Blogstuff 695
„Lass uns faul in
allen Sachen,
Nur nicht faul zu
Lieb‘ und Wein‘,
Nur nicht faul zur
Faulheit sein.“
(Gotthold Ephraim
Lessing)
Schweppenhausen-Berlin.
Ich reise zuhause ab, um wenige Stunden später zuhause anzukommen.
Es ist
schon frustrierend und erschöpfend, über diese Welt nachzudenken. Aber darüber
schreiben? Warum sollte ich dieses Kreuz auf mich nehmen?
Die
Religion ist der Nagel, an den man ganz bequem sein ontologisches
Erkenntnisinteresse hängen kann. Alle Fragen zum Ursprung des Universums, zum
Sinn des Lebens, zum Tod, zur Ewigkeit und zur Ethik sind mit einem Schlag beantwortet. Ein günstiges Pauschalangebot, das bereits viele Reisende vor dir
gebucht haben.
Im
Mittelalter gab es die Generation Kreuzzug.
„Entschuldigung,
ich habe geträumt.“ Vor mir steht der große junge Türke, das Riesenkind, das
hier irgendwo im Kiez wohnt. Er soll an der Aldi-Kasse bezahlen und war mit
seinen Gedanken woanders. Er hat nicht
das Down-Syndrom, aber er ist geistig zurückgeblieben. Er arbeitet nicht, lebt
aber auch nicht im Heim. Ein herzensguter, aber völlig hilfloser Mensch,
irgendwo im Niemandsland zwischen Normalität und Behinderung.
Hätten
Sie’s gewusst? Im Sommer 1994 zogen die letzten Soldaten der Roten Armee aus
der ehemaligen DDR ab, im Herbst begann mit dem Einmarsch russischer Truppen
der erste Tschetschenienkrieg, nachdem ein pro-russischer Regime Change zuvor
gescheitert war. Geringe Kampfmoral und hohe Verluste führten letzten Endes zur
Niederlage Russlands. Tschetschenien blieb unabhängig, wurde allerdings
international nicht als Staat anerkannt.
Warum
können wir nicht einfach zugeben, dass wir vor zwanzig oder vierzig Jahren ein
ganz anderer Mensch waren, mit dem wir heute nichts mehr zu tun haben wollen?
Woran
die alten Utopien (Orwells „1984“, Huxleys „Brave New World“ und Samjatins
„Wir“) leiden, ist der Glaube an einen starken Staat. Der Staat ist gar nicht
mehr notwendig, die Menschen funktionieren im Sinne der Unternehmen von ganz
allein.
Ich
schlage für eine neue Literaturgeschichte folgende Systematik vor:
1.
Texte, die im Sitzen entstanden sind
2.
Texte, die im Gehen entstanden sind
3.
Texte, die im Liegen entstanden sind
Depeche
Mode - Get the Balance Right! (Official Video) - YouTube
Schreiben ist eine ganz und gar egozentrische Geschichte, für nichts anderes in der Welt, um seine Zeit zu vergeuden. Man könnte auch Schwimmen gehen. Oder hinfallen.
AntwortenLöschenIch nehme mir oft vor, weniger zu schreiben. In Berlin habe ich wochenlang mit bloßen Händen geschrieben und verfluche seit Tagen meine Geschwätzigkeit, weil ich jetzt alles abtippen muss.
LöschenHäuptling Ruhender Ball
Gott dem Herrn!
LöschenDu willst nicht hören?
Du wirst fühlen.
Wenn im Unendlichen dasselbe
Sich wiederholend ewig fließt,
Das tausendfältige Gewölbe
Sich kräftig ineinander schließt,
Strömt Lebenslust aus allen Dingen,
Dem kleinsten wie dem größten Stern,
Und alles Drängen, alles Ringen
Ist ewige Ruh in Gott, dem Herrn.
(Johann Wolfgang von Goethe)
... so SCHÖN 🙏
Löschen