Donnerstag, 15. September 2022

Eine Führung durchs Lachkabinett


Ich dachte erst, ich höre nicht recht. Da redet die Bundesverteidigungsministerin, eine Rohrkrepiererin von scheuerschem Ausmaß, von einer deutschen Führungsrolle in Europa, auch in militärischen Fragen. Echt jetzt? Führung? Wohin eigentlich? Und wen will sie führen? In London und Paris wird man herzlich gelacht haben. Sie haben Atomwaffen, wir haben die Bundeswehr. Immerhin in der Corona-Krise im Bürodienst verwendbar. In Washington und Peking wird man dieses alberne und aufgeblasene Gekläffe gar nicht wahrgenommen haben.

Es ist nicht die Zeit der Höhenflüge, es ist die Zeit des Niedergangs. Nach dem Wirtschaftswunder kommt die Wirtschaftskatastrophe, die Rezession und der ökonomische Abstieg breiter Bevölkerungsschichten. Erst Nullzinspolitik, jetzt hohe Inflation und Bankrott. Vom vielgerühmten Exportweltmeister zum Energiebettler. Scholz ist nicht der neue Führer, er geht von Haustür zu Haustür und hält seinen Hut hin. Adios, Wohlstand.

Der deutsche Prahlhans ist in den letzten Jahren behäbig und hochnäsig geworden. Ein Volk von Klugscheißern und Besserwissern, die anderen gerne ungefragt gute Ratschläge geben und sich alle für Experten halten. Plötzlich sind sie auf ihre eigene kleine Welt zurückgeworfen, auf einen Alltag, der immer schwieriger zu bewältigen ist. Stromrechnungen und Heizkosten fressen ihre Guthaben auf. Sie können sich nicht mehr alles leisten, was sie sich wünschen. Noch nicht einmal alle Lebensmittel, die sie gerne essen. Nach dem Kaufrausch kommt der Konsumkater. Kaufe ich eine Handvoll Avocados oder ein paar neue Schuhe bei Deichmann?

Im Frühling 2020 habe ich mal geschrieben, dass ich diesem arroganten Haufen eine fette Krise an den Hals wünsche. Eine Seuche, einen Krieg oder eine schwere Rezession. Jetzt haben wir sogar alles zusammen bekommen. Das freut mich. Nichts anderes hat den Deutschen im 20. Jahrhundert so gutgetan wie die Niederlagen in den beiden Weltkriegen und dem anschließenden Hungern und Frieren. Verstehen wir es als Purgatorium für unsere Sünden, für unseren Hochmut, unsere Gier und das Leiden, das wir über viele Menschen in anderen Ländern gebracht haben. Möge uns das Schicksal zu mehr Bescheidenheit und einer besseren CO2-Bilanz prügeln, wenn wir es schon durch Einsicht nicht geschafft haben.  

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7 Kommentare:

  1. > Ich dachte erst, ich höre nicht recht. Da redet die Bundesverteidigungsministerin, eine Rohrkrepiererin von scheuerschem Ausmaß, von einer deutschen Führungsrolle in Europa, auch in militärischen Fragen. Echt jetzt? Führung? Wohin eigentlich?

    Vor allen Dingen: Womit?
    Um eine militärische Führungsrolle in Europa (nebenbei gefragt: Warum?) zu übernehmen, bräuchte es mehr als die 100 Milliarden Euro ,,Sondervermögen''.

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    1. Das "Sondervermögen" ist bei den Preisen für Flugzeuge und Panzer schnell ausgegeben. Kompetentes Personal bekommt man damit nicht.

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    2. Momentan ist das Personal weniger das Problem sondern mehr das Material.

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    3. Material wird ja gerade für viel Geld beschafft, aber auch die Bundeswehr leidet unter Fachkräftemangel. Wer will denn noch Soldat werden? Jeder sieht die Bilder vom Krieg in der Ukraine. Oder würdest du zur Armee wollen?

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  2. Das Material, welches gerade (angeblich) beschafft wird, wird nicht für die Personalstärke reichen! Bisher sind wohl noch keine Bestellungen für neue Kampfpanzer usw. raus an die Industrie!
    Bisher müssen sich die Einheiten der Bundeswehr im Auslandseinsatz noch immer ihr Material zusammenbetteln.

    Zur Armee würde ich auf jeden Fall sofort gehen um bei unseren ruhmreichen und unbesiegbaren Streitkräften ... nein! Natürlich nicht (bin eh zu alt und zu kaputt dafür)!

    Thomas Wiegold verfolgt ja die Personalstärke der Bundeswehr:
    https://augengeradeaus.net/2022/09/personalstaerke-juli-2022-anstieg-auf-ueber-183-000-dank-mehr-zeitsoldaten/ (Beispiel Juli)

    Trotzdem wird es auch mit den versprochenen 100 Milliarden Euro nicht genügend Material für diese knapp 180.000 Soldatinnen und Soldaten geben! Das reicht einfach nicht -- zumal ein ordentlicher Batzen dafür ja für die F35 ausgegeben wird.

    Die Bundeswehr wird z.B. weiterhin weniger Panzer für das angestellte Personal haben. Das ist in etwa so, also ob Du ein Busunternehmen mit 20 Busfahrern hast -- aber nur einen Bus.

    (sorry für evtl. Tippfehler, bin gerade ein wenig angeschickert)

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    1. Eigentlich bin ich ganz froh, dass Deutschland keine starke Armee hat und sämtliches Gefasel über "Führung" jeglicher Grundlage entbehrt. Als Kriegsdienstverweigerer war ich noch nie ein Fan des Militärs.

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  3. Jetzt weiss ich endlich, warum die bei Deichmann keine Avocados mehr haben.

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