Donnerstag, 8. Februar 2024

Die große Lüge

 


Wir lügen alle. Meistens sind es harmlose Lügen. Die schönste Lüge ist das Kompliment. Ich kenne jemanden, der notorisch lügt und ganze Lügengebäude errichten kann.

Diese Person hat bis vor einigen Jahren an der Uni Mainz studiert. Sie ist dreimal durch dieselbe Klausur gerasselt. Das bedeutet Zwangsexmatrikulation, auf gut deutsch: Sie ist von der Uni geflogen. Kommt in den besten Familien vor. Sie hat aber noch ein halbes Jahr so getan, als würde sie studieren. Hat uns, ohne rot zu werden, von ihren Seminaren und Vorlesungen berichtet, von bestandenen Klausuren und dem Studentenleben. Sie ging morgens aus dem Haus, winkte ihrer Mutter fröhlich zu und fuhr davon. Wohin weiß keiner. Die Sache flog auf, als sie zum Arzt musste. Wer nicht mehr an der Uni gemeldet ist, hat auch keine Krankenversicherung mehr. Also hat sie die Charade zähneknirschend beichten müssen.

Darüber kann man noch schmunzeln, obwohl ihre Familie natürlich sehr wütend war. Weniger lustig ist folgende Lüge. Sie war Besitzerin eines Hundes, der sie angeblich mehrfach gebissen hat. Sie hat ihn einschläfern lassen. Erfahrene Hundebesitzer wissen, dass Hunde manchmal nach einem Menschen oder einem anderen Hund schnappen. Das Schnappen ist eine letzte Warnung. Komm mir nicht zu nahe. Lass mich in Frieden. Hunde schnappen auch, wenn sie im Stress sind oder Schmerzen haben. Es ist die gelbe Karte der Hundesprache. Das ist, wie Bellen oder Schwanzwedeln, Teil ihrer Kommunikation.

Der Hund, um den es hier geht, hatte ein Kampfgewicht von dreißig bis vierzig Kilo, einen Schädel wie ein Medizinball und ein furchterregendes Gebiss. Hätte er wirklich zugebissen, z.B. in den Unterarm oder die Hand, hätte besagte Person danach in die Notaufnahme gemusst. Ärztliche Behandlung, Tetanusspritze, Verband oder Gips, Schmerzmittel, Krankschreibung usw. Solche Bisswunden hinterlassen Narben, die man ein Leben lang hat. Sie war aber nie im Krankenhaus und hat auch keine Narben. Der Hund hat sie nicht gebissen, er hat nach ihr geschnappt.

Wenn sie den Hund nicht mehr haben will, hätte sie ihn auch ins Tierheim bringen können. Ein Freund von mir hat sich mal einen Hund aus dem Heim geholt, der in der Wohnung einer heroinabhängigen Frau gelebt hat. Der war völlig durch den Wind. Ein halbes Jahr später und nach intensivem Training war er wieder ganz normal. Man muss den vierbeinigen Schutzbefohlenen nicht umbringen, Hunde sind lernfähig. Der arme Kerl war erst drei Jahre alt und hatte sein Hundeleben noch vor sich. Vielleicht hat es ihr aber auch einfach nur Spaß gemacht, einem Tier bei Sterben zuzusehen. Zwei Wochen später hat sie sich einen Welpen gekauft.

Ich habe den Kontakt zu dieser Hundemörderin inzwischen abgebrochen. Solche Leute sind für mich der Abschaum der Menschheit. Da helfen auch die ganzen Dior-, Yves Saint Laurent- und Louis Vuitton-Handtaschen nichts.

 

1 Kommentar:

  1. Tiere sind hochsensibel und offenbaren die Wahrheit über ihren Besitzer, hier der Hund.
    Ich ziehe jedes Tier einem Menschen vor, weil sie sich nur begrenzt verstellen können.
    Wer Hunde in eine Handtasche packt und sich ganz toll vorkommt, ist innerlich eine verrottete Seele.
    Haustiere sind Schutzbefohlene wie Kinder und sollten niemals alleingelassen werden.

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