Montag, 16. Dezember 2024

Rückblick auf die Bundestagswahl 2025 – Feldsalat statt Feldschlacht

 

Eigentlich hätte man es wissen müssen. Schließlich war es 2021 genauso. Als der Unglücksrabe Söder aus dem Süden auftauchte, geriet die Union in Not. Was reitet diesen Mann, den Dolch im Gewande zu führen? Hat ihn der Leibhaftige ausgesandt? Merz hatte, unter dem mildtätigen Einfluss von Baldrian und Beratern, einen moderaten Ton angeschlagen, bis der Drache seine Höhle, pardon: sein Bierzelt verließ und die weißglühenden Flammen des Hasses aus seinem Schlund schlugen.

Die Zwangsveganisierung Deutschlands und das Wärmepumpenarmageddon drohe durch die Grünen, Scholz und seine Mannen wurden täglich filetiert, in dem man ihnen ihre Unfähigkeit und das Ampeldesaster öffentlich unter die Nase rieb. Söder forderte für die CSU das Wirtschaftsministerium, das Verkehrsministerium und das Finanzministerium. Bürgergeld, Atomausstieg und Wahlrechtsreform müssten rückgängig gemacht werden, dafür sollte der Soli endlich auch für Besserverdienende abgeschafft werden.

Söder schaffte es in kürzester Zeit, beide möglichen Koalitionspartner zu verschrecken, die Bevölkerung durch angedrohte Kürzungen und die schwarze Null zu verunsichern, während die Wirtschaft weiter abschmierte und überall Brücken und Schuldächer einstürzten. Es kam, wie es kommen musste. So wie die Laschet-Union im Wahljahr 2021 von 37 Prozent (Januar) auf 24 Prozent (Wahl im September) abstürzte, verlor die Merz-Union bis zur Wahl neun Prozentpunkte. In den Umfragen im Dezember 2024 lag sie noch bei 32 Prozent, bei der Wahl wurde das Laschet-Ergebnis noch unterboten: 23 Prozent.

Die anschließenden Koalitionsverhandlungen gestalteten sich recht schwierig. Die SPD landete bei 16 Prozent, die Grünen bei 13 Prozent. Die einzige Alternative war Schwarz-Rot-Grün mit insgesamt 52 Prozent – exakt so viel wie die Ampel 2021 eingefahren hatte. Mützenich, von seinen Parteifreunden kurz „Mütze“ genannt, wurde Vizekanzler und Finanzminister, Habeck wieder Wirtschaftsminister und Carsten Linnemann Verkehrsminister. 

Söder bekam in der Münchner Staatskanzlei einen Tobsuchtsanfall und verbiss sich in die Auslegeware. Er drohte öffentlich, sich an dieser Regierung nicht zu beteiligen. Aber auch ohne die CSU hatte das Regierungsbündnis eine solide Mehrheit. SPD und Grüne setzten sich am Verhandlungstisch gegen die CDU durch und so blieb in Deutschland alles beim Alten.  

P.S.: Was wurde eigentlich aus Christian Lindner? Nach der Wahlniederlage (4 Prozent) und seinem Rücktritt als Parteivorsitzender bekam er den alten Job von Merz bei BlackRock.

 

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