Freitag, 3. April 2015

Traurige Wahrheit

„Scoronconcolo, gebt mir meinen großen Lichtmantel. Ich will mich in einem Park ergehen, dessen Schatten mir die Augen weit macht. Vor allem will ich nicht arbeiten. Um keinen Preis. Auf dem Weg nach Bagatelle halten wir an den Seen an und schauen den Tieren zu. Die Tiere sind uns lieb, weil sie nicht lügen. Deswegen hat der Mensch sie zu Sklaven gemacht: sie haben ihn an die Wahrheit gemahnt. Wie glücklich ist ein Leben, wenn es mit dem Ehrgeiz beginnt und damit endet, dass es aller Träume bar ist bis auf den, den Enten Brot hinzustreuen!“ (Henry de Montherlant: Der Dämon des Guten)
Man sollte nicht glauben, was es für armselige Kreaturen in den sogenannten gebildeten Ständen gibt. Ein geschiedenes Ehepaar in meinem Bekanntenkreis: Sie promovierte Kunsthistorikerin, er promovierter Soziologe; sie Berlinerin, er Pfälzer. Die beiden Kinder, ein siebenjähriges Mädchen und ein elfjähriger Junge, sind jedes zweite Wochenende beim Vater. Er ist von dem Gedanken beseelt, seine Kinder lebenstauglich zu machen. Er will sie abhärten, hart machen für das Leben. Und wenn man Fleisch essen will, soll man wissen, woher das Fleisch kommt.
Es sind 25 Enten im Gehege. Der Vater packt eine Ente und dreht ihr den Hals um. Er zeigt seinen Kindern das tote Tier, während sich die anderen Enten ängstlich in eine Ecke des Geheges drängen. Er packt eine zweite Ente und hält sie seinem Sohn hin. Das Kind soll das Tier töten. Der Junge weigert sich und der Vater dreht der Ente den Hals um. Er legt sie neben die andere tote Ente und packt ein drittes Tier. Der Vater hält es seiner Tochter hin, sie soll die Ente töten. Sie weigert sich auch. Der Vater ist enttäuscht. Er zwingt seine Kinder, ihm beim Töten zuzuschauen, bis alle Enten tot sind. Das härtet ab. Deutsche Kindererziehung 2015.
Der Mann möchte nun über seinen Rechtsanwalt die Ausweitung der Besuchsrechte erzwingen. Die Kinder weinen jedes Mal, wenn sie zu diesem Vater müssen.
Interpol – Untitled. https://www.youtube.com/watch?v=P6wShHrXRDc

2 Kommentare:

  1. Ja, armselig. Das hätte wohl nicht einmal ein Homo Erectus fertig gebracht. Überhaupt: Die ganze Kultur und Zivilisation ist doch mehr oder weniger eine Art Make up auf der Haut eines Raubtiers, zuweilen.

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    1. Diesen Typen konnte ich noch nie leiden, zum Glück bin ich mit der Frau befreundet. Jetzt muss ich ihn nicht mehr sehen, sondern mir nur noch die Horrorstorys anhören. Er war 12 Jahre bei der Bundeswehr ...

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