Die Deutschen besaßen 2021 ein
Vermögen von zwanzig Billionen Dollar, hat Boston Consulting ausgerechnet. Ein
neuer Höchststand. Das sind 240.000 Dollar pro Nase. Eine vierköpfige Familie
ist also fast schon Millionär. Gut, das Geld ist womöglich etwas ungleich
verteilt. Aber mit harter Arbeit kannst du es schaffen, Holgi!
Kleiner Spaß. Der Praktikant,
der mir gerade die Füße massiert, während ich diesen Text diktiere, lacht pflichtschuldig.
Jetzt macht sich Holgi aber
Sorgen um den deutschen Wohlstand. Inflation, Fachkräftemangel,
Lieferkettenprobleme. Nachdenklich betrachtet er sein Gasfeuerzeug. Aber
glücklicherweise liegt das Problem auf der Angebotsseite. Die Nachfrage ist
intakt, die Leute haben Geld und sind wie immer geil auf Konsum. Läge das
Problem auf der Nachfrageseite, müsste sich Holgi wirklich Sorgen machen. Die
gute Nachricht: Weniger Wachstum und aufgeschobener Konsum sind gut für die
Umwelt.
Gibt es wirklich einen Grund,
sich um unseren Wohlstand zu sorgen? Bonetti schaut auf ein langes und
erfülltes Leben zurück. Er schöpft aus dem Reichtum seiner persönlichen Erfahrung
und vergleicht das Leben in seiner Kindheit mit der jetzigen Situation.
1.
Essen: In den
siebziger Jahren kannten wir weder Pizza, noch Hamburger oder Sushi. Spaghetti
mit Ketchup war das exotischste, was wir auf den Teller bekamen. Sonntags ging
man in ein deutsches Gasthaus, um Jägerschnitzel zu essen, oder war bei den
Großeltern zum Schweinebraten eingeladen. Es gab Vollmilchschokolade und
Trauben-Nuss. Sonst nix. Avocado war eine Stadt an der Costa Brava. Heute gibt
es in jeder Kleinstadt chinesische, italienische, griechische und japanische
Restaurants, die Supermärkte sind ein Schlaraffenland. Zwei Drittel aller
Männer sind übergewichtig.
2.
Medien: Es gab drei
Fernsehsender, die erst am Nachmittag ihr Programm begonnen haben. Kein
Internet, keine Playstation, kein iPod. Noch nicht mal der Walkman war
erfunden. Wir hatten Brettspiele, ein Flugzeug-Quartett und einen Satz
Skatkarten. Wir waren jeden Tag stundenlang im Freien und mussten irgendwas
spielen.
3.
Urlaub: Campingplatz
in der Eifel oder eine kleine Pension an der Ostsee. Als ich 1976 zum ersten
Mal im Flugzeug saß (mit Neckermann nach Malle) und sogar das Cockpit besuchen
durfte, war ich nach den Sommerferien der Star auf dem Schulhof. Heute kann Hinz
und Kunz nach Australien fliegen. Die ganze Welt steht uns offen.
Wenn man das große Bild
betrachtet, ist der Wohlstandsgewinn noch deutlicher zu sehen. In meiner
Kindheit gab es in China noch Hungersnöte, wenn die Reisernte schlecht ausfiel.
Wir haben Entwicklungshilfe an China gezahlt. Kein Chinese kam als Tourist nach
Deutschland, um sich Neuwahnstein anzuschauen, weil sie einfach nicht das Geld
für Fernreisen hatten.
Die Lebenserwartung ist
gestiegen, die medizinische Versorgung hat sich verbessert. Es sterben weniger
Menschen im Straßenverkehr und die Zahl der Gewaltverbrechen ist rückläufig.
Aber Holgi sieht immer nur das Negative. Holgi ist wunschlos unglücklich. Warum
gehst du nicht zu den Zeugen Jehovas? Die warten auch auf den Weltuntergang.
Computerliebe (Die Module spielen verrückt) -
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