Montag, 3. Februar 2025

Die Wahl der Qual

 

Seit 1998, dem Ende der Ära Kohl, ist die SPD, mit Ausnahme 2009-2013, in der Regierung. Was waren ihre Leistungen? Hartz-Gesetzgebung, Senkung des Spitzensteuersatzes von 53 auf 42 Prozent, Rentenalter auf 67 erhöht, Bankenrettung, Griechenlandrettung, Masseneinwanderung, Wärmepumpe, Staatsverschuldung. Einen Teil mit den Grünen, einen Teil mit der CDU/CSU. Was soll man wählen? AfD, FDP, BSW und Linke kommen auch nicht in Frage, die Dönerpartei wurde nicht zugelassen und die Bierpartei gibt es nur in Österreich. Ich wohne hundert Meter vom Wahllokal entfernt und weiß noch nicht, ob ich mir diesen schweren Gang überhaupt antun soll.

Aber jetzt naht die Rettung: Die Dr. Ansay Partei. „Große Probleme einfach lösen! Der revolutionäre Tech-Unternehmer & Bürgerrechtler Dr. jur Can Ansay setzt seine Vision als Volksheld und Top-Unternehmer nun auch als Partei für´s Volk um: Die Dr. Ansay Partei ist radikal, aber nicht links oder rechts, sondern geradeaus zu mehr Wohlstand für alle nach der Dr. Ansay Formel, also dem besten Aufwand-/Nutzen-Verhältnis“. Volksheld, radikal, Wohlstand für alle – das ist doch meine Welt.

Eine kurze Recherche zu Dr. Ansay ergibt folgendes Bild: Über seine Mutter, Ärztin von Beruf, konnte man sich für 14 Euro online eine Krankschreibung ohne Untersuchung besorgen. Während Corona wurden auf diesem Wege auch Bescheinigungen über negative Testergebnisse verschickt. Seiner Mutter wurde daraufhin die Approbation entzogen. Jetzt „verschreibt“ er Cannabis online (White Widow: 3,36/gr – Nimm das, Görli!). Die Nummer mit der AU-Bescheinigung scheint immer noch zu laufen: „Trifft eines der folgenden Kriterien auf Dich zu? (…) Du hast seit dem 1. Januar für diese Art der Erkrankung über unsere Webseite bereit 4-mal einen AU-Schein erhalten.“ Eine Krankmeldung pro Woche. Das geht? Danke, Dr. Ansay!

Auch nicht schlecht: „Die Sonstigen“. Aus dem Programm: „Was wollen wir?
Wir wollen eine echte Bedrohung für die mächtigen Verbindungen zwischen Militär und Wirtschaft, zwischen Kapital und Staat sein.“ That’s the shit I’m talking about. „Wir wollen nicht ins Zentrum der Macht. Stattdessen wollen wir die bestehende Ordnung von den Rändern her verändern – aus der Perspektive der Schwachen und Ausgegrenzten. Wir wollen die deutsche Normalität durch Vielfalt ersetzen.“ Wie jetzt? Alle Macht den Machtlosen? Machtlos zur Ohnmacht? Deutsche Normalität? Hier ist schon längst nichts mehr normal. Aber eins steht fest: Schwächlinge werden ausgegrenzt. 

Was haben wir noch auf der Liste? „Die LIEBE“. Wer könnte gegen diese Partei sein? Natürlich ist das Hauptquartier in Paris, der Stadt der Liebe. Vorsitzender ist ein ehemaliger russischer Bürgermeister. Wollt ihr mich verarschen?

„Cannabis Social Club“. Ihr kommt für mich zwölf Jahre zu spät. Die Umschulung von Kiffer auf Trinker war hart genug.

Warum fordert eigentlich niemand die Zwanzig-Stunden-Woche und ein Renteneintrittsalter von fünfzig Jahren?

 

17 Kommentare:

  1. Na warum wohl? Rente ab 40 ist ja für viele schon Realität, sofern man alles außer Vollzeitjob als Rente meint. Wer geht denn heutzutage noch Vollzeit arbeiten, ich bitte dich Andy!

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    1. Da kenne ich einige. Ich kann mir so ein Leben nicht vorstellen.

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  2. Diese Forderungen hab ich schon vor Jahren, nämlich nach Abschluss einer grandiosen halbjährigen Sauftour zu meinem 50sten, aufgestellt. Und als freischaffender Künstler ist es mir seither auch immer recht gut gelungen, sie für mich umzusetzen. Ich verkaufe Parasitismus als Systemrelevanz und kann bequem davon leben. Es ist eigentlich ganz einfach: Wenn erst alle Menschen Künstler sind, dann wird unsere Welt ein besserer Ort sein - prost!

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    1. Schwerter zu Zapfhähnen. Ich heiße Andy und ich habe Kunst.

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    2. Das ist nicht so schlimm, wie es sich anhört. Kunst ist zwar bis heute nicht heilbar, aber man kann mit ihr, eine achtsame Lebensführung vorausgesetzt, sehr alt werden. Man sollte lediglich jede Art geistiger und körperlicher Anstrengung konsequent meiden und Valium nicht vor dem Mittag sowie regelmäßig Alkohol (Bier ist kein Alkohol!) spätestens nach dem zweiten Frühstück zu sich nehmen. Gelegentliche Spaziergänge sind durchaus erlaubt, aber sie sollten nicht weiter führen als bis zum nächsten Späti.

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    3. Als würde ich in einen Spiegel schauen <3

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    4. Das tu ich inzwischen nur noch sehr selten, und niemals nüchtern. Ich denke, von der hohen Kunst des (sich) Sich-Selbst-Schönsaufens muss ich dir nichts erzählen.

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    5. Ich kenne den Typ gar nicht, den ich einmal pro Woche rasieren muss.

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    6. Hauptsache, er hält schön still und redet nicht so viel.

      PS. Einmal pro Woche? Ich sehe, du bist mir voraus. Ich bin immer noch bei einmal alle fünf Tage. Höchste Zeit, meinen häuslichen Selbstpflegedienst zu entschleunigen!

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    7. Je seltener man sich rasiert, umso langsamer wachsen die Stoppeln. Bilde ich mir jedenfalls ein.

      Regelmäßiges Duschen kann man mit Axe substituieren. Listerine-Spülung statt Zähneputzen. Könnte ja stundenlang so weitermachen ...

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    8. Tu's nicht, gönn dir eine Pause. Nicht vergessen: Der Gott, der Eisen wachsen ließ, ließ auch das Korn wachsen, die Flinte hineinzuwerfen!

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  3. ....da gibt es auch eine "Lebensverlängerungspartei".....letztens Wahlwerbung im Radio.....hab vergessen, wie die genau heissen

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    1. Das ist unverantwortlich. Denk nur mal an die Rentenkasse und den hohen staatlichen Zuschuss in dreistelliger Milliardenhöhe. "Arbeitszeitverlängerungspartei" - das wär's doch. Erst nach 100.000 Stunden Arbeitszeit bekommt man Rente. Meine Meinung!

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    2. Rente? Dieses altmodische, kommunistische Konzept lässt der Sauerländer aus dem Duden streichen.

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    3. Du meinst bestimmt die Partei für Verjüngungsforschung.

      Verjüngungsforschung ist rausgeschmissenes Geld. Besser ist, mit Koks und ner achtzehnjährigen ins Hotelbett gehen.

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    4. Warum nicht eine Sofortrente ab 25, die in Koks ausgezahlt wird? Who wants to live forever?

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  4. Warum sollte man von Kiffen auf Trinken umschulen ? Wäre es nicht besser, vom Trinken zum Kiffen umzuschulen?

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