Mittwoch, 1. April 2015

American Way

„Es gab einmal ein Zeitalter - es war das griechische - da war der Mensch das Maß aller Dinge. Heute sind die Dinge das Maß aller Menschen.“ (Werner Finck)
Die Ideologie des American Way of Life, die mit missionarischem Eifer – und nicht selten mit brutaler Gewalt – in die ganze Welt getragen wird, beruht auf zwei zentralen Hypothesen: 1. Alle Menschen sind gleich (Demokratie), 2. In einem fairen Wettbewerb setzt sich der Leistungsfähigere gegenüber dem Schwächeren zum Wohle aller durch (Marktwirtschaft).
Diese Ideologie hat den Erfolg der USA begründet, aus Menschen verschiedener Herkunft, Hautfarbe und Religion eine geeinte Nation zu erschaffen. Dies ist im Kern das Narrativ der Weltmacht USA und es wird immer wieder um Narrative ergänzt, die es unterstützen sollen. Es sind Variationen der Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär-Geschichten, die in Amerika so gerne gehört werden. Aktuell sind es die Geschichten von Bill Gates, Steve Jobs, Mark Zuckerberg usw., die angeblich aus dem Nichts einer Garage allein durch fleißige Arbeit und persönlichen Ideenreichtum milliardenschwere Konzerne geschaffen haben.
Unsere alltägliche Erfahrung – nicht nur mit Amerika – lehrt uns aber etwas anderes: 1. Die Menschen sind nicht gleich, 2. Der Wettbewerb ist nicht fair. Die Garagen, aus denen globale Unternehmen wurden, standen ausnahmslos in den Wohngebieten der weißen Mittelschicht. Die späteren Milliardäre hatten wohlhabende Eltern und spendable Förderer, die ihnen den Start finanziert haben, sie hatten professionelle Berater und gute Rechtsanwälte auf dem Weg nach oben. Es gibt in diesen Erzählungen keinen Schwarzen aus Alabama, keinen Puerto-Ricaner aus der Bronx, keinen Chicano aus Southeast L.A., keinen asiatischen oder europäischen Einwanderer, der im Mittelpunkt einer Erfolgsgeschichte stünde – von Frauen und Behinderten ganz zu schweigen.
Der American Way of Life ist, gemeinsam mit der christlichen Heuchelei, nur die rosarote Fassade eines globalen Anspruchs auf Führung, auf Weltherrschaft (und in dieser ideologischen Perspektive haben sich die USA am 11.9.2001 für die Freiheit der Welt ans Kreuz schlagen lassen. Halleluja! Wie edelmütig). Diese schlichte Erkenntnis scheint in den letzten Jahren verdrängt worden zu sein.
„Dieser Planet ist glühend heiß – Das gottverdammte Scheißhaus kann uns jeden Augenblick um die Ohren fliegen.“ (William S. Burroughs: Nova Express)
Rocky Theme. https://www.youtube.com/watch?v=vBmwq09Pa40

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