„Mein Geist ist von allen Sorgen frei, und ich habe
mir eine ruhige Muße verschafft.“ (Descartes)
Es ist
ganz einfach. Zunächst muss man einige wesentliche Punkte beachten, die wichtigsten
sieben zähle ich hier auf. Die meisten Menschen sind unglücklich, weil sie
nicht das Leben führen, das sie gerne hätten.
·
Erwartungen erfüllen. Angeblich ist unsere
Existenz eine To-do-Liste, deren Punkte wir abhaken müssen: Beruf, Familie,
Auto, Haus, Hobbies, Karriere (Beförderungen, Anerkennung), Urlaubsreisen, fettes
Bankkonto. Falsch. Ich habe nichts davon. Ich habe noch nicht mal eine
To-do-Liste.
·
Ziele erreichen. Vorhaben verwirklichen, dann neue Vorhaben in
Angriff nehmen. Falsch. Wer ein Ziel erst erreichen muss, ist noch nicht da.
Wer da ist, muss nichts erreichen. Ich habe keinen Ehrgeiz und keine
Ambitionen. Das, was ich habe, reicht mir. Wasser kommt aus der Leitung, Wein
trinke ich aus der Flasche. Essen nehme ich an der Wohnungstür entgegen oder aus
der Mikrowelle, der Supermarkt ist nur hundert Meter entfernt.
·
Selbstoptimierung. Falsch. Braucht kein Mensch. Ich lebe nach
dem Lustprinzip. Überflüssige Bewegung, im Extremfall Sport, vermeide ich
grundsätzlich. Machen Sie einfach das, worauf sie gerade Lust haben. Wer sollte
Sie daran hindern? Wie viele Menschen machen jeden Scheiß mit, nur um anderen
zu gefallen? Was für eine Zeitverschwendung.
·
Netzwerke / Kontakte pflegen. Falsch. Ich habe in den
letzten zehn Jahren einige Freundschaften beendet, die toxisch geworden waren.
Leute, die mich nur runtergezogen, manipuliert oder ausgenutzt haben, die mir irgendwann
nur noch mit Überheblichkeit und Aggressivität begegnet sind. Ich habe aktuell fünf
Freunde, drei Männer und zwei Frauen, mit denen ich offen über alles reden
kann, ohne gute Ratschläge oder Gehässigkeiten zu provozieren. Sie nehmen mich
so, wie ich bin. Am Freitag habe ich fünf Stunden mit einer Freundin
geplaudert, Samstag und Sonntag war ich zuhause. Ich bin gerne allein. Dann
habe ich meine Ruhe. Kommunikation ist nur ein Baustein des Lebens, nicht der
Kern. Eine interessante Beobachtung am Rand: Es sind genau diese fünf Menschen,
die ich zur Begrüßung oder zum Abschied umarme. Die Leute, zu denen ich den Kontakt
abgebrochen habe, habe ich noch nie umarmt und sie mich auch nicht.
·
Zukunft / Planung. Braucht kein Mensch. Auch falsch. In den Tag hineinleben,
sich ins Bett legen, wann immer man möchte, aktiv sein, wenn einem danach ist. Keine
Ahnung was ich morgen oder nächstes Jahr mache. Wenn ich jetzt etwas plane,
habe ich vielleicht gar keine Lust drauf, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Uhr
und Kalender sind Instrumente der Selbstversklavung und der Fremdbestimmung. Keine
Termine = kein Zeitdruck.
·
Besitz. Wer seine Bedürfnisse auf das notwendige Minimum
reduziert, hat alles, was er braucht, und ist immer zufrieden. Ich komme mit
zwei Jeans und zwei Paar Schuhen sehr gut zurecht. Alle zehn T-Shirts sind
schwarz, meine beiden Sweat-Shirts sind grau, dazu kommen ein Hoodie, eine
Winter- und eine Sommerjacke. Die Möbel, die ich bei meinem Einzug 1992 gekauft
habe, sind noch alle da. Nichts ist dazugekommen, nichts ist weg. Mein ganzes
Leben findet in einem Zimmer statt, das dreißig Quadratmeter groß ist. Das
diszipliniert und hält nutzloses Zeug fern.
·
Eitelkeit. Wozu fotografieren Menschen sich selbst, ihr Essen
und ihren Urlaubsort? Wer sieht sich diesen Mist an? Ich war früher von San
Francisco bis Tokio, von Sao Paulo bis St. Petersburg weltweit unterwegs und
habe kein einziges Foto davon. Ich sehe mich gelegentlich im Badezimmerspiegel,
wenn ich mich einmal die Woche rasiere. Ein belangloses Allerweltsgesicht. Ich betrachte
es nur kurz und vergesse es gleich wieder. Wieso nehmen sich die Leute so
wichtig? Sie sind es nicht.
·
Emotionen. Wut und Angst sind Energieverschwendung. Gelassenheit
und Gleichgültigkeit helfen mir durch den Tag. Schon als Kind habe ich vom
großen Stoiker Alfred E. Neumann gelernt: Na und? Später habe ich es zu „Scheiß
doch die Wand an“ verfeinert. Bevor ich mich aufrege, ist es mir lieber egal.
Das bedeutet nicht Apathie, nicht Abwesenheit von jeglichen Gefühlen. Es gibt positive
Emotionen wie Mitgefühl, Liebe und selbst Trauer. Ein weinendes Kleinkind in
meiner Straße berührt mich, die Feuersbrunst in Los Angeles lässt mich völlig
kalt. Ich entscheide, was ich an mich heranlasse.
·
Vertrauen. Auch von Trump kann man etwas lernen. Er agiert
wie ein Zauberer, er lenkt unsere Aufmerksamkeit mit seinem sinnlosen Gefasel
vom eigentlichen Geschehen ab. Man kann weder seinen eigenen Augen trauen noch
sich selbst. Das war übrigens Punkt 9.
Fazit:
Erfolg ist nur was für Versager, der Connaisseur bevorzugt Dekadenz.
P.S.:
Ich weiß, ich weiß. Als ich die zehn Gebote geschrieben habe, habe ich mich
kürzer gefasst. Das Alter macht mich geschwätzig …
Es wäre besser, wenn Wein aus der Leitung kommen würde ;)
AntwortenLöschenDen Vorschlag habe ich schon vor Jahren gemacht. Dann würde ich das Haus gar nicht mehr verlassen.
LöschenSehen Sie sich als Messias und haben Sie heute bereits Ihre Hosentaschen zweimal umgekrempelt, auf der Suche nach Brot und Fischen für die Leserschaft?
AntwortenLöschenHat Heinz Pralinski das frühere Amüsierblögchen Kiezschreiber zu einem Machtmittel der Pralinskischen KI verwandelt?
Wirft Bonetti nach Unterzeichnung der Kommentarschreiber-Verbannungsurteile seine goldenen Füllfederhalter als limiterte Edition unter das zitternde Restkommentariat?
Kostenlose Zusatzfrage (alle anderen waren eh umsonst):
Müssen sich Kommentarschreiber demnächst Drogentests unterziehen, bevor der Button "VERÖFFENTLICHEN" freigegeben wird?
Es sind die anderen, die mich als Messias sehen. Und Fischbrötchen gibt's an den Landungsbrücken.
LöschenIch habe mir für meine Bahncard-Bonuspunkte "101 Essays, die dein Leben verändern werden" schicken lassen und amüsiere mich köstlich. Ich lese ja eigentlich keine Ratgeberliteratur, aber da stehen echt tolle Sachen drin. Man müsse zum Beispiel eine Aufgabe haben oder in einer sinnvollen Beschäftigung sein Glück finden. Da dachte ich mir: Das kann ich auch!
Dich wird auf jeden Fall der Blitz beim Scheißen treffen :o)
Ja. Wer ohne Drogen erwischt wird, fliegt hier definitiv raus.
Kann man nicht ein Bett im Zimmer vermieten, damit etwas Geld reinkommt?
AntwortenLöschenWer hier regelmäßig mitliest, weiß, dass ich gerade geerbt habe. Daher das sorgenfreie Leben voller Muße ;o)
LöschenSinnloses Gefasel können z.B. das Annalenchen und Bob Schwammkopf auch ganz gut. Aber der Donnie und sein Sidekick Elon haben definitiv mehr Rhythmus im Blut. #tanzdenadolfhitler
AntwortenLöschenDie drehen einfach das größere Rad: Grönland, Kanada, Panamakanal. Warum fordert bei uns keiner, dass Schlesien das 17. Bundesland werden soll? Oder Reparationszahlungen von den Amis und den Engländern wegen der Sachschäden durch die Bombardierungen?
LöschenIch fordere, dass Schlesien das 17. Bundesland werden soll.
LöschenNeapel ist unser und Malle wird unser.
Österreich kann beitreten , aber es ist dann auch das letzte Mal.
PS.: Wie fandest Du die Olle von the Donald ? Voll die MILF, oder ?
Die Forderung nach Schlesien brächte unnützen Ärger mit Polen. Sinnvoll wäre die Forderung, den Oblast Kaliningrad als 17. Bundesland zu etablieren. Wenn Rußland, mit Trumps Hilfe, endgültig platt ist.
LöschenNicht mein Typ. Wie kann man es mit dieser Arschkrampe auch nur eine Minute aushalten ("Grab them by the pussy")?
LöschenDa darf Frau nicht zimperlich sein.
LöschenSchliesslich ist die Ferres auch mit Maschmeyer zusammen.
@ Lutz
LöschenKaliningrad? Hast du die Kosten der deutschen Einheit vergessen? Das wäre ein teurer Spaß. Westpolen ist auf EU-Kosten komplett saniert worden.
Ich finde es kleinlich, wenn man bei Fragen der Größe der Nation mit den Kosten argumentiert. Deutschland ist ein reiches Land, Geld ist doch genug da; die Einheit ist weitgehend bezahlt. Man muß die Chancen im Auge behalten. Dtld. sucht z. B. immer noch vergeblich einen Standort für ein Atommüll-Endlager. Östlich von Insterburg passen die geologischen Verhältnisse.
LöschenKann man da auch Söder und Weidel endlagern?
LöschenIst das Bett auch noch von 1992?
AntwortenLöschenJa. War damals auch teuer genug. Massivholz, selbst zusammengebaut. Nur eine Zeichnung ohne weitere Erklärungen. Dagegen sind Ikea-Anleitungen geradezu episch.
LöschenAber natürlich habe ich x-mal die Matratze gewechselt.
Wg. Dekadenz: Empfehle gelegentlich wieder Walter Serner zu lesen
AntwortenLöschenKenne ich nicht. Welches Buch empfiehlst du?
LöschenLetzte Lockerung
LöschenNa ja...
AntwortenLöschenDicke Bude braucht keiner
Aber genügend Platz für eine Küche und Gäste schon
Und eine Werkstatt, oder sagen wir Atelier
Möbel bauen, ein Auto reparieren, oder gar Kunst
Selbstoptimierung ist Ansichtssache
Möchte keinen Ranzen durch die Gegend schieben
Man kann es auch Eitelkeit nennen
Selber kochen hilft da auch, siehe oben
Drugs sind mittlerweile zu anstrengend, oft reicht ein Bier am Tag
Ficken ?
Auch anstrengend, also die Weiblichkeit,
und auch mal teuer, aber ganz ohne auch langweilig
Die Welt bereisen?
Aber nach Bamberg ein Schlenkerla trinken muß drin sein
Also ganz ohne manche, Annehmlichkeiten ist das falsche Wort,
sagen wir Aufwände, ist das Leben auch nix
Mein Schreibtisch ist mein Atelier, die Tastatur mein Handwerkszeug. Da brauche ich nicht viel Platz. Und wozu kochen, wenn ich in der Berliner Innenstadt wohne? Ich weiß gar nicht, wie viele Restaurants ich im Umkreis von 500 Metern habe und dazu über 1000 Lieferdienste. Versuch in Franken mal, nepalesische Momos zu bekommen.
LöschenIch wollte noch schreiben, wo du überall fränkisches Bier und Schäufele in Berlin bekommst, aber die ganzen Restaurants und Läden sind dicht! Michl's, Friedrichs Wirtschaft, Nürnberger Wirtshaus - selbst der geile kleine Laden Hopfen & Malz im Wedding. Alles weg! Ist das eine Verschwörung oder wird jetzt die ganze Welt verrückt? Aber wenigstens tschechisches Bier vom Fass ist noch genügend vorhanden ...
Für's Schäufela werden mittlerweile geheime Tipps rumgereicht. In diesem Sommer werden ich mal diesem Tip folgen: Maisel's Einkehr, am Fähranleger Kladow.
LöschenAuch für erstklassiges fränkisches Bier gibt es noch Bezugsquellen, die werde ich aber nicht öffentlich nennen, denn die Ware ist knapp.
Für Rauchbierfans: Schlenkerla gibt's Schillerstraße 103 (Charlottenburg)
Ausgerechnet das Rauchbier von Schlenkerla (habe es selbst vor Ort in Bamberg verkostet) schmeckt mir nicht. Meine Favoriten sind: Held Bräu aus Oberailsfeld (Helles) und Beck'n Bier aus Büchenbach (Dunkles).
LöschenHab den Laden in Charlottenburg mal online gecheckt. Außer Mahr's (wo ich früher immer gerne war) hat mich nix vom Hocker gehauen. Hast du noch einen Tipp für fränkisches Fassbier in Berlin?
LöschenAnsonsten empfehle ich tschechisches Tankbier, gibt's an diversen Orten.
Das Schlenkerla schmeckt in der Tat eine halbe Halbe lang überhaupt nicht
AntwortenLöschenDann passiert es, und man möchte mehr
Sofort gehen
Mein Bier shangri la liegt zwischen Rattelsdorf und Zapfendorf, 10 Km von Bamberg entfernt
Der Brauerreigasthof Schwanen Ebing Rattelsdorf neben Zapfendorf
Das heißt tatsächlich so
Innen alles schwarz, also das alte Holz
Man sitzt auf ausgedienten Kirchenbänken, auch schwarz
Es gibt nur eine Sorte Bier, tiefschwarz und stark
Unglaublich schön
Klingt gut. Vielleicht komme ich noch einmal im Leben nach Franken ...
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