 2. Februar 2025

Der Witz heißt Fritz


Blogstuff 1052

„Bei unserer Qualität macht es keinen Sinn, Spiele zu verlieren.“ (Horst Hrubesch)

Die größte Pointe beim Scheitern des Möchtegern-Politikers Merz ist ja nicht die Tatsache, dass im die eigenen Leute (die CSU stand übrigens geschlossen hinter ihm) und die Möchtegern-Koalitionspartner von der FDP in den Rücken gefallen sind, sondern der Irrglaube, man könne am Tag der Abstimmung noch mit der SPD und den Grünen über das Gesetz verhandeln bzw. sie im persönlichen Gespräch von den eigenen Ideen überzeugen. So läuft kein Gesetzgebungsprozess in einer Demokratie. Selbst wenn er vier Wochen früher angefangen hätte, auf die anderen demokratischen Parteien zuzugehen, wäre es zu spät gewesen. Ein hektisches Manöver, das komplett in die Hose gegangen ist. Dilettantismus ist noch eine höfliche Untertreibung. Er kann es nicht und er lernt es auch nicht mehr.

In eigener Sache: Kritische Kommentare in meinem Blog führen zukünftig dazu, dass ihre Verfasser auf die Deportationsliste gesetzt werden. Bonetti Media hat mit Nordkorea ein Abschiebeabkommen abgeschlossen. Titel: „Für eine Handvoll Reis.“ Für Rückfragen melden Sie sich bitte an Theobald Göttlich, den Pressesprecher von Bonetti Media.

Warum nennen wir Obdachlose nicht einfach Vagabunden oder neudeutsch Vagabundierende? Klingt doch gleich viel freundlicher und die Penner fühlen sich endlich akzeptiert.

Schon vor dem Verbot von Plastik-“stroh“-“halmen“ waren Getränke, die man durch eine Röhre trinkt, extrem uncool. Ausnahme: Capri-Sonne bis zum Alter von acht Jahren. Bier, Wein und Schnaps trinkt man aus Gläsern und Flaschen. Echte Kerle trinken keine Cocktails, sondern Shots.

Hätten Sie’s gewusst? Will Smith kam als Wilhelm Schmidt in Regensburg auf die Welt und wanderte 1988 nach Hollywood aus.

Interessanter TV-Bericht: Für Russland kämpfen nicht nur Nordkoreaner, sondern auch Söldner aus Sri Lanka und Kuba.

„Ich bin Käpt’n Andy Bonetti vom Föderationsraumschiff Rheinland-Pfalz.“ Die neue Serie „Star Trecker“ läuft ab September auf Netflix.

Hätten Sie’s gewusst? Es gibt eine Deutsche Akademie für Fußball-Kultur und eine deutsche Nationalmannschaft der Schriftsteller.

Shintoistische Leser wissen, dass in diesem Blog ein Kami wohnt. Mal ist er frech, mal albern, mal wütend, mal rätselhaft.

„Kinder Paradiso“ sieht lecker aus. Als mündiger Kunde informiere ich mich natürlich zuerst über die kleine Köstlichkeit. Der Teufel steckt im Detail: 100 gr. enthalten 39,6 gr. Zucker, 23 gr. Fett und haben 425 Kalorien. Zum Vergleich: 100 gr. Big Mac haben 257 Kalorien.

Samstag, 1. Februar 2025

Neues vom alten Mann


Blogstuff 1051

„Soweit diese riesige Stadt aus Stein besteht, ist sie fast noch wie einst. Hinsichtlich der Bewohner gleicht sie längst einem Irrenhaus. Im Osten residiert das Verbrechen, im Zentrum die Gaunerei, im Norden das Elend, im Westen die Unzucht, und in allen Himmelsrichtungen wohnt der Untergang.“ (Erich Kästner: Fabian, 1931)

+++breaking news+++ Der Golf von Biskaya heißt jetzt Golf von Bonetti.

Die Indianer hätten ab 1492 alle illegalen Migranten ausweisen müssen.

Alle Jugendbewegungen kommen und gehen. Attac, Occupy, Fridays for Future. Irgendwann sind die Teilnehmer nicht mehr zwanzig, sondern Ende zwanzig. Nach dem Studium haben sie den ersten festen Job, sie heiraten, bekommen Kinder und bauen Häuser. In meiner Jugend gab es die Friedensbewegung gegen die NATO-Aufrüstung im Kalten Krieg. Um ein Haar hätte ich die erste und einzige Demo in meinem Leben besucht. Im Auto nach Bonn sei noch ein Platz frei, sagte man mir. Ich lehnte ab und ein langhaariger Typ (heute Ingenieur in einem großen Konzern - mit Halbglatze) fuhr an meiner Stelle mit. Die Demo fand am 22.10.1983, also an einem Samstagnachmittag, statt. Mir war die Bundesliga wichtiger. Gladbach statt Frieden. Heute habe ich immer noch beides.

1973: Reingard Mey macht seinen Flugschein und schreibt „Über den Wolken“, wo sich unsere Wahrnehmung angeblich komplett ändert (Freiheit grenzenlos usw.). Ich bin auch schon ein paarmal geflogen. Was für ein Schwachsinn.

Wichtelbach. Sechshundert Einwohner, vier Nachnamen.

In Ingelheim ist die Kreisverwaltung und das Gebäude ist wirklich rund. Also kreisrund. Farbe: schweinchenrosa. Das ist unser Humor in Rheinhessen.

Was macht eigentlich Kult-Kicker Heinz Pralinski? Er wechselt für zwanzig Millionen Petro-Dollar zum FC Allahu Akbar Riad.

Männer in einer Beziehung behaupten nach einer neuen Umfrage, sie machen die Hälfte der Hausarbeit, Frauen sagen, sie würden die meiste Arbeit machen. Wie kommt das? Meiner Meinung nach liegt das an der Definition von Hausarbeit. Für Frauen ist es Putzen, Kochen, Wäsche machen und Aufräumen. Für Männer kommen noch andere Bereiche dazu, die oft typisch männlich sind: Müll raustragen, Gurkengläser öffnen, rückwärts einparken, Bier kaufen, Monster unter Kinderbetten suchen, Verteidigung der Familie gegen finstere Schurken, gute Ratschläge in allen Lebenslagen geben oder Teufelsaustreibungen (#Schwiegermutter).  

Hallo, Tinder-Generation: Mein erstes Date mit einer völligen Fremden lief 1992 über das Berliner Stadtmagazin Zitty. Ich annoncierte in einer winzigen Kleinanzeige mit „Safe Our Souls“ (sie wissen: SOS) und lernte Lena kennen. Wir hatten ein paar tolle Dates, an die ich mich heute noch gerne erinnere, aber dann lernte sie im Zug einen anderen Mann kennen.

 

Freitag, 31. Januar 2025

Das wäre mein Text gewesen


Die Mauer muss weg – Es lebe die Mauer

„Erlösen kann Deutschland nur die AfD.“ (Bernd Baumann)

Die Brandmauer ist gefallen, die Mauer um Deutschland kann gebaut werden. Ich fordere: Schießbefehl an der Grenze, Todesstreifen, Einsatz der Bundeswehr bei der Jagd nach illegalen Migranten und den Bau großer Internierungslager (#Wasser-Seife-Brot). MAGA-GAGA auch bei uns!

Vize-Kanzlerin Weidel wird entweder Außenministerin (EU-Austritt, Achse Berlin-Moskau, Ukraine-Hilfe einstellen) oder Finanzministerin (Sozialstaat abbauen, Unternehmenssteuern senken), Höcke wird Innenminister, zuständig für den BND (AfD-Beobachtung einstellen), die Bundespolizei (Grenzsicherung) und er wird auf der Rampe von Erfurt persönlich die Remigranten selektieren.

SPD, Grüne und Linke starten jetzt sicher eine Braune-Socken-Kampagne, aber auch sie sollten sich nicht mit dem rechten Kartell aus Union und AfD anlegen. Remember 1933.

Merke: Es kommt zum Dammbruch, wenn die Brandmauer eingerissen wird. Feuersbrunst oder Flutkatastrophe oder alles gleichzeitig? Vielleicht brauchen wir ein paar neue Sprachbilder: FCK MRZ.

P.S.: Es rächt sich, wenn man seine Kommentare vor der Abstimmung schreibt. Aber löschen will ich den Text auch nicht. Schließlich stecken viel Arbeit und Eitelkeit in diesen Zeilen.

P.P.S.: Zwölf Abgeordnete der Union sind Merz in den Rücken gefallen, dazu 23 von der FDP. Wenn man seinen eigenen Laden nicht im Griff hat, sollte man auch keinen auf dicke Hose machen. Zwölf Stimmen haben zur Mehrheit gefehlt. Deutscher Bundestag - Namentliche Abstimmungen

Unsicherheit, Verlust und Enttäuschung

 

Blogstuff 1050

Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Gefahr. Aber jetzt sind Sie endlich auf der richtigen Internetseite.

Frage für Kenner: Welche Partei profitiert am meisten davon, dass Migration in der heißen Phase des Wahlkampfs das Hauptthema ist?

Bonetti ist so reich, er benutzt Mingvasen als Einwegmülleimer.

Ich lese ja immer noch, mit Ironie und bisweilen mit Sarkasmus, mein erstes und letztes Ratgeberbuch. Nur in homöopathischen Dosen, versteht sich. Im zweieinhalbseitigen Essay „16 Fragen, die dir zeigen werden, wer du bist (und was du tun solltest)“ lese ich: „Wenn du durch dein Zuhause spazieren und deine Hand auf jeden Gegenstand legen würdest, den du besitzt, wie viele Gegenstände würden dir ein echtes Glücksgefühl oder ein Gefühl von innerem Frieden vermitteln? Warum behälst du den Rest?“ Meine Antwort: Ich bin froh, in einer kleinen Wohnung zu leben. Es wird also nicht so lange dauern wie bei anderen Menschen, aber es wird sich doch lange genug hinziehen. Ich zähle auf meinem Schreibtisch allein elf Stifte in einer leeren Heinz-Baked-Beans-Dose. Soll ich sie alle einzeln anfassen? Stiften Sie Glück und Frieden? Und wenn ja: welcher von ihnen? Soll ich sie wegschmeißen? Eigentlich brauche ich sie ja noch. Soll ich die ganzen Kontoauszüge, Rechnungen usw. nochmal einzeln durchgehen? Kommen wir zu den Büchern, CDs, LPs und DVDs. Vermitteln sie ein echtes Glücksgefühl? Warum lese, sehe und höre ich sie dann so selten? Wie viele Tage sind eigentlich für diesen Spaziergang eingeplant? Wie stehe ich zum Thema Bratpfanne? Beim Anblick des Kühlschranks empfinde ich tatsächlich inneren Frieden. Wenn eine Flasche Wein drinstehen würde, könnten wir vielleicht sogar über Glück sprechen. Es wäre aber nur ein kurzes und trügerisches Glück. Der Hammer, die Zange, der Schraubenzieher. Warum seid ihr bei mir? Zum ersten Mal seit langer Zeit halte ich euch in den Händen. Am Ende meiner Reise durch die 45 qm meines Zuhauses bin ich deprimiert und ratlos. Vielleicht finden wir das Glück gar nicht in Gegenständen?     

Als Kiezschreiber habe ich früher in einer klassischen Kaufmannswohnung im Erdgeschoss gearbeitet. Ein Eckhaus mit einer Eingangstür und zwei großen Schaufenstern. Dahinter zwei Zimmer, ein Bad und eine Abstellkammer. Am Ende des Flurs eine zweite Tür ins Treppenhaus des Altbaus. Kein Weg zur Arbeit, die Eltern stehen morgens auf, gehen nach vorne in den Laden und öffnen das Geschäft, die Kinder verlassen durch die hintere Tür das Haus in Richtung Schule. Eigentlich eine clevere Idee – lange bevor es den gigantischen Autoverkehr in Berlin gab.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er nimmt an der albanischen Variante des „Dschungelcamps“ teil und muss in einer Turnhalle voller künstlicher Palmen Schweinehoden essen und Pavianpisse saufen. 

In Kitas gibt es immer noch einen Mangel an Betreuungspersonal. Mein Vorschlag: Alle Kinder ohne Kita-Platz abschieben und Grenzen dicht machen für Kleinkinder. Meine Meinung!

Donnerstag, 30. Januar 2025

Haus explodiert – Vermieter unverletzt

 

Blogstuff 1049

„Bernd Baumann von der AfD tritt ans Mikrofon. ‚Das ist wahrlich ein historischer Moment‘, sagt er. Und weiter: ‚Herr Merz, Sie haben geholfen, den hervorzubringen und jetzt stehen Sie hier mit schlotternden Knien und bibbernd und entschuldigen sich‘, das sei nicht kanzlerwürdig, sagt Baumann. ‚Jetzt und hier beginnt eine neue Epoche‘, sagt er weiter. Angeführt würde diese Epoche von der AfD, und ‚Sie können folgen, Herr Merz, wenn Sie noch die Kraft dazu haben.‘“ (SPIEGEL Online, 29.1.2025)

Am Tag des Holocaust-Gedenkens im Bundestag stimmen Union und AfD zum ersten Mal gemeinsam für einen Antrag zur Verschärfung der Asylpolitik. Merz beweist Fingerspitzengefühl – das muss man ihm lassen. Ein großer Tag für den deutschen Faschismus, für Putin und Musk. Interessant wird es aber erst am Freitag. Da geht es um ein richtiges Gesetz. Wenn es mit den Stimmen der AfD angenommen wird, haben wir die nächste Eskalationsstufe.

Aber im Bundesrat wird es anschließend keine Chance haben. Schwarz-Grüne bzw. Grün-Schwarze Regierungen werden sich enthalten (oder im Falle Schleswig-Holsteins sogar dagegen stimmen), Schwarz-Rote Regierungen ebenfalls (bei unterschiedlichen Auffassungen im Bundesrat Usus), das Saarland (Rot ohne Koalition) und die Ampel in Rheinland-Pfalz werden dagegen stimmen. Am Ende des Tages wird man sich fragen: War es das wert, Fritze?

Merz hat das Zeug, ein zweiter Franz von Papen zu werden. Der bürgerlich-konservative Steigbügelhalter Hitlers war ab 1933 bis zum Röhm-Putsch 1934 Vize-Kanzler, wurde in den Nürnberger Prozessen freigesprochen und lebte noch bis in meine frühe Kindheit in Deutschland (gestorben: 1969). „Sagen Sie mir doch: Wer konnte denn ‚Mein Kampf‘ ernst nehmen? Man kann doch alles schreiben, um sein politisches Ziel zu erreichen,“ sagte er in Nürnberg zu einem Psychiater.

Es gibt den schönen Ausdruck „Merzvieh“. Das sind Nutztiere, die „wegen Alters, mangelhafter Leistung, Geschlecht, Krankheit oder sonstiger Fehler zur Tierzucht“ ungeeignet sind (wikipedia). Sie werden „gemerzt“, d.h. im Rahmen der „Merzung“ ausgesondert und getötet. Dieser Ausdruck wird in unsere Alltagssprache eingehen. Siehe auch „ausmerzen“. 

Ist Trumps Furor gegen die illegalen Einwanderer, die dem Herrenvolk als Putzfrau, Gärtner, Küchenhilfe und Erntehelfer dienen, nur Show für seine Wähler, während er Unternehmenssteuern senkt und die Oligarchen hofiert? Trump ist mit einer Slowenin verheiratet, sein Vize-Präsident mit einer Inderin, Elton Murks ist Südafrikaner. Amerikas Wohlstand beruht auf Leuten, die keinen Arbeitsvertrag haben, keine Krankenversicherung und keinen Anspruch auf den Mindestlohn. Die Einwanderer sind rechtlos und als Illegale jederzeit erpressbar. Seit der Sklavenbefreiung 1865 brauchen die Unternehmen und die Mittelschicht den steten Zustrom an Menschenmaterial. Die Show wird im Sande verlaufen wie der Mauerbau an der mexikanischen Grenze in seiner ersten Amtszeit. Symbolpolitik, nicht mehr.  

Mittwoch, 29. Januar 2025

Die Verwandlung

 

Der erste Hund von Fiete Föhrenholz hieß Schnuffi. Eine hellgraue Promenadenmischung, die ihm im Laufe der Jahre sehr ans Herz gewachsen war. Schnuffi mochte alle seine Freunde und war nur gelegentlich gegenüber fremden Rüden feindselig gesinnt. Sie erlebten zwölf schöne Jahre in einem Dorf.

Dann zog Fiete in die Stadt. Er vermisste seinen Hund und ging in ein Tierheim. Dort sah er Struppi, einen munteren kleinen Terrier. Aber eines Tages war auch Struppi tot. Dann kam Lumpi. Und als Lumpi im hohen Alter von fünfzehn Jahren starb, Fiete war damals schon 54, beschloss er, keinen neuen Hund mehr zu suchen. Jeder Tod hatte ihm das Herz gebrochen.

Also wurde Fiete Föhrenholz selbst zum Hund. Anfangs trug er ein künstliches Dalmatinerfell, ging auf allen Vieren und hatte sich Knieschoner besorgt. Dreimal am Tag ging er die Treppe hinunter auf die Straße, schnupperte an allen Ecken und hob sein Bein an einem Baum. Die Nachbarn waren irritiert, fanden es aber lobenswert, dass er sein Geschäft selbst in einen Beutel packte und in einen Mülleimer warf.

Aber das reichte ihm nicht. Er lernte bellen und nahm starke Haarwuchsmittel. Er hechelte, wenn es heiß war, und schnupperte an den Hinterteilen anderer Hunde herum. Inzwischen hatte er eine schöne Kollektion von Halsbändern und im Wohnzimmer wartete ein bequemes Hundebett auf ihn, in dem er endlose Pirouetten drehte, bevor er sich endlich hinlegte. Er zahlte sogar weiterhin Hundesteuer.

Aber das war ihm immer noch nicht genug. Also ging er eines Tages zu einem Schönheitschirurgen und ließ sich weitere sechs Brustwarzen auf den Bauch operieren. Die Eckzähne ließ er sich mit langen Reißzähnen überkronen und auch ein Paar Schlappohren durften nicht fehlen.

So lebte Fiete Föhrenholz bis ans Ende seiner Tage, jagte im Schlaf nach jedem Stöckchen und kam tatsächlich in den Hundehimmel.

Dienstag, 28. Januar 2025

Gunfight at the O.K. Corral

 

Im lahmsten Bundestagswahlkampf aller Zeiten kommt es am letzten Sitzungstag des Parlaments zum Showdown. Friedrich Merz, der schon wie der sichere Sieger aussah, geht All-In. Drei Wochen vor dem Wahltag. Die Briefwahl hat noch gar nicht angefangen (im Gegensatz zur Corona-Wahl 2021), es ist also noch alles möglich.

Warum geht Merz dieses Risiko ein? Wegen zwei Toten in Aschaffenburg? Was hätte er nach dem Terroranschlag auf dem Berliner Weihnachtsmarkt veranstaltet? Er selbst und seine Fraktion wissen, dass sein Gesetz zur faktischen Abschaffung des Asylrechts vom Bundesverfassungsgericht und vom EuGH einkassiert werden wird. Tägliche Abschiebungsflüge wird es nicht geben, weil keine Abkommen mit den Herkunftsländern existieren. Trump hat es gerade mit der Brechstange in Kolumbien probiert. Seine Flugzeuge bekamen keine Landeerlaubnis und mussten wieder umkehren. Gleiches gilt für die geplanten Internierungslager, die „Bundesausreisezentren“.

Am Freitag könnte es also zur merk- und denkwürdigsten Koalition seit Weimar kommen: CDU/CSU, AfD, BSW, FDP und ein paar versprengte fraktionslose Desperados. Die AfD kann ihr Glück noch gar nicht fassen. Was in Ostdeutschland nach den Landtagswahlen noch verhindert werden konnte, wird mit fröhlicher Chuzpe in der Hauptstadt inszeniert. Nach der letzten Meinungsumfrage liegt die Union acht Prozentpunkte vor der AfD. Scheitert Merz, könnte die AfD noch einmal zulegen, da sie den kompromisslosesten Kurs gegen Migration fährt. Da wird aus 30:22 schnell 26:26. Mögliche Koalitionspartner (SPD, Grüne) hätte man mit dieser Kampfabstimmung verprellt und es würde rein rechnerisch auch nicht mehr für Schwarz-Rot oder Schwarz-Grün reichen.

Was kommt dann? Der Tanz auf der Brandmauer mit Schwarz-Braun? Die gefürchtete Haselnuss-Koalition? Wird Musk auch in Berlin den Hitlergruß zeigen? Alte Achsenherrlichkeit mit Rom, Wien und Budapest? Was wird eine völlig enthemmte AfD in den Koalitionsverhandlungen verlangen? Wird Weidel Kanzlerin oder Vize-Kanzlerin? Wird es Neuwahlen geben, um die Blamage perfekt zu machen? Merz könnte für die CDU nach Kramp-Karrenbauer und Laschet die dritte Fehlbesetzung in Folge sein. Aber so wie er hat noch keiner in kürzester Zeit die Nerven verloren. Mit einem sinistren Lächeln reibt sich Söder die Hände.  

 

Montag, 27. Januar 2025

Gloria in excelsis Bonetti

 

Blogstuff 1048

„Die AfD ist ja keine harmlose Politfolklore, sondern eine stramm rechtsradikale Partei, mit deren Regierungsbeteiligung die Bundesrepublik das Versprechen, dass sie der Weltgemeinschaft 1949 gegeben hat - Nie wieder! - bricht.“ (Nils Minkmar)

Der Doppelmord von Aschaffenburg reicht aus, um aus Sicht von Friedrich Merz die Brandmauer zu den Faschisten niederzureißen. Wahrlich finstere Zeiten.  

Sind die Medien voller schlechter Nachrichten, weil wir sie guten Nachrichten vorziehen, oder bevorzugen wir schlechte Nachrichten, weil uns die Medien nichts anders präsentieren? Gute Nachrichten akzeptieren wir im privaten Bereich (Geburten, Hochzeiten, Schulabschlüsse, Beförderungen), aber wenn es um die Gesellschaft geht, halten wir die Überbringer bestenfalls für naiv, schlimmstenfalls für erzkonservative Systemlinge („Wusstest du, dass im vergangenen Jahr weniger Menschen verhungert sind als noch vor zehn Jahren?“).

Fun Fact For Fans: Die Zahl der Tötungsdelikte in der BRD ging von 5140 im Jahr 1993 auf 3083 im Jahr 2023 zurück.

„Verbindlich im Ton, unerbittlich in der Sache“, das sagte Andy Bonetti in einer Pressekonferenz zu den Sondierungsgesprächen mit der Bitburger Brauerei und „Luigi’s Pizza Amore“ in Wichtelbach.

Sexualdimorphismus beim Menschen: Der Mann (lateinisch: Troglodytus cervisia stultus) ist größer, hat einen Bierbauch und verliert im Laufe des Lebens sein Kopfhaar, während es ihm aus Ohren und Nasenlöchern wieder herauswächst; die Frau (lateinisch: Gallus domesticus imbecillus) ist kleiner, hat einen Fettsteiß, verfügt über ein wechselndes und sehr buntes Farbenkleid und leidet lebenslänglich unter Logorrhö.

Schwarz-Grün? Nochmal vier Jahre Habeck und die ganze Bevölkerung kopuliert mit gepiercten Genitalien auf Lastenfahrrädern.

„Käpt’n, ein klingonischer Warbird hat sich aus dem Hyperraum materialisiert und feuert auf unsere Kryptonit-Phalanx.“ Der Käpt’n lacht und schlürft einen Schluck Whisky. „So schnell kann’s gehen, Commander. So schnell kann’s gehen.“

Der hektische Aktivismus der Bundespolitik lähmt die Verwaltung, denn die Beamten müssen sich immer wieder auf neue Vorgaben einstellen. Langjährige Routine beschleunigt die Abläufe, permanente Änderungen bremsen den bürokratischen Prozess.

Jeden Mittag das gleiche Ritual, seit Jahrzehnten. Ich sitze am Schreibtisch, sehe aus dem Fenster und warte auf den nächsten Einfall. Dann öffnet sich im Haus gegenüber ein Fenster, es ist immer dasselbe, und eine unscheinbare ältere Frau, es ist immer dieselbe, schüttelt ein Kopfkissen aus, eine Decke oder nur ein kleines Staubtuch. Manchmal treffen sich unsere Blicke kurz. Ich hoffe, ich treffe sie niemals auf der Straße. Wir können nur auf diese Weise miteinander leben.

The Buzzcocks - Ever Fallen In Love (With Someone You Shouldn't've)

Sonntag, 26. Januar 2025

How I Met Your Butcher

 


Blogstuff 1047

„Weltanschauungen sind Vokabelmischungen.“ (Walter Serner)

Auf Anraten des kommentierenden Lesers bzw. lesenden Kommentators Lutz schmökere ich ein wenig im Dada-Manifest „Letzte Lockerung“ von Walter Serner, kostenlos bei projekt-gutenberg.org vorhanden. Dagegen ist mein Blog ja die pure Vernunft.

Bonetti Media bringt jetzt auch eine eigene Kryptowährung raus: den Pay-Nis.

Machen Sie den ultimativen Tinnitus-Test und halten sie sich eine große Muschel an die Ohrmuschel. Wenn es rauscht, sind Sie gesund, wenn es pfeift, haben Sie Tinnitus.

Ich habe mir für meine Bahncard-Bonuspunkte "101 Essays, die dein Leben verändern werden" schicken lassen und amüsiere mich köstlich. Ich lese ja eigentlich keine Ratgeberliteratur, aber da stehen echt tolle Sachen drin. Ich soll mir zum Beispiel Gedanken machen, wie ich mein jetziges Leben in zwanzig Jahren beurteilen werde. Wie soll ich das heute wissen? Und ob ich mich an diesen Tag in zwanzig Jahren erinnern werde. Ich werde mich schon nächste Woche nicht mehr an diesen Tag erinnern. Eigentlich brauche ich keinen Rat, weil ich genau das Leben führe, das ich will. Aber die anderen Buchprämien hatten was mit Reisen zu tun und ich reise schon lange nicht mehr. Was besonders irritierend ist: Es sind nicht nur 101 Essays, einer der Essays besteht auch noch aus 101 Punkten. Ich dachte, da kommen kluge Leute von Platon bis Precht (*hüstel*) zu Wort, aber sind nur amerikanische No-Names am Start. Inbox-Zero-Methode musste ich nachschlagen, dabei handelt es sich um einen Management-Hirnfurz zur Organisation der eingehenden Mails. Ich bekomme nur selten Mails, an manchen Tagen überhaupt keine (außer Spam). Ich glaube, Menschen wie ich kommen in dieser Ratgeberwelt gar nicht vor.

Bei mir um die Ecke wohnt Christian Oberfuchshuber, einer von nur neun Warm-Uppern in Deutschland. Er heizt die Massen an, bevor Leute wie Helene Fischer oder Robbie Williams die Bühne betreten. Niemand kennt ihn, er macht ein paar drittklassige Witze und verdient auf diese Weise sein Geld. Das wäre mein Traumjob gewesen.

Auch im Star-Trek-Universum gibt es die Stasi: Der romulanische Tal Shiar agiert nicht nur mit seinen „Kundschaftern des Friedens“ (Stasi-Jargon für Auslandsagenten), sondern auch innerhalb der Bevölkerung, um die Bürger einzuschüchtern und Dissidenten verschwinden zu lassen.

Das nennt man wohl Ironie des Schicksals. Viele Menschen setzen sich Ziele, die sie aber nicht immer erreichen. Ein Ziel, dem sich keiner von uns nähern möchte, erreichen wir trotzdem alle: der Tod.

Soziale Medien funktionieren eigentlich nur mit Leuten, die man persönlich kennt.

Samstag, 25. Januar 2025

Der Zirkus ist in der Stadt

 

Blogstuff 1046

„Wer nach Geld strebt

Tut mir leid

Ich strebe nach

Behaglichkeit“

(Göthe: Faustdicke Lügen)

OBI vergibt jetzt auch Verwundetenabzeichen in Bronze, Silber und Gold (Kreissäge erforderlich).

Januar 2025: Wanker’s Paradise von Bonetti Media hat zum ersten Mal eine höhere Auflage als der Playboy.

„Was macht die neue Regierung gegen die Armut?“ – „Sie hat ein Komitee zur Bekämpfung der Armut gegründet und einen Bundesarmutsbeauftragten ernannt.“

Jetzt neu bei Bonetti Media: „Wo schnarchen die Oligarchen?“ Das lustige Hotel-Quiz für die ganze Familie.

15. Mai 2025: Merz beschließt die Aktivierung der Heisenberg-Kompensatoren, um die Unsicherheit der aktuellen Lage zu beenden.

Nochmal zum Mitlachen: Laschets 15-Punkte-Programm, das er am 20.9.2021, sechs Tage vor der Bundestagswahl präsentiert hat. Hier werden in Grundzügen die geopolitischen und ökonomischen Leitlinien für Deutschlands Zukunft formuliert. Bonetti ist exklusiv für Sie, liebe Lesende, in die Katakomben des Wahnsinns hinabgestiegen. Punkt 1: „Junge Leute fürs Land begeistern“, Punkt 3: Wirtschaftsbeziehungen zwischen Stadt und Land ausbauen, Punkt 4: ein Tierwohlstallbau-Förderungsgesetz + „Wir unterstützen die Waldbesitzer bei der Schaffung klimaresilienter Mischwälder“, Punkt 8: „Nachhaltiger Tourismus“, Punkt 9: „Bundeseinrichtungen aufs Land verlegen“, Punkt 10: Wer sich im Ehrenamt engagiert, darf kostenlos mit Bus und Bahn fahren, Punkt 12: 5000 neue Medizin-Studienplätze, Punkt 15: „Lebensgefühl in Stadt und Land verstehen“. Damit hat’s Laschet bekanntlich noch rumgerissen.

Vier zufällig zusammengewürfelte Arschlöcher, die nichts miteinander zu tun haben. Egozentrismus, Selbstverliebtheit. Natürlich fliegt der Laden auseinander. Eine typische deutsche Familie. Verewigt von Andy Bonetti in seinem Kinofilm: „Dann scheiß doch die Wand an.“

„Eijo, nadierlisch schwätze mir fast ähnlisch. Es Hilde säht immer: ‚Hunsrick un Saarland, des is wie Malta unn Nepal‘.“ Mir lache unn isch sach zum Beckerheinz: „Heer uff, die Leid gugge scho.“

So ist das im Leben: Eine Tür schließt sich, eine Falltür öffnet sich.

Freitag, 24. Januar 2025

Altenpfleger werden immer älter

 

Blogstuff 1045

AfD erleichtert: Afghane (28) ersticht Marokkaner (2) in Aschaffenburg.  

Ich freue mich schon auf den bevorstehenden Wahlsieg der Union. Dann heißt das Bürgergeld "Merz IV", Wärmepumpen werden verboten und müssen durch Ölheizungen ersetzt werden und mit der Halbierung des Mindestlohns wird eine Senkung der Unternehmenssteuern finanziert. Söder wird Weltraumminister honoris causa und Bavaria One liefert sich mit Space X ein Wettrennen um den Mars. Auf dem roten Planeten (sic!) wird die Raumstation Markus Alpha in Form eines Festzelts gebaut, in der es Bier und Weißwürste gibt.

In Schweppenhausen läuteten morgens um sieben immer die Kirchenglocken, um die Leute zum Gottesdienst am Kapital zu wecken. In Berlin passiert dergleichen nicht. Dafür ist neulich eine S-Klasse bei hoher Geschwindigkeit auf der spiegelglatten Fahrbahn ins Schleudern gekommen, hat eine Fußgängerampel, ein paar Metallpoller und drei parkende Autos abgeräumt. Hinter den Airbags krochen ein junger Mann und eine junge Frau unverletzt heraus. Der Mann versuchte noch, den Kofferraum über der zerbrochenen Hinterachse zu öffnen. Geld? Drogen? Beides? Schließlich begaben sie sich zu Fuß auf die Flucht, bevor die Polizei kam. Kein Auto hatte in der Zwischenzeit gehalten. Meine Nachbarin hat alles beobachtet.

„Merz fleht nach einer Schießerei die Bandenmitglieder an, Linnemann ins Krankenhaus zu bringen, doch Spahn meint, der Yakuza-Arzt müsse reichen. Söder erfährt derweil von dem Überfall in Klöckners Club und sucht Döpfner auf. Der will seinen Medienkonzern aus der spektakulären Story heraushalten. Dadurch kommt es in der Redaktion der BILD zu einem heftigen Streit. Staffelfinale.“ Schade, dass ich kein Nextflitz habe. Hört sich gut an.

Wieder einer dieser Träume, in denen es um die Vergeblichkeit aller Bemühungen geht. Ich mache an einem See in Frankreich Urlaub, Frühstück gibt es im Garten. In Wirklichkeit ist es wie ein Flohmarkt organisiert. Dutzende Stände, dazwischen Tische und Bänke. Mit Mühe ergattere ich in einer gefühlten Viertelstunde ein Brötchen, ein Scheibe Brot und zwei Scheiben Schinken. Überall sind Schlangen, an den Käse komme ich deswegen nicht heran, auch einen Teller habe ich nicht. Bei den Getränken, es gibt Kaffee und Wein, fehlt es entweder an Personal, an Nachschub oder es kostet extra. Inzwischen sind alle Bänke besetzt. Da komme ich an einen Stand, wo man eine 1,5-Liter-Flasche Pfälzer Bier für 4,80 € kaufen kann. Ich lasse das Essen fallen und bestelle eine Flasche. Eine hübsche Verkäuferin im Dirndl hakt sich bei mir ein und wir gehen über eine Wiese zu den Biervorräten. Hungrig und durstig wache ich auf.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er sitzt in U-Haft, nachdem er einen vollbesetzten Schulbus überfallen und 38,22 € sowie einen Haufen Pausenbrote erbeutet hat.