Donnerstag, 30. Oktober 2025

Die Macht der Gewöhnlichkeit

 

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Was hat eigentlich die CSU falsch gemacht, dass die Freien Wähler in Bayern bei zehn Prozent und in der Landesregierung sind? In keinem Bundesland ist das der Fall. Ich kenne die Freien Wähler aus meiner Zeit, in der ich in einem Hunsrückdorf gelebt habe. Dort haben sie ihre Berechtigung, weil es die Leute aus dem Dorf sind, die wissen, was das Dorf braucht – ohne weltanschauliche Debatten und Parteiquark. Schon auf Länderebene haben sie ihren Sinn verloren. Nirgendwo in Deutschland spielen sie eine Rolle, nur in Bayern. Aber Döner-Söder merkt nix. Fressporno und Bierzelt. Reicht auch. FJS würde sich im Grab umdrehen.

Im Café. Am Nachbartisch zwei Ü60-Frauen mit „modischem“ Kurzhaarschnitt. Beide glotzen schweigend auf ihr Handy wie Teenager. Warum haben sie sich hier getroffen?

Schlager übertreiben immer: Roland Kaisers „Sieben Fässer Wein“. Er hat sieben Gläser getrunken, nicht mehr. Oder Münchner Freiheit: „Und ich halt dich fest, bis wir uns wieder sehen“. Wie soll das funktionieren? Wenn der Sänger sie festhält, gibt es kein Wiedersehen. Dazu muss die Frau wenigstens mal auf dem Klo gewesen sein.

Mache ich mir die Gedanken oder rauschen sie von allein durch meinen Schädel? Erinnerungen, Assoziationen, Erkenntnisse.

Wie bei einem Planeten war sein Körper in der Mitte am breitesten.

Extremistische Parteien funktionieren nach dem Sündenbockprinzip. Für die Linken sind die Milliardäre an der Armut schuld, für die Rechten sind die Ausländer an der Kriminalität und der Arbeitslosigkeit schuld. Da kann ich nur sagen: An der Dummheit sind die Dummen schuld.

In meiner Kindheit gab es in unserer Kleinstadt keine Türken, Araber oder Afrikaner. Eine Handvoll Italiener und Jugoslawen, die sich äußerlich nicht von uns Einheimischen unterschieden – das war alles. Bis auf zwei Ausnahmen. Eine Inderin im Sari, die ich im Supermarkt immer angestaunt habe; später war ich mit ihrer Tochter befreundet und Gast in ihrem Haus. Und ein Kind, das in unserem Viertel nur der „Zigeunerjunge“ genannt wurden, von manchen Leuten sogar „Zigeunerbastard“. Er wuchs etwa hundert Meter Luftlinie von mir entfernt auf, war dunkelhäutig, kleinwüchsig, rotzfrech, hyperaktiv und passte rein äußerlich nicht zu seinen Eltern und zu seinen Schwestern. Da jeden Sommer Zigeuner für ein bis zwei Monate am Rand unseres Viertels lagerten und der Junge im April auf die Welt kam, reimten sich die Einheimischen die Geschichte zusammen, seine Mutter hätte im Sommer 1965 mit Zigeunern gevögelt. In einer Kleinstadt ist nicht viel los, solche Erzählungen greifen schnell um sich. Was der Junge wohl heute macht?

INSA-Politiker-Ranking: An die Spitze Pistorius vor Söder und Wüst, am Ende auf dem 20. und letzten Platz Spahn, Vorletzter ist Kanzler Merz.

Neu: armenisches Kartoffeleis. Nur echt mit gefärbten Hirsestreuseln.

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