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Die parlamentarische Sommerpause
hat ihr Thema gefunden. Nach der Weigerung der CDU, die SPD-Kandidatin Frauke
Brosius-Gersdorf zur Verfassungsrichterin zu wählen, ist die neue Regierung an
einem Punkt, wo die alte Regierung vor einem Jahr auch war. Die
Koalitionspartner belauern sich misstrauisch, keine gute Basis für die Zusammenarbeit
bis 2029. Aber die 13%-SPD ist zu schwach und zu feige für ein D-Day-Papier,
derweil die Hyänen von der AfD Kreide fressen und auf ihre Chance lauern. Vielleicht
reicht der spezialdemokratische Hasenmut wenigstens für die Beantragung eines
Untersuchungsausschusses zur Causa Spahn, gemeinsam mit Grünen und Linken?
Netanjahu hat Trump für den
Friedensnobelpreis nominiert. Da ist der Mango Mussolini in guter Gesellschaft.
Stalin war 1945 und 1947 nominiert, Putin ein Jahr vor der Annexion der Krim
2013 und sogar die FIFA. Jetzt wissen Sie, liebe Lesende, was Sie für Bonetti
tun können.
Man spricht an der Börse vom
Pralinski-Effekt, wenn gute Nachrichten negativ bewertet werden. Beispiel: Die
Leitzinsen steigen, Anleihenkäufer bekommen höhere Renditen, aber die Kurse
geben nach, weil man befürchtet, dass Geld vom Aktien- in den Anleihenmarkt
abfließen könnte. Umgekehrt spricht man vom Holgi-Effekt. Beispiel: VW entlässt
30.000 Mitarbeiter. Das ist eine schlechte Nachricht für die Beschäftigten,
aber der Börsenkurs von VW steigt. Wenn ich über Wirtschaft schreibe, spricht
man vom Dunning-Kruger-Effekt.
Da fühle ich mich um sieben
Ecken selbst ein wenig geschmeichelt. Der Chefkoch Marco Müller und zwei andere
verdiente Werktätige aus der Chef-Etage des Rutz waren in meinem
Lieblingsrestaurant essen. Hier gehen also – neben Bonetti – die Leute hin, die
im besten Restaurant Berlins (drei Sterne im Guide Michelin) die Gäste mit
ihrem dreizehngängigen Inspirationsmenü begeistern (bei dem der Koj endlich mal
auf dem Teller landet, wo er hingehört!). Fünf Flaschen Wein wurden, der
Legende nach, geleert, wobei der Gastgeber kräftig mitgewirkt haben soll. Am
Dienstag bin ich selbst in meinem zweiten Wohnzimmer gewesen (nach der Spargel-
wurde die Pfifferlings-Saison eingeläutet), nächste Woche begehe ich hier den
ersten Todestag meines Vaters (allerdings ungeplant, ans Datum habe ich bei der
Reservierung gar nicht gedacht – ihn hätte es sicher gefreut).
Noch eine Anmerkung: Der Wirt
zeigte mir seine neueste Erwerbung, eine Flasche Champagne Salon Cuvée S Le
Mesnil Blanc de Blancs 2013 für 1475 Euro. Hier sprechen wir über das Thema
Geldanlage, nicht mehr über Genuss. Man kann nur ahnen, wie er im Vergleich zu
irgendeiner Pommery-Plörre schmeckt.
Die Klub-WM in Amerika war ein
Flop und stießen beim Publikum auf Desinteresse. Schon beim Eröffnungsspiel
bekamen Studenten Tickets für zwanzig Dollar und die FIFA legte noch vier
Freikarten drauf. Beim ersten Halbfinalspiel sanken die Preise von 473,90 auf
13,40 Dollar.