Wir
lügen alle. Meistens sind es harmlose Lügen. Die schönste Lüge ist das
Kompliment. Ich kenne jemanden, der notorisch lügt und ganze Lügengebäude
errichten kann.
Diese
Person hat bis vor einigen Jahren an der Uni Mainz studiert. Sie ist dreimal
durch dieselbe Klausur gerasselt. Das bedeutet Zwangsexmatrikulation, auf gut
deutsch: Sie ist von der Uni geflogen. Kommt in den besten Familien vor. Sie
hat aber noch ein halbes Jahr so getan, als würde sie studieren. Hat uns, ohne
rot zu werden, von ihren Seminaren und Vorlesungen berichtet, von bestandenen
Klausuren und dem Studentenleben. Sie ging morgens aus dem Haus, winkte ihrer
Mutter fröhlich zu und fuhr davon. Wohin weiß keiner. Die Sache flog auf, als
sie zum Arzt musste. Wer nicht mehr an der Uni gemeldet ist, hat auch keine
Krankenversicherung mehr. Also hat sie die Charade zähneknirschend beichten
müssen.
Darüber
kann man noch schmunzeln, obwohl ihre Familie natürlich sehr wütend war.
Weniger lustig ist folgende Lüge. Sie war Besitzerin eines Hundes, der sie
angeblich mehrfach gebissen hat. Sie hat ihn einschläfern lassen. Erfahrene
Hundebesitzer wissen, dass Hunde manchmal nach einem Menschen oder einem
anderen Hund schnappen. Das Schnappen ist eine letzte Warnung. Komm mir nicht
zu nahe. Lass mich in Frieden. Hunde schnappen auch, wenn sie im Stress sind
oder Schmerzen haben. Es ist die gelbe Karte der Hundesprache. Das ist, wie
Bellen oder Schwanzwedeln, Teil ihrer Kommunikation.
Der
Hund, um den es hier geht, hatte ein Kampfgewicht von dreißig bis vierzig Kilo,
einen Schädel wie ein Medizinball und ein furchterregendes Gebiss. Hätte er
wirklich zugebissen, z.B. in den Unterarm oder die Hand, hätte besagte Person
danach in die Notaufnahme gemusst. Ärztliche Behandlung, Tetanusspritze,
Verband oder Gips, Schmerzmittel, Krankschreibung usw. Solche Bisswunden
hinterlassen Narben, die man ein Leben lang hat. Sie war aber nie im
Krankenhaus und hat auch keine Narben. Der Hund hat sie nicht gebissen, er hat
nach ihr geschnappt.
Wenn
sie den Hund nicht mehr haben will, hätte sie ihn auch ins Tierheim bringen
können. Ein Freund von mir hat sich mal einen Hund aus dem Heim geholt, der in
der Wohnung einer heroinabhängigen Frau gelebt hat. Der war völlig durch den
Wind. Ein halbes Jahr später und nach intensivem Training war er wieder ganz
normal. Man muss den vierbeinigen Schutzbefohlenen nicht umbringen, Hunde sind
lernfähig. Der arme Kerl war erst drei Jahre alt und hatte sein Hundeleben noch
vor sich. Vielleicht hat es ihr aber auch einfach nur Spaß gemacht, einem Tier
bei Sterben zuzusehen. Zwei Wochen später hat sie sich einen Welpen gekauft.
Ich
habe den Kontakt zu dieser Hundemörderin inzwischen abgebrochen. Solche Leute
sind für mich der Abschaum der Menschheit. Da helfen auch die ganzen Dior-,
Yves Saint Laurent- und Louis Vuitton-Handtaschen nichts.
Tiere sind hochsensibel und offenbaren die Wahrheit über ihren Besitzer, hier der Hund.
AntwortenLöschenIch ziehe jedes Tier einem Menschen vor, weil sie sich nur begrenzt verstellen können.
Wer Hunde in eine Handtasche packt und sich ganz toll vorkommt, ist innerlich eine verrottete Seele.
Haustiere sind Schutzbefohlene wie Kinder und sollten niemals alleingelassen werden.