Normalerweise wäre die
Fußball-WM jetzt vorbei und wir würden darüber diskutieren, warum die deutsche
Mannschaft schon in der Gruppenphase ausgeschieden ist. Stattdessen gibt es ein
paar lauwarme und halbherzige Debatten über einen Boykott des Turniers. Als ob
Ihr ganzen Windbeutel an den Empfangsgeräten im November nicht einschalten
würdet. Sobald Deutschland spielt, gehen die Quoten wieder durch die Decke.
Jede Wette. Das war beim Turnier 2018 in Russland so, das wird sich in Katar
wiederholen.
Der erste Gegner der DFB-Auswahl
ist Japan. Was wissen wir über das Land der aufgehenden Sonne? Man ernährt sich
von Sushi und Sake, es gibt Godzilla, der für die Erdbeben, und Tusnami, die
für Überschwemmungen zuständig ist. Der Kaiser heißt Tenno, unser Kaiser heißt
Franz. Wir wissen nicht, wie viel Schmiergeld die Japaner für die WM 2002
gezahlt haben, aber wir haben die WM 2006 relativ günstig bekommen. Wir haben
viel weniger gezahlt als die Araber.
Es spielen einige Japaner in der
Bundesliga. Wataru Endo ist Stuttgarts Kapitän, Genki Haraguchi spielt bei
Union, Daichi Kamada in Frankfurt und Takuma Asano bei Bochum. Dazu kommen zwei
Spieler aus der zweiten Liga und Spieler aus anderen europäischen Ligen (Frankreich,
Belgien, Italien, Spanien), die im aktuellen japanischen Kader sind. Japan ist
auf Platz 24 der FIFA-Weltrangliste, Deutschland auf Platz 11. Bei zwei
direkten Vergleichen gab es einen deutschen Sieg in Yokohama und ein
Unentschieden in Leverkusen. Fun Fact: Ich war schon mal in Yokohama, aber noch
nie in Leverkusen.
Das erste Spiel ist sehr
wichtig. Startet man mit einem Sieg ins Turnier, tankt man das nötige
Selbstbewusstsein für den weiteren Verlauf. Verliert man es, wie 2018 gegen
Mexiko, steht man gleich mit dem Rücken zur Wand. 1954, 1974, 1990 und 2014
gelang der deutschen Mannschaft jeweils ein Auftaktsieg. 2006 ging man sogar
mit neun Punkten aus der Gruppenphase und wurde schließlich Weltmeister der
Herzen (Aus im Halbfinale nach einem Tor in der 119. Minute). Neben 2018 gab es
nur 1982 eine Auftaktniederlage, die man mit ein bisschen Schiebung gegen
Österreich aber ausglich, um letztlich sogar das Finale zu erreichen.
Das erste Spiel von Hansi Flicks
Expeditionskorps findet am Mittwoch, den 23. November, um 14 Uhr statt. Ungünstig
für ein Treffen mit Freunden. Viele Menschen, die ich kenne, sind dummerweise
immer noch berufstätig. Der zweite Gegner heißt Spanien. Ich erinnere in diesem
Zusammenhang an die letzte Begegnung vor zwei Jahren, die 0:6 ausging.
Deutschlands höchste Niederlage seit Stalingrad. Eine kurze Anmerkung:
Optimismus ist nur ein Mangel an Information. Aber der Termin ist perfekt:
Sonntagabend, zwanzig Uhr. Nur vier Tage nach der Auftaktniederlage.
Costa Rica ist der letzte
Gegner. Auf dem Papier eine einfache Sache. Aber ich möchte an die WM 2014
erinnern, als Costa Rica in einer Todesgruppe mit den Weltmeistern Uruguay,
Italien und England war. Costa Rica wurde Gruppenerster, Italien und England
schieden aus. Zwei Siege, ein Unentschieden. Nur ein Gegentor in drei Spielen.
Dennoch hoffe ich, dass wir uns wenigstens mit einem Sieg gegen die
Lateinamerikaner aus dem Turnier verabschieden können. Am ersten Dezember ist
alles vorbei und wir können uns den Weihnachtsmärkten widmen – und dem WM-Boykott.
Häuptling
Ruhender Ball
Solange Katar US-Fracking-Gas liefert, ist zur WM alles paletti.
AntwortenLöschenPS: Die Frauen-EM beginnt. Alter Chauvi.
Lieber Chauvi als Frauenversteher.
LöschenAußerdem heißt das Chauvinist*innen.
O.K.: Reden wir über Fußball ;-)
LöschenHistory: 8. Juli = 40 Jahre Schumacher vs. Battiston.
Danach Finale und vorher Schande von Gijon gegen Österreich.
Irgendwie ist mittlerweile alles lauwarm.😇
Schön war ja auch Schumachers anschließender Kommentar zu den fehlenden Schneidezähnen seines Gegners: "ich zahle dem Battiston die Jacketkronen."
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