Samstag, 12. Juli 2025

Familiendrama beim Dalai Lama

 

Blogstuff 1157

Die parlamentarische Sommerpause hat ihr Thema gefunden. Nach der Weigerung der CDU, die SPD-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin zu wählen, ist die neue Regierung an einem Punkt, wo die alte Regierung vor einem Jahr auch war. Die Koalitionspartner belauern sich misstrauisch, keine gute Basis für die Zusammenarbeit bis 2029. Aber die 13%-SPD ist zu schwach und zu feige für ein D-Day-Papier, derweil die Hyänen von der AfD Kreide fressen und auf ihre Chance lauern. Vielleicht reicht der spezialdemokratische Hasenmut wenigstens für die Beantragung eines Untersuchungsausschusses zur Causa Spahn, gemeinsam mit Grünen und Linken?

Netanjahu hat Trump für den Friedensnobelpreis nominiert. Da ist der Mango Mussolini in guter Gesellschaft. Stalin war 1945 und 1947 nominiert, Putin ein Jahr vor der Annexion der Krim 2013 und sogar die FIFA. Jetzt wissen Sie, liebe Lesende, was Sie für Bonetti tun können.

Man spricht an der Börse vom Pralinski-Effekt, wenn gute Nachrichten negativ bewertet werden. Beispiel: Die Leitzinsen steigen, Anleihenkäufer bekommen höhere Renditen, aber die Kurse geben nach, weil man befürchtet, dass Geld vom Aktien- in den Anleihenmarkt abfließen könnte. Umgekehrt spricht man vom Holgi-Effekt. Beispiel: VW entlässt 30.000 Mitarbeiter. Das ist eine schlechte Nachricht für die Beschäftigten, aber der Börsenkurs von VW steigt. Wenn ich über Wirtschaft schreibe, spricht man vom Dunning-Kruger-Effekt.

Da fühle ich mich um sieben Ecken selbst ein wenig geschmeichelt. Der Chefkoch Marco Müller und zwei andere verdiente Werktätige aus der Chef-Etage des Rutz waren in meinem Lieblingsrestaurant essen. Hier gehen also – neben Bonetti – die Leute hin, die im besten Restaurant Berlins (drei Sterne im Guide Michelin) die Gäste mit ihrem dreizehngängigen Inspirationsmenü begeistern (bei dem der Koj endlich mal auf dem Teller landet, wo er hingehört!). Fünf Flaschen Wein wurden, der Legende nach, geleert, wobei der Gastgeber kräftig mitgewirkt haben soll. Am Dienstag bin ich selbst in meinem zweiten Wohnzimmer gewesen (nach der Spargel- wurde die Pfifferlings-Saison eingeläutet), nächste Woche begehe ich hier den ersten Todestag meines Vaters (allerdings ungeplant, ans Datum habe ich bei der Reservierung gar nicht gedacht – ihn hätte es sicher gefreut). 

Noch eine Anmerkung: Der Wirt zeigte mir seine neueste Erwerbung, eine Flasche Champagne Salon Cuvée S Le Mesnil Blanc de Blancs 2013 für 1475 Euro. Hier sprechen wir über das Thema Geldanlage, nicht mehr über Genuss. Man kann nur ahnen, wie er im Vergleich zu irgendeiner Pommery-Plörre schmeckt.

Die Klub-WM in Amerika war ein Flop und stießen beim Publikum auf Desinteresse. Schon beim Eröffnungsspiel bekamen Studenten Tickets für zwanzig Dollar und die FIFA legte noch vier Freikarten drauf. Beim ersten Halbfinalspiel sanken die Preise von 473,90 auf 13,40 Dollar.

Freitag, 11. Juli 2025

Wiener Schnipsel mit steirischem Vokabelsalat

 

Blogstuff 1156

Können Sie sich noch erinnern, dass in Bayern ein „Problembär“ erschossen wurde? Jetzt hat die Polizei einen Problemwels erschossen. Ich hätte ihn ja geangelt – mit einem Hundewelpen als Köder.

Ich weiß nicht, wie sich Deutsch anhört, da ich auf der Innenseite der Sprache lebe. Aber ich denke, es klingt hässlich und langweilig. Andererseits kann man die Dinge sehr präzise formulieren. Wenn ich Amerikaner reden höre, denke ich immer: Was für eine coole Sprache. Auch wenn nur oberflächlicher Schwachsinn aus ihren hohlen Birnen brummt.

Das kleine t hat es geschafft, zum Symbol einer Weltreligion zu werden. Welcher Buchstabe kann das von sich behaupten? Manche behaupten ja, das C sei das Symbol für den Islam, aber es ist eine Mondsichel (+ Genderstern).

Von den Chinesen kann man lernen, wie man erfolgreich Geopolitik betreibt, ohne eine einzige Kugel abzufeuern. Sie machen glänzende Geschäfte, zunächst mit dem wohlhabenden Westen, inzwischen mit der ganzen Welt. Sie gründen und kaufen im Ausland Unternehmen, erwerben Beteiligungen an Aktiengesellschaften und investieren in die Infrastruktur, die für sie wichtig ist, z.B. in Häfen (Hamburg, Piräus). Damit gewinnen sie auch an politischem Einfluss, denn sie können ihr Geld jederzeit wieder abziehen. So haben schon die arabischen Ölscheichtümer ab den siebziger Jahren agiert. Von den Russen kann man lernen, wie man es nicht macht. Sie fördern rechtsradikale Parteien, die keinen Einfluss auf die Politik in den jeweiligen Ländern haben. Sie versuchen, die EU und die NATO zu spalten, haben mit dem Ukrainekrieg aber genau das Gegenteil erreicht. Nur der politische Zwerg Viktor Orban steht auf Putins Gehaltsliste. Noch dämlicher sind nur die Amerikaner, die von einem Vollidioten regiert werden, der in wenigen Monaten das komplette geopolitische Porzellan seines Landes zerschlagen hat und glaubt, er könne mit aller Welt wie der Polier auf der Baustelle umspringen.

Ich habe ein Gerät entwickelt, das Wärmeenergie in kinetische Energie umwandelt. Man muss nur seine Hand auf eine Fläche legen, die Wärme lädt eine Batterie auf und nach einer halben Stunde fällt ein winziges Hämmerchen auf eine Erdnuss und spaltet sie. Ich musste mich nicht einmal bewegen. Nächster Halt: Perpetuum mobile.

Wäre Spahn ein russischer Politiker, wäre er längst beim Fensterputzen im achten Stock ums Leben gekommen wie mancher Oppositionelle oder Top-Manager.

Nichtstun ist manchmal das Beste, was du machen kannst. Im Winter wollte Holgi noch im hohen Alter ein Pharaonenprojekt starten und ein Haus für 700.000 Flocken bauen, die er nicht hat (siehe Blogpost vom 26.12.2024). Außerdem hat er gerade seinen neuen Job verloren (siehe Blogpost vom 5.1.2025). Drei Jobs in zwölf Monaten, wenn man jenseits der sechzig ist – keine gute Zeit für Mega-Investitionen. Jetzt ist er zum Glück aus der Nummer ausgestiegen.

Donnerstag, 10. Juli 2025

Gordon Bleu

 

Blogstuff 1155

Nach „konstruktiven Gesprächen“ zwischen BSW und AfD in Thüringen befürwortet Wagenknecht jetzt auch Gespräche auf Bundesebene. Eine Partei schafft sich ab.

Neulich habe ich mich beim Thema Kulinarik eines Seitenhiebs gegen das „Cordon Bleu“ nicht enthalten können. Ich schulde also Ihnen, liebe Lesende, eine Erklärung. Der Name des Gerichts, ein gefaltetes Stück Fleisch mit Käse und Schinken, assoziiert die Herkunft aus der französischen Haut Cuisine. Übersetzt heißt es „blaues Band“, im Französischen eine Metapher für höchste Kochkunst, weil es an das himmelblaue Band des Ordens vom Heiligen Geist erinnert, den höchsten Ritterorden Frankreichs. Die erste Erwähnung dieses Schnitzels aus dem Jahr 1949 stammt von Harry Schraemli (alter französischer Landadel), einem ausgiebig publizierenden Barkeeper, der später als UNO-Experte für Gastronomie und Hotellerie die Welt bereiste (kein Witz! Er wurde übrigens 91 Jahre alt, hat sich also nicht totgesoffen, sondern hat’s sauber durchgezogen, aber das nur am Rande). Der Sage nach wurde es in Brig im Wallis erfunden, um die vorhandene Fleischmenge für die Gäste zu strecken. Der Wirt wollte die Köchin für diese Idee mit einem blauen Band belohnen, die jedoch ablehnte, weil sie kein blaues Band benötigte. Seit 2018 wird in Brig beim Alpenstadtfest der Erfindung des Cordon Blues gehuldigt. In Österreich wird das Gericht auch Gordon Bleu genannt, wenn man Schweinefleisch verwendet, da nach dem „Österreichischen Lebensmittelbuch“ nur Kalbfleisch verwendet werden darf.

Hier eine Zusammenfassung des Films „Deathsport“ aus dem Jahr 1978. Gefällt mir. Warum läuft sowas nicht im Fernsehen? „Im Jahre 3000, in einer postapokalyptischen Welt nach den Neutronen-Kriegen, ist die Welt gespalten. Die Todesstrafe wurde abgeschafft, zur Beruhigung der Massen finden sogenannte „Todesrallyes“ statt. Die „Geächteten“ treten mit primitiven Waffen gegen die mit Laserkanonen und Motorrädern ausgerüsteten Stadtmenschen an.“ (Wikipedia)

Ihr Kind hat eine 5 in Mathe? Es hat die Hausaufgaben nicht gemacht? Kaufen Sie Quinoa-Nuggets! Jetzt auch mit Rote-Beete-Dip.

Werbung: Die unaufdringliche Kraft und hypnotisierende Prägnanz seiner Formulierungen machen Bonetti so ergiebig.

Wenn wir damals gleich geheiratet hätten, würden wir jetzt goldene Hochzeit feiern. Leider haben wir uns vor 48 Jahren getrennt. Heute arbeitet sie als Bräunungsassistentin in einem Sonnenstudio in Wiesbaden.

Was wurde eigentlich aus dem schrulligen Eigenbrötler Holgi, bekanntlich technisch-zypriotischer Abstammung? Er hat den Lebensratgeber „Stoned Faces Don’t Cry“ veröffentlicht, der es in die Top Ten der Spiegel-Bestsellerliste geschafft hat.

Da lacht der Salonbolschewist: „Herr Ober, können Sie mir bitte die Abrechnung mit dem Neoliberalismus bringen?“

Mittwoch, 9. Juli 2025

Du willst wissen, wie viel dein Autor wert ist?

 

Blogstuff 1154

„Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und trotzdem den Mund halten.“ (Oscar Wilde)

Der Mund als Reagenzglas. Man sieht verschiedene Dinge auf dem Teller und fragt sich, wie sie zwischen Zunge und Gaumen miteinander korrespondieren – oder sich gegenseitig ausschließen. Zur Steinpilzzeit fragte ich den Wirt, was dazu passen würde. Er brachte mir die Pilze mit Ziegenkäse und Rote Beete. Beim Anblick hatte ich große Zweifel, der Geschmack war unglaublich. Gute Köche sind Komponisten, eine Binse, aber in Zeiten der Convenience-Küche von der Stange („Cordon Bleu“) durchaus erwähnenswert.

Parkbank-Time. Ich lausche den beiden (anderen … *hüstel*) älteren Menschen auf der Nachbarbank. Er fragt die Frau neben ihm, woher sie komme. Taipeh, Taiwan. Er sei aus Afrika, Kairo, „mit den Pyramiden“. Er wohne schon vierzig Jahre in Berlin. „Zeit vergeht schnell“. Sätze für die Ewigkeit. Dann geht der Pharaonensohn in die Offensive. Er fragt, ob sie mit ihm einen Kaffee trinken würde und ob sie verheiratet sei. Das kenne ich selbst aus Samstagnächten in der Disco nicht in diesem Tempo. „Isch bezahle“. Sie hat kein Interesse, er verabschiedet sich und geht, neuen Abenteuern entgegen.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er schreibt gerade an der Biographie der berühmten Münchner Immobilienmaklerin Hedwig von Röbel. Arbeitstitel: „Mutter Courtage“.

Da lacht der Numismatiker: Die Republik Kongo hat eine Friedrich-Merz-Gedenkmünze in Gold herausgebracht. Preis 59,99 €. Durchmesser: 14 mm. Zum Vergleich: Die Ein-Cent-Münze hat einen Durchmesser von 16,25 mm. Gewicht: 1/100 Unze = 0,31 Gramm. Bitte nicht auf den Schreibtisch legen, wenn der Ventilator läuft, sonst ist sie weg. Passt aber irgendwie zum Politzwerg und Leichtgewicht im Kanzleramt.

„Kinderteller (groß)“. Schnitzel mit Pommes und Ketchup. Gruß geht raus ans Potemkin am Viktoria-Luise-Platz.

Wie wäre es gewesen, wenn es im Mittelalter schon moderne Medien gegeben hätte? RTL: „Fürst von Dobrindt: Wir müssen die Zahl der Hexenverbrennungen verdoppeln.“ In der WhatsApp-Gruppe „Pest“ fordern Impfgegner die Therapie mit Rhabarber, die Impfbefürworter die subkutane Verabreichung von Krötenblut. Netflix bietet eine Mystery-Serie an, die in einem fiktiven Dorf voller Dreck und Ratten spielt. Natürlich darf die Live-Reportage von irgendeiner Feuersbrunst nicht fehlen, im Hintergrund läuft ein nackter Mann mit brennenden Haaren durchs Bild.

Nico Hülkenberg fährt in Silverstone von Platz 19 auf Platz 3, das erste Podium in seiner F1-Karriere. Mit 37 Jahren, im 239. Grand Prix. Einfach nur geil.

Hilfe! Wir werden von Black Rock und Red Bull regiert. Die Jungs brauchen dringend Superheldenklamotten.

Dienstag, 8. Juli 2025

Die Choreographie der Ignoranz


Blogstuff 1153

Unter dieser Überschrift sollte eigentlich ein Text über die angepassten Medien, die Politclowns und ihren engen Themenkorridor stehen, aber ich habe nicht die Motivation, das Offensichtliche in Worte zu fassen. Auch wenn es schon lange kein Sommerloch mehr gibt, mache ich mir jetzt eins und versuche, dieses Land einfach auszublenden. No news are good news.

Waren das Zeiten, als man das Schlafzimmer noch „Lustgemach“ nannte (Thomas Mann: Die Betrogene).

In meinem Bezirk plant man, die Stelle eines Hitzeschutzbeauftragten zu schaffen. Die Entscheidung wurde jetzt auf den Spätherbst verschoben. Das satirische Material ist schon da, man muss nicht mehr kreativ werden. Man muss nur ernten, nicht säen.

Ich kann Marihuana auf Rezept bekommen. Wegen meiner permanenten Panikattacken, Psychosen und Phobien. Aber ich löse das Rezept nie ein, weil ich Angst habe, drogenabhängig zu werden.

Was macht eigentlich Heinz Pralinski? Er arbeitet an einem Stück über die Ermordung von Markus Söder. Ninjas dringen nachts ins Schlafzimmer des Papstes ein. Auf dem Nachttisch liegt sein Fischerring. Sie vergiften ihn (den Ring, nicht den Papst). Als Söder am nächsten Morgen bei der Audienz den Ring küsst, bricht er tot zusammen. Der Papst wird des Mordes verdächtigt und wird von der italienischen Polizei verhaftet. Es kommt zu Tumulten, als zehntausende Katholiken die Polizeistation belagern. Als der Papst an einem Herzinfarkt stirbt, bricht in Rom und anschließend im ganzen Land die öffentliche Ordnung zusammen. Meloni und ihre Regierung treten zurück, Bonetti übernimmt in Personalunion als Provolone der Erste den Heiligen Stuhl sowie die Ämter des bayrischen und des italienischen Ministerpräsidenten. Er residiert fortan in einem Palast am Gardasee, der in Lago di Piefke umbenannt wird. Chris Kurbjuhn wird die Premiere am Berliner Ensemble inszenieren. In der Rolle des Andy Bonetti: der Iffland-Ring-Träger Til Schweiger.

Gesellschaftlich akzeptiert: Sekt mit Orangensaft um zehn Uhr morgens. Gesellschaftlich nicht akzeptiert: Doppelkorn um zehn Uhr morgens.

Manchmal starren Frauen meinen Wanst an und ich sage zu ihnen: „Meine Augen sind hier oben.“

Hätten Sie’s gewusst? Ian Curtis, der Sänger von Joy Division, war ein großer Fan von Werner Herzog. Unmittelbar, nachdem er 1980 dessen Film „Stroszek“ in seinem Haus gesehen hatte, nahm er sich das Leben. Hauptdarsteller des Films ist Bruno Schleinstein: Straßenmusiker, Kind einer Prostituierten, das mit drei Jahren ins Heim kam, danach in eine Berliner Irrenanstalt, wo die Nazis Experimente an ihm durchgeführt haben. Kannst du dir alles gar nicht ausdenken: Bruno S. – Wikipedia


Montag, 7. Juli 2025

Werner vom Bund

 

Blogstuff 1152

„Diese verdammten Chinesen, die mit ihren kleinen Händen für Geld alles tun, ich kann es langsam nicht mehr hören: China, China! China!“ (Andreas Glumm)

Meister Glumm ist derzeit mal wieder in Hochform. Vermutlich muss die Gräfin ihn nach Leibeskräften schütteln, damit endlich die reifen Früchte vom Baum fallen. Man möchte diesen begnadeten Gebrauchslyriker und Tuwort-Klempner ja von morgens bis abends anbrüllen und zusammenscheißen wie in „Full Metal Jacket“, damit der feine Herr sich bequemt, ein paar Textsequenzen rauszudrücken.

Aus dem Leben eines Hundedarstellers. Es beginnt mit einem traurigen, anklagenden Blick. Er bellt nicht, er jault nicht, nicht einmal ein leises Seufzen ist von ihm zu hören. Er ist der letzte Stummfilmstar unter den Hunden. Mühsam, mit letzter Kraft erhebt er sich aus seinen Kissen und läuft zur Küche. Seine Krallen hören sich auf dem Parkett an wie die Stöckelschuhe einer Hollywood-Diva. Die leere Schüssel ist sein Ziel. Wie viele Wochen ist es her, dass er gefüttert wurde? Müde senkt er sein von Gram gebeugtes Haupt. Wenn man bei Wikipedia den Begriff Resignation eingibt, können Sie ein Foto von ihm sehen. Er kommt zurück und legt sich, scheinbar zum Sterben, vor uns auf den Teppich. Man möchte ihm applaudieren, sein Ruhm wird ihn überleben.

Man soll ja über Namen keine Witze machen, aber als Frau REICHE, die ehemalige Gas-Managerin, Wirtschaftsministerin wurde, war mir klar, wohin die Reise geht. Keine Entlastung für Stromkunden, aber die Gasspeicherumlage wird für den Verbraucher gesenkt. Und das ganze aus dem Klima- und Transformationsfonds, den die Grünen für ihre Zustimmung zur Abschaffung der Schuldenbremse ausgehandelt haben. Wir haben uns mit Merz und seinen geflügelten Affen einen Trump auf Provinzniveau eingehandelt, der uns noch viele böse Überraschungen bereiten wird. Am Ende werden wir die Zahl der Lügen nicht mehr kennen. Mit Gas haben wir schließlich in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht – ich meine natürlich Erdgas. Schluss mit dem Öko-Wahnsinn. Im Scheichtum Borkum wird jetzt richtig Geld gemacht. Bohrturm statt Windrad.

Endlich haben die Grünen das Thema Populismus begriffen. Sie fordern eine Preisbremse für Eis. Das gefällt, das passt zum Wetter. Die Kugel soll für Kinder aus armen Familien nur fünfzig Cent kosten. Bitte Bürgergeldbescheid in die Eisdiele mitbringen! Gesegnet sei das Fruchteis.

Der 4. Juli 1954 ging als „Wunder von Bern“ in die Sportgeschichte ein. Deutschland wurde zum ersten Mal Fußballweltmeister. Was wenige wissen: Am selben Tag kehrte Mercedes beim Großen Preis von Frankreich in den Motorsport zurück. Es gelang auf Anhieb ein Doppelsieg mit Fangio und Kling, Fangio wurde in diesem Jahr Formel 1-Weltmeister.

Nach der spannenden U21-EM sehe ich jetzt die Frauen-EM. Erstes Gruppenspiel der deutschen Mannschaft. Endlich kann ich mal wieder meine alten Sprüche bringen. Eine polnische Spielerin liegt am Boden und hält sich den Bauch. „Ja, was denn? PMS oder was?“

The Jam - Going Underground

Sonntag, 6. Juli 2025

Wichtelhausen

 

„Jetzt hab' ich den Vorteil“, lachte er dabei vor sich hin, „dass ich gar nicht weiß, wohin ich komme.“

Es war schon Sonntagmittag, als Katzlinger nach langer und schwer durchzechter Nacht endlich aufwachte. Nur so ist seine absonderliche Idee zu erklären, sich ins Auto zu setzen, die Stadt zu verlassen und einfach der Nase nachzufahren, um einmal zu sehen, wohin es ihn führen würde.

Bald war er auf einer Allee, hinter deren Bäumen sich ausgedehnte Felder erstreckten. Er hörte „Kind of Blue“ von Miles Davis, eine seiner Lieblingsplatten. An jeder Weggabelung hielt er kurz an und warf eine Münze. Kopf bedeutete links, Zahl rechts. Das erschien ihm sinnvoll. Verstand und Materialismus waren verschiedene Himmelsrichtungen, auf der Landstraße wie in der Politik.

Katzlinger kam in eine Gegend, in der es kaum noch Verkehr gab. Er hatte so oft die Richtung gewechselt, er wusste längst nicht mehr, wo er war. Aber das machte ihm keine Sorgen, ganz im Gegenteil: Er wurde immer verwegener. Wenn er auf einer Landstraße fuhr, von der ein asphaltierter Weg abzweigte, warf er die Münze. Bald war er in einen tiefen Wald geraten und ganz allein unterwegs.

Er sah auf seine Tankanzeige. Es half nichts, er würde bald Sprit brauchen. Obwohl er sich wie ein Spielverderber vorkam, schaltete er sein Navi ein, um zu sehen, wo die nächste Tankstelle war. Aber auf der Karte war keine Ortschaft zu sehen. Er veränderte den Maßstab und stellte verblüfft fest, dass es im Umkreis von fünfzig Kilometern keine menschliche Behausung gab. Er konnte es nicht glauben. Er war doch mitten in Deutschland.

Katzlinger fuhr weiter und kam nach einer Weile in ein Dorf. Hier war offenbar die Zeit stehengeblieben. Kleine Fachwerkhäuser mit Strohdächern, aus den Schornsteinen kringelte sich der Rauch. Keine Supermärkte oder Geschäfte, keine Fahrräder oder Autos am Wegesrand. Er kam an einer offenen Scheune vorbei, wo ein Schmied das rotglühende Eisen schlug. Er ließ den Wagen stehen und ging zu Fuß weiter. Es war so still, dass man glauben konnte, der Ort sei unbewohnt, wenn er in der Ferne nicht den Schmied gehört hätte.

Schließlich kam er an eine Kirche. Plötzlich öffnete sich die Tür und ein Hochzeitspaar trat heraus, gefolgt von einer ganzen Hochzeitsgesellschaft. Alle Menschen waren altertümlich gekleidet, die Frauen trugen weite Röcke und die Männer Hüte. Neugierig folgte er ihnen und war bald mitten in einem Fest. Es gab Kuchen und Wein und die Gäste tanzten zur Musik eines Fiedlers. Er sah ein schönes Mädchen, ihr Blicke trafen sich und er forderte sie zum Tanz auf. Sie lächelte ihm voll schlichter Anmut zu und Katzlinger verliebte sich in sie. Sie verbrachten den ganzen Abend zusammen, aber als es Nacht wurde, bat sie ihn, entweder für immer zu bleiben oder für immer zu gehen.

Er verstand die Welt nicht mehr. Sein ganzes Leben aufgeben? Von was sollte er hier leben? Außer dem Mädchen kannte er hier niemanden. Also schüttelte er den Kopf und das Mädchen wurde sehr traurig. Sie brachte ihn zu seinem Auto und er fuhr zurück. Er kam bis zur Landstraße, dann war der Tank leer. Er beschloss, die Nacht im Auto zu verbringen und später ins Dorf zurückzufahren.

Am nächsten Morgen rief er einen Abschleppdienst an. Der Fahrer stieg aus und hängte sein Auto an den Haken, um ihn zur nächsten Tankstelle zu bringen. Katzlinger saß neben dem Fahrer im Führerhaus und erzählte ihm seine Geschichte. Der Fahrer lachte und klärte ihn auf. Er hatte sich nach Wichtelhausen verirrt, einen verwunschenen Ort, der nur alle hundert Jahre in der realen Welt auftauchte und um Mitternacht wieder verschwand. Er würde ihn nicht wiederfinden und das Mädchen niemals wiedersehen.

Die Geschichte beruht auf der Erzählung „Germelshausen“ von Friedrich Gerstäcker. Bereits im ersten Satz kommt tatsächlich Wichtelhausen vor, nicht zu verwechseln mit Wichtelbach.

 

Samstag, 5. Juli 2025

Der Rucksack

 

A: Also, Giovanni, erzähl mir die Geschichte von Anfang an.

B: Alles begann mit dem Rucksack, den ich im Bus gefunden habe.

A: Was hast du mit ihm gemacht?

B: Ich habe ihn mit nach Hause genommen.

A: Und was war in dem Rucksack?

B: Ein Pfund Parmaschinken, hauchdünn geschnitten, und ein Pfund Kokain.

A: Das Kokain hättest du zur Polizei bringen müssen.

B: Ich weiß, Commissario.

A: Was hast du stattdessen getan?

B: In der Wohnung wollte ich es nicht haben. Das war mir zu gefährlich. Also habe ich es zu meinem Freund Luigi, dem Ladenbesitzer, gebracht.

A: Und was hat er mit dem Kokain gemacht?

B: Er hat es in ein Regal neben die Nationaltrikots gelegt. Am Anfang haben wir aus Spaß eine Scheibe Schinken mit Koks eingepudert, sie zusammengerollt und gegessen. Ich kam mehrmals am Tag und Luigi schenkte mir ein Trikot.

A: Wieso ist die Sache dann eskaliert?

B: Ich habe Freunden davon erzählt. Sie gingen zu Luigi und machten das gleiche. Da sie auch etwas kaufen wollten, hatte bald jeder von ihnen ein Trikot an. Wir erkannten uns auf der Straße und grinsten uns an.

A: Wie ging es weiter?

B: Als erstes war der Schinken alle, aber das Kokain hielt noch eine Weile. Als nächstes kauften die Leute Strohhüte und dann Eis am Stiel. Immer wenn man jemanden in dem blauen Trikot und einem Strohhut sah, der ein Eis aß, wusste man Bescheid.

A: Aber wieso kam es zu einer Massenschlägerei?

B: Als das Kokain alle war, beschwerten sie sich bei Luigi. Er schmiss sie aus dem Laden. Die Leute hatten Entzugserscheinungen und dann genügte ein Funke, um das Viertel explodieren zu lassen.

A: Das ist die dämlichste Geschichte, die ich je gehört habe.

B: Komme ich jetzt ins Gefängnis?

A: Nein. Drogenkonsum ist nicht strafbar und einen nachweisbaren Besitzer hat das Kokain nie gehabt. Du kannst nach Hause gehen, Giovanni. Das blaue Auge ist Strafe genug.

B: Danke, Commissario.

 

Freitag, 4. Juli 2025

Ich hasse alle Jahreszeiten

 

Herbst: Nebel und Regen

Winter: Kälte und Dunkelheit

Frühling: Borderline-Jahreszeit

Sommer: Hitze und Lethargie

Das Schwert des Damokles


„1962. Kairo. Verdammte Hitze. SS-Hauptsturmführer Rolf Engel brütet über den Plänen einer Rakete. Eugen Sänger, ein weiterer Ingenieur und Raketenexperte des Dritten Reichs, ist auf dem Weg zur Kantine. Warum bekommt er bei diesen kaftantragenden Untermenschen keinen ordentlichen Schweinebraten? Da stürmt eine israelische Kommandoeinheit das Gebäude, unter ihnen auch der spätere Ministerpräsident Jitzchak Schamir, dessen Vater aus einem Deportationszug der Nazis geflohen und dann in seinem Heimatdorf von seinen polnischen Mitbürgern gesteinigt worden war.“

So ungefähr würde sich die Geschichte lesen, wenn sie im SPIEGEL gestanden hätte.

Worum geht es? Operation Damokles. Nach dem Zweiten Weltkrieg zog es viele Nazis nicht nur nach Südamerika, sondern auch nach Ägypten, wo sie als Ausbilder bei der Armee arbeiteten. Wilhelm Voß, Generaldirektor der Reichswerke Hermann Göring, baute die ägyptische Rüstungsindustrie auf. Über dreihundert Deutsche arbeiteten Anfang der sechziger Jahre für das Militär und entwickelten auch Kurzstreckenraketen, die jeden Punkt in Israel treffen konnten. Der Mossad bekam Wind von der Sache und die Außenministerin Golda Meir wies die deutsche Delegation bei den Wiedergutmachungsverhandlungen darauf hin, dass Deutsche sich erneut an der Vernichtung jüdischen Lebens beteiligten.

Der Mossad reagierte auf die Bedrohung mit Mord- und Bombenanschlägen auf deutsche Wissenschaftler, die bereits an der V1 und der V2 mitgearbeitet hatten. Jitzchak Schamir war an der Ermordung von Heinz Krug beteiligt, dem Chef einer geheimen Raketenfabrik in der ägyptischen Wüste („Factory 333“). Die Leiche wurde mit Säure überschüttet und in einem Wald in der Nähe von München vergraben. Nach 1962 kehrten die meisten deutschen Wissenschaftler in ihre Heimat zurück, vermutlich auch aus Sorge um ihre Sicherheit, wo man ihnen, auf Drängen der israelischen Regierung, lukrative Jobs in der aufstrebenden Wirtschaftswunderindustrie anbot. Das ägyptische Raketenprogramm wurde eingestellt und es wurden sowjetische R-17-Raketen gekauft.

 

Donnerstag, 3. Juli 2025

Die Sehnsucht nach Ruhe und Abenteuer

 

Blogstuff 1151

Um meinen Ekel vor der Welt komplett zu machen, fehlt nur noch eine Meldung: „Leichenteile von Flüchtlingen in Thunfischdosen entdeckt“. Dann ist für mich Schluss.

Der Klimawandel ist ein Tornado in Zeitlupe. Er kommt so langsam, dass man ihn nicht wahrnimmt.

„Pralinski! Wo bleibt der Text zum Blog-Titan Bonetti?“ – „Der Hund hat den Stick gefressen.“

Ist es eine Straftat, wenn ich jemanden zu Tode langweile?

Im nächsten Winter heize ich mit Mahagoni-Pellets von Manufactum.

38 Grad im Schatten. Der Berliner Senat lässt eiskaltes Bier an dehydrierte Männer verteilen, die sich im Freien aufhalten. Hitzige Diskussionen mit Abstinenzlern sind die Folge. Aber im Bier sind, im Gegensatz zum Wasser, die lebensnotwendigen Mineralien, die der Körper durch Schwitzen verliert. Fünf Liter am Tag empfehlen der Bundesverband des Brauereiwesens und das Wetterkompetenzzentrum von Bonetti Media.

„Da wir jetzt unter uns sind, lass uns über Hirnverlust reden.“ Oder habe ich die Inkontinenzwerbung falsch verstanden?

Aus meiner Sicht stellt sich die Sache so dar: Jesus hat seine jüdische Religion verraten, er ließ sich von Johannes taufen und gründete eine Konkurrenzorganisation, die auf Massenevents sehr erfolgreich war (Speisung der 5000). Gott hat ihn dafür mit einem grausamen Tod bestraft. Die Auferstehung? Fake News von seinen Followern.

Wieso tritt Angus Young, wie gerade in Berlin, in seiner Schuluniform auf? Weil er immer noch 1,57 m klein ist.

Plot-Twist für einen Krimi: Ken Biller ist in Wirklichkeit der gesuchte Serienmörder Ben Killer.

Wieso gibt es eigentlich Flanellhemden, die aussehen wie Küchenhandtücher aus den siebziger Jahren?

Im Prinzip lebe ich ja vegan. Ich schütze die Pflanzen vor den Pflanzenfressern, vor Kühen und Schweinen zum Beispiel. Aber jetzt kommt’s. Wegen des Klimawandels gibt es Dürre und daher weniger Erträge auf den Getreidefeldern. Wer ist denn für den Klimawandel verantwortlich? Die Grünen! Ist es Ihnen mal aufgefallen, dass es vor den Grünen gar keinen Klimawandel gegeben hat? Wir sollten also nicht über das Verbot der AfD reden, sondern über das Verbot dieser Sojaterroristen. Jetzt steigen also wegen der Dürre die Fleischpreise, weil das Futter für das Schlachtvieh teurer wird. Das Kilo gemischtes Hack ist auf 4,99 € gestiegen. Und wegen der Dürre steigen ja auch die Preise für Gemüse. Fleischverzicht ist also auch keine Lösung. Es gibt keinen Ausweg. Wird denn jetzt die ganze Welt verrückt?

Mittwoch, 2. Juli 2025

Die kleine Plautze Nimmersatt

 

Blogstuff 1150

Kann sich noch jemand an die KSZE erinnern? Ein Meilenstein der Entspannungspolitik im Kalten Krieg. Vor fünfzig Jahren, 1975, wurde die „Schlussakte von Helsinki“ unterzeichnet. Darin wurde die friedliche Koexistenz der beiden europäischen Machtblöcke, die Einhaltung der Menschenrechte, die Unverletzlichkeit der Grenzen, Gewaltfreiheit und die friedliche Lösung von Konflikten, die ökonomische, wissenschaftliche, kulturelle und technologische Zusammenarbeit beschlossen. Die Initiative ging vom Warschauer Pakt aus. Der Westen beteiligte sich gemeinsam mit den USA und Kanada, nur Albanien und Andorra waren nicht vertreten. In der Folgezeit bildeten sich im Osten Bürgerrechtsbewegungen, sogenannte „Helsinki-Gruppen“, wie die Solidarnosc in Polen, die Charta 77 in der Tschechoslowakei und die Bürgerrechtsgruppen in der DDR, die beim Ende des Ost-West-Konflikts eine wichtige Rolle spielen sollten. Aber das ist ja inzwischen alles vorbei und vergessen.

Eine Frage taucht auf, ein Problem, ein Konflikt. Im Idealfall steht am Ende des Nachdenkens, des Prüfens von Fakten und Argumenten, womöglich auch am Ende einer sachdienlichen und zielführenden Diskussion eine Schlussfolgerung, selten sogar eine Erkenntnis. Talkshows sind das genaue Gegenteil. Eine ärgerliche Zeitverschwendung. Deswegen habe ich es aufgegeben, Lanz & Co. und ihren ewig gleichen Gästen zuzuhören. Es ist wie das TV-Boulevardtheater meiner Kindheit. Immer kommen Willy Millowitsch und Heidi Kabel auf die Bühne und spulen das Ritual ihrer drittklassigen Pointen ab.  

Hätten Sie’s gewusst? Es gibt in Syrien die Alte Kirche des Ostens, eine christliche Kirche, in der Syrisch-Aramäisch gesprochen wird. Sie entstand durch das Schisma 1968 innerhalb der Assyrischen Kirche, nachdem deren Oberhaupt die Einführung des Gregorianischen Kalenders abgelehnt hatte. Bitte nicht mit der Syrisch-orthodoxen, der Syrisch-katholischen und der Syrisch-maronitischen Kirche von Antiochien verwechseln. Übrigens: Fast alle Syrer sind Muslime.

Und dann war da noch der achtzigjährige Sushi-Lieferfahrer aus dem Mekong-Delta mit dem viel zu großen Deutschland-Trikot und einer roten Base-Cap. Du bist cooler als alle jungen Araber und Türken, die bei mir vorbeikommen. Du bist der Delivery King.

Meinungsumfrage vom Sonntag. Die SPD ist in ihrer einstigen Hochburg NRW auf 16 Prozent abgerutscht. Die CDU hat mit 39 Prozent fast zweieinhalb Mal so viele Sympathisanten und potenzielle Wähler. Die Grünen sind der früheren Arbeiterpartei mit 15 Prozent dicht auf den Fersen.

Das Jahr 1985, in dem ich Abitur gemacht habe, ist von 2025 vierzig Jahre entfernt – genau wie 1945.

Warum essen Zombies Menschengehirne? Weil sie keine Rente bekommen. Sonst könnten sie ja Schlachtabfälle wie Rinder- und Schweinehirne kaufen. Wann kommt die Zombie-Rente, damit wir alle endlich wieder ruhig schlafen können?

Dienstag, 1. Juli 2025

„Bein musste amputiert werden: RTL-Legende nimmt es mit Humor“

 

Blogstuff 1149

„Alleinsein ist gefährlich, weil es süchtig macht. Wenn du einmal siehst, wie friedlich es ist, willst du mit den meisten Menschen nichts mehr zu tun haben.“ (Tom Hardy)

Die Bundeswehr sucht Reservisten. Gilt das auch für Zivildienstleistende? Ich könnte die Bastelgruppe im Feldlazarett übernehmen.

Es gibt Tofuwurst und Saitanschnitzel, aber immer noch keine vegane Metzgerei.

„Bonetti ist auf der Flucht.“ – „Haben Sie eine Ahnung, wo er sich versteckt hält?“ – „In einem Waffenladen.“ – „Möge Gott uns allen gnädig sein.“

Ich war für meine Verhörmethoden bei islamistischen Terroristen berüchtigt. „Welches Sternzeichen hast du?“ „Wo siehst du dich in fünf Jahren?“ „Was war dein Berufswunsch als Kind?“ „Wie entspannst du dich nach einem langen Tag?“ „Was war dein witzigstes Erlebnis in letzter Zeit?“ Damit kannst du die Typen echt fertig machen.

Berlin, Samstagmorgen sieben Uhr. Fenster auf. Wutschreie eines Mannes, Angstschreie einer Frau. Fenster zu.

Die Telekom hat mir 27,38 € für Selbstgespräche berechnet. Woher wissen die das so genau?

Hätten Sie’s gewusst? „Ritter der Kokosnuss“ kostete 319.000 Dollar und wurde von Pink Floyd, Genesis, Jethro Tull, Elton John und Led Zeppelin finanziert.

Wiedergeburt ist toll, aber bitte nicht auf diesem Planeten.

Zwei Großajatollahs haben im Iran die Fatwa gegen Donald Trump verhängt. Wir alle sind aufgefordert, diesen Satan zu töten. Hold my beer. „Johann“, rufe ich meinem Kammerdiener zu, „bring mir die Jagdflinte.“

Leberschwimmbad wäre ein bescheuerter Ortsname, aber Liverpool klingt irgendwie ganz cool. „You always walk together.“

Falls der Iran tatsächlich ein Energieproblem haben sollte, weil man unfähig ist, aus Erdöl Heizöl zu machen oder aus Erdgas Propangas, könnte ein Land in dieser geographischen Lage doch auf Sonnenenergie setzen. Möglicherweise bewegt das eine oder andere Lüftchen auch ein Windrad. Wieso eigentlich Atomkraft? Und wieso sind deutsche Linke, wenn es um ihre sozialistischen und atheistischen Mullah-Frauenversteher geht, plötzlich solche Fans von Atomkraftwerken? Und warum haben weder Israel noch die USA das einzige iranische AKW in Buschehr bombardiert?

Solche Schlappschwänze wie „Pussy“ Poschardt machen mich einfach nur aggressiv. Du Opfer! Diesen Omega-Kevins habe ich früher auf dem Schulhof das Taschengeld und das Pausenbrot abgenommen – UND DANN GAB’S NOCH WAS AUF DIE FRESSE ALS NACHSCHLAG. Und jetzt esse ich, wie jeden Sonntag, mein Fitness-Eisbein und trinke ein Starkbier.




Montag, 30. Juni 2025

Causa Spahn: Bewährung in der Produktion

 

Blogstuff 1148

„Wir sind zu langweilig.“ (Hubertus Heil zur SPD auf dem Parteitag)

Dürfen Kinder eigentlich während der Amtszeit Netanjahus noch „Reise nach Jerusalem“ spielen?

Ich habe einen achtsamen Dealer. „Dieses Kokain könnte Spuren von Nüssen enthalten.“

Stimmungskanone, voll wie eine Strandhaubitze, Mordsstimmung. Gute Laune in Deutschland.

Ist der Schwan etwas Besseres als die Ente, der Delphin etwas Besseres als der Lachs, der Panda etwas Besseres als das Rind? Warum haben wir diese Beißhemmung bei Sympathie-Viechern?

Schon die alten Römer kannten die Umsatzsteuer. Sie lag bei einem Prozent. Herr Merz, wo bleibt 2025 die Gerechtigkeit?

Warum gibt es eigentlich immer noch den Beruf des Werkzeugmachers? Werkzeug kauft man im Baumarkt und es kommt aus China.

Ich verfolge ja eine strikte Zwei-Jeans-Politik. Laut Amazon habe ich meine zwei Jeans 2012 gekauft. Jetzt ist eine Jeans so durch, dass es das erste Loch am rechten Oberschenkel gibt. Auch der Hosenboden ist praktisch durchsichtig. Also brauche ich eine neue Jeans. Bei „Weingarten“ in der Nürnberger Straße, in meinem Bayrischen Viertel, werde ich fündig. Übergrößen-King. Ich kaufe auch eine Baumwolljacke, damit ich den billigen Polyester-Mist, den ich zehn Jahre außerhalb der immer kürzer werdenden Nicht-Frost-Zeiten getragen habe, endlich entsorgen kann. Wann habe ich zuletzt 180 Euro für Klamotten ausgegeben? Nicht in diesem Jahrhundert.  

In den 90ern habe ich an der Volksbühne "Volksvernichtung oder Meine Leber ist sinnlos" von Werner Schwab gesehen. Schwab starb in der Silvesternacht 1993/94 an einer Alkoholvergiftung (4,1 Promille) mit 35 Jahren. Komisch, dass ich jetzt wieder daran denken muss.

Als Fußballfan frage ich mich: Was ist der Stein des Anstoßes?

Wieso heißt ein Produkt („Geruchsneutralisierer“) von Febreze eigentlich „Aprilfrisch“? Was ist an diesem Monat so besonders? Was ist mit Mai oder November?

+++breaking news+++ Ali Chamenei, der Großmufti von Teheran, erklärt den Iran zum Fußballweltmeister.

„Und es geschah, während Bonetti sie segnete, verließ er sie und wurde zum Himmel emporgehoben.“ (Neues Testament) Falls ich hier lange nichts mehr veröffentlichen sollte und vermutlich tot bin: Im Kommentarbereich zu meinem Blogpost vom 11.7.2010 findet man das Passwort. Löschen Sie bitte diesen Blog, wenn es so weit ist.

Sonntag, 29. Juni 2025

Ottilia

 

Ottilia Hufnagel hatte sich ihr Leben anders vorgestellt. Eigentlich wollte sie Tierärztin werden, aber mit einem Abi-Schnitt von 3,2 war das natürlich nicht drin. Also ging sie nach Berlin und studierte Theaterwissenschaften im Hauptfach, Komparatistik und Anglistik im Nebenfach. Theater, Film, Fernsehen. Das hätte ihr sicher Spaß gemacht. Sie fing an zu kiffen und war ein Jahr später auf Psychopharmaka. Sie sah aus wie eine graue Maus und kleidete sich auch so. Sie kam in keinen Club und hätte sie Freundinnen oder Freunde gehabt, hätten sie Ottilia sicher als „ungebumst und ohne Hoffnung“ beschrieben. Immerhin kannte sie ein paar Leute in Online-Rollenspielen.

Nach drei Semestern und einem unbezahlten Praktikum in einem Kostümfundus fing sie bei einem Gebrauchtwagenhändler an. Ihre Aufgabe war es, die Wagen auszuräumen und zu putzen. Nichts ist deprimierender als ein Gebrauchtwagen. Sie riechen nach Zigarettenrauch, Schweiß und Fastfood, die Sitze sind jahrelang mit Blähungen imprägniert worden. Auf dem Rücksitz liegen Prospekte, Zeitungen und vollgekritzelte Malbücher. Auf dem Boden zerknüllte Taschentücher, Kronkorken und abgeschnittene Fingernägel. Im Handschuhfach Quittungen von Tankstellen, Rabatt-Coupons von Supermärkten und Gebrauchsanweisungen für irgendwelche Geräte. Im Kofferraum ein platter Reifen, zerschlissene Decken und eine kaputte Kühltasche. Die ganze Hässlichkeit und Banalität der Menschheit fand sich in den uralten Schrottmühlen, die bei ihnen abgegeben wurden.

Sie hatte keine Vorstellung von der Zukunft. Dann lernte sie Tamara Herzbruch kennen. Sie brachte einen Opel Corsa mit über 200.000 Kilometern auf dem Tacho vorbei, der bis auf einen Gedichtband leer und völlig geruchlos war. Als Tamara aus dem Büro des Chefs kam, mit 1500 Euro in der Handtasche, gab ihr Ottilia das Buch. „Feinde, Fremde, Frauen“. Das klang interessant. Sie unterhielten sich eine Weile über Literatur und beschlossen dann, einen Kaffee trinken zu gehen. Tamara erzählte ihr, sie wolle mit dem Geld einen Ostseeurlaub finanzieren. Sie sei seit zwei Jahren in Berlin und habe noch nie das Meer gesehen. Ihre Eltern hatten einen Bauernhof, da sei an Reisen nicht zu denken gewesen. Bauernhof. Genauso sah sie aus. Strickjacke, Bluse, braune Halbschuhe. Sie hatte eine Pagenfrisur und schnitt ihr Pony offenbar selbst. Kein Schmuck, kein Nagellack, kein Freund.

In den nächsten Wochen sahen sie sich wieder. Endlich hatte Ottilia eine Freundin in Berlin. Tamara las ihr selbstgeschriebene Gedicht vor, die grauenhaft schwermütig waren und nach Poesiealbum Grundschule klangen. Im Juli buchten sie eine Pauschalreise nach Rügen. Mit dem Bus, Doppelzimmer mit Frühstück. Schon bei der Anreise begann das Unglück. Vor ihnen saßen zwei junge Männer, die mit jeder Dose Bier immer fröhlicher wurden. Schließlich drehten sie sich zu ihnen um und fragten nach ihren Namen. Über Ottilias Namen lachten sie, sie kriegten sich gar nicht mehr ein vor Lachen. Sie sah aus dem Fenster und schwieg verbittert bis Binz. Tamara schien sich mit den Jungs köstlich zu amüsieren und ließ sich zu einer Dose Schultheiß einladen.

Am Abend blieb Ottilia im Hotelzimmer und versank in ihrer Rolle als Elfe Griselda aus der Gilde der Traumdeuter im Online-Spiel Elvenar, während sich Tamara an der Hotelbar mit den Jungs traf. Bald gesellten sich noch zwei Mädels aus Sachsen-Anhalt dazu. Für Ottilia war es eine endlos erscheinende Woche mit einsamen Strandspaziergängen und trostlosen Fischbrötchen. In Berlin sahen sich Ottilia und Tamara nie wieder, vermutlich las Tamara jetzt dem Schreinergesellen Jonas ihre albernen Gedichte vor.




Samstag, 28. Juni 2025

Allet is nüscht und nüscht is allet

 

Blogstuff 1147

„Sie sind gekommen, um mir zu dienen?“ (Bonetti zum Fahrer beim Einsteigen in den Bus)

Kommt mit Trump die Apokalypse, Armageddon, die in der Bibel prophezeite Endzeit? Natürlich. Viele haben deswegen Angst vor dem irren Caligula im Weißen Haus. Die evangelikalischen Hardcore-Fundamentalisten in Amerika sehen es genauso – und freuen sich wie Bolle, dass Trump die heidnischen Ketzer im Iran gezüchtigt hat. Sie wollen den totalen Krieg im Nahen Osten, im Heiligen Land. Trump ist für sie der von Gott Auserwählte, mit ihm beginnt die Endzeit und Jesus Christus wird zurückkommen. Für seine Rückkehr beten Millionen Fanatiker und Trump ist der Schlüssel zur Erfüllung ihres feuchten Traums.

Hätten Sie’s gewusst? Seit Jahren unterstützt Bonetti Media die Ultramilitanten Megaislamistischen Dschihadisten (UMD) im Saarland.

„Klang-Schamane Egon hortete Maschinenpistolen im Keller“. Danke, BILD!

+++breaking news+++ Die Villa Bonetti wird zur verteidigungsrelevanten Infrastruktur erklärt. Insbesondere der Weinkeller soll um jährlich fünf Prozent erweitert werden.

Meldung des Tages: Urinal mit Uranil verwechselt. U.S. Air Force bombardiert Kreuzberger Kneipe.

U21-Halbfinale Deutschland – Frankreich. Fünf schwarze Deutsche, acht schwarze Franzosen. 13 von 22 Spielern haben afrikanischen Wurzeln. Großartig. Im Leistungssport sieht man, wie erfolgreich diese kleine Minderheit ist. Willkommener Nebeneffekt: Wahrscheinlich hat kein Nazi das Spiel gesehen.

Eine Lippenleserin behauptet, Bonetti habe Trump beim NATO-Gipfel als „völlig verblödeten Klumpen Schleim und Rotz“ bezeichnet. Bonetti stellt klar, er habe lediglich den Ausdruck „hirntote Arschkrampe“ verwendet.

Wieder was gelernt. Eine Antonomasie ist ein Synonym, das verwendet wird, um Wiederholungen zu vermeiden. Statt z.B. immer wieder „Bonetti“ zu schreiben, nutzt man Umschreibungen wie „Literaturpapst“, „Jahrhundertgenie“ oder „strahlende Sonne in unserem unbedeutenden Leben“. Wichtelbach ist das Venedig des Hunsrücks, Berlin ist Deutschlands Kalkutta usw.

Wenn man Amerika sagt, aber die USA meint, oder Holland statt Niederlande, handelt es sich um eine Synekdoche. Das kommt übrigens alles in der nächsten Klausur vor.

Können wir uns darauf einigen, dass Jens Spahn im kaufmännischen Bereich ein totaler Rohrkrepierer war?

„Herr Bonetti. Sie arbeiten nicht und haben keine Kinder. Was machen Sie den ganzen Tag bei dieser Hitze?“ – „Ich sitze nackt und besoffen vor dem Computer.“

Freitag, 27. Juni 2025

Die bizarre Schattenwelt des Andy B.

 

Blogstuff 1146

„Die Friedhöfe der Welt sind voll von Menschen, die sich für unentbehrlich hielten.“ (Georges Clemenceau)

Gestern hatte ich eine interessante Diskussion mit meiner Anlageberaterin. Die junge Frau behauptet selbstbewusst, nächstes Jahr würden die Leitzinsen der EZB sinken. Selbst Frau Lagarde weiß nicht, wie hoch die Zinsen in einem Jahr sein werden. Bei Zinsen gibt es immer drei Möglichkeiten: sie fallen, sie steigen oder sie bleiben gleich. Nehmen wir nur mal ein Ereignis aus diesem Monat als Beispiel. Aus heiterem Himmel greift Israel den Iran an. Wenn sich dieser Konflikt zu einem richtigen Krieg entwickelt, in den weitere Staaten eingreifen und Bodentruppen eingesetzt werden, wenn er Einfluss auf die Produktion und den Transport von Erdöl und -gas hat, könnten die Energiepreise schnell um fünfzig Prozent steigen. Dann steigen auch die Produktionskosten der europäischen Industrie, die Unternehmen geben die Kosten an ihre Kunden weiter und in der Folge haben wir eine hohe Inflation. Dieses Szenario hatten wir 2022. Die Zinsen stiegen infolge des Ukraine-Kriegs und der stark gestiegenen Energiepreise bzw. der Inflationsrate bis 2024 von null auf 4,5 Prozent. Niemand kennt die Zukunft, auch die Sparkasse nicht.

Lustig sind in diesem Zusammenhang auch immer die Prognosen der Wirtschaftsinstitute, die das Wachstum des nächsten Jahres bis auf eine Stelle hinter dem Komma voraussagen. Im Laufe des Jahres werden diese Prognosen immer wieder korrigiert. Ich weiß nicht, wo man das Studienfach Hellseherei belegen kann, vermutlich in Hogwarts. Allein in diesem Jahrzehnt haben Corona und Putin jede Prognose Makulatur werden lassen. Es gibt Ereignisse, die niemand auf dem Radar haben kann. Trotzdem werden die Zahlen jedes Mal wie eine geweihte Monstranz durch die Medien getragen.   

Ich scheine der Schwulenmagnet meines Viertels zu sein. Offenbar liegt es an meiner zarten Schönheit und stillen Intensität. Wieder auf meiner Parkbank. Er heißt Jörg und wir haben uns neulich schon mal unterhalten. Im Gegensatz zu John, den ich nie wieder gesehen habe, ist er seit fünfzig (!) Jahren in festen Händen und gebürtiger Berliner. Er wohnt mit seinem Partner in einer riesigen Altbau-Maisonette-Wohnung für 900 Euro kalt. Er hat Operngesang studiert, am Theater gearbeitet, ist inzwischen aber richtig runtergerockt. Irgendwann holt er die Wodkaflasche aus seinem Rucksack und nimmt einen tiefen Schluck. Natürlich raucht er. Ich frage ihn, ob er den Wodka bei Aldi kauft. Er nickt nur. Ich erzähle ihm, dass der 1,5-Liter Tetra Pak Rotwein aus Spanien von 1,99 auf 1,89 € runtergesetzt wurde. Trinken werde ja immer günstiger. Sein Partner ist gerade bei Freunden in Barcelona, da wäre es vierzig Grad heiß. Wir loben das angenehme Berliner Wetter und stellen fest, dass wir beide seit langem nicht mehr geflogen sind. Beim Abschied sagt er, wir sollten ein Messingschild mit unseren Namen auf die Bank machen. Finde ich süß.

P.S.: Als er von einem schwulen Freund sprach, nannte er ihn „verzaubert“. Ist wohl ein Insider-Ausdruck.

 

Donnerstag, 26. Juni 2025

Jetzt kommt die Werbepumpe

 

Blogstuff 1145

Montagnachmittag. Windstärke 11 in Berlin. Orkanartige Böen. Ich sehe von meinem Schreibtisch im dritten Stock direkt in eine Baumkrone und schaue immer wieder minutenlang hinaus. Hält er oder hält er nicht? Richtig gruselig ist es, wenn die Baumkrone sich im Sturm auf mich zubewegt und die Äste gegen das Mauerwerk unterhalb meines Fensters schlagen. Für einen Augenblick überlege ich, ob ich nicht bei einem Lieferdienst anrufen soll, um einen Fahrer in diese Hölle hinauszuschicken.

Für den Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Berlin gibt es immer noch keine Lösung. Der Senat ist finanziell nicht in der Lage, Abhilfe zu schaffen. Bonetti Media hat hierzu einen bahnbrechenden Vorschlag: Auf dem Tempelhofer Feld wird eine gigantische Zeltstadt gebaut wie im Gaza-Streifen. Wer wirklich nach Berlin ziehen will, dem reicht ein Zelt. Das Feld ist 300 Hektar groß = 3.000.000 qm. Nehmen wir mal 10 qm pro Nase (Hälfte Zelt, Hälfte Wege/Toiletten/Brunnen etc.), könnten wir 300.000 Menschen unterbringen. Problem gelöst.

Die Silizianer sind etwa zwei Zentimeter groß und leben in Steinen und Felsen. Da sie nicht atmen, fehlen ihnen die Lungen. Sie bewegen sich nicht, ihnen fehlen Muskulatur und Extremitäten. Auch die Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit ist ihnen aufgrund fehlender Organe nicht möglich. Da sie kein Gehirn haben, denken sie nicht. Über ihre Tätigkeit ist nichts bekannt. Nach ihrer Entdeckung erwägt die Bundesregierung jedoch, alle Schottergärten zu Naturschutzgebieten zu erklären.

Früher haben die Verleger offenbar an Papier gespart und den Text in Kleinbuchstaben gedruckt, die ich heute nur noch mit Mühe lesen kann. Mein „Zauberberg“ aus den 80ern hat etwa 750 Seiten, eine moderne Ausgabe über tausend. Heutige Bücher sind viel leserfreundlicher als in meiner Jugend.

Das nenne ich eine echte Minderheit: Myrtle Corbin. Sie wurde 1868 mit vier Beinen und zwei kompletten Unterkörpern geboren. Sie trat in P.T. Barnums Kuriositätenkabinetten und in Freak Shows auf und verdiente bis zu 450 Dollar pro Woche – damals eine Menge Geld. Sie hatte zwei Ausscheidungs- und zwei Geschlechtsorgane. Mit beiden Gebärmuttern brachte sie Kinder zur Welt, insgesamt sieben, nachdem sie mit 18 geheiratet und ihre Karriere im Showbusiness aufgegeben hatte. Mit 41 feierte sie ihr Comeback, u.a. mit Auftritten auf Coney Island. Sie starb 1928.

Wann habe ich eigentlich aufgehört, über die großen Fragen nachzudenken? Das muss mindestens zwanzig Jahre her sein. Heute sind es die kleinen Beobachtungen, die kleinen Vergnügen, die mich interessieren. Schopenhauer und fernöstliche Philosophie finden sich noch in meinem Bücherregal, den Rest habe ich beim Umzug im vergangenen Jahr in meinem Elternhaus zurückgelassen. Nietzsche fand ich mit 18 großartig, inzwischen nehme ich ihn nicht mehr ernst. Von Marx bis Habermas – nichts habe ich eingepackt, als ich Abschied von der alten Heimat genommen habe.

Mittwoch, 25. Juni 2025

Im Osten nichts Neues

 

Israel hat neunzig Atombomben, Araber und Perser haben keine einzige. „From the river to the sea“, Vernichtung Israels? Wird nicht passieren. Mit dem Tarnkappenbomber F-35 lassen sich die Bomben auch sicher ins Ziel bringen. Weder der Iran noch die arabischen Staaten, deren Luftraum Israel benutzt, haben in den letzten zwei Wochen eine einzige Maschine abgeschossen.

Für eine Atombombe braucht man Uran, das zu mindestens 85 Prozent angereichert ist. Laut IAEA und israelischen Angaben hatte der Iran zu sechzig Prozent angereichertes Uran. Die Gretchenfrage lautet also: Wie weit war der Iran von der Bombe entfernt? Für Atomkraftwerke braucht man übrigens kein Uran, das so hoch angereichert ist, es reichen drei bis fünf Prozent – sonst hätten die Alliierten den Deutschen nach dem Krieg wohl kaum den Bau von AKW erlaubt. Dem Iran ging es also nie um Energiegewinnung. Jetzt geht das Spiel von vorne los. Neue Anlagen bauen, Uran anreichern und irgendwann kommt der nächste Angriff. Lerneffekte sind in Westasien nur selten zu beobachten. Es gibt den Kreislauf der Natur und den menschlichen Kreislauf der Dummheit und der Gewalt.

Nicht nur der große Satan USA und der kleine Satan Israel sind die Gegenspieler Irans, sondern auch Saudi-Arabien. Es ist ein mörderisches Puzzle, denn Perser und Araber unterstützen Milizen und Terrorgruppen, die wiederum neue Metastasen bilden, in Ländern wie Libanon, Syrien, Irak oder Jemen. Am bekanntesten ist der Krieg zwischen Saudis und Huthis im Jemen ab 2015 gewesen. 2019 wurden saudi-arabische Ölanlagen mit Drohnen angegriffen, die halbe Ölversorgung des Landes wurde lahmgelegt. Der Angriff wurde von schiitischen Milizen im Irak und Huthis durchgeführt, die wiederum vom Iran ausgerüstet und bezahlt werden. Nachdem pro-iranische Demonstranten die US-Botschaft in Bagdad angriffen, tötete die US-Luftwaffe bei einem Angriff im Irak einen hochrangigen Kommandeur der Revolutionsgarde (kommt uns aus der aktuellen Entwicklung bekannt vor). In der Folge kam es zur arabisch-israelischen Allianz, einem Sicherheitsbündnis, das sich gegen den Iran richtete. Jetzt rudern die Scheichs zurück, denn sie fürchten um ihr Geschäft. Es gibt zahlreiche US-Stützpunkte in ihren Ländern, der Iran könnte die Straße von Hormus sperren, das Nadelöhr des internationalen Ölhandels. Eilig wurden Ergebenheitsadressen nach Teheran geschickt. Gleichzeitig gibt es eine enge Kooperation zwischen Saudi-Arabien und Pakistan, das die einzige muslimische Atombombe besitzt. Seit den siebziger Jahren unterstützt Saudi-Arabien das Atomprogramm Pakistans finanziell und würde gerne Atomwaffentechnologie erwerben (Abkommen über nukleare Zusammenarbeit 2003), falls die Schutzmacht USA eines Tages abziehen sollte. Diesen gordischen Knoten wird zu meinen Lebzeiten niemand mehr zerschlagen. Daran wird auch ein möglicher Waffenstillstand nichts ändern.

 

Dienstag, 24. Juni 2025

Meilensteine der armenischen Fernsehgeschichte

 

Blogstuff 1144

„So wie der Funke, den Hitler vor 90 Jahren entzündete, die ganze Welt in Brand setzte, dienen auch die zionistischen Ambitionen Netanjahus heute keinem anderen Zweck, als unsere Region und die Welt in eine riesige Katastrophe zu stürzen.“ (Donny Erdogan)

Bis zum Kühlschrank sind es fünf Meter. Wenn ich Fußball gucke, wundere ich mich immer wieder, welche Strecken die Spieler in der Zwischenzeit zurückgelegt haben.

Ich hatte mal eine Weiterbildung vom Job-Center. Morgens um sieben im Stadtpark. Die Kursleiterin meinte, wir würden sowieso um diese Uhrzeit anfangen und im Freien arbeiten, wenn wir jemals einen Job bekommen würden.

Die Leute vom Ordnungsamt sollten Clownskostüme tragen. Niemand ist einem Knöllchenverteiler böse, der ein aufgemaltes Lächeln trägt.

„Junge, das sind keine Blähungen, das ist schon Thermik.“

Früher gab es in den Getränkeautomaten auch Suppe. Hat jemals auch nur ein einziger Mensch diese Brühe probiert?

Wann rebellieren endlich die ADAC-Mitglieder vor dem Verkehrsministerium? „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr keine Brücken baut.“

Ich habe mal ein Foto gesehen, auf dem ein riesiger Wasserbüffel von einem kleinen Jungen am Strick geführt wird. Für die 83 Millionen Einwohner Deutschlands reichen etwa 330.000 Polizisten und eine Handvoll Politiker.

U21-Viertelfinale Deutschland – Italien. Italien nur noch mit neun Spielern. Die letzten Sekunden der Nachspielzeit. Italien bekommt noch einen Freistoß. Ich wusste plötzlich genau, dass er reingeht. Und so kam es auch. In diesem Augenblick dachte ich, ich hätte das Shining. Als nächste Vision sah ich eine torlose Verlängerung (wg. Catenaccio) und einen italienischen Sieg im Elfmeterschießen. Zum Glück kam es anders: 117. Minute. 3:2. Ich und das Shining. So ein Blödsinn!  

Wer hätte gedacht, dass Mütze’s Moral-Manifest so schnell in der Versenkung verschwinden würde? Wahrscheinlich alle außer Mütze. War es überhaupt ernst gemeint oder diente es nur der pazifistischen Brauchtumspflege der SPD-„Linken“ und der Wählerbindung angesichts der Erfolge der Heidi-Linken? Nun ist Glaubwürdigkeit ja nicht gerade der Markenkern der Spezialdemokraten. SPD-Chef Klingbeil, Fahnenjunker Pistorius und die stramm regierungstreue Mehrheit seiner Funktionäre fordern einstimmig die Erhöhung der Rüstungsausgaben von vormals einem Prozent auf fünf Prozent, eine gigantische Aufrüstung, die sich unverhohlen gegen Russland richtet (gegen wen auch sonst?). Und dann hat man Mütze und Stegner, ein paar machtlose Sockenpuppen, die treuherzig den Weltfrieden und Verhandlungen mit Putin fordern. Im Willy-Brandt-Haus dröhnen die Knobelbecher und schalmeien die Peaceniks zur gleichen Zeit. Eine Lachnummer. Die NATO als Friedensvermittler – selbstverständlich auch zwischen Israel und Iran. Wer sonst? Der Papst? Der Dalai Lama? Rudi Völler?

 

Montag, 23. Juni 2025

Das Donnern der Konfettikanonen

 

Blogstuff 1143

„Neun Zehntel unseres Glücks beruhen allein auf der Gesundheit. Die Gesundheit überwiegt alle äußeren Güter so sehr, dass wahrlich ein gesunder Bettler glücklicher ist als ein kranker König.“ (Arthur Schopenhauer)

Trump ist das perfekte Spiegelbild unserer Zeit. Ein gigantisches Ich, dem das Wir egal ist, hemmungslose Selbstbereicherung (eigene Kryptowährung, eigenes Smartphone, Gold Card für reiche Einwanderer), Verachtung aller gesellschaftlicher Regeln (hemmungsloses Lügen und Manipulieren) und Gesetze, Größenwahn. Wir haben Millionen Trumps in unseren Schulen und an unseren Stammtischen.

Wer weint, hat noch Hoffnung.

Es klingelt. Vor meiner Tür steht ein Mann, der mit drei Bällen jongliert. Ich gebe ihm kein Geld und schließe die Tür.

Eine Überdosis Kampfer führt zu Verwirrtheits- und Dämmerzuständen, Selbstentfremdung, Panik und tiefgreifenden Störungen des Kurzzeitgedächtnisses bis zur Amnesie. Sehr eindrücklich beschrieben in Heinz Pralinskis neuem Werk „Mein Kampfer“.

Werbung: Möbelix. Die Möbelpolitur, die die Filmstars verwenden.

„Was hast du denn in Neukölln gemacht?“ – „Mamelucken gucken.“ Darf man ja heute auch nicht mehr sagen.

Israel und Iran haben keine gemeinsame Grenze. Wie kommen die israelischen Kampfflugzeuge in den Iran? Sie überfliegen wahrscheinlich Syrien, Jordanien und den Irak. Da die IDF den Tarnkappenbomber F-35 nutzen, sind sie auf dem Radar der arabischen Staaten nur schwer zu erkennen. Aber ihre Passivität hilft dem Iran nicht gerade, um es vorsichtig auszudrücken.

Umfrage in Berlin zur Parteipräferenz: Die Linken steigen von 6 Prozent (November 2024) auf 19 Prozent. Zweitstärkste Kraft, aktuelle Regierung ohne Mehrheit, Wahl im Herbst 2026.

Jetzt kommt ein echter Intellektuellenwitz. Bach: Darf ich Eurer Hoheit etwas komponieren? Fürst: Ich hab’s eilig. Heute nehme ich nur eine halbe Passion.

Kennen Sie das auch? Es gibt kulinarische Lieben, die für die Ewigkeit geschaffen sind. Bei mir waren es Jägerschnitzel mit Pommes und Spaghetti Bolognese. Als Kind dachte ich, als Erwachsener werde ich eine meiner großen Lieben heiraten und bis ins Grab mindestens einmal die Woche essen. Vorbei. Wir haben uns getrennt. Wenn ich sie auf der Speisekarte sehe, blicke ich verschämt auf andere Gerichte. Ich ertappe mich, wie ich den heißen Bräuten aus der indischen und der thailändischen Küche hinterherschaue.

Sonntag, 22. Juni 2025

Bonetti goes to Hollywood

 

Ihr Fachgebiet war Polyethylen. Sie verband in ihrem Wesen Farblosigkeit mit Phlegmatismus und kam aus der erweiterten Umgebung, dortzulande auch unter dem Namen Lausitz bekannt. Ich lernte sie an der Wursttheke kennen.

Ein paar Tage später trafen wir uns im Park wieder. Wir setzten uns auf eine Bank und ich eröffnete ihr, die Gründe sind mir bis heute schleierhaft, vermutlich war es Geltungssucht, ich sei Drehbuchautor. Sie lächelte mich selig an und verriet mir, sie hätte in der Schultheatergruppe mitgespielt.

„Seit langem habe ich eine gute Geschichte für einen Film im Kopf“, sagte sie.

„Erzählst du sie mir?“ fragte ich.

„Ja, damit könnten wir zusammen erfolgreich sein. Ich spiele die Hauptrolle und du schreibst das Drehbuch.“

„Klingt gut.“

„Ich habe meinen Job so satt. Mein kleines Apartment. Ich möchte in einer Villa im Grunewald leben. Eine Villa mit einem großen Garten. Eine Haushälterin und ein Gärtner kümmern sich um alles. Sie leben im Keller, mit separatem Eingang. Wie im Haus am Eaton Place.“

„Das wäre schön.“

„Wir könnten dort zusammenwohnen. Für die Dreharbeiten fliegen wir mit unserem Privatflugzeug nach Hollywood. Dort werden wir zu Partys eingeladen und lernen die ganzen prominenten Schauspieler und Produzenten kennen. Nach dem Erfolg unseres ersten Films würden sich neue Projekte ergeben.“

„Natürlich.“

„Ich könnte ohne Sonnenbrille und Verkleidung gar nicht mehr aus dem Haus gehen. In jedem Restaurant würde man mich erkennen. Ich bräuchte einen Bodyguard. Eine Limousine mit Chauffeur. Meinen Schmuck würde ich bei Bulgari kaufen, meine Kleider bei Dior.“

„Ich bin schon ganz gespannt auf die Geschichte.“

„Ich spiele in dem Film eine reiche Gräfin. Ich befinde mich auf der Yacht meines Verlobten, einem kalifornischen Oligarchen, der seine Milliarden mit KI oder Software gemacht hat. Ein braungebrannter, schlanker und gutaussehender Typ.“

„Sieht er mir ähnlich?“

Sie sah mich verblüfft an und lachte. „An Bord ist ein blutjunger und wunderschöner Matrose. Er trägt ein blauweiß geringeltes Shirt und eine Matrosenmütze. Ich verliebe mich in ihn und im nächsten Hafen, es ist in Monte Carlo, wollen wir gemeinsam durchbrennen. Obwohl die Liaison nicht standesgerecht ist, bin bereit, in Armut mit meinem Geliebten zu leben.“

„Wie romantisch.“

„Aber dann sinkt die Yacht in einem Sturm und nur ich und der Matrose überleben. Wir retten uns auf eine einsame Insel. Einen Monat später werden wir gerettet. Zuhause erfahre ich, dass mein reicher Onkel gestorben ist, und wir erben seine Villa und sein Vermögen.“

„Tolle Story. Schreibt sich wie von selbst.“

In den nächsten Wochen schrieb ich am Drehbuch und legte ihr immer wieder neue Szenen vor, die wir gemeinsam besprachen. Irgendwann würde ich Elvira sagen müssen, dass ich als Fahrschullehrer in Spandau arbeite.

Als das Drehbuch fertig war, besuchte ich meinen Freund Alfred, der für ein Filmstudio in Babelsberg arbeitete. Alfred war in den Achtzigern nach Berlin gekommen, um an einer Kunsthochschule zu studieren. Er fing an, als Kulissenmaler zu arbeiten, und landete schließlich in der Buchhaltung, als er durch ein Computerprogramm ersetzt wurde. Er ernährte sich ausschließlich von Rohkost und verachtete Vegetarier und Veganer, die ihr Gemüse kochten.

Als ich auf dem Studiogelände ankam, kam gerade ein Gruppe Komparsen mit bunten Sombreros vorüber. Am Catering-Wagen stand die Waffen-SS. Alfred saß bei halb heruntergelassenen Jalousien in seinem kleinen Büro und aß gerade einen Apfel, als ich hereinkam.

„Hallo, Alfred. Hast du einen Augenblick Zeit?“

„Setz dich. Nimm dir eine Möhre.“

Ich erzählte ihm von Elvira und dem Drehbuch. Ich legte ein Exemplar auf seinen Schreibtisch.

„Ich kann es dem Chef geben“, sagte er, „aber mach dir keine großen Hoffnungen. Reine Liebesgeschichten werden heutzutage gar nicht mehr gedreht. Und die Sache mit der einsamen Insel kannst du vergessen. Wie wäre es, wenn sie entführt wird? Aus dem Matrosen machst du einen syrischen Flüchtling und dann muss deine Hauptfigur noch was Besonderes haben. Bipolare Störungen sind gerade im Trend.“

Da würde noch viel Arbeit auf mich zukommen.