Montag, 13. April 2015

„SS-Günther tot aufgefunden“ (BILD)

Ab morgen sind die Schaufenster aller Buchhandlungen schwarz dekoriert. Die Feuilletons sind im Nachruffieber. Die Druckerpressen laufen heiß, die Großhändler schicken gerade ganze Wagenladungen „Blechtrommel“ usw. auf den Weg. Die meisten Käufer werden den Roman nicht durchhalten. Er ist furchtbar. Ich habe auf Seite 60 oder 70 aufgegeben.
Jetzt steht Andy Bonetti in der deutschen Literaturszene allein auf weiter Flur. Ungebeugt, aufrecht. Die deutsche Sperrholzplatte. Oder so. Wir werden es von Franz Josef Wagner erfahren. Gebt ihm ein Glasfläschchen für seine Krokodilstränen, einen Stift und seinen Schnaps.
P.S.: Tatsächlich bekomme ich wenige Stunden nach Bekanntwerden des Grass-Ablebens eine Mail von einem befreundeten Buchhändler, der für eine namhafte, bundesweit vertretene Buchhandelsgesellschaft arbeitet. Er habe die Nachricht von den Verlagen schon vor den Nachrichtenagenturen erhalten und sich gleich bei Steidl und dtv eingedeckt. Schon Minuten nach Veröffentlichung der Meldung durch die Agenturen und die Medien hätte man nichts mehr bestellen können. Der Mechanismus der deutschen Wirtschaft funktioniert einwandfrei.

1 Kommentar:

  1. Ja...ha...ha....
    Blöd, wenn man selber viel besser ist, nur keiner merkt's.

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