Samstag, 17. Februar 2024

Der fliegende Blogger – Epilog

 

Bonetti rief Pralinski an.

„Hören Sie, ich bin pleite. Alle Mitarbeiter verlassen das Schiff. Verkaufen Sie den alten Schrotthaufen und verteilen Sie den Gewinn an die Belegschaft. Die gesamte Technik ist ja inzwischen völlig veraltet. Viel werden Sie nicht mehr bekommen. Ich verabschiede mich und danke Ihnen für die vielen Jahre, die Sie mir treu gedient haben. Leben Sie wohl.“

Dann fragte er sich zum Job-Center durch. Die ganzen Apps auf seinem Handy funktionierten nicht mehr.

Als er die Eingangshalle betrat, verließ ihn der Mut. Hier saßen bestimmt hundert Leute im Wartebereich und sie waren alle jünger als er. Er ging zum Empfangsschalter.

„Guten Tag. Ich suche Arbeit.“

„Sie suchen Arbeit?“ schrie die Frau hinter dem Tresen aufgeregt.

Plötzlich herrschten tumultartige Zustände im Saal. Alle sprangen von ihren Sitzen und rannten auf Bonetti zu. Bald war er von einer Menschenmenge umringt.

„Ich brauche einen Gärtner.“

„Ich brauche einen Pfleger.“

„Ich brauche einen Handwerker.“

„Ich brauche einen Assistenten.“

Es dauerte eine Weile, bis Bonetti begriff, dass er nicht von Arbeitslosen, sondern von Arbeitgebern umringt war.

Er entschied sich für ein winziges Start-up, das sich auf gedruckte Bücher spezialisiert hatte, für die es immer noch einen Markt gab. Er schrieb historische Kurzgeschichten, verpackte Bücher in Kartons und brachte sie zur nächsten Amazon-Filiale.

Bonetti ist bescheiden geworden. Es stört ihn nicht, wenn ihm schöne Frauen nicht mehr rettungslos verfallen, wenn sein Kaviaratem ihr Gesicht streift. Es läuft ihm kein neoliberales Schaudern mehr den Rücken hinunter, wenn er einen Studenten mit Rastalocken sieht. Er trinkt seinen Wein jetzt aus dem Tetrapak. Und so lebt er glücklich bis an sein Ende.

 

2 Kommentare:

  1. Telefone gehen also noch ...

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    1. Natürlich. 2050 gibt es ja auch noch die Tagesschau und Jan Böhmermann.

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