Montag, 27. April 2009

Über das Grillen


Das Grillen gehört zu den wesentlichsten und ursprünglichsten Äußerungen des menschlichen Lebens, des menschlichen Wesens. Jedesmal, wenn wir das Grillfeuer entzünden und unser Freund, der Kohlensack, neben uns wacht, huldigen wir der Zähmung des Feuers. Feuer hat es natürlich schon immer gegeben, etwa wenn der Blitz einschlug oder irgendwelche Neanderthaler im Hochsommer achtlos eine Zigarettenkippe in den knistertrockenen Wald geworfen haben. Aber das beherrschte Feuer eröffnete dem Homo Sapiens endlich die Möglichkeit, Fleisch zu grillen, anstatt es roh oder gar teilweise verfault, jedenfalls in sehr unhygienischem Zustand, zu essen. Und Fleisch bedeutet Energie, Energie für das versorgungsintensivste Organ des Menschen: das Gehirn. Es verbrauchte in manchen Zeiten der Entwicklungsgeschichte etwa ein Drittel der Energie eines Menschen, 100 Milliarden Gehirnzellen im permanenten Funkverkehr mussten versorgt werden. Mit gegrilltem Fleisch ließ sich die Energiezufuhr erhöhen und die Leistung des Gehirns steigerte sich unaufhörlich. Wo wäre die menschliche Zivilisation ohne das Grillen? Genau darum gehört das gemeinsame Grillen auch heute noch zu den Grundmustern menschlichen Verhaltens und zu den Kernbeständen unserer Kultur. Es waren ausschließlich die tapfersten und ernsthaftesten Männer ihrer Generation, die das Grillfeuer über die Jahrtausende gehütet haben und es bis heute bewahren. Im Berliner Tiergarten dürfen wir sie beobachten.

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