Der Krieg im Pazifik: Anfang und Ende

Verdammte Datumsgrenze. Es heißt immer, der Zweite Weltkrieg im Pazifik hätte am 7. Dezember 1941 mit dem Überfall Japans auf die U.S. Navy in Pearl Harbour begonnen. Tatsächlich begann er am 8. Dezember mit dem japanischen Angriff auf die britische Kolonie Malaya – siebzig Minuten früher, aber auf der anderen Seite der Datumsgrenze. Auch die Kronkolonie Hongkong, einer der größten Häfen der damaligen Zeit, wurde am selben Tag angegriffen und kapitulierte bereits Weihnachten 1941. Malaya wurde eingenommen, danach attackierten die Japaner den strategisch wichtigen britischen Militärstützpunkt Singapur. Der bekannte Historiker Paul Kennedy bezeichnet den „schwarzen Sonntag“, die Kapitulation Singapurs am 15. Februar 1942, als Ende der britischen Weltherrschaft. 140.000 Mann gingen verloren. Nach Dünkirchen die zweite Demütigung in diesem Krieg. Daraufhin kam es in Indien zu Volksaufständen.

Damit war auch die Hauptstoßrichtung der japanischen Streitkräfte klar: nach Süden, nicht nach Osten. Die amerikanisch geprägte Geschichtsschreibung stellt Pearl Harbour in den Mittelpunkt. Aber den Japanern ging es nur um die Vernichtung der amerikanischen Pazifikflotte, um ungestört nach Süden vordringen zu können. Der Grund war denkbar einfach: Öl und Rohstoffe. In Südostasien, v.a. im heutigen Brunei, Malaysia, Indonesien und Birma, gab es Ölfelder. Die USA lieferten seit September 1940, Japan hatte gerade den Bündnisvertrag mit dem Deutschen Reich und Italien unterzeichnet („Achse Berlin-Rom-Tokio“) unterzeichnet, kein Öl mehr nach Japan. 1941 erschien die Gelegenheit günstig. Die Kolonialmächte Frankreich und Niederlande waren von der Wehrmacht besetzt, das Empire war mit der Verteidigung des Kernlands beschäftigt und setzte die Royal Navy hauptsächlich im Mittelmeer und beim Konvoischutz im Nordatlantik ein, die Sowjetunion (mit der sich Japan noch im August 1939 eine offene Schlacht in Mandschukuo geliefert hatte) war seit Juni 1941 im Überlebenskampf gegen die Nazis. Innerhalb weniger Monate hatte Japan 1942 alle Kriegsziele in Südostasien erreicht und sämtliche Ölfelder besetzt.

Nach allgemein geltender Auffassung wurde der Zweite Weltkrieg in Asien durch den Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki beendet. Das kann man auch anders sehen. Schließlich haben die alliierten Bombenangriffe auf deutsche Städte auch nicht den Ausschlag im Kampf gegen das Dritte Reich gegeben, sondern der Vormarsch der Roten Armee nach Westen. Stalin hatte Roosevelt und Churchill in Jalta versprochen, Japan drei Monate nach Kriegsende in Europa anzugreifen. Er hielt sich auf den Tag genau an den Plan und griff am 8. August 1945 an. Damals hatte Japan im Marionettenstaat Mandschukuo 600.000 Mann und im besetzten Teil Chinas eine Million Mann. Es waren die letzten intakten Armeen Japans. Innerhalb kürzester Zeit mussten die Japaner eine vernichtende Niederlage hinnehmen. Russische und chinesische Historiker sagen, dies sei der eigentliche Grund für Japans Kapitulation gewesen. Schließlich seien die Japaner zur Eroberung Chinas in den dreißiger Jahren in den Krieg gezogen. Ende August 1945 war die Kwantung-Armee in der Mandschurei vollständig vernichtet, am 2. September kapitulierte Japan. Fairerweise muss man sagen, dass dieser Sieg ohne amerikanische Waffenlieferungen nicht möglich gewesen wäre.