Sonntag, 23. Februar 2025

Mein Name ist Knut und ich habe Kunst

 

„Einer alten Legende zufolge nehmen wir, wenn wir sterben, den Traum mit uns, der zuletzt in unserem Herzen war. Und in diesem Traum leben wir dann in alle Ewigkeit.“ (Ben Hecht: 1001 Nachmittage in New York)

Zwei Künstler sitzen in der Trattoria Bimsmichl und trinken Bier.

Volker: Ich habe 42 Verlage angeschrieben, bis ich bei einem kleinen Ein-Mann-Verlag in Koblenz meinen Roman untergebracht habe.

Knut: Das ist gar nichts. Ich war zwei Jahre auf einer Schauspielschule und danach hatte ich eine Nebenrolle in der RTL-Nitro-Serie „Guten Zeichen, schlechte Zeichen.“

Volker: Es wurden nur 150 Exemplare verkauft. Die anderen 350 Exemplare wurden über Rudi’s Reste Rampe für einen Euro verramscht.

Knut: Die Serie wurde nach drei Folgen abgesetzt. Einen Monat später habe ich eine Leiche in der Serie „Rosenheim Cops“ gespielt.

Volker: Meinen zweiten Roman wollte keiner haben. Ich kann dir den Ausdruck mal geben, falls du ihn lesen willst.

Knut: Bei mir ging es als Synchronsprecher für die Anime-Serie „Otari Bunsen“ weiter. Lief eine Weile auf dem Kinderkanal.

Volker: Ich schreibe inzwischen Kurzgeschichten für ein Obdachlosenmagazin, natürlich ohne Honorar.

Knut: Und wovon lebst du?

Volker: Ich bin Pizzabote. Immerhin hat man einen Werbespruch von mir auf der Homepage des Restaurants veröffentlicht: „Was schmeckt uns immer ganz besonders lecker? Die Calzone von Luigi, dem Pizzabäcker“. Vielleicht werde ich ja auf diese Weise noch entdeckt. Und du?

Knut: Ich bin Pförtner in einem Parkhaus im Wedding. Mindestlohn. Ich führe immer meine Robert-de-Niro-Parodie auf, wenn ich angesprochen werde. „Reden Sie mit mir? Sie reden mit mir?“ Oder ich bringe den alten Star-Wars-Spruch „Das ist eine Falle.“

1 Kommentar:

  1. So oder so ähnlich läuft es, 99 % schlagen sich eben durch in der Schauspieler, Autor, Künstlerbranche

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