Es war klar, dass sie sich eines
Tages begegnen würden. Aber ich wusste auch, dass es erst nach meinem Tod sein
würde. Aber der Reihe nach.
Meine Beerdigung fand an einem
herrlichen Spätsommertag statt. Es war angenehm warm, aber nicht heiß, und ein
frischer Wind ließ das Laub in den Baumkronen rauschen. Die Straße zum Friedhof
war von zehntausenden Fans gesäumt. Eine Frau hielt ein Schild hoch: „Bonetti,
ich will ein Gespenst von dir.“
Mein schneeweißlackierter
Prunksarg aus Mahagoni stand auf einer offenen Kutsche, die von acht Schimmeln
gezogen wurden. Langsam und majestätisch bewegte sich der Trauerzug durch die
Stadt.
Vor dem Friedhof stand eine
Reihe von schwarzen Limousinen. Ich hatte testamentarisch verfügt, dass mein
Sarg vom Papst, dem amerikanischen Präsidenten, dem Bundeskanzler, Manuel
Neuer, Udo Lindenberg und Jürgen Habermas getragen werden sollte. Sie brachten
ihn in die Kapelle des Friedhofs.
Bundespräsident Steinmeier hielt
die erste Trauerrede. Er lobte meine politische Weitsicht und mein
gesellschaftliches Engagement. Dann sprach Queen Elisabeth II., die einige
amüsante Episoden aus einem gemeinsamen Badeurlaub in Biarritz zum Besten gab.
Dann folgte mein Verleger und der Erzbischof von Wichtelbach. Die Tränen flossen
in Strömen und das laute Schluchzen der Trauergemeinde unterbrach in
regelmäßigen Abständen die Vorträge.
Dann trugen die sechs Männer
meinen Sarg zur offenen Grube. Es bildete sich eine Schlange am Sandhaufen.
Aber es gab Unruhe. Traditionell darf die Witwe beginnen. Der Erzbischof
ermahnte die Trauergemeinde, der Witwe den Vortritt zu lassen. Drei Frauen
gingen nach vorne. Ich hatte drei Frauen und drei Familien. Eine in
Wichtelbach, eine in Berlin und eine auf halber Strecke in Fulda.
Jede wollte die erste sein und
sie begannen eine wilde Prügelei. In der nun ausbrechenden allgemeinen Panik
und Hysterie versuchten einige Trauergäste die keifenden Frauen zu trennen, die
sich gegenseitig ihre Handtaschen um die Ohren schlugen. Dabei wurde der Sarg
umgeworfen und meine Leiche rollte heraus. Sie blieb einen Augenblick am
Grubenrand liegen und rutschte dann ganz langsam hinunter. Mein Toupet blieb neben
dem Sarg liegen.
Sie werden jetzt fragen:
Bonetti, wie kannst du von deiner eigenen Beerdigung berichten? Ich antworte
Ihnen: Ein guter Autor kann alles. Ich habe es immer als Privileg empfunden,
meine Texte im Spiegelsaal von Versailles zu schreiben, während das Wiener Philharmonie-Orchester
dazu Mozart spielt.
Tatsächlich war die Beerdigung an einem lausig nebligen Novembertag. Es waren auch keine drei Ehefrauen am Grab. Sondern drei Gerichtsvollzieher die sich um die vermeintlichen Messinggriffe am Sarg prügelten, bis der versoffene Totengräber, anstatt sich eine Kippe anzuzünden aus Versehen einen der Griffe ankokelte. Alles PLastikkram made in China mit einem Strich Idar-Obersteiner Trompetengold aufgemotzt.
AntwortenLöschenNa, und der Sarg erst!
Original Pappendeckel aus der Rummelkau mit 'nem Töpfchen Ofenrohrlack und einem Strich Kalk auf Eiche rustikal getrimmt.
Woher ich das alles weiß?
Ich bin die Krähe, die, als der Totengräber seine Schnapsflasche zur Seite stellte und nach der Schaufel griff, noch schnell im Tiefflug einen Abschiedsgruß auf den Sarg kackte ... Aak Aak ... Harck ... Rak ... Knrrrr ...
Das ist Leichenschändung! Anzeige ist raus
Löschen*schnaub*
Du Schelm! ... wo keine Leiche, keine Schändung!
LöschenDer Pappendeckel-Sarg war vollgestopft mit unbezahlten Rechnungen, Schuldscheinen und ähnlichen Bonetti-Paraphernalien. Der versoffene Totengräber natürlich Bonetti him self!
Harck ... Harck ...
Bonetti versoffen? Ich hatte bisher nur ein Glas Weißwein und ich bin schon zwei Stunden wach!
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