Donnerstag, 15. Februar 2024

Der fliegende Blogger – Teil 3

 

Bonetti betrat eine Bar. Trotz der frühen Stunde waren schon einige Gäste am Tresen und an den Tischen. Praktisch jeder von ihnen rauchte eine Zigarette. Und das in Amerika, der Heimat des Rauchverbots. Die Männer trugen Anzüge und Hut, die Frauen bunte Kleider. Bonetti setzte sich an einen Tisch am Fenster.

Die Kellnerin mit hochtoupiertem Haar und weißer Schürze kam zu ihm. Bonetti fragte sie: „Hat hier eigentlich keiner ein Handy?“

„Ein Handy? Was soll das sein?“

„Ein Smartphone. Wie informieren Sie sich denn?“

Sie zeigte stumm auf einen riesigen altmodischen Radiokasten.

„Und wie telefonieren Sie?“

Sie zeigte auf einen Münztelefon, das an einer Wand hing.

„Was möchten Sie trinken?“ fragte sie ihn.

„Einen Sex on the beach.“

“Was?”

„Einen Sex on the beach“, wiederholte Bonetti etwas lauter.

„Wie können Sie es wagen, mich so zu beleidigen. Verlassen Sie sofort das Lokal oder ich hole die Polizei.“

Bonetti war völlig verwirrt. Er erhob sich und ging zum Ausgang. „Perverses Schwein“, rief ein Gast ihm hinterher. „Dreckiger Kommunist“ ein anderer.

Bonetti ging ein paar Straßen weiter und betrat die nächste Bar. Er bestellte sich einen Kaffee. Auch hier wurde gequalmt, als gäbe es kein Morgen mehr. Das Radio lief und er hörte die Nachrichten. Es musste eine Retro-Sendung sein, denn der Sprecher berichtete vom Korea-Krieg. Dem Ehepaar Rosenberg drohte wegen des Verrats des Atomgeheimnisses an die Sowjetunion die Todesstrafe.

Danach gab es einen Ausschnitt aus einer Rede von Präsident Truman. Er verkündete das Ende des Kriegszustands mit Deutschland. In Berlin wurde zur Erinnerung an die amerikanische Hilfe das Luftbrückendenkmal eingeweiht. Im Anschluss spielte die Big Band von Johnny Goodman Swing.

Der Kaffee kostete nur fünf Cent. Diesmal ließ er sich das Wechselgeld herausgeben und gab der Kellnerin fünf Cent Trinkgeld, was sie augenblicklich zum Strahlen brachte. Bonetti spazierte weiter durch die Stadt.

Er schaute auf sein Handy. Immer noch kein einziger Balken. Kein Internet, kein Kontakt. Er beschloss, zum Hafen zu gehen und zu seinem Schiff zurückzukehren. Zum Abschied spendierte ihm der Verkäufer noch einen Hotdog.

Fortsetzung folgt

4 Kommentare:

  1. Ich freue mich auf den vierten Teil.

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  2. Jetzt nimmt es Fahrt auf. Bin gespannt. Fortsetzung folgt ist ein hübsches Liedchen von BAP....Bekomme ich die Hefte auch am Wasserhäuschen????

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    1. In jeder gut sortierten Bahnhofsbuchhandlung. Wie alle Bonetti-Produkte ;o)

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