„Einer alten Legende zufolge nehmen wir, wenn wir
sterben, den Traum mit uns, der zuletzt in unserem Herzen war. Und in diesem
Traum leben wir dann in alle Ewigkeit.“ (Ben Hecht: 1001 Nachmittage in New York)
Zwei
Künstler sitzen in der Trattoria Bimsmichl und trinken Bier.
Volker:
Ich habe 42 Verlage angeschrieben, bis ich bei einem kleinen Ein-Mann-Verlag in
Koblenz meinen Roman untergebracht habe.
Knut:
Das ist gar nichts. Ich war zwei Jahre auf einer Schauspielschule und danach
hatte ich eine Nebenrolle in der RTL-Nitro-Serie „Guten Zeichen, schlechte
Zeichen.“
Volker:
Es wurden nur 150 Exemplare verkauft. Die anderen 350 Exemplare wurden über
Rudi’s Reste Rampe für einen Euro verramscht.
Knut:
Die Serie wurde nach drei Folgen abgesetzt. Einen Monat später habe ich eine
Leiche in der Serie „Rosenheim Cops“ gespielt.
Volker:
Meinen zweiten Roman wollte keiner haben. Ich kann dir den Ausdruck mal geben,
falls du ihn lesen willst.
Knut:
Bei mir ging es als Synchronsprecher für die Anime-Serie „Otari Bunsen“ weiter. Lief
eine Weile auf dem Kinderkanal.
Volker:
Ich schreibe inzwischen Kurzgeschichten für ein Obdachlosenmagazin, natürlich
ohne Honorar.
Knut:
Und wovon lebst du?
Volker:
Ich bin Pizzabote. Immerhin hat man einen Werbespruch von mir auf der Homepage des
Restaurants veröffentlicht: „Was schmeckt uns immer ganz besonders lecker? Die
Calzone von Luigi, dem Pizzabäcker“. Vielleicht werde ich ja auf diese Weise
noch entdeckt. Und du?
Knut:
Ich bin Pförtner in einem Parkhaus im Wedding. Mindestlohn. Ich führe immer
meine Robert-de-Niro-Parodie auf, wenn ich angesprochen werde. „Reden Sie mit
mir? Sie reden mit mir?“ Oder ich bringe den alten Star-Wars-Spruch „Das ist
eine Falle.“
So oder so ähnlich läuft es, 99 % schlagen sich eben durch in der Schauspieler, Autor, Künstlerbranche
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