Mittwoch, 15. Oktober 2025

Rente mit 70

 

Wäre ich ein Politiker, würde ich schreiben: Unser Rentensystem steht vor großen Herausforderungen. Ein paar Gedanken.

2024 lag das Durchschnittsalter bei Renteneintritt bei 64,7 Jahren. Runden wir mal auf 65 auf und gehen von einer stabilen Entwicklung aus, dann geht in diesem Jahr der Geburtsjahrgang 1960 in Rente. Die Jahrgänge in den sechziger Jahren, bis zum Pillenknick am Ende der Dekade, sind die geburtenstärksten in der deutschen Geschichte. Die Jahrgänge der Generation Z, die die Boomer auf dem Arbeitsmarkt ersetzen soll, sind nur halb so stark besetzt. Zwei gehen, einer kommt. Wir werden also eine Rentnerschwemme und zugleich eine Steigerung des jetzt schon existenten Fachkräftemangels erleben.

Wenn die Boomer in Rente gehen, fliegt uns der Sozialstaat und der Bundeshaushalt um die Ohren, weil wir die Rente nicht mehr finanzieren können. Die Anpassung der Rente an die Lohnentwicklung muss also gestrichen werden, es sollten nur noch Nullrunden folgen wie beim Bürgergeld. Hohe Renten sollten besteuert werden. Aber ich höre schon die alte Leier von der Generation, die das Land nach dem Krieg wieder aufgebaut hat. Nehmen wir eine zwanzigjährige Trümmerfrau und das Jahr 1945. Dann ist sie 1925 geboren und wäre jetzt hundert Jahre alt. Die dreißigjährige Trümmerfrau hundertzehn usw.

Der eingangs erwähnte Jahrgang 1960 ist hauptsächlich zwischen 1980 und 1985 ins Berufsleben eingestiegen und hat dann jahrzehntelang gut verdient. Darüber reden die Politiker aber nicht, weil ein Viertel aller Deutschen und ein Drittel aller Wahlberechtigten (2025 exakt 33,0 Prozent) Rentner sind. Nur 13 Prozent der Wahlberechtigten sind zwischen 18 und 29. Also verschließt man in Berlin tapfer die Augen vor den Tatsachen.  

Den jungen Leuten scheint das alles egal zu sein und da haben sie auch recht. Die Rente ist weit weg und politisch sind sie ohnehin machtlos. Wer weiß, wie die Welt aussieht, wenn sie ins Rentenalter kommen? Langfristig wird, steigende Lebenserwartung und weiterhin nur 1,3 Kinder pro Frau vorausgesetzt, die Rente mit 70 kommen.

Wohl dem, der ein bisschen was zur Seite legen kann, um mit 60 zu kündigen und die zehn Jahre bis zum Renteneintritt überbrücken kann. Oder die Angehörigen der GenZ, Generation Alpha usw. werden gleich Beamte oder Selbständige und entgehen so dem Moloch Rentenkasse. Die wenigen, die weit in die Zukunft denken können, erfreuen sich am Gedanken, dass Boomer wie ich bis dahin sowieso längst tot sind.  

 

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