Dienstag, 14. Juni 2022

Bonetti gibt mal wieder ein Interview

 

„Herr Bonetti, Sie sind eine Medienlegende. Haben Sie keine Angst, hier in diesem Biergarten von Ihren Fans erkannt zu werden?“

„Nein, um diese Uhrzeit sind hier nur junge Leute und Alkoholiker. Meine Zielgruppe sind Angestellte um die fünfzig und Frauen in den Wechseljahren.“

„In meiner Blase spielen Internet-Blogs keine Rolle mehr. Warum schreiben Sie eigentlich immer noch? Warum sind Sie nicht bei TikTok?“

„Das tue ich mir in meinem Alter nicht mehr an. Ich arbeite seit den späten Siebzigern für die Medien. Schülerzeitung, Regionalzeitung, Verlage, Zeitschriften. Schon der Blog war 2009 ein unglaublicher Sprung ins Ungewisse. Ich kenne TikTok überhaupt nicht.“

„Warum machen Sie keine Lesungen mehr? Interessiert Sie der Live-Auftritt auf der Bühne nicht?“

„Ich gebe Interviews. Dann erscheinen Artikel über meine Interviews und auf Twitter werden diese Artikel dann diskutiert. Damit erreichen Sie ein viel größeres Publikum.“

„Viele vergleichen Sie mit Oliver Welke oder Jan Böhmermann. Was sagen Sie dazu?“

„Ich sehe diese Sendungen nicht. Sie sind weit unter meiner Wahrnehmungsschwelle.“

„Günter Jauch sagt, man wüsste nie, auf welcher Metaebene Sie sich gerade bewegen, wenn man mit Ihnen spricht.“

„Günter Jauch wird überschätzt. Er ist ein Moderationsroboter, der bald durch KI ersetzt werden wird.“

„Es heißt, Sie hielten Olaf Scholz für einen Glücksfall der Politik.“

„Absolut. Er bringt Ruhe in diese aufgeregten Zeiten. Er würde in einer brennenden Jacke immer noch über kalte Progression im Steuerrecht dozieren. Er ist genau der richtige Mann zur rechten Zeit. Merkel + Pimmel. Was will man mehr.“

„Herr Bonetti, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.“

P.S.: Bis zum Ende des Gesprächs hat noch nicht einmal die Kellnerin Bonetti erkannt, obwohl er ein Dutzend Autogrammkarten auf dem Tisch aufgefächert hatte.

Die Fragen stellte Heribert Schirmmacher von der Frankfurter Neuen Presse.

 

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