Samstag, 16. April 2022

Gorbatschow ist an allem schuld

 

Was wäre eigentlich passiert, wenn Gorbatschow 1985 nicht Generalsekretär der KPdSU geworden wäre, sondern irgendein alter Tattergreis der Immer-weiter-so-Fraktion? Wenn es weder Glasnost noch Perestroika gegeben hätte? Die DDR und die Berliner Mauer würden immer noch existieren, Egon Krenz wäre mit inzwischen 85 Jahren SED-Chef und die Ossis würden Bananen auch weiterhin nur aus dem Westfernsehen kennen.

Noch viel wichtiger: Die Ukraine würde immer noch zur Sowjetunion gehören. Es hätte also den aktuellen Krieg nie gegeben! Gorbatschows unselige Entspannungspolitik, seine Verträge mit dem fiesen Westen, seine Abrüstung, seine gnadenlose Naivität gegenüber der kapitalistischen Furie haben vielen tausend Menschen den Tod gebracht. Meine Meinung!

Im Ernst: Russland war immer ein imperialistisches Land. Im Zarenreich wurden mit der Expansion nach Osten neue Kolonien erworben und Völker im Kaukasus und in Asien unterworfen. Man denke an das Khanat der Krimtartaren, das erst von den Türken, dann von den Russen erobert wurde. Heilige russische Erde, Leute! Stalin hat mit dieser Expansion dann bis tief ins Deutsche Reich weitergemacht. Vom Harz bis nach Wladiwostok erstreckte sich das rote Imperium.

Erst mit dem Ende des Warschauer Pakts erlangten die osteuropäischen Kolonien ihre Unabhängigkeit, mit dem Zerfall der Sowjetunion die Kolonien im Kaukasus und in Asien + Belarus und die Ukraine. Vorher musste man sich jeden Scheiß im Kreml genehmigen lassen wie ein Leibeigener, jetzt konnten die Staaten als souveräne Nationen selbständig Entscheidungen treffen. DDR 1953, Ungarn 1956, CSSR 1968 und Polen 1980 sollten sich nie mehr wiederholen.

Niemand in Osteuropa hatte noch Vertrauen in die Russische Föderation, alle Länder beantragten Mitgliedschaften in EU und NATO. Nur den ehemaligen Sowjetrepubliken wird diese Entscheidungsfreiheit seit über dreißig Jahren verweigert. Von Moskau. „Achtung der Souveränität, Unabhängigkeit und territorialen Unversehrtheit aller Staaten sowie ihres naturgegebenen Rechtes, die Mittel zur Gewährleistung ihrer eigenen Sicherheit sowie der Unverletzlichkeit von Grenzen und des Selbstbestimmungsrechts der Völker selbst zu wählen.“ So steht es in der NATO-Russland-Grundakte. Russland hat sich an diesen Vertrag noch nie gehalten.

Das ist der entscheidende Unterschied, den die Putinverehrer gerne und mit voller Absicht übersehen: Der Warschauer Pakt ist ein Zwangsbündnis gewesen, EU und NATO sind freiwillige Veranstaltungen. Man kann auch wieder austreten. Zwei Beispiele:

1.     1966 zog sich Frankreich aus der militärischen Kooperation der NATO zurück. 30.000 NATO-Soldaten, v.a. US-Truppen, mussten daraufhin das Land verlassen. Erst seit 2009 ist Frankreich wieder Vollmitglied der NATO.

2.     Brexit.

Putins Versuch, mit Gewalt ein neues Imperium aufzubauen, ist zum Scheitern verurteilt. Finnland und Schweden denken über einen NATO-Beitritt nach, die Ukraine möchte in die EU. Die Zeit der Vielvölkerstaaten unter der Hegemonie eines Herrenvolks ist vorbei. Österreich hat es 1918 verstanden, die Serben haben für diese Erkenntnis die kompletten Neunziger gebraucht und die Russen werden es hoffentlich auch bald kapieren.

P.S.: Hier die queere Sicht auf den Ukraine-Krieg:

» Putins Krieg: Warum Europas Freiheit am Tampon-Behälter im Männerklo verteidigt wirdIch hab ja nichts gegen Schwule, aber (nollendorfblog.de)

Interessant ist auch die philosophische Perspektive:

Der Überfall Russlands auf die Ukraine folgt auch einer Ideologie - Spektrum der Wissenschaft




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen