Samstag, 4. April 2015

Mein Mensch und ich

„Ich glaube nicht an den Teufel, aber wenn ich es täte, würde ich ihn mir als den Trainer vorstellen, der den Himmel zu Rekordleistungen hetzt.“ (Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften)
A: „Er lief durch die Dünen und über den Strand direkt ins Meer. Mutig warf er sich in die erste hohe Welle, tauchte wieder auf und schüttelte lachend den nassen Kopf. Es schien ihm Spaß zu machen. Er planschte eine ganze Weile im Wasser, dann kam er zurück an den Strand. Hier waren noch andere Menschen. Er setzte sich nicht weit von einigen jungen Frauen in den heißen Sand und fing ein Gespräch mit ihnen an. Sie lachten hell und einen Augenblick später hatte er sich zu ihnen gesetzt. Es wurde mir zu heikel und ich betätigte das elektronische Halsband. Diese Menschen sind sehr impulsiv. Du schaust einen Augenblick weg und schon haben sie einen anderen Menschen geschwängert und ich bekomme Ärger mit dessen Besitzer.“
B: „Mein Mensch ist ganz anders. Ich habe mir einen älteren Menschen genommen. Mit ihm spiele ich taktische Simulationen. Sie sind so herrlich unberechenbar. Und ihre Emotionen kann man unmöglich nachbauen. Wie sich das kleine Gesicht im Zorn verzieht, wenn sie verlieren. Manchmal lasse ich ihn aber auch gewinnen, nur um dieses fröhliche Lachen und die strahlenden Augen zu sehen. Du kannst ihnen alle mögliche Nahrungsmittel vorsetzen und ihre Reaktionen testen. Die programmierbaren Ersatzmenschen von JOYBOY, die es jetzt überall zu kaufen gibt, gefallen mir nicht. Sie brauchen nur Strom – genau wie wir.“
A: „Es gibt für den Menschenstall neues Zubehör. Sie haben bei PETMAN jetzt Werkstätten und Werkzeug im Angebot, da kannst du deinen Menschen etwas arbeiten lassen. Wenn sie etwas zu tun haben, sind sie viel zufriedener. Das Fell und die Augen glänzen.“
B: „Ganz richtig. Man muss ihnen eine Aufgabe geben. Wenn sie nur den ganzen Tag herumsitzen, werden sie fett und unglücklich.“
P.S.: Was brauchen die Maschinen, die uns eines Tages ablösen werden? Ein Gehirn, ein Sensorium und einen Fortbewegungsapparat. Sie brauchen z.B. keine Körperteile zur Nahrungsaufnahme, Nahrungsverwertung und Ausscheidung (da sie von purer Energie leben), keine Fortpflanzungsorgane, keine Atmungsorgane, keine Organe zur Entgiftung (Leber, Nieren), keine Hormone, keine Emotionen. Mithilfe von Ersatzteilen und Sicherungskopien sind sie unsterblich; sie werden ihr Gehirn ad infinitum ausbauen können. Daher ist die Vorstellung, die diesem fiktiven Dialog zu Grunde liegt, geradezu sozialromantisch und fürchterlich menschlich. Können Maschinen eines Tages darüber lachen?
Space - Magic Fly. https://www.youtube.com/watch?v=P_ukfGAd8T4

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