Samstag, 23. August 2014
Dem Meister über die Schulter geschaut
Neue Buchprojekte von Andy Bonetti:
In Neuauflage erscheint Bonettis legendäre Erotik-Trilogie, die ihm in gewissen Kreisen den Spitznamen „Pornetti“ eingetragen hat: „Die Nacht, in der aus dem Sandmännchen ein Sandmann wurde“, "Wenn der Sandmann zweimal klingelt“ und „Feuchter Sand und heiße Männer“ (mit Kupferstichen bebildert).
Der Heldenepos „Völlig uncoole Typen“, in dem sich Bonetti mit Sätzen wie „I love the smell of Darmstadt in the morning“ und „Kassel ist wie Sperrmüll im Regen“ als hessischer Heimatdichter erster Güte erweist.
Der autobiographische Roman „Der Gesang der Kräne“ über Bonettis sechswöchiges Praktikum auf einer Baustelle.
Ein weiteres umfangreiches autobiographisches Werk über seine Jugend in der Lower Eastside von Bad Nauheim: „Da Hood“. Damals war Bonetti Leadsänger der Band Coolikowski, die im Sommer 1985 beim Indy-Label Zero Intolerance ihre einzige Platte „The Ultimate I Give A Shit On Copyrights Sergeant Nippletwister Extended Version Hardfloor Remix“ veröffentlichte. Was nur wenige wissen: Bonetti, der unter dem Pseudonym MC Feinripp auftrat, schrieb sämtliche Songtexte (die in diesem Buch alle abgedruckt werden), auch den damaligen, weit über Bad Nauheim hinaus bekannt gewordenen Sommerhit „Lebertod im Morgenrot“. „Da Hood“ enthält auch den berühmten Essay „Welchen Geruch hat das Sonnenlicht und welche Farbe hat der Durst?“ aus seiner Zeit als Korrespondent für das anarchistische Underground-Magazin „Der Weltgeist“, als Bonetti mit LSD experimentiert hatte.
Die phänomenologische Schrift „Die Welt der Erlebnisse und die Welt der Gegenstände – eine Gegenüberstellung“, in der Bonetti ausführlich darlegt und scharfsinnig begründet, warum Eigentum nichts gegen eine gute Story ist.
Das historische Werk „Der Rock’n Roll wird verbeamtet – Geschichte der Amateurkapellen im Wetterau-Kreis 1964-2014“.
Sein tiefenpsychologischer Beziehungsroman „Auf der anderen Seite deines Gesichts“, dessen Anfang wir an dieser Stelle exklusiv präsentieren:
Ihr ganzes Gesicht schien ihm entgegen zu springen. Die Glubschaugen quollen aus ihren Höhlen, die lange spitze Nase stach hervor und ihre prallen Lippen waren kaum im Stande, die vielen großen Zähne im Mund zu halten. Ihr Mund faszinierte ihn am meisten, dieser riesige Menschenmund, mit dem man essen, sprechen, lachen, küssen, knurren, brüllen und beißen konnte.
„Ich bin Melissa Bleiberg“, sagte sie.
„Das weiß ich doch längst“, antwortete Erich Kartmann lächelnd.
Er war begeistert von der Dreidimensionalität ihres Gesichts, das er bisher nur auf einem Foto im Internet gesehen hatte, und das mit all seinen Elementen auf ihn eindrang, als ob es ihn in sich hineinsaugen wollte. Die Augen starrten ihm kreisrund und durch die Brille unnatürlich vergrößert entgegen, ihre Unterlippe hing schwer und erwartungsvoll herab.
Sie gingen in eine Bar und er betrachtete ihren Körper, während sie sich vor ihm durch die Tür bewegte. Sie war in einem Alter, bei dem man sich fragte: Ist das eine Tätowierung auf ihrem Unterschenkel oder eine Krampfader? Frauen Ende Vierzig haben nur noch drei Dinge vor sich, dachte er böse: Wechseljahre, Altersarmut, Zentralfriedhof. Erst verliert man seine Würde, dann die Backenzähne.
So fing alles an.
Tag Team – Whoomp There It Is. https://www.youtube.com/watch?v=c8AyVhs3gJU
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