Er saß im Bus schräg vor mir.
Schiefergrauer Anzug, hellbraune Halbschuhe. Er würdigte die Stadt keines
Blickes und sah nur auf sein Handy. Offenbar ein Einheimischer, vielleicht auf
der Rückfahrt nach Hause. Es war kurz vor sechs.
Ich weiß nicht, warum meine Wahl
auf ihn fiel. Aber er war es. Das wusste ich. Keine Besonderheiten. Nichts
Ungewöhnliches. Aber genau der Richtige. Er stieg am Kaiserdamm aus und ich
folgte ihm.
Wenig später betrat er einen
Altbau. Ich beobachtete ihn durch den Glaseinsatz der Haustür. Er stand vor dem
Fahrstuhl und wartete. Dann verschwand er aus meinem Blickfeld. Ich ging auf
die andere Straßenseite und setzte mich auf eine Bank.
Zwei Stunden später verließ er
das Haus. Jetzt trug er eine Jeans und ein schwarzes T-Shirt. An seiner Seite
war eine junge Frau, Mitte oder Ende zwanzig. Lange schwarze Haare, ein
cremefarbenes Sommerkleid und Sandaletten mit Absatz.
Ich stand auf und folgte ihnen.
Sie gingen in ein Bistro, das wenige Straßen weiter an einer Straßenecke lag. Ich
wartete eine Minute, dann betrat ich ebenfalls das Lokal. Sie hatten einen
kleinen runden Tisch am Fenster. Der Nebentisch war glücklicherweise frei, also
setzte ich mich mit dem Rücken zu ihnen.
Sie bestellten Flammkuchen und
Pinot Grigio, ich gab eine Quiche Lorraine und ein Glas Bier in Auftrag. Ich
hörte ihnen zu. Es ging hauptsächlich um die Arbeit. Sie war offensichtlich
Lehrerin und sprach von fremden Kindern, er war Angestellter in einer
Personalabteilung und sprach von deprimierenden Bewerbungen.
Nach einer Stunde verließen sie
das Bistro. Ich bezahlte und folgte ihnen wieder. Er hatte den Arm um ihre
Schulter gelegt und drückte sie an sich. Ich hoffte, dass sie noch nicht gleich
nach Hause gingen.
Plötzlich drehte sich der Mann
um, sah mir ins Gesicht und fragte mich: „Kann ich Ihnen helfen?“
Aber mir war nicht mehr zu
helfen.
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