Blogstuff 805
„Es ist nichts so eilig, dass es nicht durch
Liegenlassen noch eiliger würde!“ (Arno Schmidt)
Ich
habe Ihnen, liebe Lesende, meinen unermesslichen Reichtum zu verdanken. Täglich
strömen Sie in die Bahnhofsbuchhandlungen und an die Kioske, um die
Druckerzeugnisse von Bonetti Media käuflich zu erwerben. Aber ich habe gelernt,
dass wir Superreichen auch etwas zum Klimawandel beitragen müssen, und übe mich
daher ab heute in Verzicht. Auch wenn es mir nicht leichtfällt. Nur noch ein
Flug mit meinem Privatflugzeug pro Woche. Die zweite Yacht wird verkauft, vom
Erlös kaufe ich tonnenweise Kukident-Haftcreme für die letzte Generation. Nur
noch einmal Fleisch pro Tag und keine Gänsestopfleber mehr. Zur Garage, in der
mein Bugatti steht, fahre ich ab jetzt mit dem Lastenfahrrad.
Die
Geschichte kennt keinen Konjunktiv. Es gibt Zukünfte, aus denen wir auswählen
können, aber es gibt nur eine Vergangenheit. Dennoch erlaube ich mir ein
Gedankenspiel: Käme Hitler heute an die Macht? Anfang der dreißiger Jahre war
Weltwirtschaftskrise, es herrschten bittere Armut, Massenarbeitslosigkeit und
Verzweiflung in Deutschland. Großindustrie und Hochfinanz mussten fürchten,
dass sich die Massen dem damals noch attraktiv erscheinenden Kommunismus
zuwenden könnten. Also unterstützten sie Hitler massiv, der sich mit seiner
Propaganda bei der Bevölkerung einschleimte. Der zerlumpte Prolet, der tumbe
Rübenbauer und der verbitterte Kleinbürger wurden zu „Herrenmenschen“ und zu
Angehörigen einer überlegenen arischen Rasse erklärt, der nichts weniger als
die Weltherrschaft gebührte. Diese leicht durchschaubare Bauchpinselei
funktionierte und Hitler stieg zum unangefochtenen Führer Deutschlands auf. Wo
wäre Hitler heute? Meine Hypothese: Er wäre ein Björn Höcke, ein Nazi, der
politisch isoliert wäre, der keinen Koalitionspartner fände und von den global
operierenden Großkonzernen und Banken nicht unterstützt würde.
„Ach,
Sie sind aus Bielefeld?“ – „Das habe ich doch schon dreimal erwähnt.“
Es
heißt, ein Glas Rotwein pro Tag würde das Risiko eines Herzinfarkts verringern.
Ich trinke zwei Flaschen Weißwein am Tag und manchmal muss ich mich regelrecht
zwingen, das Glas Rotwein hinterherzuschütten.
Warum haben
wir so schlechte Politiker? Warum will kein intelligenter Mensch diesen Job
machen? Erstens ist er schlecht bezahlt. Die wenigsten schaffen es in den
Bundestag und dort bekommt man nur 10.000 Euro im Monat. Dafür steht man im
Top-Management morgens nicht auf. Selbst Bundesminister bekommen nur 20.000
Euro brutto. Zweitens bekommen Politiker nur Zeitverträge. Wer lässt sich sein Leben
lang auf diesen Deal ein? Drittens ist man als Politiker immer in der Öffentlichkeit
und in den Medien. Bei jedem Einkauf und an jeder Tankstelle wird man erkannt.
Für die eigenen Kinder ist es ein Spießrutenlauf. Einer der Schüler auf unserem
Gymnasium war damals der Sohn eines Milliardärs. Niemand nahm von ihm Notiz,
ich habe es auch erst Jahrzehnte später erfahren.
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