Dienstag, 27. September 2022

Der One-Night-Stand

 

Als ich aufwachte, war ich immer noch besoffen. Ich öffnete die Augen, aber alles war verschwommen. Da war Licht, aber es gab keine Konturen. Ich blinzelte ein paar Mal, aber es wurde nicht viel besser. Nachdem ich mir die Augen gerieben und einige Zeit gewartet hatte, sah ich die ersten Umrisse. Ich blickte auf zwei Fenster, neben mir war ein flacher Tisch mit Gläsern und Flaschen. Mein Kopf war schwer und das Licht tat höllisch weh, also ließ ich ihn zurücksinken. Ich lag auf einem Sofa, ohne Schuhe, aber mit Hose und Hemd. Keine Decke, kein Kopfkissen.

Ich wachte noch einmal auf. Die Morgensonne hatte den ganzen Raum erfüllt. Ich stand auf. Wo war ich? Ich hatte keine Ahnung. Ich ging auf den Flur und roch den Duft von Kaffee. In der Küche stand ein Mann. Ich hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Er drehte sich zu mir um. Ein verunglücktes Lächeln, ein schiefer Strich in einem unrasierten Gesicht.

„Ich habe leider nichts zum Frühstück im Haus“, sagte er zu mir.

Ich hatte ohnehin keinen Hunger. „Ist okay“, antwortete ich nur.

Was war letzte Nacht geschehen? Ich hatte keine Ahnung. Ich wusste noch nicht mal, wie dieser Typ hieß, der gerade vor mir in der Küche stand.

„Wie heißt du eigentlich?“, fragte ich ihn.

„Heiko. Und du?“

Ich schüttelte nur den Kopf und ging weg.

Erstmal pissen.

Dann nachdenken.

Meine Klamotten waren komplett vorhanden, auch Brieftasche und Hausschlüssel.

Ich drückte die Spülung und ging zur Haustür. Dort standen meine Schuhe.

Dann verließ ich das Haus. Die Sonne war herrlich. Früher Morgen. Nur wenige Leute auf der Straße. Alle auf dem Weg zur Arbeit.

Wo war ich?

Ich lief durch die Straßen, bis ich zur nächsten Bushaltestelle kam. Der Bus war voller Bürofuzzies mit dunklen Anzügen.

Irgendwo habe ich dann gefrühstückt. Bei einem Käseomelett und einer Tasse Kaffee kamen die Erinnerungen zurück.

Heiko.

Wir hatten uns an einem Tresen in einer Weddinger Kneipe kennengelernt. Offside. Johnny Walker Blue Label. Trinken die wenigsten. Acht Euro für zwei Centiliter. Aber jeden Cent wert. So kamen wir ins Gespräch. Und dann bin ich bei ihm gelandet. Er wollte mir seine Single Malts zeigen. An den Glenmorangie und den Tullamore Dew konnte ich mich noch erinnern. Wir tranken und lachten. Keine Ahnung, wie lange. Das Ende habe ich vergessen. Eigentlich war es ein schöner Abend.

Und ein schöner Morgen.

Klaus Nomi - Samson and Delilah (Aria) - YouTube

 

4 Kommentare:

  1. Muss Snowden jetzt gegen die Ukrainer kämpfen?
    Aberlour. 12 Jahre alt.

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    1. Am besten hat mir der Glenmorangie geschmeckt, am schlimmsten war der Laphroaig.

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    2. @Kiezschreiber: Muss Medizin schmecken ?

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    3. Sie muss nicht schmecken, aber sie kann ;o)

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