Neulich
habe ich zum ersten Mal „Oppenheimer“ gesehen. Inklusive Werbung dreieinhalb
Stunden, ein wahrlich abendfüllender Film. Der erste Atombombentest fand am 16.
Juli 1945 in White Sands statt, einer schneeweißen Wüste in New Mexico. 1993
habe ich den Ort, inzwischen zum Nationalpark hochgestuft, bei meiner ersten
Amerika-Reise besucht.
Ich
habe etwas Sand in einer leeren Wasserflasche mitgenommen und später zuhause in
eine der kleinen Coca-Cola-Glasflaschen umgefüllt und in mein Bücherregal
gestellt. Ich nannte das Kunstwerk „White Coke“, zehn Jahre später, 2003 auf
einer Hochzeit in einem Schlösschen kurz hinter Potsdam, habe ich zum letzten
Mal in meinem Leben Kokain genommen.
Damals,
vor über dreißig Jahren, hatte ich ein paar Freunde in Ost-Berlin, waschechte
DDR-Bürger, die in exotischen Ortsteilen wie Lichtenberg wohnten und mit mir
durch ihren Teil der Stadt zogen, in der es damals noch russische Kneipen gab,
in denen man Sto Gramm (0,1 l) Wodka als Gedeck mit Speck, Gurke und
Schwarzbrot bekam.
Einer
von ihnen war Wissenschaftler, der an der Universität Leningrad im Bereich
Elementarteilchen- und Kernphysik promoviert hatte. Ich gab ihm eine weitere
Probe und bat ihn, sie in seinem Labor auf Radioaktivität zu testen. Der Sand
war harmlos, ansonsten hätte man wohl kaum Besucher in die Wüste gelassen.
Noch
heute wird der Park ein- bis zweimal pro Woche geschlossen, wenn das
U.S.-Militär im White Sands Missile Range Raketentests durchführt. Der Physiker
ging kurze Zeit später zur Frankfurter Filiale einer amerikanischen
Unternehmensberatung, wo er für viel Geld deutschen Konzernen zu höherer
Effizienz und größeren Profiten verhalf. Ich habe ihn nie wieder gesehen.
Lichtenberg exotisch? Ich muss doch sehr bitten! Warnse schon mal in Lichtenrade? Oder, Gott behüte, in Lichterfelde-Süd?
AntwortenLöschenNach dem Mauerfall, ich wohnte damals noch in Kreuzberg, war Lichtenberg so exotisch wie Warschau.
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